Daß das deutsche Steuerrecht ohne Beispiel auf der Welt ist, sollte jeder Bundesbürger wissen. Falls nicht, sei er an dieser Stelle daran erinnert, daß ca. 80% der Weltliteratur zum Thema Steuer in deutscher Sprache erscheinen und daß es momentan mehr als 70.000 (siebzigtausend) Verordnunge, Gesetze, Richtlinien usw. für das Steuern der Steuern gibt.
Wer das nicht sofort glauben möchte, dem nenne ich nur ein paar Beispiele für steuerrechtliche Aufzeichnungspflichten:
– die Getreide-Mitverantwortungsabgabe-Verordnung vom 25.8.1988 Bundesgesetzblatt (BGBl) I, S. 1700)
– Hennenhalter (Aufzeichnungen nach § 7 der Verordnung zum Schutz von Legehennen bei Käfigtierhaltung vom 10.12.1987 BGBl I, S. 2622)
– Hülsefrüchtebeihilfeverordnung 21.6.1988, BGBl I, S. 846)
– Schulmilchlieferanten (Aufzeichnungen nach $ 7 der Schulmilch-Beihilfen-Verordnung vom 8.11.1985)
Auch für Trödler, Tierversuchsdurchführer, Schornsteinfeger, Schrotthändler, Wildbrethändler, Auskunfteien und 100 andere Gewerbe und Gewerke existieren ähnliche Vorschriften, die in jeweils eigenen Verordnungen Platz fanden.
Mein Vorschlag: All diesen Unsinn ersatzlos streichen, das schont die Nerven und den Wald und die Leute kommen wieder dazu, ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen.
Gerade mit Schaudern bei einem großen Onlinehändler gesehen:
„Kunden, die Artikel gekauft haben, die sich auf Ihrem Wish List befinden, kauften außerdem:“
…ein junger Mann, der beschloß, das Friseurhandwerk zu erlernen. Nicht ganz zum Meister brachte es der junge Mann, aber hatte dennoch bald berufliche Erfolge.
So bescherte er in den frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ganz uneigennützig einer jungen Dame eine völlig neue Frisur. Kurz wurden die Haare und schwarz statt brünett schillerten sie, als die junge Frau von einer Polizeistreife kontrolliert wurde. Niemals hätten die Beamten auch nur vermutet, daß es sich bei der schick und neu frisierten jungen Frau um sie handeln könne, die wegen Mordes gesuchte Freundin eines weltweit gesuchten Kriminellen.
Dieser Verbrecher war vom damals sehr links angehauchten und heute deutlich rechtsextremen Anwalt verteidigt worden und floh spektakulär mit dessen und seiner Kampfgenossen Hilfe aus dem Anhörungssaal.
Dem armen Anwalt wurde darauf die Zulassung entzogen und er wanderte in den Knast. Ein linker Mitstreiter dieses Knastanwalts verteidigte seinen Kumpel damals gegen die Unbilden des Systems, sein Name ist heute auch nicht ganz unbekannt, es ist ein Gründungsmitglied der Partei der Grünen und heutiges SPD-Mitglied und ein ehemaliger Bundesinnenminister.
Der bald aus dem Bau entlassene Anwalt machte sich nun mit einem weiteren Kumpel, diesmal einem Parteifreund, auf den Weg, seine Partei (SPD) programmatisch zu erneuern. Bald trennten sich ihre Wege. Das weitere Schicksal des Anwaltes soll nicht Thema dieser Geschichte sein, zumal es unschön mit NPD, Volkstum usw. endet.
Doch der junge Friseur vom Anfang der Geschichte soll nicht in Vergessenheit geraten, rückt er doch nun wieder ins Rampenlicht. Mittlerweile in der jungen alten Bundeshauptstadt Berlin mit einem sehr gut gehenden Edelsalon versehen, kümmert er sich nicht uneigennützig um Frisuren von RAF-Führungsspitzen sondern lieber um die ergrauten Schläfen des „Parteifreunds“ von oben.
Wir erinnern uns alle noch an das dümmliche und dünne Ablenkungsskandälchen ob der Frage, ob der Kanzler seine Haare nun färbe oder nicht. Oberste Instanz in diesem Urteil war unser Friseurfreund, der wie das Orakel von Delphi verkündete, er hätte nie des Kanzlers Haare gefärbt.
Nicht nur der Kanzler war mittlerweile ein Kunde des Friseurs, sondern auch eine Fernsehmoderatorin. Am Ende jeder ihrer Wochenendsendungen kann man übrigens in der Rubrik Berater den Namen des Friseurs unserer Geschichte lesen. Und das, obwohl der gemeinsame Hundehaarsalon pleite ging.
Bekannt wurde der Friseur auch durch die medienwirksame Verleihung des Titels „elegantester Mann“. In der Jury saßen u.a. der damals neben solchen Nullen wie Daniel Küblbock auch solche prominenten wie der damals noch amtierende Bundesinnenminister und des Friseurs Busenfreundin Sabine Christiansen. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Und nun, nachdem aus dem Haarskandalkanzler ein Gaskonzernskandalexkanzler wurde, nun kümmert sich der mittlerweile nicht mehr so junge Friseur (ziemlich vergeblich IMO) um die Haare von ihr. Nicht nur das, er ist deshalb sogar Mitglied in der Partei geworden, deren Chefin diese Dame mit den unglücklichen Haaren ist.
Und wer nun immer noch nicht den Namen dieses Zeitzeugen kennt, der mittlerweile, wie kann es anders sein, auch seine Memoiren veröffentlichte, der klicke auf diesen Link. Arg seltsam, daß sich die Wikipedia zu ihm völlig ausschweigt. Die einzige, die einen Kampf in der Art dieses Edelmanns gegen den Promifriseur führt, ist eine Tochter der jungen Frau vom Anfang der Geschichte.
Und wenn der Friseur nicht stirbt, dann richtet er auch noch morgen die Haare der politischen Größen.
Vielen Dank an einen leitenden Mitarbeiter dieser Zeitung, der mich zum Schreiben dieses Artikels inspirierte.
Heute habe ich mich rotzfrech verbindlich für die Englischklausur der Viertsemester am 10.12.2005 eingeschrieben.
Mut wird belohnt – hoffentlich.
Update
Me failed english – that’s unpossible! :-/
Hier ein paar eigene Beobachtungen zur verödenden Sprache:
Allenthalben, sei es bei Freunden, Kollegen, Schülern, Nachbarn, Nachrichtensprechern, Journalistem usw., hört man mittlerweile einheitsbreiige Standardfloskeln, die meist auch noch aus dem Englischen abgeschaut wurden.
Beispiele:
* …nicht wirklich (fand ich anfangs auch nett, aber mittlerweile verkam es zur Floskel)
* das Adjektiv „geil“ (völlig überstrapaziert)
* etwas kommunizieren (stark zunehmend und vehement von mir bekämpft)
Nicht vergessen sei abschließend noch das leidige „es macht Sinn“.
In dieser Kategorie werde ich ab und zu ein paar Perlen der Unbildung zu Wort kommen lassen. Ich schwöre, daß ich all diese Sachen selbst erlebte.
Ein kleiner Einstand:
Ich nenne den Namen einer Str. am Telefon „Hegelstr.“ benannt nach Hegel, dem Philosophen.
„Hä, wer?“ ist dann die häufige, traurige Antwort. Manche sind aber auch belesener und so halte ich dann später eine Warensendung, adressiert an die
„Hägel-„, „Hekel-“ oder „Legel-„str. in meinen zitternden Händen.