Dez 142012
 

Vor ein paar Wochen wies ein von mir geliefertes Multifunktionsgerät (MFG) nach wenigen Tagen einen Herstellungsfehler auf. Ich telefonierte mit dem Hersteller, der mir einen Ansprechpartner in der Nähe nannte, wo ich das Gerät auch gleich hinbrachte.

Damals staunte ich schon über diese Firma. Nur 10 Kilometer Luftlinie von meinem Wohnort entfernt, fand ich ein todschickes Bürogebäude mit viel Glasfassade und Marmor vor. Den Eingangsbereich zierten nicht nur Pflanzen sondern auch eine Flotte von mondänen, eleganten schwarzen Firmenwagen mit einheitlichem Firmenlogo.

Fast verschüchert stand ich vor dem kamerabewehrten Eingang und fand beinahe die Klingel nicht, die unglücklich seitlich an einem Träger des Regendachs befestigt ist. Ich drückte die Klingel und eine Telefonanlage wählte eine mehrstellige Nummer zu einer netten Frauenstimme, die nach meinem Begehr fragte.

Tatsächlich wurde ich, ich glaubte ja schon, daß ich falsch wäre, von der elegant mit Stöckelschuhen und Businesskostüm gekleideten Dame und einem geschniegelten Herren mit Anzug eingelassen. Und tatsächlich nahmen die beiden auch das defekte Gerät entgegen.

Das war nun vor ein paar Wochen. Irgendwie hatte ich die Sache schon vergessen, zumal der Kunde, dem das MFG gehört sich noch nicht über dessen Abwesenheit beschwert hatte. Das mag daran liegen, daß ich keine Quittung erhalten hatte, was mir vor lauter Ehrfurcht vor Ort gar nicht aufgefallen war.

Vor zwei Wochen fiel mir zufällig die Sache wieder ein. Ich recherchierte im Internet nach der Fa., rief die Zentrale an … und tatsächlich war recht schnell die Dame am Apparat und murmelte irgendetwas von Problemen und man würde sich melden.

Letzte Woche bekam ich den Anruf, daß das Gerät abholbereit sei.

Heute nun, ich hatte schon wieder beinahe die ganze Sache vergessen, heute nun fuhr ich in der Nähe vorbei und erinnerte mich blitzartig. Natürlich fuhr ich sofort zum schnieken Bürogebaude und parkte verschämt neben den schwarzen Karossen.

Wieder klingelte ich, doch diesmal sprach keiner mit mir, sondern es kam gleich eine (andere) Dame an die Eingangstür. Im Entree wurde ich stehengelassen und hatte einige Minuten Zeit mir ebenso glanzvolle wie nutzlose Zeitschriften, diverse hochtrabende Prospekte und diverse Auszeichnungen und Zertifikate anzuschauen. Dann erschient ein gegeelter Anzugträger, der mich nochmals nach meinem Begehr fragte. Ich antwortete erneut, daß ich das MFG abholen wolle. Welcher Hersteller? Hmm, ich glaube, das war ein Brother? Typ?

Als ob ich nach 8 Wochen oder so noch weiß, welcher Typ MFC das war. Ich war ja schon froh, mich noch den Hersteller erinnert zu haben. Hier rächte sich aber beiderseits der nicht vorhandene Auslieferungszettel.

Nach weiteren Minuten im Flur rumstehen und weiterem Bewundern von schicken Preisen und Urkunden an der Wand, in der bestätigt wurde, wie toll, kundenfreundlich, effizient usw. diese Fa. ist, wurde ich dann in den Reparaturbereich gelassen. Dort liefen auch einige normalgekleidete Typen rum, es standen auch auseinandergepflückte Rechner und Drucker herum und meine Seele beruhigte sich, sah es doch hier nach echter Arbeit aus.

Und mitten in der riesigen Halle stand exakt ein Paket und in diesem Paket stand mein MFC, ich erkannte es wieder. Nur wollte mir der Herr es nicht einfach so geben, häztte ja jeder kommen können.

Also fragte er mich wer ich sei. Nachdem ich ihm meine Visitenkarte gab, händigte er mir das Gerät aus, nicht ohne zuvor dessen Seriennummer auf ein weißes A4-Blatt geschrieben zu haben und meine Karte mit Klebeband daran zu fixieren.

Und so bekam ich nach nicht einmal einem Quartal den reparierten Drucker/Scanner/Kopierer/Faxer wieder.

Irgendwie wirkt das alles aber immer noch leicht surreal auf mich…

 Posted by at 10:51 pm

  One Response to “Schein und Sein”

  1. […] Brother MFC7460DN. Eines davon ging auch gleich kaputt. Die lustige Odyssee der Reparatur kann man hier im Blog […]

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