Nov. 102008
 

So heißt daß Buch, welches mir meine Nachbarn zum Geburtstag schenkten. Gestern, pünktlich zum Jahrestag des Mauerfalls, der übrigens in der von mir gelesenen Presse keinerlei Erwähnung fand, beendete ich das fast tausendseitige Werk. Damit ich dies schaffen konnte, war in der Nacht vom Freitag zum Samstag eine Nachtschicht nötig, in der ich in über 5 Stunden einige hundert Seiten schaffte.
Da hatte ich aber auch nach schwerfallendem Start Feuer gefangen und konnte die Augen nicht mehr vom Text abwenden.
Das autobiographisch gefärbte Werk Tellkampfs reißt mit. Mich noch im Besonderen, ähneln sich doch die Schicksale seines Protagonisten Christian und mein eigenes ziemlich.
Der Autor ist kein Jahr jünger als ich, das Elternhaus und der Freundeskreis sind vergleichbar und somit ergeben sich unheimlich viele Parallelen in Schul- und vor allem auch Armeezeit.
Somit holen mich beim Lesen erschreckend viele Erinnerungen ein, es überwogen die der unangenehmen Art.
Uwe Tellkamp versteht es hervorragend, in epischer Breite oder messerscharfer Kürze Details zu beschreiben, die mir den Schlaf raubten, aber mir auch Kraft geben, vehement gegen jedwede Verklärung und jedwedes Schönreden der untergegangenen DDR mit Vehemenz vorzugehen.
Ich steigere mich sogar in die Behauptung, daß ich, wenn ich erkenne, daß aktiv an der Restauration dieser unmenschlichen, undemokratischen Verhältnisse gearbeitet wird, ich diese mit allen gebotenen Mitteln bekämpfen werde.
Unter diesem Aspekt rechne ich es der hessischen SPD sehr hoch an, am vergangenen Montag ein deutliches Signal gesetzt hat. Ich verstand dieses Signal nämlich so: „Keine Kommunisten im Westen. Nicht mit uns!“
Wer weiß, vielleicht war es dieser Wahltag, der die weitere Zukunft SPD rettet…
Aber ich bin abgeschweift. Ich möchte keine Rezession zu dem Werk geben, daß können FAZ, Zeit, Süddeutsche usw. sicherlich besser und in gewählteren Worten als ich.
Ich möchte nur allen, die diesen Blogeintrag lesen und die mich kennen, die Lektüre dieses Werkes dringend ans Herz legen. Beißen Sie sich bzw. beißt euch durch die ersten 54 Seiten, laßt das kursiv geschriebene langsam setzen und wirken.
Dann packt einen der Roman und zeigt einem Wißbegierigen als bislang einziges Buch, wie die späte DDR in ihrer ganzen Wirklichkeit war.
Man erwarte um Gottes Willen kein Ossigejammer und keine Klischeerfüllungen; nein, man erwarte eine schonungslose und geradezu detailversessene Sezierung der grauen, nach Braunkohle stinkenden, Realität. In deren Tristesse trifft man auf viele hochinteressante Menschen, von denen die meisten diktaturüblich zwei Gesichter haben, eins für die Öffentlichkeit und eins für den Freundes- und Familienkreis.
Dieses Buch gibt Kraft, gibt Wut, gibt Hoffnung, gibt Stolz und läßt einen über bestimmte heutige Befindlichkeiten und Sorgen wieder müde lächeln.
Große Literatur zu einer Epoche, die so fern scheint und die ich als junger Mann in fast allen beschrieben Facetten genauso kennenlernte.
Zum Schluß noch einmal mein Fanal: Unbedingt dieses Buch lesen. Bei Unklarheiten zu bestimmten Worten, Begriffen darf ich gerne gefragt werden.

 Posted by at 9:38 pm
Nov. 092008
 

… bewies ich kürzlich beim Einkauf im Lebensmittelgeschäft. Vor mir in der Kassenschlange stand ein Ehepaar mit zwei Kindern. Der Junge so um die 6, das Mädchen knapp 10 Jahre alt. Die Mutter schimpfte das Mädchen aus. Grund: sie hatte am Gemüsestand eine Marone mitgenommen und diese auch an der Waage abgewogen und den Preiszettel zu 0,12 EUR auch brav darauf geklebt. Die Mutter schimpfte: „Was willst Du mit einer Marone?“ und knaubelte den Zettel von der Eßkastanie und legte Papierrest und Frucht neben das Kassenlaufband.
Von dort stibitzte ich sie in einer spontanen Eingebung; ich, der ich sonst nicht mal Weintrauben kostet!
Nachdem ich meine Waren bezahlt hatte, ging ich zu meinem PKW und, richtig, ich sah die Familie, die gerade ihr Fahrzeug beluden. Ich schlich mich zu dem Mädchen, drückte ihr mit Verschwörermiene und Zwinkern ihre Marone in die Hand, machte: „Psst!“ und stahl mich davon. Von weitem sah ich die Belohnung: glückliche Kinderaugen.

 Posted by at 12:29 pm
Nov. 042008
 

Heute, ja heute habe ich es das erste Mal geschafft, mit einem Beitrag im netdigest zu stehen. Dabei bin ich seit Sommer 2000 eifriger Usenetter mit sicher über 5.000 Beiträgen. Das aber ausgerechnet eines meiner seltenen Posting in der Reisegruppe es an die Spitze schaffte, ist schon verwunderlich. Dabei hatte ich auf ganz andere Kandidaten gehofft.
Egal, ich war einmal im netdigest! Jetzt nur noch einen Sohn zeugen, einen Baum…

 Posted by at 4:30 pm
Nov. 022008
 

Gestern hatte ich einen herrlichen Skatabend. Dieser fand bei dem Weinkenner statt. Wir tranken zwar überwiegend profanes Bier, aber am Anfang mußte er sein Können unter Beweis stellen. Unser dritter Mann hatte nämlich eine recht exotische Flasche Weißwein mitgebracht und der Gastgeber sollte die Herkunft erraten. Wer nicht dabei war, der glaubt es nicht, aber durch wenige Fragen schloß er diverse Weinbauregionen aus und sagte zielsicher:

Riesling
2003er
Eroica
Dr. Ernst Looser
aus dem Staate Washington

Und es war exakt dieser Wein. Ich war beeindruckt.
Achja, das Skatspiel gewann ich.

 Posted by at 9:45 pm
Nov. 022008
 

Jean-Luc ist verschieden.
Strebt sein Nachkomme mit leicht geändertem Nachnamen (geschuldet dem Umzug ins weinbergige Frankreich) den Sternen entgegen, war Jaques Metier die Tiefsee. Schon als Kind bewunderte ich seinen Tieftauchrekord.
Wenn man sich seinen Stammbaum so anschaut, wundert es nicht, daß in Bälde Sternabenteurer ausziehen, um hinzufliegen, wo nie ein Mensch zuvor weilte…

 Posted by at 8:37 am