… aber der Zufall wollte es, daß ich auf einem modernen Notebook eine Betaversion des neuen Windows installierte. Modern heißt, die Machine wurde im Juli 2006 hergestellt.
Die Installation ging gemächlich und unspektakulär vor sich.
Alle Geräte wurden richtig erkannt, die Netzwerkdrucker druckten nach kurzer Zeit, das WLAN werkelte problemlos und alle gängige und wichtige Software lief sofort und klaglos.
Tolle Sache.
Eine erste, tiefere Inspektion brachte folgendes zu Tage.
Konsequent wurde der Weg weiterbeschritten, die normale und nötige Funktionalität unter einem Berg von Schnickschnack zu verbergen und damit den Nutzer immer mehr zu entmündigen.
Mehr Schein als Sein.
Oder anders: ich kann auch mit einem Luxus-Bus oder einem Leopard-Panzer in den örtlichen Supermarkt fahren, nur: ist das auch nötig?
Wieder einmal wurden alle gängigen Verzeichnisse umbenannt, wurden neue Tarntechniken aufgepfropft und viele, zugegebenermaßen schicke Bilder vor den eigentlichen Nutzen geschaltet.
Relevante Sachen findet man noch schwerer, gar nicht mehr oder wird brüsk von irgendwelchen Assistenten, Aufpassern, Helfern und Wächtern und Wärtern drangsaliert und genervt. Für jede normale Aktion hat man anschließend immer 10 Fenster auf. Und Standardeinträge sind wieder einmal an andere Stellen gewandert.
Bei jeder Fremdsoftware darf man mindestens zweimal bestätigen, daß man sich der Gefahr bewußt ist, daß diese Software nicht von Bin Laden stammt und man im Übrigen zu doof ist, den Rechner zu benutzen. Denn wenn ich beispielsweise den Feuerfuchs installiere, dann will ich nicht dreimal darauf hingewiesen werden, daß der Feuerfuchs nach dem Klick auf weiter WIRKLICH mit allen Konsequenzen installiert wird.
Genau wie bei den bei W2K schon unüberschaubaren Sicherheitseinstellungen wird das nervende Gefrage und das Gewirr an zig verschiedenen Varianten von Vista dazu führen, was keiner wollte. Der Normalanwender wird irgendwann entdecken, wie man sich Administrationsrechte holt, was zugegebenrmaßen nicht allzu einfach ist und dann froh sein, diesen Gipfel erstürmt zu haben und nie wieder als Nutzer arbeiten.
Das die Oberfläche total kuhl und schick aussieht erwähnte ich schon.
Nur was nutzt mir daß im Alltag? Man hat doch eh immer eine Tabelle oder eine Briefseite oder Datenbankmasken oder Kartentische vor sich. Da nutzen einem die 3 MB großen Hintergrundbilder nicht so viel. Und auch die wiederum dezent neu verschlimmbesserten Menus, Mauszeiger, Icons und Schaltflächen stiften eher Verwirrung denn Nutzen. Aber es läßt sich alles wieder auf den W2K/W98SE-Look zurückschalten.
Ohne Fremdsoftware braucht Vista auf dem Schlepptop ohne die Wasserfläche schlappe 323 MB RAM. Wenn es erst einmal da ist, geht es auch flott zur Sache, aber jedes neue Programm, jeder neue Schritt zwingt es in unangenehme Denkpausen. Unangenehm fiel mir das Dateisystem auf, daß jedesmal Ewigkeiten rummehrte, bis es die Boot-CD einlas.
An dieser Stelle noch ein Link auf das Leistungsbild
Wie man sieht, ist das Notebook vom Prozessor und RAM und der Platte her geeignet. Die Grafikkarte aber eher nicht.
Und man arbeitet jetzt auch mehr mit symbolischen Links. Das ist eine ganz nette Sache. Da man es aber nicht so konsequent wie bei Unix macht sondern auch hier wieder das Rad neu erfand, kann der geplagte Admin jetzt nicht mehr an 11 sondern an 18 verschiedenen Stellen im Dateisystem rumstochern, um die LUserdaten dort herzustochern.
Technisch hat sich recht viel getan: über DRM und diverse andere versteckten Sachen reden die Medien ja schon lange genug, ein Blick auf ipconfig /all läßt einem auch schon die Haare zu Berge stehen. Das ist das Ergebnis bei einem 0815-Laptop mit WLAN und LAN und Standardinstallation ohne jedwede Konfiguration.
Windows-IP-Konfiguration
Hostname . . . . . . . . . . . . : Testkiste
Primäres DNS-Suffix . . . . . . . :
Knotentyp . . . . . . . . . . . . : Hybrid
IP-Routing aktiviert . . . . . . : Nein
WINS-Proxy aktiviert . . . . . . : Nein
Drahtlos-LAN-Adapter Drahtlosnetzwerkverbindung:
Verbindungsspezifisches DNS-Suffix:
Beschreibung. . . . . . . . . . . : Broadcom 802.11g-Netzwerkadapter
Physikalische Adresse . . . . . . : 1A-16-CE-55-49-CB
DHCP aktiviert. . . . . . . . . . : Ja
Autokonfiguration aktiviert . . . : Ja
Verbindungslokale IPv6-Adresse . : fe80::e575:854e:420a:233f%11(Bevorzugt)
IPv4-Adresse . . . . . . . . . . : 192.168.1.51(Bevorzugt)
Subnetzmaske . . . . . . . . . . : 255.255.255.0
Lease erhalten. . . . . . . . . . : Donnerstag, 14. September 2006 23:58:33
Lease läuft ab. . . . . . . . . . : Sonntag, 17. September 2006 23:58:32
Standardgateway . . . . . . . . . : 192.168.100.1
DHCP-Server . . . . . . . . . . . : 192.168.100.1
DHCPv6-IAID . . . . . . . . . . . : 184555214
DNS-Server . . . . . . . . . . . : 192.168.1.1
194.25.2.130
NetBIOS über TCP/IP . . . . . . . : Aktiviert
Ethernet-Adapter LAN-Verbindung:
Medienstatus. . . . . . . . . . . : Medium getrennt
Verbindungsspezifisches DNS-Suffix:
Beschreibung. . . . . . . . . . . : Broadcom 440x 10/100-integrierter Controller
Physikalische Adresse . . . . . . : 00-15-C5-61-34-CA
DHCP aktiviert. . . . . . . . . . : Ja
Autokonfiguration aktiviert . . . : Ja
Tunneladapter LAN-Verbindung*:
Verbindungsspezifisches DNS-Suffix:
Beschreibung. . . . . . . . . . . : Teredo Tunneling Pseudo-Interface
Physikalische Adresse . . . . . . : 02-00-54-55-4E-01
DHCP aktiviert. . . . . . . . . . : Nein
Autokonfiguration aktiviert . . . : Ja
IPv6-Adresse. . . . . . . . . . . : 2001:0:4136:e378:2c3f:2240:3f57:fecc(Bevorzugt)
Verbindungslokale IPv6-Adresse . : fe80::2c3f:2240:3f57:fecc%12(Bevorzugt)
Standardgateway . . . . . . . . . : ::
NetBIOS über TCP/IP . . . . . . . : Deaktiviert
Tunneladapter LAN-Verbindung* 2:
Medienstatus. . . . . . . . . . . : Medium getrennt
Verbindungsspezifisches DNS-Suffix:
Beschreibung. . . . . . . . . . . : isatap.{020F3EC0-1570-471F-980D-97AD81C4512E}
Physikalische Adresse . . . . . . : 00-00-00-00-00-00-00-E0
DHCP aktiviert. . . . . . . . . . : Nein
Autokonfiguration aktiviert . . . : Ja
Tunneladapter LAN-Verbindung* 3:
Verbindungsspezifisches DNS-Suffix:
Beschreibung. . . . . . . . . . . : isatap.{070BEB8B-26D8-462B-A5E4-530C5E531CA7}
Physikalische Adresse . . . . . . : 00-00-00-00-00-00-00-E0
DHCP aktiviert. . . . . . . . . . : Nein
Autokonfiguration aktiviert . . . : Ja
Verbindungslokale IPv6-Adresse . : fe80::5efe:192.168.1.51%14(Bevorzugt)
Standardgateway . . . . . . . . . :
DNS-Server . . . . . . . . . . . : 192.168.1.1
194.25.2.130
NetBIOS über TCP/IP . . . . . . . : Deaktiviert
Fazit: Nötig ist was anderes. Vista ist vor allem fett geworden. 8 GB Festplatte sind schon einmal weg, ohne ein Byte Nutzdaten. Viel Spaß beim Durchsuchen ganzer Festplatten, bis in dem Windows-Ordner die unüberschaubar vielen Dateien und Verzeichnisse durchsucht wurden.
Naja, die Hardware-Hersteller wird es freuen, denn 2 GB RAM und eine fette, superschnelle Festplatte und eine Gaga-Grafikkarte sollte man seiner Maschine schon gönnen, um langsamer, DRM-überwacht und mit nervigen Zwischenfragen sein geliebtes Solitär spielen zu können. Ach halt, das war bei meiner Beta ja garnicht dabei.
Huhu,
war ’ne zeitlang ziemlich beschäftigt, aber jetzt ist wieder Zeit für’n Kommentar, und hier ist er auch wieder nötig:
Seit -89 hab ich PCs. Seit -93 Windoof (3.1 damals oder 3.0?) und seit nunmehr über 12 Jahren sehe ich bei jedem neuen MS Release das selbe Spiel.
Jedesmal schreien die Viel- und Altnutzer „Wer braucht denn so was?“ und man hat sich ja schließlich endlich an „sein Windows“ gewöhnt, das ganze läuft stabil, man hat den Klickibuntiquatsch soweit wie’s geht in die Ecke gedrängt, die Tips und Tricks aus c’t oder PC Pro beherzigt und eingestellt, die Registry an den wichtigen Stellen auswendiggelernt und wünscht sich vielleicht ein paar kleine sinnvole Verbesserungen von MS. Kurz, man hat mit Müh und Not ein Schnellboot draus gemacht und dann kommt Redmond wieder mit so einem aufgeblähten Ausflugsdampfer und man denkt – diesmal aber Boykott.
Und was passiert? Die Hardware-Hersteller freuen sich, dass ihre ebenfalls grotesk aufgeblasenen Geräte jetzt wieder eine neue Daseinsberechtigung finden und installieren selbstverständlich Vista vor. Und die Altnutzer ärgern sich bald, dass Onkel Fritz das moderne Notebook mit Vista hat und man selber mit dem alten Rechner rumkrebst. Und dann kommen wieder die Zeitschriften und sagen: Wir haben Tips und Tricks wie du den Klickibuntiquatsch abschaltest und dann funktioniert Vista super und du kannst ja für XP auch gar keine vernünftigen SATA-Treiber finden oder Blueray wird nicht richtig unterstützt oder USB funktioniert jetzt endlich richtig oder sonstwas und zack haste auch wieder das neue System so wie alle anderen.
War bis jetzt noch jedes mal so.
Gut, daß es Alternativen zu Windoof gibt…