Gleich vorweg: Ja, die Gegenseite hat 100% Recht, ja, ich bin 100% verantwortlich und 100% an allem Schuld und alles hat seine 100% Richtigkeit.
Und dennoch schreibe ich mir meine Gedanken von der Seele. Worum geht es? Ich habe heute 39,35 EUR Strafe dafür bezahlt, weil ich auf einem Supermarktparkplatz keine Parkscheibe aufs Armaturenbrett gelegt habe.
Hier die ganze Geschichte:
Ich weiß, daß seit letztem Jahr eine Privatfirma vom Supermarkt Markant beauftragt wurde, zu kontrollieren, ob die neue Regel (Autos dürfen nur maximal 2 Stunden parken und zur Kontrolle muß eine gestellte Parkscheibe hinterlegt werden) eingehalten wird.
Zahlreiche Schilder auf dem Parkplatz und im Markt weisen auch deutlich darauf hin.
Nachvollziehbar aus Sicht des Supermarktes, es war sicher in der Hochsaison ein Ärgernis, daß Strandurlauber ihre Autos kostenfrei den ganzen Tag auf dem Supermarktparkplatz stehen ließen und Kaufwilligen den Parkplatz wegnahmen.
Diese Regelung war vor Corona nicht nötig, da gab es keinen Streit um knappe Parkplätze, doch mittlerweile sind ja deutlich mehr Leute inländisch im Urlaub unterwegs.
Am 09.08.2022 fuhr ich auf den besagten Parkplatz, warf >40 Briefe in den Briefkasten und kaufte für einen überschweren Brief für 0,15 EUR Briefmarken nach. Das ganze dauerte keine 3 Minuten.
Letzte Woche erhielt ich einen Brief, darin teilte mir ein Unternehmen aus Stuttgart mit, daß „Uhrzeit: 12:37.22“ mein Auto ohne ausgelegte Parkscheibe vorgefunden wurde und ich deswegen 39,35 EUR bezahlen soll.
Überrascht war ich und verärgert. Verärgert, daß ich nicht an die Parkscheibe gedacht hatte, aber, mein Gott, ich hab doch nur die Danksagungskarten eingeworfen und an der Poststelle (ich war der einzige Kunde) zwei Briefmarken geholt. Und überrascht, weil ich darüber keinen Hinweis am Auto hatte.
Also schrieb ich höflich an das Unternehmen, legte die Postquittung bei (Uhrzeit: 12:38) und bat, mein Säumnis zu verzeihen. Ferner monierte ich die 5 EUR Mahngebühr, denn ich hatte ja bis dahin keine Kenntnis einer Verfehlung.
Heute kam (sehr schnell) der Antwortbrief, der mir anonym aus Textbausteinen formuliert lapidar erklärte, daß ich schuldig bin und die Mahnung auch in Ordnung sei und ich zahlen soll.
Soweit, so schlecht für mich.
Dennoch schwingen da viele Sachen in dem Vorgang mit, die alle für sich betrachtet, unwichtig sein mögen, sich bei mir aber aufschaukeln. Nochmal: ich rede mir hier nur meinen Frust von der Seele und brauche keinen Hinweis der Art: „Ja, aber laut Gesetz haben die aber vollkommen Recht und Du hast dich falsch verhalten, ist doch kein Ding, die Parkscheibe rauszulegen.“
Hier meine subjektivem unwesentliche und irrelevante Sicht der Dinge:
1. ich war doch keine 5 Minuten auf der Post!
2. es war mir ganz gewiß keine Freude, Danksagungskarten zu verschicken
3. ich war nur auf der Post, weil ich im Anschluß in die leerstehende Wohnung meiner verstorbenen Mutter etwas zu erledigen hatte, normalerweise gehe ich woanders zur Post
4. ich kenne die Gegend mein ganzes Leben, ich besuche sie regelmäßig und habe seit 2018 auch das passende Kennzeichen am PKW und der Markant ist mein Stammladen
5. ich benutzte diesen Parkplatz immer nur zum Einkaufen und hatte nie den Hauch eines Gedankens, ihn illegal zum Dauerparken für den Strandbesuch zu benutzen, es gab übrigens stets und ständig IMMER genügend freie Parkplätze
6. Wieso muß ein Unternehmen aus Stuttgart sich um „Parker ohne Scheibe“ kümmern?
7. Wieso werde ich sofort gemahnt und kann mich nicht dagegen wehren?
8. Wieso sind die in Stuttgart zu blöd, ihre Postanschrift ordentlich im Briefkopf darzustellen?
9. Wieso braucht eine Antwort 3 Seiten Schreiben und zwei doppeltseitig bedruckte Seiten AGB?
Übrigens hier die Seite 3:
10. Im Erstanschreiben empfand ich es als Unverschämtheit
Für das Beweisfoto scannen sie den QR-Code oder loggen sich bei uns unter… ein:“
11. Wieso (nochmal, rein subjektiver Frust) werden Einheimische, die schnell Briefe einwerfen genauso behandelt wie die echten „Bösewichte“, die mit ihren Autos stundenlang Parkplätze blockieren?
12. Mein mir wichtigster Punkt: ich sehe das als Angriff auf mich und darüber hinaus alles als sinnlose Abzocke, an dem sich nutzlose Unternehmen bereichern, ohne die das Leben schöner und angenehmer wäre.
In Summe entsteht in mir der Eindruck, daß hier wieder perfektioniert in die Taschen des Autofahrers gegriffen wird. Ein Denunziae schlecht bezahlte Arbeitskraft mit Fangprämie schleicht über den Parkplatz, fotografiert mit dem eigenen Smartphone den Missetäter, den Rest erledigt die Software einer Firma im 800 km entfernten Baden-Württemberg, schickt schlecht formatierte Formbriefe mit ellenlangen Textbausteinen und AGB und natürlich mit QR-Codes mit Link auf die Internetseite des Unternehmens, damit man sich noch aktiv und auf eigene Kosten über sein „Fehl-„Verhalten informiert.
Immerhin sprechen sie nicht mehr von Tatzeit, das hatte ich auch schon.
Und für alles werden dann knapp 40 EUR fällig für eine „Vergehen“, welches 53 Jahre meines Lebens eben Keines war und in mir auch nicht keinerlei Unrechtsbewußtsein hervorruft. Wie denn auch, wenn ich nicht mal in Gedanken auf die Idee gekommen bin, dort mein Auto länger zu parken, habe ich doch einen eigenen Parkplatz in Strandnähe.
Die Lösung für die Zukunft: zuerst meide ich diesen Parkplatz und kaufe in anderen Geschäften ein, die sind eh billiger, diese Entscheidung teile ich auch der Geschäftsleitung des Markant mit (Warum? Siehe Bild von Abe Simpson oben)
Und/oder ich werde mir wohl den Sichtbereich meines Autos permanent mit einer automatischen Parkscheibe zustellen, was ich so aber nie gewollt habe.