Mai 022010
… über den Mißbrauch von Kindern zu reden und dabei Ohrfeigen, Prügeleien, paedophile Handlungen und Vergewaltigungen in einen Topf zu werfen?
So wird das Wort „Mißbrauch“ überstrapaziert und wenn ich nun lesen muß, daß vor zig Jahren irgendwer sein Kind geschlagen hat, dann reicht es mir wirklich. Für mich ist der Begriff Mißbrauch (immer noch) mit sexuellem Fehlverhalten verknüpft.
Dasgleiche habe ich neulich auch gedacht, als von irgendeinem Prominenten gesagt wurde, er sei als Kind von Priestern „missbraucht“ worden, um dann im Artikel zu lesen, dass man ihn „möglicherweise“ geohrfeigt hat.
Ich kann nicht beurteilen, ob die Pressefutzis einfach kein Sprachgefühl haben oder ob sie das vorsätzlich machen, um Interesse an ihrem Geschreibsel zu wecken.
Im amerikanischen ist es jedenfalls ganz normal sowohl bei körperlicher Mißhandlung, als auch bei sexuellem Mißbrauch von „abuse“ zu sprechen. Und im amerikanischen ist es inzwischen auch normal vollkommen überzogene, plakative Überschriften für harmlose Sachverhalte zu wählen.
http://www.thedailyshow.com/watch/thu-february-4-2010/the-blogs-must-be-crazy
Du hast vollkommen recht, aber das ist eben das Problem mit einer Pressekampagne: mal ist es Rinderwahn, mal Vogelgrippe – anfangs steht eine einfache Meldung mit einem tatsächlich relevanten Thema; Dann stellen die Medien Interesse beim Leser/Hörer/Fernsehzuschauer fest und graben mehr und mehr Meldungen raus; Anschließend wird das Süppchen mit einem sogenannten „Aufreger“ richtig hochgekocht und wenn’s geht noch wochenlang (d.h. solange sich noch Auflage damit machen lässt) warmgehalten.
Es ist widerwärtig und vor allem: tatsächlich Betroffene, die nun endlich, nach vielen stillen Jahren, die Chance sehen Gehör zu finden, gehen in dem inflationären Medienhype einfach unter.
Will sagen, man druckt jetzt endlich auch die echte und wahre Geschichte, aber niemand erkennt sie mehr unter all den erfundenen oder aufgebauschten Stories und die Leute sind’s auch eh schon leid und hören deswegen nicht mehr zu.
Toll! Danke liebe Medien! Ziel erreicht, wieder eine neue Sau durchs mediale Dorf getrieben. Und wahrscheinlich klopft ihr euch noch gegenseitig auf die Schulter, dass ihr wenigstens den Mixa abgeschossen habt.
Ich nenne sowas Schweinejournalismus.
Ach übrigens: Bevor jemand in die falsche Richtung vermutet – ich bin ev. luth., habe es also nicht nötig, einen katholischen Bischof zu verteidigen.
Aber mal ehrlich, er hat vor dreißig Jahren ’nem Jugendlichen eine geklebt (was natürlich Scheiße ist, gar keine Frage) und verlässt nun sein Amt und geht ins Kloster… Wenn’s ein Synonym für Unverhältnismäßigkeit gibt, dann das.