Normalerweise soll man ja umso schlechter hören, desto älter man wird. Bei mir ist wohl das Gegenteil der Fall. Entweder höre ich immer besser oder werde immer lärmempfindlicher.
Allerdings kann es auch einfach nur sein, daß ringsum der Krach und Lärm zunimmt.
So habe ich mich durchaus daran gewöhnt, daß Flugzeuge tieffliegen, Nachbarhunde ständig laut und ausdauernd kläffen, am Wochenende die handtuchgroßen Gartenstücke mit diversen benzinbetriebenen Rasenschönmachgeräten Stunde für Stunde malträtiert werden usw. Abends ist es ja dafür immer ruhig.
Außer neuerdings, denn irgendjemand in der Nachbarschaft hat sich ein Auto zugelegt, daß beim Ein- bzw. Aussteigen irgendeine Melodienfolge abspielt. aufsteigend beim Wegfahren und absteigend beim Wiederankommen. WOZU baut man so einen Sch* in ein Auto ein? Und kann man das nicht abschalten? Logischerweise wird dieses Auto immer zu Unzeiten (nach 23:00 Uhr bzw. vor 5:00 Uhr) bewegt, so daß auch ja alle Anwohner dieses „Sound-Feature“ mitbekommen.
Den Vogel aber hat letzte Woche ein entfernter Anwohner (drei Häuser weiter) abgeschossen. Der hat am Samstag von Mittag bis es dunkelte NONSTOP mit einer Kettensäge Baumstämme zersägt. „Was regt der sich auf“, wird sich so mancher Leser denken, „Kamine haben heute viele und bei dem teuren Gas ist eine Holzheizung eine Alterative, das machen doch viele.“
„Jahaa“, sage ich, „das weiß ich auch und habe auch kein Problem damit.“
Doch wenn die Baumstämme so gewaltig sind, daß man sie nicht umfassen kann, dann muß natürlich auch eine entsprechend gewaltige Kettensäge ans Werk. Und diese Kettensäge war mächtig gewaltig! Das sah man ihr nicht nur an, das hörte man auch aus einer Entfernung von 100 Metern noch sehr, sehr gut, wie ich mit mehrstündiger Erfahrung bestätigen kann.
Die Säge war so laut, daß man während des Sägevorgangs das eigene Wort nicht verstand. Telefonieren? Fehlanzeige! Und was der nachrichtensprecher gerade im Radio sagte, war auch nicht hörbar.
Gegen 18:0 Uhr ging ich am „Holzplatz“ vorbei. Die meisten halben Bäume waren zerkleinert und die gewaltige, rote Monsterkettensäge wurde von einem Urtypen bedient, der Ohrschützer aufhatte, die seine Kopfbreite verdoppelten. Klar, der hörte den Lärm nicht, doch wer schützte denn mich vor dem Radau?
Kann ich mich dagegen wehren? Ich meine, solche schwere Technik hat im Wald sicher ihren Sinn, doch in einem Wohngebiet?
Als Gipfel des Genusses habe ich übrigens seit letzter Woche einen angehenden Schlagzeuger, der drei Häuser weiter stets am Sonntagnachmittag (im Moment auch) seine Schießbude stundenlang sehr ausgiebig malträtiert.
Es gibt ja offenbar keine Möglichkeit, deine Umgebung ruhiger zu machen. Ich fürchte da helfen dann nur noch 3-fach verglasung oder für die innere ruhe eben maßgefertigte Ohrstüpsel :-/
Als ich vor einem Jahr an den Dorfrand zog, freute ich mich ob der schönen Natur und der ruhigen Nachbarn. Dann kam der Frühling und die Nachbarn auf der anderen Seite der Straße begannen stets ihre Türen und Fenster geöffnet zu halten. Von nun an hörte ich jeden Morgen ab 7 Uhr deren Drecksköter kläffen – oft(!) stunden(!)lang ohne Unterbrechung, mitunter auch nach Mitternacht. Mehrmalige freundliche Aufforderung, das Tier unter Kontrolle zu bringen, wurde mit stumpfen, asozialen Nichtsaussagen wie „Normalerweise tut er das ja nicht“ oder „Wo wohnst du denn überhaupt?“ erwidert. Dazu kam noch Kindergeschrei und rüpelhaftes, lautes Benehmen, wenn der Kerl seine Kumpels zu besuch hatte. Mittlerweile zog ich von dort wieder in die Stadt und das einzige, was mich bisher stört, ist mein etwas schmalerer Parkplatz.