Sep 022008
 

Früher, als alles noch besser war, da hörte ich am liebsten und häufigsten im Radio das Senderangebot von Bayern 3 und Rias 2. Thomas Gottschalck, Fritz Egner, Gregor Rottschalk, Rick De Lisle, „die alte Ami“, und Lord Knut waren die Radiohelden meiner Kindheit und Jugend. Die Jahre gingen ins Land und es kamen immer mehr Sender mit immer mehr dauerfröhlichen Moderatoren, die alle den selben Mist hoch- und runterdudeln. Selbst Ausnahmen wie 0138-6000 von HR3 sind mittlerweile kaum noch hörbar. Immer nur das gleiche Mariah-Carey-Gejaule, das nervt.
Also Lebewohl Radio? Im Auto ist es tatsächlich so, daß ich, wenn ich schon Radio anhabe, meistens beim DLF hängenbleibe. Doch nonstop kann man den auch nicht hören. Vor einigen Jahren gingen Rockland-Radio und Klassikradio an den Start, um gegen den Einheitsbrei anzukämpfen. Klassikradio hat es in einem halben Jahrzehnt geschafft, sich bei mir so unbeliebt zu machen, daß ich ihn gar nicht mehr anhöre. Bleiben also nur Rockland und SWR1 in dieser Gegend übrig. Aber nach einigen Stunden kennt man auch deren gesamtes Musikangebot. AFN ist auch noch da, bloß da erwische ich meist die endlos langen Selbstbeweihräucherungen.
Dank des Internetzeitalters muß ich wenigstens in der Wohnung nicht auf lokalen Angeboten sitzenbleiben. Shoutcast liefert mir ständig über 20.000 Radioprogramme aus aller Welt ins Haus. Irische Volksmusik, chinesische Hitparade, russische Weisen, Countrymusik von 1940, Bigbands, Klassik, Hörspiele? Alles kein Problem mehr!
Nach langem Gestocher habe ich zwei Lieblinge aufgetan. Nicht für jeden Tag, aber mehrmals im Monat höre ich doch rein. Da wäre zum einen Maxi80. Den ganzen Tag gibt es da längst (manchmal zu Recht) vergessene Lieder der 1980 zu hören. Die Reklame ist auf französisch, das verstehe ich nicht. Und der hohe Anteil französischsprachiger Lieder stört mich momentan auch nicht.
Weiterhin mag ich derzeit Radio Nigel. Der im wunderschönen La Jolla residierende Sender ist stark britpoplastig. So vergeht keine Stunde, ohne B52’s, The Smith oder New Order, aber soo schlecht ist das auch nicht. Dazwischen laufen geniale und seltene Mixe von bekannten und eher unbekannten 90er-Liedern, eine wahre Fundgrube für mich.
Ehrensache, daß ich mich da erkenntlich zeigte.
Nigel
Zum Abschluß möchte ich noch bemerken, wie erstaunlich wenig Internetnutzer von den Musiksendern wissen. Auch, daß man sie legal mitschneiden kann, begreift kaum einer. Dabei ist gerade für Trance-, Techno- usw. Freunde das DI-Radio ein echtes Paradies.

 Posted by at 7:51 pm

  4 Responses to “Radiohören 2008”

  1. Jedem das seine. Was mir an dem Beitrag nicht gefällt, ist der Satz „Dank des Internetzeitalters muß ich wenigstens in der Wohnung nicht auf lokalen Angeboten sitzenbleiben.“

    Also auch mit meinem großen Röhrenradio von 1953 muß ich nicht auf „lokalen“ Angeboten sitzenbleiben, dafür bekommt man damit quer durch Europa doch etwas zuviel rein. Aber vielleicht definiert man heute „lokal“ anders. Von einer Zahl wie über 20.000 verfügbare Sender wende ich mich jedenfalls mit Grausen ab, ebenso von irgendwelcher Radio-Software ohne greifbare Substanz. Aber das liegt halt an mir.

    Chris

  2. Ich höre gerne und viel Musik. Und das Erlebnis, über Laugwelle in grausliger Qualität irgendwelche Sender zu hören, kenne und schätze ich. Aber dank des Internets kann ich mir entgangene Musik meiner Jugend wiederholen. Für die permanente Konservierung sorge ich durchaus. Ich habe noch alle meine Musikkassetten und Langspielplatten und höre diese auch genauso gerne und regelmäßig wie modernere Medien.

  3. Das sind auch durchaus noble Motive und gute Motivationen. Was ich mich zu dem ganzen Thema mit 20.000+ Sendern und anderen Möglichkeiten der medialen Verfügbarkeiten aber stets frage: wie kann man noch Freude über das eigene Suchen oder über eine speziellen Fund empfinden, wenn alles so allgemein mit Klick & Co verfügbar ist?

    Aber ich schweife vom Thema ab und will eigentlich nur meine URL verbreiten ;-).

    Chris

  4. Ich verstehe schon Deine Intentionen. Beim Fernsehen hat es bei mir dazu geführt, daß ich trotz > 2.000 Sendern seit Jahren überhaupt nichts mehr schaue. Im Radio habe ich meine 6 – 10 Stammsender und stöbere bei Lust und Laune auf anderen. Das gefällt mir. An die schiere Unendlichkeit habe ich mich schon dank WWW gewöhnt. Ich kenne ja als Vielnutzer des Netzes auch nur geschätzte 0,0001 Promille des Angebots.

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