Aug 092007
 

O12
Meinen herzlichen Glückwunsch, liebes Microsoft!
Ihr habt es geschafft. Das neue Office 2007 ist so herrlich kaputtdesignt, daß man nicht mehr damit arbeiten kann.
Ich habe es heute mal spaßeshalber auf einer neuen Maschine installiert. Für einen erfahrenen Anwender oder einen jahrelangen Nutzer ist es ein Schock. Jedwede Produktivität ist zum Teufel.
Die Software ist so komplett überarbeitet worden, man findet rein gar nichts mehr. Und wieder einmal wurde alles über Bord geworfen und wird einer neuen Philosophie gehuldigt. Alles wurde sanft umbenannt und an irgendeine wirre Stelle plaziert. Wer nicht Text erfaßt (dafür war Word früher mal) oder Zahlen einhämmert (dafür war Excel früher einmal), der kann nun mit der Maus über der Arbeitsoberfläche fuchteln und wird durch sanft ein- und ausblendende mehr oder weniger monströse Symbolketten an allen Ecken und Enden belohnt. Alles in Bonbonfarben und in solcher Fülle, daß man sofort vergißt, wie man nun die Zelle bzw. den Text manipulieren wollte. Dafür kann ich jetzt im Internet per Diktat sechs Lektoren auf 4 Kontinenten mein Blogdiktat mit Smarttags und Tags versehen lassen und hunderterlei anderen Stuß anstellen, ohne den die Menschheit bisher prima lebte. Oder in Excel kann ich jetzt nicht nur 16,7 Mio Zellen pro Tabelle bearbeiten wie vor 10 Jahren, sondern mehr als 16 Billionen. Das ist natürlich megawichtig, werden doch in 99% aller Exceltabellen, die ich kenne, weniger als 100 Zellen benutzt.
Naja, neue Anwender werden es schon lernen, wie man mit 18 Mausklicks das erledigt, was vorher eine Tastenkombination war und sich auf die immer noch öde Rechtschreibkontrolle blind verlassen und auf die immer noch vorhandenen Iterationrundungen vertrauen. Und in wenigen Jahren sitzen wir alle mit der Maus vor dem Bildschirm und klickern hilflos und haben vergessen, daß noch vor einer Generation eine durchschnittliche Sekretärin 200 fehlerfreie Anschläge in der Minute schaffte. Wie war das? Computer(programme) sollen die Arbeit erleichtern?
Setzen: durchgefallen. Und zwar mit Pauken und Trompeten.

 Posted by at 8:02 pm

  3 Responses to “Office 12”

  1. Ich fürchte, du bist Mickysoft piepegal. Die wollen, dass unsere Muttis mit Word zurechtkommen und laut Microsofts tollen Studien tun sie das durch die Umgestaltung nun.

  2. Hmmm…
    Ich bin ja generell immer für MS-bashing zu haben aber diesmal – erst mal Hut ab vor dem Mut.
    Also ich muss mich ja aus beruflichen Gründen mit der neuen Software auseinandersetzen und ich muss auch zugeben, diesmal machts M$ den alten Hasen besonders schwer, ABER sonst wirft man den Jungs in Redmond immer vor nur bei Apple oder Open-Source-Projekten abzukupfern und als Innovation zu verkaufen und jetzt trauen sie sich mal ein neues Konzept, da isses auch wieder falsch. Im Ernst, manches war früher auch nicht logisch, Du hast Dich nur an die Konvention gewöhnt. (z.B.: wieso „Datei-Seite einrichten-Layout- zum Kopf- und Fußzeilen einrichten?)
    Andererseits muss ich auch zugeben, dass ich ohne die rechte Maustaste im Moment auch meistens noch ziemlich hilflos rumsuchen muss.
    Also gewöhnt habe ich mich noch lange nicht an die neuen „Ribbons“…

  3. @Florian
    Unsere Muttis kommen damit schon Jahrzehnte zurecht. Und firmeninternen Studien…

    @Bodo
    Sicher ist das irgendwie mutig. Andererseits: was wäre Ihnen sonst noch übrig geblieben? Seit Office 97 treten sie ja quasi auf der Stelle.
    Nunja, ich kann auch mit O12 noch Texte schreiben (langsamer und ineffektiver) und Tabellen kalkulieren (ineffektiver, weil abgelenkt durch ständige vermeintliche Helfer). Die Frage ist halt nur, ob man sowas braucht oder wem es nützt. Und da habe ich eben erhebliche Zweifel.

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