Am Sonnabend war es endlich soweit; mein Freund Jens kam am Morgen zur Wohnung meiner Mutter, um sich endlich seine Geburtstagsgeschenke abzuholen. Dabei handelte es sich um folgende wichtige Produkte:
Jaja, Erinnerungen an die gute, alte Zeit. So wird das Älterwerden nicht ganz so schlimm. Denn Twix heißt wieder Raider und das stimmt uns heiter.
Das eigentliche Geschenk aber, (wobei man lieber nicht frage, was mich der blöde Schokoriegel gekostet hat), war eine Fahrt mit einem sowjetischen Schützenpanzer.
Die Idee dazu schwelte schon seit längerer Zeit, wurde aber immer aus Kosten- Logistik- und Zeitgründen verworfen. Nun war es endlich soweit. Ich chauffierte meine Mutter und Jens nach Mahlwinkel in ein ehemaliges Militärgelände der sowjetischen Besatzer, die sich im Gegensatz zu ihren amerikanischen Verbündeten ganz aus Deutschland zurückgezogen haben.
Mahlwinkel liegt in einer kargen Heidelandschaft mit hohem Waldanteil ca. 40 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt Magdeburg. Dort ist die Zeit ziemlich stehengeblieben. Von Mahlwinkel aus ging es noch mehrere Kilometer eine asphaltierte Straße in den Wald hinein und dann noch einen Kilometer einen abzweigenden unbefestigten Waldweg bis zum Fahrgelände. Überpünktlich erreichten wir unser Ziel (so ein Navigationssystem ist eine feine Sache). Der Tag versprach heiß zu werden und wurde es mit deutlich über 30 Grad auch. Wir schauten uns erst einmal um und sondierten die Lage. Dann zog sich Jens olle Sachen an und zückte seinen Geschenkgutschein und ich stimmte gegen meinen Willen sogar einer Runde Mitfahrt mit dem Schützenpanzer zu.
Dazu muß ich vielleicht erwähnen, daß ich 1986 als Zeitsoldat der NVA eine Ausbildung zum Gruppenführer/Kommandant Mot-Schützen erhielt und dabei auch genau diese Art Schützenpanzer (Typ 765) fahren lernte.
Da ich nicht so ein (N)ostaliemensch bin, wollte ich also nicht unbedingt noch einmal mit dieser Vergangenheit konfrontiert werden. Glücklicherweise war der Fahrlehrer ein nicht DDR-belasteter junger Mann, der seiner Aufgabe sehr gut nachkam.
Nach einer kurzen Einweisung nahm ich im Turm den Platz des Richt/Lenkschützen ein, wobei ich feststellen mußte, daß sich der Durchmesser der Luke in den letzten 20 Jahren arg verkleinert hatte, der Motor wurde angelassen, Geburtstagsgeschenkinhaber Jens und Fahrlehrer legten die Panzerhauben mit Wechselsprecheinrichtung an und los ging es im gemütlichen zweiten Gang durch die Panzertrasse quer durch den kargen Wald. Es dauerte keine Minute, da kehrten die 20 Jahre brachliegenden, aber keinesfalls vermißten, Erinnerungen wieder. Der Staub, der Gestank nach Fett, Öl, Diesel, Ruß, Staub und heißen Panzerstahl waren nur noch allzu vertraut. Auch wußte ich sofort wieder, wie man den Körper geschickt verlagern muß, um beim ständigen Auf und Ab über die ausgefahrenen Hügel sich nicht blaue Flecken einzuhandeln. Nach der ersten Runde sprang ich ab und ließ Jens dann die weiteren Runden alleine kreisen (Mitfahren kostet 10 EUR die Runde). Meine Mutter und ich machten eifrig Bilder und kleine Videos, von denen man eine kleine Auswahl unten ansehen kann. Uns allen hat es in Mahlwinkel sehr gefallen. Insgesamt war das Geschenk die Reise vollkommen wert. Über den Verlauf des weiteren Tages blogge ich später. Hier nun (bewegte) Bilder:
Videos
während der ersten Runde
Durchfahrt zur dritten Runde
Bilder
Ich stehe auf dem Platz des Richt/Lenkschützen. Der Fahrlehrer legt Jens die Panzerhaube an.
Schräger Blick in die Luken des Fahrers und Fahrlehrers.
Wenn das nichts für echte Männer ist.
Bei Trockenheit ist das eine staubige Angelegenheit.
Schützenpanzerfahrer Jens.
Jul 282008
Das ist ein BMP-2 oder -3, richtig?
Das ist ein BMP-1. Erkennbar an der 73mm Glattrohrkanone und dem flacheren Turm. Der 2er hat eine Schnellfeuerkanone mit höherem Turm. Siehe auch http://www.hodruz.de/kram/unterschied.jpg