Mit echter deutscher Pünktlichkeit verließen wir, gut gefrühstückt und sehr gut ausgeruht, fünf Minuten vor 9:00 Uhr die herrliche Hotelanlage. Unser krokodilgebissener Fahrer brachte uns zu unserem nächsten Ziel, dem Örtchen Rio Dulce (süßer Fluß) am gleichnamigen Fluß. Gute drei Stunden Fahrt für 250 km, in denen wir leere Straßen, unendliche Weiten und viel Armut sahen. Unterwegs kauften wir ein paar Früchte direkt an der Straße ein. Die seltenen Straßen sind echte Lebensadern, man sieht oft Menschen zu Fuß, mit dem Rad, der Schubkarre, seltener mit Getier, dem Motorrad oder dem allgegenwärtigen Pickup Holz, Früchte und Anderes durch die Gegend fahren. An den seltenen Kreuzungen gibt es gleich mehr Leben, dort wird Essen angeboten, gut riechend, aber aus Vorsichtsgründen ungekostet.
Am Ziel suchten wir erst einmal unseren Reiseführer und das Boot, welches uns zum Hotel bringen sollte. Das war nicht trivial, aber dank Händi bekamen wir das auch hin. Wir hatten nämlich unseren ursprünglich geplanten Reiseführer durch unseren Mitbewohner Rafael ersetzt, der gerade in Guatemala weilt, um als Reiseführer zu arbeiten.
Wir bezogen unsere spannende Unterkunft in der Hotelanlage Catamaran.
Heute war der einzige Tag unserer gesamten Reise, an dem wir schlechtes Wetter hatten. Deswegen verzichteten wir auf einen Badeausflug und fuhren statt dessen mit einem Boot zu der Festung San Felipe de Lara. Der Ausflug zeigte uns exotische Pflanzen und Tiere und die Festung war sehr gepflegt und der Reiseführer vermittelte interessantes Wissen. Leider regnete es sich ein. Auf der Bootsfahrt zurück war ich binnen Minuten durchnäßt, die angeblich wasser- und winddichte Jacke erwies sich als Blender, aber immerhin konnte ich meinen neuen Fotoapparat trocken halten.
Gelitten hatten aber die Postkarten. Wir ließen uns in den Ort fahren und suchten dort eine Post, um Briefmarken zu kaufen.
Diese Aktion kann man getrost als erstes (kleines) Abenteuer des Urlaubs bezeichnen. Unter dichtgedrängten Verkaufsbuden, notdürftig mit defekten Planen gegen den den strömenden Regen versehen, schlängelten wir uns vom Hafen ins Zentrum, vorbei an Hühnerinnereien, Kochstellen, Obst, Schnaps, zahnlosen Indianern, räudigen Hunden, Bettlern, Händlern; alle redeten durcheinander, jeder bemühte sich nicht naß zu werden; die olfaktorischen, visuellen und akustischen Eindrücke waren überwältigend. Wir fragten uns mühsam zur Post (correo) durch, die sich als bessere Garage entpuppte. Dort war ein hübsches Mädchen, die uns sehr freundlich und sehr bestimmt eine Ausrede auftischte, daß ausgerechnet heute ausnahmsweise der Briefmarkenlaster nicht da war und es deswegen keine solchen gäbe…
Also der ganze Aufwand umsonst. Wir liefen also, pitschnaß wie wir waren, wieder zum Boot zurück, nicht ohne uns noch ordentlich mit Notwendigkeiten (Bier, Rum und Mangos) einzudecken.
Zurück im Hotel wurden an der Klimaanlage die Sachen getrocknet, es gab Abendbrot und der Abend klang aus auf meiner Veranda
mit ein, zwei Gläsern Rum und karibischer Musik wie etwa dieser.
Unsere Hotelzimmer waren Hütten, die auf Holzstelzen im Wasser stehen. Man kann dort prima schlafen, das plätschernde Wasser unter einem erinnert an ein Wasserbett. Auf meiner Veranda saßen wir immer zu dritt am Abend, hörten fremde Musik mit deutlichen Reggaeeinfluß und genossen einheimischen Rum.
Auf der Festung. v.r.n.l.: Rafael, unser Begleiter, der einheimische Führer und der schon leicht nasse Autor.