Jun 112008
 

Ich weilte ja am Ende der letzten Woche bei meiner Mutter in Ostthüringen. Diese wurde Freitag Nachmittag 15:00 Uhr von einem Herrn Pulzer angerufen, ob ihr denn 19:00 Uhr recht sei zur Abfahrt mit dem Ballon. Diese Fahrt hatte sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen.
So kam es also, daß Mutter und ich 19:00 Uhr auf dem Weißen Berg in Altenburg eintrudelten. Dort stand ein VW-Bus mit einem imposanten Anhänger und ein einsamer Herr (eben der Herr Pulzer) ließ gerade einen Wetterballon steigen, um die Windverhältnisse endgültig zu klären. Völlig ahnungslos hielt ich am Himmel Ausschau nach dem Ballon und den anderen Mitfahrern. Zumindest diese trafen im Rudel ein. Viele Hände wurden geschüttelt.
Dann bekam ich nach und nach mit, daß der Ballon nie ankommen wird, da er nämlich noch verpackt im Anhänger lag und daß nur ein Herr nebst meiner Mutter und dem Piloten die Reise antreten würden.
Ein Helfer, der sogenannte Verfolger, erschien und half dem Piloten beim Auspacken des Korbes und Installieren des Brenners und Verstauen und Installieren des Zubehörs (Funkgerät, Navigationsgerät, 4 Gasflaschen, Karte). Beim Entfalten und Aufpusten des monströs großen Ballons halfen dann alle Männer fleißig mit. Keine halbe Stunde dauerte es und schon war der Ballon mit den beiden Gästen und dem Piloten startklar und zerrte an der blauen Sicherungsleine, die am VW-Bus festgemacht war.
Glücklicherweise entschied ich mich, mit Mutters Auto dem Ballon zu folgen und nicht im Bus mitzufahren. So konnte ich nämlich auch ab und zu halten und ein paar nette Fotos schießen. Der Ballonpilot hatte mir nicht nur seine Telefonnummer dagelassen sondern auch auf einer Detailkarte die voraussichtliche Route und die Landezone markiert. Das Ziel war etwas westlich von Gera angegeben also eine Hin- und Rückfahrt mit dem Auto von ca. 100 Kilometern.
Dummerweise war der Tank ziemlich leer. Egal. Wir winkten dem abfahrenden Ballon zu, ich hüpfte ins Auto und fuhr in aller Ruhe auf die vorhergeplante Straße. Noch mehr Ruhe allerdings hatte ein älteres Ehepaar, welches in seinem koreanischen Kleinwagen durch die Stadt mit Tempo 35 km/h bei erlaubten 60 km/h vor mir hertrödelte.
Endlich wurde die Straße zweispurig und ich konnte an dem Trödler vorbeipreschen. Blöderweise war an dieser Stelle Tempo 50 und die Polizei hatte ein Lasergerät aufgestellt, wie ich bereits berichtete.
Da die Polizei nur am Geld interessiert war, dauerte dieser ungeplante Aufenthalt nicht allzulange und ich konnte in der richtigen Richtung weiterfahren und hatte den Ballon, der ja nur 30 km/h fuhr, problemlos einholen.
Schnell noch am Stadtausgang den Wagen vollgetankt und bei der Gelegenheit auch die Scheiben wieder durchsichtig geputzt und los ging die Verfolgung des Ballons. Es war herrliches Wetter, ich hatte die Fenster unten und das glücklicherweise vorhandene Schiebedach auch voll geöffnet. Dank des Schiebedachs hatte ich beinahe immer Sichtkontakt zum Ballon. Westlich von Altenburg stieg der Ballon auf 3.000 Fuß (ca. 1.000 Meter) Höhe und wurde somit ganz klein. Bald sank er aber wieder in Höhen, in denen die Sicht besser war. Ich hatte nie Probleme, dem Ballon zu folgen. Kurz vor Gera allerdings fuhr er mir zu weit in den Norden und meine Straße ging nach Süden, also entschied ich mich, dem Ballon auf seltsamen Dorfstraßen gen Norden zu folgen. Dank Navigationssystems hatte ich ja einen Überblick über das Straßennetz. Tatsächlich gelang es mir an dieser Straße, dem Ballon so nahe zu kommen, daß mich die Insassen winkend grüßten.
Der nächste Halt war im Geraer Industriegebiet. Dort wurde ich vor eine Entscheidung gestellt. Durch die Stadt eine Ausfallstraße Richtung Westen finden oder über die Autobahn nach Westen eilen und von dort dem Ballon entgegenfahren. Ich entschied mich für Letzteres und das war weise. Der Verfolger wählte nämlich die Geraer Route und kam erst eine Stunde nach der Landung am Ziel an, wogegen ich die Landung mit ansehen konnte.
In dem Kaff, in dem der Ballon auf einer großen Wiese landete, erregte er großes Aufsehen. Alle Anwohner stürzten aus ihren Gärten und starrten uns an wie das achte Weltwunder. Ein Anwohner kam zu mir und berichtete mir, daß er der Verkäufer des Wagens sei, mit dem ich ankam. So ein Zufall!
Da der Verfolger so lange brauchte, half ich beim Einpacken des Ballons mit. Zum Schluß gab es auf dem Flugplatz noch einen kleinen Umtrunk und die übliche Ballontaufe für meine Mutter, der diese Fahrt offensichtlich einen Heidenspaß gemacht hatte. Da konnte auch ihr Ausstieg im Brennesselgraben, in dem die Schuhe stecken blieben, nichts daran ändern.
Fazit: So eine Ballonfahrt muß ich auch mal irgendwann machen. Wer Interesse an den vielen, vielen schönen Bildern hat, der spreche mich einfach darauf an. Hier eine kleine Auswahl.
Ballonfahrt
Sorgfältige Planung vor dem Start.
Ballonfahrt
Nicht nur ich betätige mich als Helfer beim Aufblasen des Ballons.
Ballonfahrt
Wind und Feuer befüllen die riesige Ballonhülle.
Ballonfahrt
Schönes Wetter beim Start auf dem Weißen Berg in Altenburg.
Ballonfahrt
Das Altenburger Lindenaumuseum am Fuße des Schloßparkes.
Ballonfahrt
Das Auto vom Ballon aus fotografiert.
Ballonfahrt
Die Ballonfahrer winken mir zu.
Ballonfahrt
Foto von Gera. Links die BAB 4 Richtung Osten. Im Vordergrund die drei riesigen Schornsteine, Wahrzeichen der Stadt.
Ballonfahrt
Noch Wahrzeichen. Dieses Jahr noch werden sie gesprengt und werden dann für immer verschwunden sein. Insofern noch ein Foto davon.
Ballonfahrt
Noch besser als Google Earth ist ein Blick aus dem Ballonkorb auf das Altenburger Land.
Ballonfahrt
Ballon im Rückspiegel.
Ballonfahrt
Der Ballon wird von der Wiese auf die Straße getreidelt.
Ballonfahrt
Viele Leute interessierten sich für den Ballon nach dessen Landung.
Ballonfahrt
Mutters Taufurkunde.

 Posted by at 10:07 pm

  4 Responses to “Ballonfahren”

  1. Sehr schöner Bericht und Pics.

    Irgendwann muss ich diese Kindheitserinnerung auch wieder auffrischen 🙂

  2. Gestatten?

    „Baron Bodo, aus dem Korb geplumpster Spättäufling und Spatzenfänger zu Steinbach“.
    Sprich meine Frau nicht auf ihren Taufnamen an, die wird vor einer halben Stunde mit dem rezitieren nicht fertig – und ist anschließend meist so’n bißchen sauer deswegen.
    Aber sonst, kann ich’s auch nur empfehlen. Ist eine der schönsten Arten der Luftfahrt (und das ist hier wörtlich zu nehmen, der fliegt nämlich nicht)

  3. *seufz*
    Irgendwie sind alle schon mal Ballon gefl^hahren, nur ich nicht. Muß ich mal ändern!

  4. *Dinge die Sie im Rückspiegel sehen sind näher als sie es aussieht! *
    Hab ich jetzt auf beiden Spiegeln eines Motorrades gelesen… trfft wohl auch für den Benz zu 😉

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