Es gibt auch Baustellen im Kleinen. So eine hatte ich gestern. Meine Aufgabe: ein Kundenrechner mit exotischer, seltsam lizenzierter, älterer Software, die natürlich dringend gebraucht wird und für die es keine Updates gibt usw. usf. war hardwaretechnisch am unteren Leistungsende und sollte ersetzt werden.
Hier Eckdaten zum Altrechner (AR):
RAM: 2×256 MB DDR1, alle Bänke ausgeschöpft
Prozessor: SingleCore Celeron
Festplatte: IDE 20 GB, randvoll und ein iomega-Drive per CableSelect am IDE-Strang
OS: XP professional
Wie bekomme ich nun auf einen moderat neueren Rechner die Software transplantiert?
Eckdaten neuerer Rechner (NR):
RAM: 2×1024 MB DDR2, 2×512 MB DDR2; alle Bänke ausgeschöpft
Prozessor: DualCore
Festplatte: SATA 80 GB
Als erstes wollte ich vom AR ein Image ziehen und dieses dann per Universal Restore auf den NR aufspielen.
Erstes Problem: AR hat keine SATA-Schnittstelle; gelöst: Platte an SATA->USB-Adapter gehängt.
Zweites Problem: Rechner bootet nicht von CD-ROM; gelöst: Linse verdreckt.
Nächstes Problem: keine einzige Imagesoftware aus meinem Bestand mochte den AR, entweder fror die Maschine beim Booten ein oder startete einfach das OS hoch. Ich experimentierte mit Jumpern (Single, Master), probierte abgesicherte Modi (dann wäre aber USB nicht gegangen), doch was auch immer ich versuchte, keine Sicherungssoftware schaffte es, von dem Gerät auch nur zu booten. Wahrscheinlich ist ein exotisches Boarddesign daran schuld. Was nun? Mein sportlicher Ehrgeiz war geweckt und der Abend war noch lang und weder Frau noch Kind warten auf mich.
Also nahm ich den NR, schloß dort die IDE-Platte via USB-Adpater an (der NR hat nämlich auf dem Bord keine IDE-Schnittstellen mehr) und kopierte erst einmal die 20er Platte IDE auf die 80er-Platte SATA 1:1 mit Hilfe einer Linux-CD (Diskpart) um.
Dann startete ich im NR die Universal-Restore-CD und zog ein Image auf eine externe USB-Festplatte, die freilich erst im dritten Anlauf erkannt wurde (sehr große USB-3.0-Platte; ging nur an zwei der hinteren USB-Ports.
Danach schrieb ich per Universal Restore das Image von der USB-Platte zurück auf die SATA-Platte. Das ging prima schief, so lustige Fehlermeldungen während des Transfers habe ich noch nie gesehen. Selbstverständlich bootete das zurückgeschriebene OS nicht einmal ansatzweise, sondern zeigte mir nur links oben einen hektisch blinkenden Cursor.
Doch durch so etwas lasse ich mich nicht entmutigen. Ich startete das Universal Restore noch einmal und dank des dazwischenliegenden Neustarts (oder irgendeiner anders gewählten Option) wurde das Image diesmal ohne Meckern zurückgeschrieben.
Ich entfernte die CD und startete den NR neu. Banges Warten, ein Windows-Startbildschirm ist zu sehen, die grünen Rechtecke laufen von links nach rechts…, die Bill-Gates-Gedenksekunden verstreichen, was wird als nächstes passieren, war die mehrstündige Bastelei für die Katz, was kann man dann noch versuchen,… und Windows ist da und beginnt mit der Geräteerkennung!
Nun hatte ich gewonnen, schnell noch die passenden Treiber eingespielt – voila, dann die fehlenden Updates nachgereicht und nun kann der Kunde wieder vernünftig mit seiner Software arbeiten. Allerdings muß man sich im nächsten halben Jahr Gedanken machen, daß Ganze entweder zu virtualisieren oder auf ein neueres Windows umzuziehen. Doch bis dahin ist ja noch etwas Zeit…