Erlebnis der dritten Art.
In der FH werde ich Zeuge eines Gespräches zwischen zwei Mädels.
M1: Was kam eigentlich bei der Untersuchung raus.
M2: Die Ärztin ist skeptisch, das Blutbild ist nicht in Ordnung, es scheint auf jeden Fall ein Tumor zu sein.
M1: Und?
M2: Jetzt wird geschaut, ob es er an der Milz ist, das ginge ja noch, man kann ohne Milz leben.
Aber vielleicht ist es auch am oder im Magen oder im Darm. Sie bekommt eine Überweisung nach $Stadt in die Spezialklinik, da wird dann das Tomogramm nochmal wiederholt.
Betroffen und mit schlechtem Gewissen ob meines Lauschens und verwundert, daß so freimütig über dieses schlimme Thema gesprochen wurde saß ich grübelnd auf meinem Platz.
M1: Und wenn das Tomogramm den Magentumor bestätigt?
M2: Wir können doch dann die arme Katze nicht leiden lassen, das waere unfair.
*kopfschuettel*
Gerade lese ich mit Kopfschütteln, daß das Landgericht Darmstadt die Fusion der Deutschen Telekom AG mit der T-Online AG ablehnte.
Dabei waren noch vor wenigen Jahren beide AGs Splitterprodukte der zahlreichen (und insgesamt auch quasi gescheiterten) Scheinprivatisierungen von Firmen, mit denen der Staat hoheitliche Aufgaben an kapitalorientierte Großkonzerne abgab.
Überlegen wir einmal.
Hoheitliche Aufgabe: öffentlicher Nah- und Fernverkehr
wurde zuverlässig wahrgenommen durch: Deutsche Bundesbahn
abgegeben an: Deutsche Bahn AG aka Die Bahn aka $Anglizismus (in Bälde)
Wahrgenommene Veränderungen: dünneres Streckennetz, Netzzerfall, prohibitive Preise, undurchschaubares Tarifsystem mit exotischen, nichtssagenden Namen, völliges Versagen im Gütertransport und dadurch Destruktion der BAB und endlose Lasterkolonnen, Überlastung auf attraktiven Strecken, Servicewüste, Investitionsstau, veraltende Technik, massenhafte Anschaffung von PKW, LKW und Kleintransportern, um sich selbst Konkurrenz zu machen, Substitution von Fachkräften durch fragwürdige Technik und massiver Personalabbau, seltsame Führungsstrategien mit ungerechtfertigten Gehältern usw. usf.
Hoheitliche Aufgabe: Telekommunikation und Versand von Informationen und Waren
wurde zuverlässig wahrgenommen durch: Deutsche Post
abgegeben an: Deutsche Post AG, DHL, Telekom, T-Online, T-Com, T-business und noch einen Rattenschwanz anderer Unternehmen
Wahrgenommene Veränderungen: hohe Transportgeschwindigkeit (meist innerhalb eines Tages), Zunahme von Transportschäden und Transportverlusten, hohe Preise bei Paketen und Briefen, ausgedünntes Netz von Postfilialen und Briefkästen, massiver Personalabbau, Straßenverstopfung und Verkehrsgefährdung durch zig Kastenwägelchen, die sinnbefreit durchs Land rasen und endlose gelbe Lasterkolonnen, sehr günstige Festnetzpreise, zu hohe Grundgebühren, lange Kundenknebelung, Tarifwirrwarr, Servicekatastrophe; unpersönliches, ungelerntes und inkompetentes Personal usw.
Hoheitliche Aufgabe: Energie- und Wasserversorgung
wurde zuverlässig wahrgenommen durch: staatliche Energiewerke
abgegeben an: diverse Stromkonzerne
Wahrgenommene Veränderungen: Tarifdschungel, bei dem nur klar ist, daß die Preise ständig steigen (beispielweise haben sich meine Stromkosten bei gleichem Verbrauch seit 1999 versiebenfacht), ständiges Hickhack in den Medien, Massenentlassungen, völliges Versagen bei Naturkatastrophen, wie der Flut in Dresden (die Talsperre war zu voll wegen Geldgeilheit) oder dem kürzlichen Wintereinbruch in Westfalen (veraltete, fehlkonstruierte und ungewartete Strommasten), immerhin hat RWE das Bernsteinzimmer saniert und dadurch die Russen positiv zur Ostseetrasse gestimmt (nebenbei bemerkt ist das der einzige Punkt, bei dem ich Ex-Kanzler Schröder meinen Respekt zolle).
Vom Gesundheitswesen will ich garnicht erst anfangen und bei den (noch?) hoheitlichen Aufgaben wie Bildung, Verteidigung und innere Sicherheit könnte man auch mehrere Seiten füllen.
Fazit: Die verlustreiche T-Online mit der Muttergesellschaft Telekom wieder zu vereinen wäre nur logisch und sinnvoll und ist nebenbei von den Anlegern mit über 99% der Stimmen auch so gewollt.
Hier schreitet nun ein Gericht ein und zertritt das zarte Hoffnungspflänzchen.
Wenn aber der Bund die Bundesdruckerei an eine amerikanische Firma verhökert oder sich zwei Medienmogule alle relevanten Medien unter den Nagel reißen oder…, dann interessiert das kein Schwein.
Wie gesagt: Herr, wirf Hirn vom Himmel!
…, habe ich doch folgendes vor:
Nach der Schule besuche ich einen Freund, der seinen Whiskyladen eröffnet. *Prost!*
Anschließend fahre ich nach Marburg, um dort auf dem Weihnachtsmarkt den traditionellen Glühwein zu trinken. *Prost!* und *Prost!“*
Den Tag krönt ein herrliches Buffett mit Feuerzangenbowle. *Prost!*
Mit anderen Worten: Kampftrinken – Leistungsklasse.
Ja, liebe Netzgemeinde, das Internet ist gefährlich und überall bedroht uns böse Software, die nur auf den Doppelklick wartet, um ihr Schadwerk zu verrichten.
IMHO ist die Netzgemeinde aber sehr wohl in der Lage, schädlingsarm zu leben. Das Problem sind nur die Bürger, die unbedarften Anwender, für die Rechner bessere Kaffeemaschinen und Software bunte Klickbilder sind.
Und nicht mal die Bürger sind das Problem, sondern eine Industrie, die in immer schnellerer Spirale Soft- und Hardware auf den Markt wirft und dem Anwender suggeriert, alles sei einfach und schnell und bunt und vor allem nötig.
Jedenfalls ist es zum Verzweifeln, denn ganzheitliches Denken und einen weisen Blick aus der Ferne auf die ganze Chose, den gönnt sich niemand mehr.
Zu den wenigen Don Quichotes, die sich dieses Themas annehmen, zähle ich den polnischen Autor und einen der letzten Universalgelehrten in einer Welt der Fachidiotie Stanislaw Lem.
Frühling
Ich hörte Leitungsrohre knacken,
und das WC war zugefroren.
Vor Kälte hat‘ ich blaue Backen
und Eisgebilde an den Ohren.
Da kam ich ganz von selbst dahinter…
Jetzt wird’s Winter.