Juli 142008
 

… sagte Herr Kalkofe, als er eine Sendung des DDR-Fernsehens, äh, des unwürdigen Nachfolgers Mitteldeutscher Rundfunk, verriß.
Granatenmäßig recherchiert hat auch SpOn. Sicher mag das eine oder andere stimmen, was da zur Geschichte und zum drohenden Untergang der Kultmotorradmarke des Ostens geschriebn wurde.
Aber daß die Westverwandtschaft den armen Verwandten im Osten zur Jugendweihe über Genex standardmäßig ein Motorrad zukommern ließ, ist nun doch reichlich aus der Luft gegriffen.
Zuerst einmal war der zu beschenkende Jugendweihling im Normalfall 14 Jahre jung. Den Motorradführerschein durfte man erst mit 16 machen und solche MZ-Motorräder wie auf dem Spiegel-Foto mit 250 Kubikzentimeter Hubraum durfte man erst ab 18 fahren.
Weiterhin kenne ich von damals[TM] zwar viele Genex-Beschenkte, aber keinen einzigen, der von Onkel Genex eine solche Maschine bekam. Allgemein war diese Spiegel-Erkenntnis dem DDRler fremd. Abgesehen davon hätte eine mit Westverwandtschaft gesegnete Ostfamilie lieber tausend andere Dinge für das schöne Westgeld gekauft, als das schnöde Motorrad, was man ja früher oder später doch auch so bekommen hätte.
Und letztendlich waren Motorräder zwar tatsächlich ein vielgenutztes Verkehrsmittel in der untermotorisierten Zone, aber die 250er Maschinen waren eher selten im Straßenbild vertreten. Simsons Schwalbe und S5x-Mokicks dominierten deutlich.
Wieder einmal sei die (wirklich nicht neue) Erkenntnis festgehalten: Man muß alle Artikel mehr als kritisch hinterfragen, denn Oberflächlichkeit wird durch mehr oder weniger geschickten Stil kaschiert. Es fällt besonders bei Themengebieten auf, bei denen man selber ein über dem Normalniveau liegendes Wissen hat.
Echte Simpsons-Fans werden wissen, was ich meine.

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Juli 132008
 

Tolkiens Bücher im Original zu lesen. Angefangen habe ich mit dem kleinen Hobbit. Dieser erlebt ja Abenteuer zusammen mit dem Zauberer Gandalf und den dreizehn Zwergen Thorin, Balin, Bifur, Bofur, Dori, Dwalin, Glóin, Nori, Ori, Fíli, Kíli, Óin und Bombur.
Nun lese ich die Edda in der Übersetzung von Karl Simrock.
Und was erspähen meine Augen, als ich die ersten Reime lese?

Da ward Modsognir der mächtigste
Dieser Zwerge und Durin nach ihm.
Noch manche machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde, wie Durin angab.
Nyi und Nidi, Nordri und Sudri,
Austri und Westri, Althiofr, Dwalin,
Nar und Nain, Nipingr, Dain,
Bifur, Bafur, Bömbur, Nori;
Ann und Anarr, Ai, Miödwitnir.
Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain,
Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr,
Nar und Nyradr; nun sind diese Zwerge,
Regin und Raswidr, richtig aufgezählt.
Fili, Kili, Fundin, Nali,
Hepti, Wili, Hannar und Swior,
Billingr, Bruni, Bildr, Buri,
Frar, Hornbori, Frägr und Loni,
Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi.
Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft
Den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf,
Die aus Gestein und Klüften strebten
Von Aurwangs Tiefen zum Erdenfeld.
Da war Draupnir und Dolgthrasir,
Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi,
Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai,
Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi.
Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar,
Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin.
So lange Menschen leben auf Erden,
Wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet.

Da hat einer aber mächtig Anleihen genommen.
Abgesehen davon ist die Edda auch so mehr als unterhaltsam und lesenswert. Am amüsantesten finde ich bisher das Harbardslied.
Es ist ein Streitgespräch zwischen dem Fährmann Harbard und Thor. Nun ist Harbard aber kein anderer als Odin, Thors Vater, was dieser aber nicht weiß. Kostprobe:

Thôr hat Macht genug, aber nicht Muth.
Aus feiger Furcht fuhrst du in den Handschuh,
Trautest nicht mehr Thôr zu sein.
Nicht wagtest du nur, so warst du in Noth,
Zu niesen noch zu furzen, daß es Fialar hörte.

 Posted by at 5:00 pm
Juli 082008
 

Im Jahr 2006 renovierte ich ja meine Wohnung. Das umfangreiche Baumaterial durfte ich bei den Nachbarn in der Garage lagern. Beinahe ein halbes Jahr blockierte ich die Garage. Da mir das sehr peinlich war, beschenkten meine Mutter und ich den Nachbarn zu seinem (runden) Geburtstag reichlich. So erhielt er einen Schwibbogen. Bei der Überreichung erfuhren wir, daß im Jahr 2007 von den Nachbarn eine Reise auf den Spuren Johann Sebastian Bachs geplant war. Und nicht in der Planung war der Besuch von Altenburg. Dabei hatte Bach persönlich in der Schloßkirche die Orgel bedient. Also besuchten die Nachbarn im Juni 2007 Altenburg und erhielten eine wunderschöne Führung durch das Altenburger Schloß. Dabei fiel ihnen auf, daß demnächst eine Theateraufführung im Schloßhof geplant sei. Sie erkundigten sich und …, nun kommen wir zur Auflösung der Kette, … schenkten mir letztes Jahr zum Geburtstag für sich und mich und meine Mutter Karten für diese Theateraufführung.
Und nun, am letzten Wochenende, war es endlich soweit. Gegen 21:00 Uhr betraten wir den Schloßhof. Dort lockten viele Buden mit Fresserey, Sauferey, gar seltsamen Gespinst (Zuckerwatte), Erdbäreis und anderen kulinarischen Spezialitäten. Gaukler tummelten sich, Musikanten ließen Schalmei und Sackpfeife ertönen und manch Bänkelsänger trug schreckliche Moritaten vor.
22:30 Uhr begann die Aufführung des Altenburger Prinzenraubes
Was soll ich berichten? Ich war nur einmal begeistert. Wie ein kleiner Junge klatschte ich in die Hände, jubelte mit und war schlichtweg begeistert. Die Schauspieler überzeugten alle. Über 200 Darsteller und zahllose Tiere (2 Affen, 1 Stier, mindestens 10 Pferde, ein Emu, Ziegen) füllten den Schloßhof. Man sah Kämpfe in echten Rüstungen, Berittene zeigten ihre Fähigkeiten mit der Lanze, es gab Gefechte, spektakuläre Stunts.
Und alles vor der beeindruckenden Kulisse des Schlosses. Und dieses Schloß war 1455 tatsächlich Schauplatz des Verbrechens gewesen! Wirklich beeindruckend waren auch die Licht- und Toneffekte.
Hier kann man nicht mehr von Provinz sprechen, das hatte schon ein deutlich höheres Niveau. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Ich kann jedem nur dringend empfehlen, sich nächstes Jahr Karten zu besorgen und sich den Prinzenraub anzuschauen. Ich komme auch gerne wieder mit.
Nochmals vielen Dank an meine netten Nachbarn für dieses tolle Geschenk.
Prinzenraub
Prinzenraub
Prinzenraub
Prinzenraub
Prinzenraub

 Posted by at 7:05 pm
Juni 302008
 

… nichts zu den Matheprüfungen der 10. Klassen in Berlin schreiben. Aber die eben im SpOn gelesene Meldung zwingt mich doch dazu ein paar Zeilen zu schreiben. Vor allem dieser Satz:

Der Senator [gemeint ist Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner] beteuert, dass die Klausur nicht schwerer gewesen sei als die erste. Wegen des zusätzlichen Prüfungsstresses erleichterte er aber das Bestehen der Klausur. Mit 45 Prozent gilt die Prüfung nun als bestanden. Vorher waren es 50 Prozent.

Also nicht nur, daß die Matheprüfung kinderleicht war, nicht nur, daß sie in nur leicht veränderter Form wenige Tage später wiederholt wurde (und damit den schwachen Schülern bessere Chancen einräumte); nein, jetzt soll sie also auch schon bei weniger als der Hälfte der Punkte bestanden sein.
Ich nenne so etwas eine Farce! Aber nicht darum geht es mir primär, sondern um die Prüfung an sich.
Bisher habe ich immer gedacht, daß die Kinder in der Schule lernen. Lesen, Schreiben und Rechnen beispielsweise. So wie meine Großeltern. Diese besuchten alle sechs Jahre die Volksschule und schrieben danach schön, sauber (und selbstverständlich richtig) und konnten auch vorzüglich rechnen. Zumindest ließen sie sich vom Kaufmann nicht übers Ohr hauen.
Mit diesen Gedanken lag ich nun völlig falsch, wie ich beim Durchlesen der Prüfungen sehen mußte.
Fangen wir doch einmal mit der Originalprüfung vom 11.06.2008 [530 kB, Quelle: SpOn] an:
Ich will jetzt nicht angeben, aber bis auf Aufgabe 5, löste ich alle Aufgaben während des Lesens im Kopf. Nur für Aufgabe 5 hätte ich den Taschenrechner, wenn überhaupt, bemüht. Und eventuell, um sicherzugehen, auch die Kugelvolumenformel in der Formelübersicht nachgeschlagen. Wobei ich die Formel per Eselsbrücke immer parat habe (Kommt ein Kugelmann vorbei – 4 Drittel Pi mal R hoch 3.). Viele Aufgaben waren so peinlich und so banal, daß ich mich beinahe schon beim Durchlesen schämte. Und wo bitte ist die höhere Mathematik? So eine Prüfung ist weniger als eine Mathearbeit, die man vor 30 Jahren in einer siebten Klasse schrieb. Ich war (und bin) jedenfalls hellstens entsetzt über diese superleichte Matheprüfung, immerhin eine Abschlußprüfung einer zehnten Klasse. Das heißt, ich „alter“ Mann löse in nicht mal 10 Minuten ohne großes Nachdenken im Kopf und ohne jedwedes Hilfsmittel eine Matheprüfung, für die die Damen und Herren Schüler satte zwei Zeitstunden Zeit bekommen?
Entsetzt und beschämt waren wohl auch die Berliner verantwortlichen Mathelehrer (oder wer immer dafür verantwortlich ist), die sich diese Prüfung ausgedacht hatten. So war die Wiederholungsprüfung vom 23.06.2008 [530 kB, Quelle: SpOn] in der Tat etwas anspruchsvoller. Das will heißen, daß ich jetzt ab und zu einmal etwas nachdenken mußte und ein Hauch Abstraktionsvermögen gefordert war. Doch da ja alle Schüler wenige Tage vorher eine sehr ähnliche Prüfung schrieben, mußten sie wissen, was sie erwartet und konnten zielgerichtet noch einmal ihre Schwachstellen beseitigen.
Und nun bestehen schlechte Schüler diese dennoch recht einfache Prüfung also auch, wenn sie nur 45 % der Punkte erreichen. Hallo? Wozu habe ich ein Notensystem? Bedeutete weniger als 50 %, also weniger als die Hälfte nicht eine ungenügende Leistung? Wenn man die Kriterien so offen verwässert, dann muß man sich nicht wundern, daß diese Schüler es in der Lehre, der Berufsschule oder gar später einer Fachhochschule sehr, sehr schwer haben werden.
Was ich abschließend gerne wüßte, das wären die Ergebnisse, die die Berliner Zehntklässler in beiden Prüfungen erzielten. Ich fürchte aber, daß ich das dann doch nicht wissen will…

 Posted by at 8:06 pm
Juni 302008
 

Plastikpaket
Am Samstag Nachmittag entdeckte ich diesen US-Mail-Postsack auf meiner Treppe. Was mochte der wohl enthalten?
Des Rätsels Lösung: ich entdeckte in mir vor ein paar Wochen den Wunsch, den Herrn der Ringe auch einmal im Original zu lesen. Obwohl ich mehrere Buchhandlungen abklapperte, gab es dieses Werk aber nicht im Original zu kaufen. Glücklicherweise dachte ich daran, daß der US-Dollar momentan ja eher schwach ist und schaute bei Amazon im Amiland nach, was es denn so gibt. Und siehe! da gab es die Jubelausgabe anläßlich des fünfzigsten Jahrestages des Erscheinens der Trilogie mit den hochwertigen Illustrationen von Alan Lee, dessen Genie auch die Filme Peter Jacksons inspirierte. Passend dazu bestellte ich mir den Hobbit im Lederschuber mit farbigen Illustrationen des Autors auf hochwertigem Papier. Alle vier Bücher kosteten inkl. Versand weniger als 50 Euro. Diese Investition tätigte ich gerne, ist es doch eine dem großen Werk sehr angemessene Form. Und nun schmökere ich fleißig. Meinen Gästen drohe ich jetzt schon an, mit diesen schicken Büchern zu protzen 😀
Warum allerdings so ein großer Postsack für die Bücher notwendig war, entzieht sich weiterhin meiner Kenntnis.
The Hobbit
Trilogie Lord Of The Rings

 Posted by at 7:32 pm