Lang hat es gedauert, aber ich habe es geschafft! Ein Kunde brachte mir einen WiXP-Rechner, dessen kaputtgegangenes Netzteil auch die Hauptplatine u. a. in den Tod gerissen hatte. Das Ziel bestand nun darin, die komplizierte Software-Installation, die sich über zwei Partitionen erstreckt, auf eine neue Platte zu transplantieren und sie dann auch unter neuer Hardware ans Laufen zu bekommen. Worüber Linuxer nur müde lächeln, muß der „Windowser“ viel Grips und vor allem Zeit investieren.
Zuerst sicherte ich die 250 GB-Originalplatte bitgenau. Dann ließ ich windowseigene Reparaturmechanismen die vorhandenen Defekte ausbügeln. Alleine das dauerte beinahe neun Stunden. Dann zog ich ein Festplattenimage, um dieses dann über eine Software auf eine neue Festplatte zurückzuschreiben, die in der Lage ist, während dieses Vorgangs passende Treiber in die Windowsinstallation hineinzuschummeln.
Denn dank der tollen Innovationen im Hardwaremarkt, hat ein aktuelles Intel-Board mit einer 2005 ausgelieferten Platine nur noch, wenn überhaupt, den Formfaktor gemeinsam. Wo früher eine IDE-Festplatte steckte, versieht nun eine AHCI-fähige SATA-Platte ihre schnellen Dienste. Statt einer belüfteten ATI-AGP-Grafikkarte werkelt nun eine integrierte Intelkarte. Statt eines PIV-HT-Prozessors im 478er-Sockel gibt es nun einen 75er Sockel mit einem Zweikerner usw.
Ich brauchte mehrere Versuche, bis sich statt Dauerneustart und BSOD endlich eine Benutzeroberfläche zeigte. Diese schmierte aber während der nachfolgenden Treiberaktualisierungen ab. Irgendwann machte sich Frust breit. Immerhin dauert das Rückschreiben eines Images mehrere Stunden. So sah am Ende mein Versuchsaufbau aus: Das Notebook stand in der Mitte und wurde von einer CD gestartet. Auf einer externen USB-Platte lag das zu schreibende Festplattenimage. An einem USB-SATA-Adapter hing die neue Platte, auf die das OS sollte. An den dritten USB-Port war ein Diskettenlaufwerk gesteckt, in dem die Treiberdiskette steckte, die die Fesplattentreiber enthielt. Ich probierte vier, fünf Treiberkombinationen aus und erhielt nur Fehlschläge.
Gestern nun probierte ich den letzten Trick aus. Ich startete die Maschine und wies ihr beim Imagerückschreiben Treiber für Chipsatz, Prozessor und Festplatten-Controller zu, die sowohl auf CD-ROM, auf USB-Stick und auf Diskette lagen. Nach ca. 3 Stunden unterbrach die Software ihre Arbeit und verlangte nach Treibern. Ich gab per Hand alle Pfade ein, die zu irgendwelchen denkbaren und undenkbaren Treibern auf den verschiedenen Medien führten. Das endete mit einer Prozedur, bei der der Rechner in gähnender Langsamkeit erst auf die CD, dann auf die Diskette und dann auf die Festplatten zugriff. Ich ignorierte das Ganze erfolgreich. Als sich nach sechs (sic!) Stunden an der Fortschrittsanzeige und am Verhalten des Rechners immer noch nichts geändert hatte, brach ich den Versuch ab, denn ich wollte ins Bett. Doch was war das? Beim testweisen Hochfahren rappelte sich doch tatsächlich die olle Installation! Mittlerweile sind alle Treiber installiert, die Partitionen vergrößert, WiXP erfolgreich reaktiviert (auch krampfig, aber klar, es wurde eben sehr viel an der Hardware geändert) und die Daten defragmentiert. Sieg im letzten Versuch. Ich schwöre, daß ich, wenn es gestern nicht doch noch geklappt hätte, die sehr umständliche und für den Kunden teure und mich kaum zu bewältigende Neuinstallation begonnen hätte.
Nun nur noch schnell ein Image der aktuellen Installation gezogen und dann weg damit aus meinem Gesichtskreis.
Okt 072008
> Zuerst sicherte ich die 250 GB-Originalplatte bitgenau.
Ich sehe, auch der HodRuZ lernt noch dazu 🙂
Neuinstallation teuer? Wieso, waren denn so seltene Anwendungen drauf? Und gab’s keine „Originalsoftware“?
Rätselhaft….
@Bodo
Die Softwareinstallation hätte mindestens 500 EUR gekostet, wahrscheinlicher noch das Doppelte.