Feb 062007
 

Momentan wird ja in der Presse dem Thema Computerüberwachung viel Raum gewidmet.
Nicht ganz passend, aber doch in den Kontext gehörend, möchte ich mein derzeitiges Erlebnis berichten.
Ein Kunde benötigt mehr als 50 Schulungsrechner. Nun stand die Entscheidung an, ob man feste Arbeitsplätze installiert oder einer mobilen Lösung mit Notebooks den Vorzug gibt.
Gegen Notebooks sprachen der deutlich höhere Anschaffungspreis und vor allem das hohe Diebstahlrisiko, zumal die zu schulende Klientel eher schlecht beleumundet sein würde.
Doch entbehrte die Idee nicht eines gewissen Reizes. So informierte ich mich im Internet und fand bei einem bekannten Computergroßversender mit vier Buchstaben Unterstützung, Hilfe und Beratung.
Empfohlen wurden Notebooks mit CompuTrace.
Kurz gesagt ist also im Notebook ein nicht entfernbarer Chip, der sich im Falle eines Diebstahls von außen aktivieren läßt und dann in kurzen Abständen verschlüsselte Meldungen über Modem/LAN/WLAN an die CompuTrace-Filiale funkt. Weiterhin befindet sich ein Trojaner im System-Verzeichnis, der auf Wunsch des Bestohlenen die Festplatte formatieren kann.
Diese Software-Hardware-Lösung klang vertrauenserweckend und einleuchtend. Also wurden letztes Jahr 50 mit Computrace versehene Notebooks gekauft, die sich mittlerweile bundesweit im Einsatz befinden. Tatsächlich ist CompuTrace unveränderbar im BIOS eingetragen und ich mußte den Virenscanner wegen des Trojaners beruhigen, den er sofort nach Installation anmeckerte.
Kürzlich erhielt ich sogar noch einen Anruf von der Service-Abteilung von CompuTrace aus den USA, die sich nach meiner Zufriedenheit erkundigten. Ich konnte nicht klagen und schwätzte nett mit dem jungen Ami.
Vorgestern nun war der Präzedenzfall da. Ein Notebook wurde entwendet. Ich lehnte mich entspannt zurück und meldete dem Hersteller die Service-Nummer, die Nummer des Polizeiberichts usw..
Nun also sollte CompuTrace endlich einmal zeigen, was es kann.
Aber das wäre ja langweilig und ich würde das nicht im Blog erwähnen.
Denn nach einer mittleren Telefonorgie vorgestern und am heutigen Vormittag kam folgendes Fiasko heraus:
CompuTrace darf auf dem Gebiet der EU nicht aktiviert werden. Wegen Datenschutz usw.. Also in meinem Fall ein 100% Täterschutz. Nun muß ich also warten, bis das Notebook nach Japan, der Schweiz oder nach Amiland gewandert ist, denn dort darf ich es dann wieder verfolgen. Selbstverständlich stand das nirgendwo in den mir gelieferten Beschreibungen und der Kundenberater hatte auch keine Ahnung davon. Ebensowenig der nette Berater von CompuTrace, der mir heute eine Diebstahlbearbeitungs-E-Mail schickte. Ich habe nicht übel Lust, trotz Verbotes, die Hardware zu aktivieren, aber wahrscheinlich gehe ich dann vor den Kadi.
Fazit: Durch falsche Beratung hat der Kunde mehr als 50 Notebooks gekauft, die er wahrscheinlich nicht geholt hätte, wenn er gewußt hätte, daß es einen solchen Schutz nicht gibt.
Und er hat pro Notebook einen Aufpreis für eine Hardware-Software-Lösung bezahlt, die in Deutschland nicht funktionieren darf.
Das wird noch ein lustiges Nachspiel geben.
Und wieso dann Avis, Europcar und Co. ihre Mietwagen mit GPS-Sendern ausrüsten dürfen, erschließt sich mir in dem Zusammenhang auch nicht. Noch weniger die absurde Diskussion über eine per-se-Überwachungsmöglichkeit aller bundesdeutschen Rechner durch den Staat im Namen des Kampfes gegen den Terrorismus.

 Posted by at 10:13 pm

  2 Responses to “Datenschutz aktuell”

  1. Mit Open Sauce wär das nicht passiert 😉

  2. Ich würde dem Übeltäter die Platte formatieren (am besten ein mal pro Woche) und sehen, was passiert. Was will er denn machen? Dich wegen Computerbetruges oder Verletzung des Datenschutzes anzeigen?

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