Juli 172008
 

Oder Gangsta Rappa? Wie auch immer, schon lange beobachte ich mit Belustigung die Szene um Aggro Berlin, wo diverse Migrantenkinder recht erfolgreich versuchten, die Erfolge echter Rapper aus miesen Stadtteilen nordamerikanischer Großstädte nachzuäffen.
Ihren Erfolg verdanken diese PISA-Rapper in erster Linie den PISA-Kindern, die sich ahnungslos und willfährig noch vor jeden noch so idiotischen Zug spannen lassen.
Die über viele, viele Jahre überflutende Musikindustrie mit all ihren unsäglichen Ablegern, die die Kommerzialisierung der populären Musik so weit pervertiert hat, das es mittlerweile so durchsichtig geworden ist, daß es einen einfach nur noch langweilt, tut ein Übriges.
So kann also irgendein dummer Mensch aus dem beschaulichen Hinterland lieber seine Muskeln als sein bißchen Gehirn trainieren und statt einer Metzgerlehre nach Berlin gehen und sich ein Image zulegen.
Dummerweise ist Berlin aber nicht die Bronx oder irgendein anderer Stadtteil einer Ami-Großstadt mit rund 100% schwarzen Einwohnern. In Berlin stirbt man als junger Farbiger nicht mit unter 25 an einer Kugel, gibt es keine täglichen Schießereien mit anderen Gangs und so tiefe Armut, daß man sich schämen muß.
Berlin ist eine ganz normale Stadt in Deutschland mit einer Kriminalstatistik, die jedem Bürgermeister einer US-amerikanischen Großstadt lebenslange Amtszeit sichern würde.
Dort rennen alle Schichten recht friedlich rum und sogar für maskierte Schwachmaten und goldkettchenbehängte Spätpubertäre, die mit Fäkalworten nicht geizen ist da Platz.
Und wenn es keine Schießereien gibt, dann inszeniert man eben welche. Und wenn es so schlimm hierzulande gar nicht sein kann, dann wird mit Vehemenz solange darüber gesungen, bis auch der letzte Teenager an seiner Normalität zweifeln muß.
Ein echter Rapper kanalisiert seinen Wut aufs Establishment, gießt in hektisch hervorgestoßene kunstvolle Reime seine Lebenseinstellung. Er fordert Respekt, er versteht sich als Signal. Unsere PISA-Rapper sind quasi gecastete arme Würstchen, die 20 Jahre zu spät, alles drei Ebenen tiefer ohne Nachzudenken abkupfern.
Eben nur auf deutsch, weil sie in der Schule im Englischunterricht fehlten. Naja, deutsch ist relativ, was vor 15 Jahren die fantastischen Vier mit der deutschen Sprache experimentierten, an so etwas reichen die nicht mal im Traum ran.
Jedenfalls, um mal mit meinen Tiraden ein Ende zu finden (ich könnte mich noch viel mehr und viel länger dazu echauffieren), jedenfalls ist das alles eine so arme Szene, daß man weinen möchte. Aber die mächtige Musikindustrie nimmt sich solcher Kasper an, stilisiert sie hoch, die Klingeltonsender bringen verschmitzt nach Mitternacht die Videos, in denen man „Mann, der seine Mutter sexuell gebraucht“ nicht mehr auspiept und überall wird der Schund gespielt und überall werden die Jungs, die normalerweise mit 12 mal eine Tracht Prügel gebraucht hätten und heute Arbeit (in bspw. einem Steinbruch) zu Alltagshelden gemacht.
Und das Allerschlimmste: unsere Jugend fährt drauf ab! Die kaufen den Mist. Die lesen (so sie noch können) Biographien. Die laden sich den Dreck aufs Handy und verschmutzen damit akustisch die Umwelt. Und sie denken keine Sekunde daran, daß daran nichts originär geschweige denn originell ist. Wo ist Rebellion? Wo ist Abgrenzung? Wo ist Denken?
Das ist einfach so arm, daß man schreien möchte.
Warum ich das schreibe?
Nun, gerade las ich auf heise, daß Bushido erfolgreich gegen einen Opa geklagt hat, über dessen offenes WLAN ein paar seiner „Lieder“ übertragen worden.
Der Rentner sagte vor Gericht, er wisse nicht, wer Bushido sei. Und das glaube ich ihm! Daß er kein P2P-Programm betrieb, nehme ich ihm auch ab.
Aber nicht das mehr als fragwürdige Vorgehen gegen den Rentner interessiert mich hier, sondern die mehr als peinliche Tatsache, daß sich ein Rebell, ein Gangsta usw. so weinerlich verhält.
Er sollte lieber statt „Muthafucka“ das nächste mal Heintjes „Mama, warum hast Du mir das angetan“ wimmern.
Abgesehen davon: Haben Dimmu Borgir eigentlich schon ihr Geld von ihm bekommen?

 Posted by at 8:14 pm

  3 Responses to “Deutschland – Deine Gangsterrapper!”

  1. Ich steh sowieso nicht so auf Sprechgesang, weshalb mir das meist an dem Blog eh schnuppe ist, aber mein Bruder ist Metaller und hat auch die ganz düsteren Sachen schon mal irgendwann gehört, gesehen oder auf ’nem schwarzen T-Shirt auf der Brust gehabt und deshalb weiß ich, dass das nicht „die“ Dimmu Borgir, sondern „der“ Dimmu Borgir ist. – Und das ist nun wirklich einer von der Sorte, bei denen selbst die meisten „US-Gangsta“ lieber heim zu Mama gehen, als ihm über den Weg zu laufen…

  2. Uups, ‚tschuldigung, da hab ich doch glatt Borgir und Burzum verwechselt…
    Nein nein, Dimmu Borgir sind bestimmt privat ganz liebe Jungs, trinken Limo und sind spätestens nach dem Sandmännchen im Bett 😉

    /(…
    / ,-(_`;
    \ )_ _;
    (\[_][_])
    | L |
    | \-_/ Ich bin keine Signatur, ich bin hier nur die Aushilfe.

  3. @Bodo
    YMMD, Burzum trifft PISA-Rapper, das ist einfach herrlich als Gedankenbild.

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