Achja, da wird man geradezu nostalgisch…
Eine Kundin benötigt für einfachste Büroarbeiten irgendeinen Rechner und bat mich, ihre mitgebrachte Maschine, wie auch immer, gängig zu machen.
Das gute Stück entpuppte sich als Vobis-HighPac-Gerät mit jämmerlicher Ausstattung. Ich fand nach Hochfahren des Rechners vor:
– Windows ME mit AOL 5.0 und diverser anderer Crapware
Die Maschine selber bot:
– Athlon 1,2 GHz (ausreichend)
– 128 MB RAM mit shared memory (indiskutabel)
– 40 GB Festplatte (ausreichend)
– zwei optische Laufwerke (mehr als ausreichend)
Weiterhin war, warum auch immer, eine Firewirekarte verbaut, die ich gleich wegen Nutzlosigkeit entfernte. Was nun tun? Ich wühlte in meinem Museum und fand noch SD-RAM.
Also Kiste auf, 2 x 256 MB RAM Vollbestückung aufgerüstet. Bei der Gelegenheit habe ich auch noch eine Netzwerkkarte gesteckt, das Gerät stammte nämlich noch aus einer Ära, in der Netzwerkkarten separat gegen teuer Geld erworben werden mußten und nicht als 0,99-EUR-Chip auf der Hauptplatine steckten.
Nach einer fixen Datensicherung, Neustart, Bootsequenz im BIOS geändert und die XP-CD ins Laufwerk gesteckt. ME fuhr hoch, hmm, CD ins andere LW und los gings!
Irgendwann, ich betreue solche Maschinen meist im Vorbeigehen, wenn ich mir Wasser, Kaffee hole oder so, war XP da. Nur die Netzwerkkarte hatte es nicht erkannt. Der Treiber lag ja auf Diskette bei und… scheiterte mit der seltsamen Meldung
Der INF- Eintrag liegt nicht im Kontext des Gerätes
oder so ähnlich. Die Erinnerungen an die „gute, alte“ Zeit kehrten wieder, das war doch das Interrupt-Problem auf den PCI-Bussen und richtig, nach Umstecken auf einen anderen PCI-Steckplatz fand WiXP die Karte problemlos und steuerte sie auch brav an.
Nun begannen die leidigen Updates und ich spielte parallel dazu die benötigte Software auf. Nur zwei Probleme hatte ich noch zu lösen.
1. die ACPI-Erkennung klappte nicht, so konnte WiXP nicht von alleine den Rechner ausschalten. Nach dem SP3 (tauscht HAL) und dem Ändern eines Registryeintrages, an den ich mich noch aus NT4-Zeiten prima aus dem Kopf erinnern konnte (PowerOffAfterShutDown = 1) ging das problemlos.
2. die Festplatte funktionierte nur im PIO-4-Modus und schrieb somit, wenn überhaupt, schäbige 600 kB/S. Die Via4in1-Treiber (hatte ich schon vergessen) lösten das Problem nicht, gingen aber in die richtige Richtung.
Also seufzte ich und machte auch noch ein BIOS-Update und siehe! jetzt klappten auch die Via-Treiber und nach BIOS-Optimierung und Neustart zeigte sich die Festplatte (eine zu Recht vergessene Quantum Fireball) im UDMA5-Modus deutlich übertragungsfreudiger als vorher.
Nun läuft die Kiste und fühlt sich sogar einigermaßen flott an.
Fazit: Eine Reise eine Dekade zurück zeigt, daß früher doch nicht alles besser war. Viele (verdrängte) Erinnerungen an die Tücken der Hard- und Software wurden wieder wach, es war beinahe Nostalgie. Andererseits ein großes Lob an die vorbildlich gepflegte Gigabyte-Seite, wo ich problemlos und schnell alle Treiber erhielt. Und offen gesagt: dieser Rechner ist auch im Jahr 2010 für Text, Tabelle und Surfen bestens gerüstet.
Nachtrag:
Die integrierte S3-Grafikkarte habe ich doch noch deaktiviert und in den AGP-Steckplatz eine Ati Rage 128 gesteckt, nun baut sich Desktop sichtlich schneller auf und geht auch in voller Auflösung mit 32-Bit-Farben (statt 16 Bit bei der S3) an dem dazugehörenden nagelneuen 19er TFT. Und ich hab auch 32 MB mehr RAM zur Verfügung.
Ach, heute ist alles besser?
Ich hatte mir zu Weihnachten selbst Windows 7 beschert und auf einer einigermaßen aktuellen Kiste installiert (Board: Gigabyte GA-EP45-UD3LR, CPU:Core 2 Duo E7400, usw…)
Rechner war einigermaßen schnell und problemlos aufgesetzt, aber schon das Einbinden in mein StiNo LAN war ein größerer Akt, die blödsinnige Heimnetz-Installation ließ sich einfach nicht dazu bewegen, sich der XP-Workgroup der anderen Geräte zu arrangieren. Und dann habe ich einen netzwerkfähigen Drucker (auch einigermaßen aktuell von Samsung) bei dem ich nach ca 1,5 stündiger Rumrödelei den uralten (für XP gedachten) IPP Port von der Beipack-CD installiert habe und von Hand mit URL und Anschlussnamen konfiguriert habe – erst dann funzte es.
Keine Automatik, kein Plug & Play, kein selbständiges Treibersuchen, es stand nicht mal das tool für Win7 auf der Support-Seite bereit.
Also mein Fazit: bei jeder neuen Windows-Version tönt es „Alles wird besser und anwenderfreundlicher“ und am Ende steht der Anwender wieder da und muss dem System tief in die Eingeweide packen und ist ohne Systemkenntnisse aufgeschmissen.
„Same procedure as every year!“
Na ja, du bist einfach nicht weit genug zurückgegangen. Denn schliesslich ist absolut unbestritten, dass zu Win 3.11-Zeiten _WIRKLICH_ alles besser war.
„Eine Kundin benötigt für einfachste Büroarbeiten …“
Warum muß man dann WiXP installieren? Ich werd’s wohl nie verstehen 😉
Siehe elzoido
An Begriffe wie „jämmerlich“ & Co im Bezug auf ältere Hardware habe ich mich ja in diesem Blog (und auch fast überall anderswo) inzwischen gewöhnt. Es ist halt die Sprech- und Denkweise, die üblich ist. Amüsant fand ich das „Problem“ mit dem Nichtfunktionieren der automatischen Abschaltung. Für mich wäre es eher ein Problem, wenn ich meinen Rechner nicht selbst ausschalten dürfte. Aber lassen wir das.
Was mich eigentlich zum Kommentieren gebracht hat, war der fast schon dezente Seitenhieb gegen die Quantum Fireball. Gibt es dafür einen schlüssigen Grund? Ich kann nur von mir sprechen und meine Fireball läuft seit 13 Jahren – und das nicht wenig.
Ansonsten: siehe TheKaiser ohne 😉
Mein „;-)“ bezog sich nicht auf die Frage als solche. Warum heutzutage selbst Schreibmaschinen WiXP „brauchen“, verstehe ich tatsächlich nicht. Der „;-)“ war eher der Tatsache geschuldet, daß ich die Antwort auf die Frage schon kenne und sie mich nicht weiterbringt…
Die Frage ist doch eher: Warum nicht?
Ja ja, ich weiß, jetzt posaunt die versammelte Linux-Kapelle wieder los.
Aber ich weiß nicht, wieso man sich eine uralt-Distribution für irgendsoeine Uralt-Kiste suchen muss, und am Ende einen vollständig unzufriedenen Kunden damit allein lässt, der die ganzen Beipack-CDs aus der ComputerBlöd und die Werbegeschenk-Multimedia-Murks-DVD von der Einweihungsfeier der neuesten Renault-Niederlassung und die Shareware Mahjong-CD von der Enkelin usw. usw. garantiert nicht nutzen kann und deshalb alle naselang anruft und lieber einen „normalen“ PC will.
So könnte so eine Antwort aussehen.
Vollkommen unabhängig von Linux oder Windows oder sonstwas:
Wer aktuelle Beipack-CDs und Multimedia-DVDs benutzen will, soll halt nicht nach einem Rechner für „einfachste Büroarbeiten“ verlangen. Wenn ich mir ein Fahrrad kaufe, dann darf ich mich auch nicht hinterher beschweren, wenn ich feststelle, daß ich damit keinen Kühlschrank transportieren kann…