Jan 282013
 

03.01.2013

In der Stadt VRSA (Vila Real de Sant Antonio) waren wir ja schon mehrfach gewesen, erst zu Fuß, dann mit dem Auto. Was fehlt noch? Genau, ein Fahrrad!

Also leihen wir uns Klappermühlen Fahrräder aus und radeln die 5 Kilometer bei schönstem Wetter aber heftigem Gegenwind.
Dort haben wir bis zur Abfahrt der Fähre, die uns in die auf der anderen Flußseite liegende spanische Stadt Ayamonte bringen soll, noch Zeit und bummeln durch die, immer noch mit Weihnachtsmarktbuden dekorierte, Innenstadt.
Da fällt mir eine Post ins Auge und ich möchte die Maut bezahlen, was sich zum einzigen ärgerlichen Ereignis des ganzen Urlaubs auswächst, aber der Reihe nach.

Portugal erhebt seit letztem Jahr eine Autobahnmaut. Wie bezahlt der Portugiese die Maut? Indem sein Kennzeichnen mit einer OBU (weißer Kasten hinter dem Rückspiegel) verknüpft wird. Jedesmal, wenn er unter einer Mautschranke durchfährt macht es „Piep“ und der vorher angekündigte Betrag wird abgebucht.

Und wie bezahlt ein Ausländer? Nun, wenn er die Autobahn nutzen möchte, muß er vor Fahrtantritt sein Kennzeichen und seine Kreditkarte verknüpfen lassen, die Mautbrücke liest das Kennzeichen und belastet dann die Kreditkarte. Alternativ kann man auch im Voraus für bestimmte Strecken bzw. Fristen kennzeichenabhängige Guthaben anlegen, die dann bei Erfassung des Kennzeichens aufgebraucht werden.

So weit, so kompliziert.

Doch was macht ein Ausländer in einem portugiesischen Leihauto, welches keine OBU hat?

Die Lösung ist recht abenteuerlich. Denn sollte der Ausländer die Autobahn benutzen, dann hat er die Pflicht, sich binnen 5 Tagen bei der Post zu melden, frühestens jedoch nach 48 Stunden (ohne Sonn- und Feiertage). Dort gibt er sein Leihwagenkennzeichen an und darf dann den fälligen Betrag dem Postbeamten entrichten.

Was ein Ausländer macht, der über die Autobahn zum Flughafen fährt, den Leihwagen dort abgibt und dann heimfliegt, läßt sich offensichtlich nicht abbilden. Aber so weit war es bei uns nicht.

Nun haben wir also noch etwas Zeit und die 48 Stunden seit letzter Autobahnfahrt sind auch rum, aber die 5 Tage noch nicht, was hindert uns also daran, die Maut zu begleichen?

Ich betrete das Postamt, in dem 2 „Beamte“ hinterm Schalter lungern. Eine Dame mit einem Paket steht irgendwo herum, sonst ist kein Publikum zu sehen. Gewitzt durch Lebenserfahrung, sehe ich sofort, daß im Raum eine Leuchttafel mit Nummern prangt und schließe messerscharf, daß irgendwo ein Nummernziehdingens sein muß, nur finde ich es nicht. An Schalter 2 wird 71 angezeigt und es liegt auch ein Zettel mit 71 darauf am Schalter. Hoffnungsvoll gehe ich an den Schalter… und werde angeblafft, daß ich mit gefälligst eine Nummer zu ziehen hätte. Hinter einer Säule steht der Automat und brav hole ich mir die Nummer 76?!?

Die Frau mit Paket hat die Nummer 72 und wird nach langer Pause aufgerufen und lahmarschig abgefertigt, dann wird wieder eine großzügige Pause eingelegt. Alles erinnert sehr stark an die Sowjetunion. Da mir das alles zu blöd wird und auch die Zeit knapp, lassen wir die Beamtenseelen stehen und gehen zur Fähre.

Keine Viertelstunde dauert die Fahrt über den Fluß und schon sind wir in Ayamonte. Tatsächlich sind es sicher 150 Meter vom Fährhafen ins Zentrum und schon bewundern wir das völlig andere Gewusel im sehr gepflegten Örtchen.

Leider schlägt dann die Zeitumstellung in Verbindung mit der Siesta zu. Nach unserer Uhr ist es 13:00 Uhr, nach spanischer 14:00 Uhr und somit schlagen uns alle Cafés und Restaurants vor der Nase die Tür zu bzw. lassen die Jalousien herunter. Mir ist das herzlich egal, denn ich habe gewitzterweise 2 Dosen Radlerproviant in der Jacke. Also setzen wir uns vor geschlossenem Café auf den Platz und trinken Dosenbier.

Dann geht es zurück mit der Fähre (1,70 EUR die Fahrt) nach Portugal. Dort warten unsere Räder, die uns an den Strand von Monte Gordo bringen. Nachdem wir die Räder zurückgegeben haben, gehen wir noch einmal in die Stadt. Dort bezahlen wir in der hiesigen Post die Maut, was bei einer hübschen, freundlichen, jungen Dame keine Minute dauert (25 EUR werden für die 250 gefahrenen Kilometer fällig). Na bitte, geht doch.
Dann ordern wir einen Eintagesmietwagen für den Folgetag und gehen an den Strand. An unserer „Lieblingsbar“ gibt es zum Sonnenuntergang eine Riesenportion Pommes und schon ist auch dieser Tag vorbei.

 Posted by at 3:20 pm

 Leave a Reply

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

(required)

(required)