Mai 082008
 

…Beitrag gelesen wie im heutigen SpOn.
Es geht um die CO2-Ausstoßwerte von diversen Autos, in denen Spitzenpolitiker durch Deutschland fahren. Akribisch wird aufgelistet, welcher Dienstwagen wieviel Gramm Kohlendioxid pro Kilometer vom jeweiligen Wagen ausgestoßen werden.
Und dann zeigt man klagend auf die bösen Politiker und lobt die Berlinerin Lompscher dafür, ein ausländisches Sinnlosauto zu fahren.
Herr, wirf Hirn vom Himmel!
Mal ein paar Gedanken von mir dazu:
1. Minister und hohe Repräsentanten des Landes sind schon immer mit repräsentativen Autos durch die Welt gefahren. Und in einem reichen Industrieland, welches vor allem durch die Autoindustrie reich geworden ist, kann dann bitteschön auch ein hoher Staatsbeamter ein großes deutsches Auto fahren. Und das machen ja auch beinahe alle. Alle deutschen Automarken sind gerecht vertreten und meistens auch in vernünftigen Motorisierungen und meist auch mit Diesel oder sogar Erdgas.
Wo ist also das Problem?
2. Die ganze CO2-Diskussion bezüglich der Autos können sich die Ökos sonstwohin schieben. Durch Deutschland rollen täglich hunderttausende fette LKW aus aller Herren Länder. Die stoßen am Tag soviel CO2 aus wie mein armes Auto im Jahr nicht. Dort könnte man gewaltig die Umwelt retten. Oder was ist mit dem Flugverkehr? Unmittelbar in meiner Nähe ist einer der größten Flughäfen der Welt. Dort starten täglich im Minutentakt fette Jumbos in alle Welt. Und die meisten davon fliegen nur Urlauber in warme Länder, Und bei jedem Start gehen ca. 80.000 Liter Kerosin durch die Turbinen. Da rechnet man sicher nicht in Gramm/Kilometer. Abgesehen davon wird dieses CO2 (und noch viel übleres Zeug, denn Kerosin ist ein ziemlich billiges Dreckszeug) während des Starts prima in die Atmosphäre in alle üblichen und unüblichen Höhenlagen gepustet, daß schafft nichtmal der dreckigste LKW so effektiv.
3. Die angeblich so umweltbewußte Frau Katrin Lompscher aus Berlin mit ihrem Toyota Prius denkt sicher auch, sie wäre eine Umweltaktivistin und ist jetzt mit sich selbst zufrieden.
Ich will nicht mal auf den Punkt hinaus, daß sie sich undeutsch verhält, das begreift heute sowieso keiner mehr, sie verhält sich geradezu schwachsinnig.
Was ist denn bitteschön am Toyota Prius umweltfreundlich? Wenn man sich mal die technischen Daten anschaut, stellt man fest, daß der Wagen relativ klein ist, dafür aber stattliche 1,4 Tonnen wiegt.
Wo kommt das denn her? Nun, das ist das Gewicht der Batterien. Es gibt auch im Jahre 2008 noch kein überzeugendes (und bezahlbares) Energiespeicherkonzept. Also fährt der kleine Toyota stets eine knappe halbe Tonne Bleibatterien mit sich herum. Bleiakkus! Mit knappen und teueren, dafür aber giftigen Blei. Gefüllt mit Schwefelsäure. Und nach nichtmal 18 Monaten im Schnitt durch die hohe Last verschlissen. Hallo? Das ist kein gangbarer Weg. Abgesehen davon wurde das Hybridauto von Toyota nicht entwickelt, um Grünwähler selbstzufrieden aussehen zu lassen, sondern schlicht und einfach deswegen, weil im Stadtkern von Tokio der Smog so übel war, daß schlicht und einfach alle Fahrzeuge mit Emission verboten wurden. Und um in den Stadtkern von Tokio rein- und Abends wieder herauszukommen, genügt die lächerliche Reichweite von weniger als 100 Kilometern auch gerade so.
Dafür wurde der Prius entwickelt und dazu ist er auch praktisch. Für einen Einsatz im deutschen Straßenalltag taugt er nicht. Man fährt ihn hier nämlich fast ausschließlich mit Sprit und fährt dann immer die schweren Bleiakkus sinnlos durch die Landschaft spazieren.
So, genug gemeckert.

 Posted by at 4:36 pm

  3 Responses to “Selten habe ich so einen peinlich populistischen…”

  1. Hallo, ein paar Anmerkungen:

    Der Flugverkehr macht beim CO2 ca 0,6% aus. Wenn man dort etwas einsparen kann muss man das tun, aber sonderlich hoch ist dessen Anteil wirklich nicht, wie man sieht…
    Was soll man gegen die LKW tun und wie sollen die Waren dann in die Geschäfte kommen? Natürlich gibt es eine Menge sinnlose Transporte; man könnte die Mineralölsteuer erhöhen, was aber nicht viel bringt, wenn alle im Ausland tanken…

    Der Prius ist relativ klein? 4,45m? Schau dir mal an, was Wagen in dieser Größe sonst so wiegen.
    Ein VW Jetta ist 10cm länger und wiegt als 1,9l TDI 1415kg mit Fahrer. Wenn man noch die Automatik und Klimaanlage (was beim Prius immer dabei ist) dazunimmt wird es noch mehr.

    Ein Golf ist 25cm kürzer als ein Prius und mit dem oben genannten Motor 50kg leichter, wie gehabt ohne Automatik und Klima.

    Bei anderen Herstellern ist es nicht viel anders…

    Die Batterie wiegt übrigens 42kg und ist eine Nickel-Metallhydridbatterie. Was soll das mit dem Blei?

  2. 0,6% beim Flugverkehr? Woher nimmst Du diese Zahlen? Und ich rede als Betroffener natürlich auch von der Belastung als Anrainer eines Großflughafens.

    Was man gegen LKW tun kann? Nun, vielleicht moderne Konzepte zum Gütertransport finden. Ich denke da nicht nur an eine logistisch effiziente Bahn (die es im Computerzeitalter durchaus geben könnte, sogar mit automatischen Kupplungen) sondern gar an automatische Rollbahnen, die parallel zur BAB Container von A nach B verschaffen. Der durchschnittliche LKW-Fahrer verkommt sowieso nur noch zum „Fahraffen“.

    Und zum Prius: OK, es gibt den Prius in Europa eben mit NiMh-Akku. Aber effizient (oder gar innovativ) ist dennoch was anderes. Ich will echte Zukunft und kein temporäres Gebastel.
    Beispiel gefällig? Gerne: die Völker der Erde einigen sich entweder, aus irgendeiner Wüste ein globales Sonnenkraftwerk zu machen, oder man installiert gewaltige Gezeitenkraftwerke oder man bekommt endlich die Kernfusion in den Griff. In allen Fällen haben wir soviel elektrische Energie übrig, daß wir uns nicht nur Plasma-TV sondern auch elektrisches Heizen der Wohnräume und Gehwege und Straßen problemlos leisten könnten.
    Naja, und wenn schon Leiter unter dem Asphalt sind, dann können wir auch induktiv versorgte, vollautomatische, aus dem Netz buchbare Mobile vorstellen. Ade Individualverkehr, guten Tag Zukunft.

    Das sind Visonen! Aber zu solchen Sachen ist die Politik heutzutage nicht einmal im Ansatz fähig.

  3. Die 0,6% stammen aus einem Vorlesungsskript, das gilt für die ganze Welt. Das Problem an solchen Zahlen ist, dass man sehr unterschiedlich rechnen kann und es auch stark auf den Bereich ankommt, für den man das berechnet. In Deutschland ist der Anteil laut Umweltbundesamt etwa bei 3%.

    Weltweit geht der Flugverkehr etwas unter, da der allerkleinste Teil der Weltbevölkerung fliegt.

    Global sind die richtigen großen Probleme die Landwirtschaft, Hausheizung und die Brandrodung, die nicht nur CO2 und eine Menge Dreck erzeugt, sondern auch den CO2-Abbau verringert.

    Der Prius hat seit 12 Jahren und überall NiMH-Batterien. Natürlich ist es eine temporäre Lösung, aber das ist in der Technik irgendwie alles…

    Man könnte ja viel weiter sein, wenn man mehr in diesen Bereich investiert hätte, vor allem bei den anderen Herstellern. Mit E-Autos hat man es mal probiert, aber das ist wegen anhaltend niedriger Ölpreise wieder fast in Vergessenheit geraten.
    Hybridtechnik war auch schon in den 70er Jahren zur Ölkrise ein Thema, das ist aber auch recht schnell wieder in der Versenkung verschwunden.

    Kernfusion ist schön, aber es ist noch nicht einmal ganz sicher, dass sich das überhaupt sinnvoll für die Stromerzeugung betreiben lässt. Es wurden schon sehr viele Millarden investiert, man ist aber immer noch bei den Grundlagen.
    Sonnenenergie in der Wüste ist nicht so optimal, da die üblichen Zellen temperaturempfindlich sind und die Energie weit transportiert werden müsste.
    Bei uns wird extrem viel in den Ausbau der Solarenergie investiert. Das ist schon sehr erfolgreich, aber auch verdammt teuer.

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