Hä? Wer ist das denn, wird sich der Leser fragen.
Seit Dienstag weiß ich es besser. Da trat nämlich der Gitarrenvirtuose Tommy Emmanuel in meinem Kuhkaff auf, ehrlich!
Nieder-Olm möchte „aus dem Dornröschenschlaf der Banalität erwachen“, wie ein Veranstalter vor dem Konzert erwähnte, und bietet mit Auftritten von Ten Years After und eben Tommy Emmanuel einem verwöhnterem Publikum schmackhafte Kost.
Nächstes Jahr ist schon Canned Heat gebucht, um Saga bemüht man sich noch.
Also bei Saga juckt es mir jetzt schon in den Fingern, von deren Auftritten hört man nur Gutes.
Doch zurück zu Tommy Emmanuel. Alles was ich vorher las und sah, wurde locker in den Schatten gestellt.
Vor dem eigentlichen Konzert hatte Michael Fix einen halbstündigen Auftritt. Ganz schön kuhn, vor einem exzellenten, australischen Sologitarristen einen… nunja, exzellenten, australischen Sologitarristen auftreten zu lassen.
Michael Fix spielte Folk, eigene Werke und interpretierte sogar eine Bachsche Fuge. Das Publikum war begeistert über den souveränen Auftritt dieses begabten Vollblutmusikers.
Doch dann kam Tommy und nach wenigen Minuten war klar, daß es über der Oberliga noch eine höhere Klasse geben muß. Jetzt verstand ich auch, warum um, mich herum (ich hatte glücklicherweise Karten in der zweiten Reihe ergattert und hatte keine 5 Meter zum Geschehen) so viele Leute mit Gitarren saßen, offensichtlich Musiker und Fachpublikum.
Zwei Stunden lang starrte ich dem Meister auf die flinken Hände, genoß die Musik und die glücklichen Gesichter in der ausverkauften Halle und bestaunte die Virtuosität. Wie man einer banalen Westerngitarre so komplexe und schöne Tonfolgen entlocken kann, das wußte ich bis dato nicht. Tommy spielte zwei- oder dreistimmig, und kratzte, schlug oder strich auch noch den Rhythmus dazu. Das alles sah so spielerisch leicht bei ihm aus, doch auch ein Laie mußte ahnen, daß da ein ganz Großer auf der Bühne war. Wie sagte Tommy in etwa über sich? „1959, als ich vier war, fing ich an mit dem Gitarrespielen; mit sechs war ich perfekt und seitdem übe ich.“
Kommentar eines Gitarristen nach dem Konzert: „Morgen verkaufe ich meine Gitarre und hole mir einen Triangel.“
Fazit: eines der besten Konzerte in meinem Leben (und ich sah schon Supertramp, Mark Knopfler, Jean Michel Jarre und selbst Weird Al!)
Tommy Emmanuel absolviert seit Jahren 300 Auftritte im Jahr, die Chance ihn live zu sehen, ist hoch, man sollte, nein man MUSS sie nutzen.