Samstag, 09.08.2008 – Anreise
Es ist hohe Zeit, von meinem diesjährigen Sommerurlaub zu berichten. Fangen wir also an.
Eigentlich fing der Urlaub schon am Freitag, dem 08.08.2008 an. Am frühen Nachmittag traf meine Cousine Kerstin mit ihren beiden Söhnen Sebastian (10) und Maximilian (5) mit dem ICE am Frankfurter Flughafenfernbahnhof ein, wo ich sie abholte. Meine Mutter war separat mit dem Auto angereist.
Am nächsten Tag ging es am späten Vormittag auf die 475 Kilometer lange Reise. Interessanterweise verschwand sämtliches, umfangreiches Gepäck problemlos im Kofferraum meines Kombis und das, obwohl ich dabei hatte:
– 20 Flaschen rheinhessischen Wein als Gastgeschenk und für den Eigenbedarf
– persönliches Gepäck für einen Herren, zwei Damen und 2 Kinder ausreichend für eine gute Woche
– Kuschelkissen, Badetücher, Handtücher, Geschirrtücher
– eine Klappkiste mit Lebensmitteln und Küchenutensilien und Wegzehrung
– viele Spielsachen, DVDs und mein Klapprechner
Ich mußte nicht einmal das Gepäcknetz spannen, denn ich konnte alles unter der Sichtschutzplane unterbringen und bot damit nicht so ein Trauerspiel auf der Autobahn wie viele andere PKWs, die bis zum Dach zugemüllt sind.
Ins Navigationssystem wurde die Zieladresse „NL, Goedereede, Zum Zuid Haven 2“ eingegeben und los gings. Die meiste Zeit verbrachten wir auf der A61. Dort machten wir auch eine erste Rast an der Moseltalbrücke, um meiner Cousine und den Kindern die herrliche Aussicht ins Tal zu zeigen. Flugs ging es weiter. Am Niederrhein machten wir Mittagspause. Die ganze Fahrt über fühlte man sich schon beinahe wie in Holland, dominierten auf der A61 dioch die gelben Nummernschilder an PKW und Wohnwagen. Nicht umsonst spricht man bei der A61 vom „Holland Highway“.
Kurz nach der Mittagspause passierten wir in Venlo die Grenze zu den Niederlanden. Das Navigationssystem blendete brav die erlaubten Geschwindigkeiten in Stadt und Land ein und der Radarwarner bekam viel Arbeit, denn die Niederlande verfügen über tausende festinstallierte Blitzer. Noch zwei „technische“ Pausen, eine an der Autobahnraststätte, die letzte schon am Damm, und gegen 17:00 Uhr verkündete die Navigationstante: „Sie haben ihr Ziel erreicht“. Das hatten wir in der Tat, denn vor dem Auto winkten bereits zwei Damen. Bei ihnen handelte es sich um Karin und Trüdi. Trüdi war die Hausbesitzerin, deren Wohnung wir gemietet hatten und bei Karin handelte es sich um niemand anderen als Mutters Schulfreundin, die seit 15 Jahren in Holland lebt und die uns das Quartier vermittelt hatte. Erwähnenswert ist, daß sich beide vor 48 Jahren durch die deutsche Teilung aus den Augen verloren hatten und erst letztes Jahr zur Goldenen Konfirmation wiedertrafen. Aber was sind schon 48 Jahre bei einer Kinderfreundschaft!
Wir bezogen unser Quartier und durften gleich darauf zu Karin, die uns netterweise schon ein Abendbrot bereitet hatte. Dort lernten wir auch ihren Mann Albert kennen. So ein herzlicher Empfang, da fing der Urlaub ja gleich richtig an. Sowohl unser Haus als auch das von Albert und Karin stehen im Zentrum des 1.500-Seelenstädtchens Goedereede und sind keine 200 Meter voneinander entfernt. Die Häuser sind schon sehr alt, ich glaube, daß sie schon ein halbes Jahrtausend auf dem Buckel haben.
Die Häuser sind alle sehr schmal und wirken winzig. Das liegt an der Frontflächensteuer, die früher erhoben wurde. Tatsächlich sind die Häuser aber nicht klein, sie sind sehr lang und bieten auf mehreren Etagen sehr viel Platz. Einziges Zugeständnis an die Schmäle sind die steilen und schmalen Treppen.
Nach dem Abendbrot lud uns Karin zum Sonntagmorgen zum Frühstück ein. Wir gingen nach Hause, schickten die Kinder ins Bett und ließen den Abend bei einer guten Flasche Wein ausklingen.
Sonntag, 10.08.2008 – Nordsee und Pfannkuchen
Nach dem schönen gemeinsamen Frühstück bei Karin fuhren wir zur gemeinsamen Gegenderkundung los. Zuerst lotste uns Albert in die beeindruckende und wunderschöne Dünenlandschaft, in der auch ein ausgedehntes Naturschutzgebiet ist. Dort wanderten wir kilometerweit durch richtige Wälder, die das gewonnene Land vor der See schützen, bis wir das erste Mal die Nordsee in voller Schönheit vor uns hatten. Solche riesigen, sauberen und leeren Strände! Und das in den dichtbesiedelten Niederlanden, wir waren erstaunt. Es war sonnig, so um die 20 Grad und es herrschte ein starker Seewind. Ideale Badebedingen also. Dummerweise hatten alle das Badezeug vergessen. Alle? Nein, nicht alle, denn ruckzuck war ich in der herrlichen, aufgewühlten Nordsee und warf mich in die Wellen. Somit war ich also der erste Badende und wurde von den anderen neidisch beäugt.
Die Kinder tobten am Strand und bauten eine tolle Sandburg, die wir gebührend bestaunten. Dann sammelten wir uns wieder und fuhren zum Mittagessen in die Pfannkuchenmühle, die überregional einen sehr guten Ruf genießt. Albert lud uns alle zum Pfannkuchenessen ein. Mein Pfannkuchen schmeckte „praachtig“, war er doch mit Speck, Lauch, Käse und was weiß ich noch belegt. Die Pfannkuchen wurden in schweren Gußpfannen im Lokal gut sichtbar für die Gäste bereitet. Das Mehl für die Pfannkuchen wird tatsächlich in der Mühle auf traditionelle Art hergestellt, ein tolles Lokal!
Nach der Pfannkuchenmühle wurde uns von den „Einheimischen“ Karin und Albert noch der Strand in Ouddorp, unser Badestrand, der nur vier Kilometer von unserem Quartier liegt, gezeigt. Dort gab es auch ein Strandlokal, in dem es belgisches Bier gab (für mich als Fahrer natürlich nicht, aber die Damen ließen es sich sichtlich schmecken). Dort verlebten wir bei fröhlicher Unterhaltung einen schönen, sonnigen und windigen Nachmittag.
Auf dem Rückweg zu den Autos passierte dann das Unglück. Durch Unachtsamkeit stolperte ich in eine Längsrille des Weges und legte mich anständig hin. Die Sonnenbrille war verbogen, der rechte Unterarm verschrammt, die rechte Hand geprellt und auch am rechten Fuß war ich leicht lädiert. Insgesamt nichts Schlimmes, aber aufs Fahradfahren mußte ich leider verzichten, denn das Gerüttel am Lenker würde dem verstauchten Handgelenk sicher nicht gefallen. Mittlerweile geht es dem Unterarm und dem Fuß schon wieder gut, nur im Handgelenk merke ich noch etwas.
Wir machten uns auf den Heimweg. Zurück in Goedereede machten wir einen kleinen Spaziergang durch den malerischen Ort. Bei dieser Gelegenheit tat es mir Klein Max nach. Er stürzte mit seinem Tretroller und zog sich eine kleine Schürfwunde am Ellenbogen zu. Wieder zu Hause nach dem Abendessen durften die Kinder Asterix schauen, dessen sechs Filme ich wohlweislich im Gepäck hatte; meine Mutter und ich brachten hingegen meiner Cousine das Skatspiel bei. Ein schöner erster Urlaubstag ging zu Ende.
Nein, das ist noch nicht Holland, das ist ein Rastplatz an der BAB 61 am Niederrhein.
So begrüßte uns die Nordsee. Kein Wunder, daß ich mich sofort in die Fluten stürzte.
Herrliche Dünenlandschaft zwischen Ouddorp und Goedereede. Im Bildhintergrund Sebastian, dann Kerstin beim Aufsteigen und Mutter beim Durchschieben des Rades. Max klettert gerade den Turm herunter, von dem aus ich dieses Foto machte.
Die ganze Gesellschaft beim Pfannkuchenessen. Von rechts außen im Urhzeigersinn: Albert, Mutter, Max, Karin, Fotografin Kerstin (nicht sichtbar), Sebastian und ich.
Blick über den Ortskern von Goedereede. Der rote Pfeil zeigt den Standort unseres Hauses, der Turm wird am Freitag erklettert werden.
Die Frontseite unseres Quartiers. Das Bild ist nicht perspektivisch verzerrt, es ist wirklich so schmal.
Aug 212008
Besuchen Sie Holland solange die Polkappen noch nicht abgeschmolzen sind… 😉
Bis dann zieh ich nach Grönland, da is dann nich so warm.