Mittwoch, 13.08.2008 – kein Baden, Touristenfest, Baden
Das Wetter war launisch, es gab Sonne, es war aber stark bewölkt und es war recht windig. Egal, wir fuhren ob des starken Windes mit dem Auto an eine schöne Stelle am Brouwersdamm. Mutti und ich waren badelustig, denn die Wellen hatten Schaumkämme. Doch für die Kinder war es definitiv zu windig, der Sand tat schon richtig weh, wenn er einem um die Beine strich. Ich beschloß, den Strandbesuch abzubrechen, zur Freude der Kinder und zum Mißfallen der Mutter.
Wir fuhren nach Ouddorp, um noch einige Kleinigkeiten zu kaufen. Glücklicherweise war an diesem Mittwoch Touristentag und in Ouddorp gab es Attraktionen en masse. Gaukler, Einmannorchester, Losbuden, fliegende Händler, Freßbuden mit Poffertjes, Kibbeling u. v. a. m. bescherten uns Kurzweil und begleiteten uns in den Nachmittag. Schnäppchen: ich erwarb die vier Original-DVDs vom 2005 Live 8 für schlappe 12,50 Euronen.
Nach dem schönen Markttag fuhren wir alle wieder nach Hause. Der Wind hatte über den Tag noch mehr zugenommen. Mutters und mein Blick trafen sich – und schon sausten wir beide an den Strand, um uns bei Windstärke 8 (sic!) in die Fluten zu stürzen. Völliger Schwachsinn, Wahnsinn, bekloppt, irrsinnig; ja ich weiß das – aber schön war’s!
Der Sturm peitschte den Sand an die Haut, dagegen ist jedes professionelle Peeling Kindergeburtstag. Die Wellen warfen einen ständig um. Dann fing es auch noch an zu regnen. In Mischung mit dem Sturm fühlten sich die Regentropfen an wie Nähnadeln. Aua, das tat unangenehm weh. Also ab unter Wasser. Patsch – da war die nächste Welle, überrollte einen und verdrehte die Gelenke und schleuderte uns auf den aufgewühlten Meeresboden. Also wieder erheben – nein, lieber doch nicht, der Regen war doch zu schmerzhaft. Naja, er dauerte ja keine fünf Minuten, aber wie lang können fünf Minuten werden! Irgendwann verließen wir völlig erschöpft die tosende See, erschöpft und so glücklich und befreit wie selten. In unmittelbarer Auseinandersetzung mit der rauhen Natur, da spürt man, was es heißt zu leben. Sowas macht das Leben lebenswert. Und das Leben ist schön. Wir kämpften uns mühsam durch den Sandsturm, diesmal mit nassem Sand (Aua!) zum Auto zurück. Der Strandweg war mittlerweile halb zugeweht und ich mußte mit dem Auto Schlängellinien fahren um nicht steckenzubleiben. Sandgestrahlt, erschöpft und glücklich erreichten wir unser Quartier. Welch herrliches Erlebnis.
Donnerstag, 14.08.2008 – Neeltje Jans, Pfannkuchen, Strand
Heute war Kindertag. Auf der Insel Neeltje Jans, die beim Bau des Deltawehres Arbeitsinsel war, steht ein Informations- und Freizeitpark. Das war unser heutiges Ausflugsziel. Ich nahm einen kleinen Umweg, damit ich über die 5.000 Meter lange Seelandbrücke fahren konnte. Ich habe eine hohe Affinität zu außergewöhnlichen Bauwerken, da konnte ich diese Brücke schlecht auslassen. Und erst recht nicht das Deltabauwerk, nicht umsonst als Achtes Weltwunder bezeichnet. Was die Niederländer dort geschaffen haben, das nötigt Respekt ab, erzeugt Demut und kindliches Staunen. Einer meiner Träume erfüllte sich, als ich mir in aller Ruhe Teile des Deltawerkes anschauen konnte, ja sogar im Inneren eines Pfeilers rumlaufen konnte.
Der Park hat von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Die gesamte Zeit verbrachten wir in ihm, sie reichte nicht aus, um alle Attraktionen zu besuchen, alle Informationen aufzunehmen. Ein wunderschönes Erlebnis für die ganze Familie. Wasserrutschen, Walfischbesuche und 3D-Filme machen hungrig. Favorit der Kinder war die am Sonntag besuchte Pfannkuchenmühle. Doch wo war die gleich noch einmal? Dank meiner Intuition war das kein Problem, hatte ich doch beim sonntäglichen Besuch die Mühle als Ziel ins Navigationsgerät eingetragen, sonst hätte ich sie nie wieder gefunden. So war es kein Problem. Allerdings hatten nicht nur wir die Idee, so daß eine große Menschentraube Einlaß begehrte. Gott sei Dank warteten wir, denn, man mag es kaum glauben, die Pfannkuchen (ich nahm nochmal die gleiche Sorte) schmeckten deutlich besser als am Sonntag. Und die waren ja schon außergewöhnlich gut. Erstaunlich!
Nach dem Essen fuhren wir noch an den Strand. Das Wetter hatte sich deutlich gebessert. War es am Tag noch wechselhaft und regnerisch gewesen, so lockten nun bei beinahe Windstille blauer Himmel und Sonne ans Meer. Es war ein wunderschöner Abend. Wir blieben bis zum klischeebehafteten Sonnenuntergang. Der beinahe gegenüber aufleuchtende Mond veranlaßte mich zu Spekulationen über eine baldige Mondfinsternis, die ja auch am Samstag stattfand. Ein ausgefüllter und ereignisreicher Urlaubstag neigte sich dem Ende entgegen.
Freitag, 15.08.2008 – Turmbesuch, Strand, Abschiedsessen
Schon war er da, der letzte Urlaubstag. Die Kinderräder mußten also wieder weggebracht werden. Vorher war aber noch ein Besuch im Goedereeder Turm Pflicht, war doch unsere Bekannte Karin die Turmfrau. Also kletterten wir die 217 engen Stufen der Wendeltreppe nach oben und wurden von einer herrlichen Aussicht belohnt.
Dann fuhren alle, außer mir, mit dem Rad nach Ouddorp. Am Fahrradverleih sammelte ich die Kinder ein und wir reinigten gemeinsam das Auto für die Rückreise, war doch in den letzten Tagen ein ekliges Gemisch aus Möwendung und nassem Sand am Wagen zurückgeblieben.
Gegen Mittag kamen die radelnden Damen zurück und dann ging es direkt bei strahlendblauem Himmel an den Strand. Dort waren wir den ganzen Nachmittag bei perfektem Urlaubswetter. Naja, beinahe zu perfekt, denn trotz meines viermaligen Badengehens hatte ich mir einen herrlichen Sonnenbrand zugelegt, der sich momentan in Fetzen von meinem Rücken löst.
Ein wunderbarer Abschluß eines gelungenen Urlaubs.
Am Abend gingen wir mit Karin und Albert im goldenen Löwen zum Abschiedsessen. Der Löwe liegt praktischerweise gegenüber unserer Wohnung und ist ein feines Haus mit Tradition (1521 weilte schon Papst Adrian VI hier) und hochwertiger Gastronomie. Sehr empfehlenswert. Irgendwann zogen wir in unser Haus um, nahmen einen Scheidebecher und damit näherte sich dieser schöne Urlaub seinem Ende.
Samstag, 16.08.2008 – Heimreise
Zeitig ging es ans Packen, denn Kerstin und die Kinder mußten am Nachmittag am Frankfurter Flughafen einen Zug erreichen. Wir nahmen Abschied von Hausbesitzerin Trüdi und von Karin und Albert, bei denen ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich und aufrichtig für ihre angenehme und überragende Gastfreundschaft bedanken möchte.
Die Heimfahrt verlief unspektakulär, erwähnenswert ist nur Muttis tolle Idee, den reichlich vorhandenen Zeitpuffer für eine Mittelrheintour zu nutzen, was wir auch taten.
Fazit: Ein schönes Fleckchen Erde haben wir uns ausgesucht. Ich fahre jederzeit wieder gerne nach Goedereede und hole gerne die versäumten Radtouren nach.
Die 5 Kilometer lange Seelandbrücke in geöffnetem Zustand.
Die Kleinen können nix. Die sollen sich mal an mir ein Beispiel nehmen, wie man Gewichte ausstemmt ;-).
Diese illustren Personen waren bei der Eröffnung des Wehrs anwesend. Da mußte ich ja hinfahren.
Mein Traum wurde wahr, ich laufe im Abschlußwehr herum.
Ein Seehund wartet auf seine Dressurvorführung.
Die Pfannkuchenmühle heute im festlichen Schmuck. Ob’s deswegen besser schmeckte?
Die Familie beim Baden in der Nordsee. Hmm, wer hat da eigentlich fotografiert?
Jemand fragte mich, ob wir die Räder mitnähmen. Hätte ich diesen Anhänger gekannt, wäre meine Antwort weniger sarkastisch ausgefallen.
Da strömt die Nordsee in die Schelde. Die obere Marke zeigt den Pegel der Sturmflut von 1953, bei der mehr als tausend Einwohner ihr Leben verloren und die ein Auslöser für den Bau des Wehrs war.
Der Mond geht beinahe genau gegenüber der untergehenden Sonne auf.
Blick vom Turm Richtung Ouddorp. Im Hintergrund die Nordsee.
Man achte auf die sehr schmalen und sehr langen Häuser. Im roten Kreis sind die Dachfenster meines Schlafraumes.
Meine Cousine und ich auf dem Goedereeder Turm.
Ich fahre auf die Rheinfähre in St. Goar.
Damit das Klischee nicht fehlt und als würdiger Abschluß – ein Sonnenuntergang in der Nordsee.
Aug 232008
Beim Lesen Deines Berichtes konnte ich die schönen Tage noch einmal erleben. Ich hatte mir zwar mehr Sonne gewünscht, aber ganz ehrlich, dann hättest Du nicht so viel über unsere Urlaubswoche berichten können. Mir haben die Fahrradwege, die von Ort zu Ort führen, gefallen. Auf diesem Wege möchte ich mich bei Euch und Karin und Albert abermals danken.