Feb. 202009
 

Einen ersten, kurzen Eindruck von der Stadt hatten wir ja schon bekommen. Nun aber kam der erste aufregende Teil unserer Reise, nämlich das Treffen mit Verwandten. Meine Großtante meinte noch im November, als ich von unseren Reiseplänen berichtete, daß Walter (Mann von Bärbel) und Bärbel (Cousine meiner Mutter) zu der Zeit auch in Südafrika wären und wir uns doch treffen könnten. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich unser Südafrikaaufenthalt allerdings nur auf den Schiffszustieg in Durban. Unsere Verwandten würden aber in der Nähe von Kapstadt sein und somit mehr als 1.200 Kilometer Luftlinie entfernt. Insofern war ein Treffen illusorisch. Das sah die Tante ein. Im Dezember bot nun der Reiseveranstalter eine Verlängerung der Reise an, die wir ohne zu Zögern wahrnahmen. Nun rief ich bei Bärbel an und teilte ihr einfach so unsere Reisedaten mit. Es stellte sich heraus, daß es keine Übereinstimmungen in unseren Reiseplänen gab. Naja, einen Versuch war es wert gewesen.
Einen Tag vor Abflug bekam ich nun eine SMS

Sind 15:00 Uhr am Anleger der Astor und erwarten euch. Gruss W + B

Na, das war aber eine Freude. Und tatsächlich: um 15:00 Uhr fielen wir uns zu Füßen des Tafelberges in Kapstadt/Südafrika in die Arme, hatten wir uns doch das letzte Mal vor knapp sechs Jahren auf einer Familienfeier gesehen. Warum hatte es nun doch noch geklappt? Der PKW des Gastgebers hatte einen Defekt und deshalb paßten wir doch noch in den Zeitplan.
Familientreffen
Wir gingen erst zur nahegelegenen Waterfront. Dort holte ich erst einmal Geld am Automaten.
Auszug
Mutti und ihre Cousine verschwanden samt Schwägerin im erstbesten Geschäft, um sich ein Souvenir zu kaufen. Doch es sollte nicht nur beim schnöden Einkauf und Kaffeetrinken bleiben. Wir beschlossen heldenhaft, uns zu fünft in den Leihwagen (ein Golf I, aber immerhin mit Klimaanlage) zu zwängen und mit diesem nach Kirstenbosch in den Botanischen Garten zu fahren. Walter (vielen Dank nochmals!) meisterte bravourös Linksverkehr, afrikanische Verkehrsphilosphie, kluge Ratschläge vierer ortsunkundiger Beifahrer und wir kamen tatsächlich gesund und munter im Botanischen Garten an. Wir hatten zwar nur wenige Stunden übrig, aber diese reichten durchaus, sich mit der üppigen Pflanzenwelt des afikanischen Südens vertraut zu machen. Es wehte ein laues Lüftchen und die Ostseite des Tafelberges warf herrliche Schattenspiele auf die sehr gepflegte und im Übrigen riesige Anlage, die über der eigentlichen Stadt thronte.
19:00 Uhr schlossen die Pforten hinter uns und wir verabschiedeten uns herzlich von unserem Überraschungsbesuch. Zurück zum Schiff nahmen wir ein Taxi (unsere Begleiter mußten in die andere Richtung), dessen freundlicher Fahrer einiges zu den Fußballweltmeisterschaftsvorbereitungen (und anderem) zu berichten wußte. Vor allem staunte er, daß überhaupt die WM nach Südafrika käme, denn der Nationalsport wäre eigentlich Rugby.
Gegen 20:00 Uhr (es war Sonnenuntergangszeit) gingen wir hungrig, müde und glücklich an Bord. Nun, gegen den Hunger war schnell etwas getan. In der Lounge der MS Astor war an diesem Abend „Markttag“. Das bedeutet, daß dort wie auf einem Marktplatz Essen diverser Länder optisch ansprechend dargeboten wird. So hatten wir gleich die Wahl zwischen mexikanischer, indischer, bayerischer, italienischer, indonesicher … Küche und machten von den Wahlmöglichkeiten reichlich Gebrauch.
Anschließend wurde noch ein bißchen ausgepackt und der Abend an Deck bei einem kühlen Getränk genossen. Das erste Mal im Leben sah ich einen südlichen Sternenhimmel. Ich hätte schreien können vor Begeisterung.
Die Abfahrt der Astor sollte 22:00 Uhr sein, verzögerte sich aber, weil die Hafenbehörde meinte, es wäre draußen zu hoher Seegang. So lichtete das Schiff erst gegen 3:30 Uhr morgens den Anker und stach in See zum 452 Seemeilen (837 Kilometer) entfernten Port Elisazabeth. Zu dieser Zeit schlief ich natürlich tief und fest und erholte mich von den Strapazen des Fluges und des Tages.
Astor
Die MS Astor, unser Zuhause für die nächsten drei Wochen.
Schiff
Das Forschungsschiff „Fridtjof Nansen“ kehrte gerade aus der Antarktis zurück.
Schild
So weit ist es gar nicht mehr zum Südpol.
Schild
Uiuiui, ganz schön weit weg von zu Hause.
Kirstenbosch
Der Botanische Garten zu Fuße des Tafelberges.
Kirstenbosch
Im Botanischen Garten.
Kirstenbosch

Kirstenbosch

Vogel
Ein mir unbekannter Vogel im Garten.
Perlhuhn
Ein Perlhuhn in voller Schönheit, die aber durchaus im Auge des Betrachters liegen kann.

 Posted by at 9:40 pm
Feb. 192009
 

Zwei nette junge Menschen begleiteten uns am Abend des 27. Januar zum Frankfurter Flughafen. Dort gaben wir unsere großen Koffer (28 bzw. 27 kg schwer) am Lufthansaschalter ab und genossen noch einen Abschiedstrunk unter einem abgeschmierten Windowsrechner.
Windows
Dann übergab ich meine Autoschlüssel an unsere Begleitung, damit diese mit meinem Auto nach Hause fahren konnte (ganz uneigennützig, denn natürlich wollten wir auch von ihnen wieder abgeholt werden).
Der Fahrer hat in meiner dreiwöchigen (so lange machte ich das letze Mal, aehh, 1986 Urlaub) Abwesenheit das Auto pfleglich behandelt, was mir sogar per amtlichen Brief bestätigt wurde.
RP-Schreiben
Unser Flugzeug war eines der Letzten des Abends. Insofern waren die Gepäck- und Paßkontrollen sehr schnell und mit angenehmer Schnelligkeit und Freundlichkeit hinter uns gebracht und wir bestiegen das riesige Flugzeug, in welchem wir den nächsten halben Tag verbringen sollten.
Beim Starten dachte ich, daß wir es nicht schaffen abzuheben. Das gelang aber prima. Dann begann der elfeinhalbstündige Flug. Puh, solange war ich noch nie geflogen. Klar, ich war ja bis dahin auch noch nie über die europäischen Grenzen herausgekommen.
Über den Alpen schüttelte es ein ganz klein wenig. Dann verlief der Flug völlig ruhig und störungsfrei. Dank Rückenwindes hatten wir sogar mal mehr als 910 km/h drauf, auch das war für mich ein Novum. Die folgenden Aufnahmen entstanden schon südlich des Äquators, von dem mir leider kein Foto glückte, da es draußen stockduster war.
Flugmonitor
Meine Mutter und ich saßen auf den Plätzen 39D und 39E. Dank der Nacht war es auch im Flugzeug angenehm ruhig. Überraschend schnell verging die Zeit und tatsächlich waren wir auf einmal kurz vor Kapstadt und umrundeten das Kap und den Tafelberg, um wenig später bei strahlendem Sonnenschein und 26 Grad sanft auf der Landebahn aufzusetzen. Die Pässe wurden sorgsam geprüft und mit einem Einreisevisum versehen (das war das erste Visum, fünf weitere werden folgen) und schon standen wir vor dem Flughafen, der eine einzige Riesenbaustelle ist, die Fußballweltmeisterschaft wirft ihre Schatten voraus. Unser schweres Gepäck wurde bereits von dienstbaren Geistern aufs Schiff befördert. Unser Reiseveranstalter Transocean (spricht sich selber Transozean aus) war so nett zu uns 19 Kapstadtzusteigern und stellte uns einen tollen Reisebus zur Verfügung inklusive einer netten einheimischen Reisebegleiterin, die uns in den nächsten zwei Stunden ihre Stadt zeigte. So sah ich die Barnard-Kliniken, den District-Six, die zahlreichen WM-Baustellen, die Altstadt, diverse Stadtteile und die wilden Wellblechsiedlungen am Stadtrand. An einem Aussichtspunkt hatten wir einen tollen Blick auf den Tafelberg, das entstehende WM-Stadion und den Hafen mit der Waterfront. Im Hafen lag majestätisch und unübersehbar unsere MS Astor, die wir in Bälde beziehen sollten.
Kapstadt ist wunderschön, modern, urban, sauber und wirkt freundlich. Nicht zu übersehen sind aber die Stacheldrähte, die jedwede Mauer krönen.
Daß Linksverkehr herrscht, wußte ich, daß man undisziplinierter als in Deutschland fährt, konnte ich nicht bestätigen. Allerdings taten mir die Ampeln leid, denn sie wurden ständig ignoriert.
Der Bus brachte uns zum Schiff. Das Einchecken dauerte keine drei Minuten. Meine Mutter, die bereits das dritte Mal auf der Astor weilte und somit Heimvorteil hatte, lotste mich zu der Kabine. Dort zogen wir unsere Sommerkleidung an, die wir schlauerweise im Handgepäck verstaut hatten und gingen anschließend zum Lido-Deck, wo uns Kellner Georgi (ein sehr netter Bulgare) ein kühles Faßbier reichte. Ende Januar kurzbehost und sonnenbebrillt und biertrinkend auf dem Sonnendeck mit Blick auf den Tafelberg zu sitzen – ja, der Urlaub hatte begonnen.
Flugzeug
Unser Flugzeug, ein Airbus 340-600 der Lufthansa in Kapstadt
Baustelle
In ganz Kapstadt wird hektisch für die Fußball-WM gebaut. Hier die Baustelle am Flughafen.
Slums
Auch Kapstadt ist von sehr vielen armseeligen Wellblechhütten umgeben. Die Regierung legt kostenlos Strom und Wasser hin und baut Wohnungen; wird aber der Überbevölkerung und deren Folgen nicht Herr.
Kapstadt
Blick aus dem fahrenden Bus auf das deutsche Viertel von Kapstadt.
Wunschkennzeichen
Um die WM zu finanzieren, erlaubt man seit Kurzem Wunschkennzeichen in Südafrika. Eins kostet, wenn ich mich recht erinnere, 2.000 Rand (ca. 160 Euro).
Blick
Blick vom Löwenkopf auf den Atlantik. Links ist das Stadion im Bau zu erkennen, in der Mitte im Hafen liegt die Astor, rechts davon ist die Waterfront.
Waterfront
Die Astor vor der Waterfront und dem Tafelberg und wohlbehütet von Stachelkdraht und Soldaten mit AK-47 (nicht im Bild).

 Posted by at 10:26 pm
Feb. 182009
 

Ein herrlicher Urlaub ist reibungslos zu Ende gegangen. Berichte über angriffslustige Löwen, grün-gelbe Seesterne, Sonnenbrände, Freibier, Taifune, Massai und Medienredakteure können in den nächsten Tagen an dieser Stelle nachgelesen werden. Bis dahin *Prost!*
Gruss aus Mauritius

 Posted by at 11:24 am