Einen ersten, kurzen Eindruck von der Stadt hatten wir ja schon bekommen. Nun aber kam der erste aufregende Teil unserer Reise, nämlich das Treffen mit Verwandten. Meine Großtante meinte noch im November, als ich von unseren Reiseplänen berichtete, daß Walter (Mann von Bärbel) und Bärbel (Cousine meiner Mutter) zu der Zeit auch in Südafrika wären und wir uns doch treffen könnten. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich unser Südafrikaaufenthalt allerdings nur auf den Schiffszustieg in Durban. Unsere Verwandten würden aber in der Nähe von Kapstadt sein und somit mehr als 1.200 Kilometer Luftlinie entfernt. Insofern war ein Treffen illusorisch. Das sah die Tante ein. Im Dezember bot nun der Reiseveranstalter eine Verlängerung der Reise an, die wir ohne zu Zögern wahrnahmen. Nun rief ich bei Bärbel an und teilte ihr einfach so unsere Reisedaten mit. Es stellte sich heraus, daß es keine Übereinstimmungen in unseren Reiseplänen gab. Naja, einen Versuch war es wert gewesen.
Einen Tag vor Abflug bekam ich nun eine SMS
Sind 15:00 Uhr am Anleger der Astor und erwarten euch. Gruss W + B
Na, das war aber eine Freude. Und tatsächlich: um 15:00 Uhr fielen wir uns zu Füßen des Tafelberges in Kapstadt/Südafrika in die Arme, hatten wir uns doch das letzte Mal vor knapp sechs Jahren auf einer Familienfeier gesehen. Warum hatte es nun doch noch geklappt? Der PKW des Gastgebers hatte einen Defekt und deshalb paßten wir doch noch in den Zeitplan.
Wir gingen erst zur nahegelegenen Waterfront. Dort holte ich erst einmal Geld am Automaten.
Mutti und ihre Cousine verschwanden samt Schwägerin im erstbesten Geschäft, um sich ein Souvenir zu kaufen. Doch es sollte nicht nur beim schnöden Einkauf und Kaffeetrinken bleiben. Wir beschlossen heldenhaft, uns zu fünft in den Leihwagen (ein Golf I, aber immerhin mit Klimaanlage) zu zwängen und mit diesem nach Kirstenbosch in den Botanischen Garten zu fahren. Walter (vielen Dank nochmals!) meisterte bravourös Linksverkehr, afrikanische Verkehrsphilosphie, kluge Ratschläge vierer ortsunkundiger Beifahrer und wir kamen tatsächlich gesund und munter im Botanischen Garten an. Wir hatten zwar nur wenige Stunden übrig, aber diese reichten durchaus, sich mit der üppigen Pflanzenwelt des afikanischen Südens vertraut zu machen. Es wehte ein laues Lüftchen und die Ostseite des Tafelberges warf herrliche Schattenspiele auf die sehr gepflegte und im Übrigen riesige Anlage, die über der eigentlichen Stadt thronte.
19:00 Uhr schlossen die Pforten hinter uns und wir verabschiedeten uns herzlich von unserem Überraschungsbesuch. Zurück zum Schiff nahmen wir ein Taxi (unsere Begleiter mußten in die andere Richtung), dessen freundlicher Fahrer einiges zu den Fußballweltmeisterschaftsvorbereitungen (und anderem) zu berichten wußte. Vor allem staunte er, daß überhaupt die WM nach Südafrika käme, denn der Nationalsport wäre eigentlich Rugby.
Gegen 20:00 Uhr (es war Sonnenuntergangszeit) gingen wir hungrig, müde und glücklich an Bord. Nun, gegen den Hunger war schnell etwas getan. In der Lounge der MS Astor war an diesem Abend „Markttag“. Das bedeutet, daß dort wie auf einem Marktplatz Essen diverser Länder optisch ansprechend dargeboten wird. So hatten wir gleich die Wahl zwischen mexikanischer, indischer, bayerischer, italienischer, indonesicher … Küche und machten von den Wahlmöglichkeiten reichlich Gebrauch.
Anschließend wurde noch ein bißchen ausgepackt und der Abend an Deck bei einem kühlen Getränk genossen. Das erste Mal im Leben sah ich einen südlichen Sternenhimmel. Ich hätte schreien können vor Begeisterung.
Die Abfahrt der Astor sollte 22:00 Uhr sein, verzögerte sich aber, weil die Hafenbehörde meinte, es wäre draußen zu hoher Seegang. So lichtete das Schiff erst gegen 3:30 Uhr morgens den Anker und stach in See zum 452 Seemeilen (837 Kilometer) entfernten Port Elisazabeth. Zu dieser Zeit schlief ich natürlich tief und fest und erholte mich von den Strapazen des Fluges und des Tages.
Die MS Astor, unser Zuhause für die nächsten drei Wochen.
Das Forschungsschiff „Fridtjof Nansen“ kehrte gerade aus der Antarktis zurück.
So weit ist es gar nicht mehr zum Südpol.
Uiuiui, ganz schön weit weg von zu Hause.
Der Botanische Garten zu Fuße des Tafelberges.
Im Botanischen Garten.
Ein mir unbekannter Vogel im Garten.
Ein Perlhuhn in voller Schönheit, die aber durchaus im Auge des Betrachters liegen kann.