Feb 092008
 

Eine ganze Woche war ich unterwegs. Es gelang mir, das Angenehme mit dem Nützlichen und Geschäftliches und Privates harmonisch miteinander zu verweben. Vorgezogenes Fazit: Alles klappte, alles gelang. Es war eine schöne Tour, aber maximal viermal im Jahr sollte man so etwas machen, mehr muß nicht sein.
Doch hier zu den Details:
Freitag, 01.02.2008
Fahrt von Nieder-Olm nach Bochum-Zentrum [0, 275 km]
Dort stellte ich das Auto im Bahnhofsparkhaus ab, nahm einen Drucker und ein Kabel mit und lief ins nahegelegene Institut. Im Treppenhaus des Parkhauses rutschte ich aus und setzte mich in die Pfütze auf einer Treppe. Gott sei Dank ging dieser Sturz glimpflicher ab als im Dezember und Auge und Drucker blieben unverletzt. Nur eine kleine Beule am rechten Hinterkopf erinnerte mich noch zwei Tage an diesen Vorfall.
Ich erledigte meine Arbeiten (Netz und WLAN auf neuen Standard umsetzen, 12 Notebooks aktualisieren, Druckerkonfiguration und manch anderes) erstaunlich schnell, auch Dank der Hilfe des netten Kollegen vor Ort und war schon gegen 13:00 Uhr fertig mit der Arbeit. Nach einem Kaffee im empfehlenswerten Cafè entschloß ich mich spontan, ins schöne Xanten zu fahren. Warum? Nun, ich war noch nie da und wollte schon immer mal an den Niederrhein in die Stadt des Drachentöters Siegfrieds.
Gesagt – getan.
Fahrt von Bochum-Zentrum nach Xanten-Zentrum [85, 360 km]
Xanten
Gegen 14:30 Uhr traf ich in Xanten ein. Es war kalt, es war windig, aber es war schön, durch die kleine herausgeputzte Stadt zu wandern. Ich bestaunte die mittelalterlichen und frühzeitlichen Spuren, denen man in Xanten auf Schritt und Tritt begegnet. Schlußendlich kaufte ich noch einen schönen Blumenstrauß, denn ich wollte bei einem befreundeten Ehepaar in Ostfriesland übernachten und dort bei der Hausfrau angenehm auffallen.
Fahrt von Xanten-Zentrum nach Spetzerfehn [250, 610 km]
Haus
Nach einem Tankstop erreichte ich gegen 18:30 Uhr mitten in den Fehn das gastliche Haus meiner Freunde. Dort gab es ostfriesisches Bier und sehr reichlich fangfrischen Nordseefisch nebst selbstgebackenem Brot; köstlich. Bis gegen 2:30 Uhr schwätzen wir fröhlich, dann hatte auch der orkanartige Sturm nachgelassen und ich legte mich zur Ruhe ins Gästezimmer. Ruhe ist in dieser Gegend wörtlich zu nehmen, ich hörte bei geöffnetem Fenster bei höchster Konzentration nur einige Äste rascheln.
Fehn
Samstag, 02.02.2008
Am nächsten Morgen spazierte ich kurz durch die Siedlung, kaufte Fehlendes im Nachbarort und verabschiedete mich am gegen Mittag, um zum 70. Geburtstag eines Onkels zu fahren.
Fahrt von Spetzerfehn nach Wischhafen [190, 800 km]
Einer spontanen Eingebung folgend, bog ich kurz vor Hamburg nach Norden ab und fuhr nach Wischhafen. So übel war das Wetter nicht, daß ich nicht mit der Elbfähre nach Glückstadt fahren wollte. Das Wetter bemühte sich aber redlich, schlecht zu sein. Teilweise fuhr ich bei minus einem Grad durch geschlossene Schneedecke bei heftigen Schneesturmböen. Aber diese Unwetter wechselten während der Fahrt häufig mit blauem Himmel, interessant. Die Fähre (9,80 EUR) nutzte ich das letzte Mal im August 1991, also doch schon vor sehr geraumer Zeit. Ach halt, 1995 fuhr ich nochmals damit.
Wetter
Fähre
Elbe
Fahrt von Glückstadt nach Klütz [190, 990 km]
17:30 Uhr traf ich nach Fahrt durch ein verschneites Schleswig-Holstein und ein winterlich ruhiges Hamburg und eine fast leere Ostseeautobahn in Klütz ein, einem verschlafenen Ort, welcher am 01. April dieses Jahres auf sein siebzigjähriges Stadtrecht verweisen kann. Wenn man zurückrechnet, kann man sich denken, wem dieses Stadtrecht zu verdanken ist. Darüber redet man heute aber nicht mehr. Egal, noch älter als das Stadtrecht von Klütz wurde an diesem Tag mein Onkel. Er freute sich sehr über meinen Überraschungsbesuch. Den ganzen Tag über hatten sich zahlreiche Gäste zur Gratulation eingefunden und am Abend saß die Familie mit engen Freunden zusammen. Mich freute, daß die Verwandten so zahlreich erschienen waren, sehen wir uns doch eher selten und dann auch zu eher unerfreulichen Anlässen.
Sonntag, 03.02.2008
Am nächsten Morgen lockte mich die gleißende Sonne zu einem Spaziergang an die Steilküste der nahegelegenen (4 Kilometer) Ostsee. Dieser gestaltete sich ausgiebig, ich war mehr als zwei Stunden unterwegs. Dabei gelangen mir einige nette Fotos, die ich dem Leser nicht vorenthalten will.
Steilküste
Steilküste
Steilküste
Steilküste
Am Nachmittag wanderte ich mit meinen Verwandten lange Zeit bei herrlichem Wetter durch den Ort. Am Abend lud ich sie ins Restaurant zum Essen ein. Da mein Cousin (und ihr Sohn) dort der Chef ist, verlebten wir auch da einen netten Abend.
04.02.2008
Am nächsten Morgen, mittlerweile war es Montag, startete ich in Begleitung eines Onkels nach Kiel. Zuerst aber bewunderten wir noch die Baufortschritte am Yachthafen in Tarnewitz. Ferner mußte ich den Wagen auch zum zweiten Mal auf dieser Tour betanken.
Fahrt von Klütz nach Klütz über Kiel [250, 1240 km]
120 Kilometer ist Kiel entfernt. Nur noch anderthalb Stunden braucht man für diese Strecke, seit man sich flott über die A20 statt schleichend über Schlutup bewegen kann. In Kiel gab es einige Arbeit, die aber in zwei Stunden erledigt war. Mein Onkel und ich fuhren noch an den Kaiser-Wil^wNord-Ostsee-Kanal, wo einige dicke Pötte auf die Durchfahrt warteten. In der Kieler Innenstadt hatten wir schon einen Protestzug gegen den Bau eines Kohlekraftwerks in der Förde mitbekommen. Einer der Aktivisten stand mit uns am Kanaleingang und erklärte uns ungefragt sehr ausführlich, wie sich die globale Erwärmung bemerkbar mache. Nun war er sowohl mit meinem Onkel als auch bei mir an der denkbar falschesten Adresse gelandet, merkte dies aber nicht. Ein surreales Erlebnis.
Blick aus Kiel über die Förde nach Laboe
Auf der Rückfahrt hielten wir in der Nähe von Eutin auf einem Bauernhof, auf dem wir 15 Kilo Äpfel (Onkel) und eine Kiste 100% Kirschsaft (ich) erwarben. Auf meinen Wunsch hin fuhren wir unter der Trave durch den verlustgeplagten Mauttunnel (1,20 EUR) und waren gegen 16:30 Uhr wieder zu Hause. Mit familiären Gesprächen endete dieser schöne Tag.
Mauttunnel
04.02.2008
Fahrt von Klütz nach Berlin über Rostock [310, 1550 km]
Am Dienstag Morgen fuhr ich nun nach Berlin. Statt der Navigationssystemtante zu folgen, nutzte ich die A20, denn mit 200 km/h über eine fast leere Autobahn zu düsen geht schneller als durch malerische Alleen sich 60 Kilometer nach Schwerin zu quälen. Wenn ich schon an Rostock vorbeifahre, so dachte ich mir, dann kann ich auch in Warnemünde durch den neuen Mauttunnel fahren. Und das machte ich dann auch. (2 EUR)
Mauttunnel
Dann ging es schnurstracks nach Berlin, wo ich gegen Mittag ankam.
Mein Kunde residiert in der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR. Dort hatte zu DDR-Zeiten selbst der Nachtwächter mindestens ein Diplom. Im Volksmund wurde der Komplex auch liebevoll (und sicher nicht unzutreffend) als Faultierfarm bezeichnet. Nun, mein Kunde hat ein Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterbüro, beides Dienste, die zu Zeiten Ulbrichts und Honeckers sicher nicht gefragt waren, besser nicht einmal existierten.
Fahrstuhl
Mein bestelltes Material war beinahe vollständig eingetroffen, nur die Software fehlte. Einmal verdankte ich das dem Karneval, denn die Mainzer hatten es, trotz meiner Bitte nicht geschickt und zum anderen hatte der eBay-Mensch mit den Adressen geschlampt. Ich fing mit der umfangreichen Arbeit an und hatte viele Probleme zu lösen. Am Dienstag organisierte ich telefonisch eine Software über ein DATEV-Partnerunternehmen. Diese DVD brachte mir am Mittwoch Herr A. Krösing, mit dem Sebastian S. und ich ja schon vor 14 Tagen zur Blue Man Group waren. Zum Dank lud ich ihn zum Mittagessen ein. In Gedanken an unseren Besuch des Aufsturz vor einigen Tagen beehrten wir diesen angenehmen Laden auch wieder am Abend. Diesmal nutze ich aber ausnahmsweise die BVG für den Heimweg. Dummerweise bin ich nicht so der Held beim Lesen der Fahrpläne und fuhr so an meinem Umsteigebahnhof vorbei und dann in die falsche Richtung (Für Experten: die S9 hält nicht am Ostkreuz, sondern passiert es nur südlich). Egal, so nutzte ich, wie schon beim Weg in Berlins Mitte, wieder ein Taxi.
Am Donnerstag wurde ich endlich mit der umfangreichen Arbeit fertig. Das hätte ich nie geschafft, wenn ich am Dienstag nicht eine Nachtschicht eingelegt hätte. Zwar beinhaltete (ich hasse dieses Wort) das auch Tanken und Materialkauf, aber dennoch hatte ich bis Mitternacht stramm zu tun. Blöderweise war ich dann im Park eingeschlossen und mußte den Wachschutz bitten, mich herauszulassen.
Insgesamt gestalteten sich die Arbeiten (Modernisierung der Kanzlei mit Datenumstellung) als schwierig. Der Teufel lag, wie immer, im Detail. So versagten optische Laufwerke ihren Dienst wegen falscher Kabel, mußten Treiber für die neuen Maschinen aus dem Netz geladen werden (natürlich die Netzwerktreiber, ohne die ich nicht ins Netz komme, die vorhandenen Maschinen hatten alle nur NT4.0 und damit kein USB und nur Diskette, die die neuen Maschinen nicht mehr hatten, tolle Wurst) oder manche Informationen lagen nur auf Disketten vor (neue Rechner ohne Floppy), hatten Hotlines tolle Reaktionszeiten von nicht einmal 6 Stunden usw. usf.. Als lustiger Stellvertreter für alle Mißgeschicke und Ungereimtheiten mag folgende Geschichte dienen:
Ein Multifunktionsgerät sollte per USB an einen Einzelplatzrechner angeschlossen werden. Ich gehe also auf deren Internetseite, wühle mich durch die kaputtdesignte Seite und finde nach langer Suche tatsächlich WiXP-Treiber für den Scanner und den Drucker. Nur kann ich die irgendwie nicht installieren. Nach intensiverer Beschau stelle ich fest, daß die heruntergeladenen Archive alles andere enthalten als Treiberdateien. Also irgendwie schon passende Dateien, aber nichts mit OEMSETUP.INF oder so, also kein Wunder, daß ich nichts installiert bekomme.
Gewitzt durch leidvolle Erfahrungen auf diversen Treiberseiten wühle ich mich durch internationale Seiten des Herstellers. Ich nehme den Treiber der Heimatseite, doch auch dieser ist genauso voller Datenmüll wie der deutsche und britische und amerikanische Treiber. Man kann erahnen, wieviel kostbare Zeit ich schon verplempert hatte, als ich die „Hotline“ von Sharp anrufe. Und tatsächlich kann mir der Mann helfen. Das Problem ist seit einiger Zeit bekannt, aber die Treiber auf der australischen Präsenz wären korrekt. Und so war es auch. Also mal eben die Treiber aus Australien gezogen und schon scannte der Scanner und druckte der Drucker klaglos. Als auch beinahe alles weitere lief, die Daten gesichert, konvertiert und einsatzbereit waren und mehrere Kilo EDV-Schrott entsorgt waren, konnte ich die Rückreise antreten.
08.02.2008
Fahrt von Berlin nach Altenburg [260, 1810 km]
In Rekordzeit fuhr ich zu meiner Mutter. Ein Durchschnittstempo von 128 km/h ließ mich schon gegen 19:00 Uhr in Altenburg sein. Abendbrot, Auswertung, Gespräche, der Callas lauschen, zack – war es Mitternacht und Schlafenszeit.
09.02.2008
Fahrt von Altenburg nach Haus [410, 2220 km]
So schnell wie sonst selten bewältigte ich die Strecke. Und das kann ich sogar beweisen! In ein paar Tagen wird mir nämlich der thüringische Ministerpräsident ein dokumentarisches Photo dieser Fahrt zusenden. (130 bei erlaubten 100 km/h in Höhe Eisenach). Ich brauchte trotz Tankens keine drei Stunden bis Mainz, das ist eher selten, ist die Strecke doch meist mit endlosen Lasterkolonnen zugestellt.

 Posted by at 12:01 am

  One Response to “Rundreise durch (fast) alle Bundesländer”

  1. Schöööööööööööööööööööööööööne Tour. Schöner Bericht und tolle Fotos.
    Sowas muss ich auch mal wieder machen.

    .o(Wenn ich meinen Führerschein wieder habe…)

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