Apr 222006
 

…, schreibe ich diesen Beitrag.
Es geht um die leidige Geschichte, in der in Potsdam ein Mann überfallen wurde.
Die Diskussion in allen Medien, auf allen mir zugänglichen Kanälen war und ist unerträglich.
Soviel Blasiertheit, Überheblichkeit und Rassismus, jawohl, Rassismus mit Diskriminierung auf einem Haufen, das hat es das letzte Mal vor Jahren im tiefsten Südosten der wiedervereinigten Bundesrepublik gegeben.
Nun ist mal wieder alles klar, die ungeliebten und ungewollten und keinen Solibeitrag zahlenden und am besten wieder hinter eine Mauer gesperrt gehörenden Ossis üben sich im Volkssport des Ausländerfeindlichseins.
Hier, im rosigen Westen gibt und gab es sowas selbstverständlich nie! Hier gibt es nur freundliche Pizza- Gyros- und Kebabbereiter, nur tanzende, fröhliche Menschen von den anderen Kontinenten, die unsere dröge, miefige, postfaschistische Kultur bereichern.
Und weil hier alles so toll ist und bekanntlich auch alle Menschen gleich sind, mögen wir hier besonders alle Menschen aus der ganzen Welt.
Halt, offiziell dürfen wir die Nachbargemeinde nicht ganz so mögen *kicher* und natürlich auch ein bißchen auf die gegnerische Fußballmannschaft meckern.
Und unseren größeren Frust lassen wir bei Polen und Holländern ab, denn das haben Oliver Kalkofe und Harald Schmidt ja erlaubt.
Und wohin stapeln wir die übriggebliebenen Vorurteile?
Genau, da sind ja noch die Ossis mit ihrem schauderhaften Sächsisch und ihren stinkenden Trabbis^w^wkomischen japan^koreanischen Kleinwagen, deren einziger Daseinszweck es ist, den Kanzler zu stellen, Ausländer zu vermöbeln und/oder halb bzw. ganz tot zu schlagen und/oder anzuzünden und natürlich den Solibeitrag zu verprassen!
Prima, Feind gefunden! Nun aber rasch Gesetze gegen Rechtsradikale gemacht und Rollstuhlfahrer Schäuble übelst beschimpft und weiter geht es im Leben.
Das alles widert mich dermaßen an, das kann ich gar nicht ausdrücken.
Ich begreife es nämlich nicht.
Das fängt schon mit Kleinigkeiten an. Beispielsweise die verwischende Sprache und die bemühten Bezeichnungen.
Was ist ein Rechter? Was ist ein Rechtsradikaler? Was ist ein Deutsch-Äthiopier? Was ist der Rechtsstaat?
Die Bundesrepublik Deutschland hat als eines der reichsten und entwickelsten Länder der Welt Behörden, Organe und Gesetze und Geld ohne Ende.
Wieso wendet sie dann das alles nicht im Namen des deutschen Volkes, welches sie und damit auch ihre Organe demokratisch und in freier Selbstbestimmung gewählt hat, an?
Wenn meine Bürger „rechtsradikal“ werden, dann ist doch von Anfang an etwas völlig schief gelaufen.
Wenn diese Bürger einen anderen, hmm, jetzt wird es schon schwierig, ist er Bürger, Mitbürger, ausländischer Mitbürger oder wie in diesem Fall neu kreiert ein Deutsch-Äthiopier, was immer das auch zu bedeuten hat, wenn also diese bösen Bürger einem braven Bürger Leid antun, dann muß der Staat handeln und zwar schnell, unbürokratisch und beispielgebend.
Das ist nämlich einer der ureigensten Zwecke, wozu man sich einmal als Bürger einen Staat leistete, ich rede von der inneren Sicherheit.
Aber was passiert stattdessen? Man bricht mal wieder eine Diskussion vom Zaun, die wieder geradewegs zu Hitler und Auschwitz führt oder bei der diesmal nicht die Juden sondern die Ossis Schuld sind und bei der wieder exakt nichts an den Wurzeln repariert wird, dafür aber kostbares Porzellan in den oberen Etagen zerstört wird, und das kiloweise.
Falls jemand noch nicht nachvollziehen konnte, was ich sagen will: Mich stört die Verlogenheit und Bigotterie.
Man tut entsetzt oder besorgt, obwohl seit Jahren die Gewalt im ganzen Land deutlich zunimmt.
Ob die immer detaillierteren und immer häufigeren Berichte über Kannibalen, Kinderschänder, mordende Mütter usw. diese Gewalt bekämpfen oder begünstigen, darüber kann man trefflich streiten.
Und immer diese verlogenen Eröffnungssätze: „Ich distanziere mich von…“, „Mein Freund ist ein Ausländer…“, „Ich bin kein Rechter, aber…“, „Ich entschuldige mich für…“, … einfach eklig.
Hat denn keiner mehr einen Hintern in der Hose?
Ein Unschuldiger wird in einer Landeshauptstadt am hellichten Tage lebensgefährlich verletzt. Dieser Fall gehört aufgeklärt und zwar schleunigts und bis zum bitteren Ende und nicht erst 2009 bitteschön! Im Falle der Vergewaltigungen von Schulmädchen im öffentlichen Verkehrsmittel in Hannover oder diverser Morde im Mafiamilieu in Frankfurt/Main wurden ja rasch die Mäntel der Nächstenliebe darübergedeckt.
Und im kürzlich an die Oberfläche gedrungenen Fall der Berliner Rütli-Schule tat man so, als sei dies ein Novum oder eine unrühmliche Ausnahme.
Ich meine, der Staat sollte sich einfach wieder auf seine Kernaufgaben konzentrieren, die da wären: innere und äußere Sicherheit, Bildung, Gesundheit und funktionierendes Gemeinwesen.
Und, damit mache ich mich seit Jahren gerne lächerlich, der Staat sollte auch wieder die Tugenden wie Anstand, Sitte und Moral vorleben.
Wenn darüber hinaus jeder Bürger einen Platz in der Gesellschaft findet, der ihn ausfüllt, dann werden solche Übergriffe, sofern sie überhaupt noch vorkommen, in schneller und anständiger Weise nach dem geltenden Recht geregelt.
Und was passiert stattdessen? Ablenkende Hexenjagden auf Raucher und Abzocken der Steuerzahler auf vielfältigste Weise.
Nun gut, ich gebe zu, das ist eine verklärte Utopie. Aber der wahre Kern bleibt. Der Staat soll für die Bürger da sein. Und anständige und aufgeklärte und gebildete Menschen verüben in ihrem Lande nicht solche Verbrechen.
Und da die Mehrheit der Bürger sich sicher fühlen möchte und dieses Sicherheitsgefühl auch mit allen Mitbürgern und Gästen teilen möchte, sehe ich hier Handlungsbedarf und zwar dringenden!

 Posted by at 5:12 pm

  One Response to “Auf die grosse Gefahr hin, mir das Maul zu verbrennen…”

  1. Ich verbrenne mir schon so lange ich denken kann das Maul, warum also nicht auch hier.
    1. Ich stimme Dir zu, die Heuchelei in der veröffentlichten Meinung (Presse und Rundfunk) und dem immer gleichen talkshowgeilen Politikerklüngel ist unerträglich.
    2. Verbrechen sind Verbrechen und Schäuble mag sich wohl auch den Mund verbrannt haben, aber er hat im Kern Recht: bis die Schuldigen gefunden sind und die Tat aufgeklärt, haben Vorverurteilungen und Medienhetzen zu unterbleiben – ganz egal gegen wen.
    3. Mob ist (überall auf der Welt) Mob. Ob ungebildet und perspektivlos in Potsdam, von Hass gegen alles westliche verblendet in Bagdad oder gelangweilt und nach dem sogenannten „Kick“ suchend in London… mit entsprechend niedriger Hemmschwelle und dem entsprechenden Feindbild wird das Pack immer Unschuldige lynchen und nur Recht, Gesetz und deren konsequente Anwendung (mit der entsprechenden Legitimation und Autorität) hat diese widerlichen Auswüchse jemals zu verhindern gewusst. Ein Staat, der sich solchen Mob heranzieht wird über kurz oder lang scheitern.
    Daraus folgt 4. – ich teile Deine Skepsis, dass sich hierzulande einiges ändern muss, und glaube, dass der Fortschritt in diesen Dingen im Rückschritt liegt. Von den 50er bis Anfang der 70er Jahre hatten´genau die von Dir beschriebenen Werte in der Bundesrepublik Bestand. Wenn wir es nicht schaffen, unser Land wieder in diese Spur zu lenken, dann Gnade uns Gott.

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