In Durban endet für viele Passagiere der Urlaub. Wir verabschieden uns beim Frühstück von mancher Reisebekanntschaft und genießen dann auf dem Sonnendeck den wunderschönen, sonnigen Vormittag. Dann haben wir das erste Mal auf unserer Reise echte Zeit, mal an Land zu gehen und uns um Souvenirs zu kümmern. Nach dem Bestaunen der vielen Stände im Hafengelände entscheide ich mich für ein sehr kitschiges, aber auch sehr afrikanisches Souvenir – ein aus Ebenholz geschnitzes Brett in Afrikaform mit den Trophäen der „Big Five“ versehen.
Die „Big Five“, das sind Büffel, Elefant, Leopard, Löwe und Nashorn, also die fünf begehrtesten Jagdziele auf früheren Safaris. Wobei es in den privaten Wildgebieten auch heute – freilich gegen sehr gutes Geld – problemlos möglich ist zu jagen.
Nicht weniger klischeehaft, aber deutlich feiner (und auch teurer) ist mein zweites Souvenir, ein bemaltes Straußenei, welches auf einem Ebenholzsockel mit geschnitzten Elefanten steht. Darauf gemalt sind der Kontinent, die Big Five und Paare verschiedener schwarzer Völker.
Meine Mutter wurde schwach bei den schönen, wunderbaren Ketten mit Perlen und natürlich dem einheimischen Tigerauge.
Bevor die neuen Passagiere an Bord gehen, fahren wir mit dem Bus in das „Tal der 1000 Hügel“. Wir verlassen das Hafengelände, auf dem in endlosen Reihen ladenneue Militärfahrzeuge ihrer Bestimmung harren, fahren durch das quirlige und völlig überfüllte Zentrum, wo man im Gegensatz zu den vorigen Städten keinen einzigen Weißen mehr entdecken kann, dann klettert der Bus auf 800 Meter Höhe hoch und wir erreichen unser Ausflugsziel, den Phezulu-Park auf dem Bothas Hill.
Doch wer auf Abkühlung hoffte war getrogen. Während es am Meer angenehm sommerlich war, erschlägt uns hier bei über 30 Grad eine vor Feuchtigkeit dampfende Tropenathmosphäre. Hier merke ich das erste Mal richtig, was afrikanische Hitze bedeutet. Die nächsten Wochen wird sich das nicht ändern, sondern nur manifestieren, denn ab jetzt heißt es bis zum Abflug unabänderlich jeden Morgen um 7:00 Uhr: Lufttemperatur: 28 Grad – Wassertemperatur: 29 Grad.
Akklimatisieren gelingt nicht, so warte ich, bis ich wenigstens gleichmäßig durchgeschwitzt bin und dann lassen wir uns von einem jungen, kräftig gebaute Mann durch die umfangreiche und gutbestückte Krokodilsfarm führen und lernen allerlei über diese Urweltechsen. Der Ranger zieht zwei Meter lange Krokodile neckisch am Schwanz und rettet seinen Arm spielerisch um Sekundenbruchteile vorm zuschnappenden Maul des so behandelten Krokodils. Als er uns dann aber zeigt, wie Krokodile Beute machen, benutzt er doch lieber eine sehr lange Stange. Und tatsächlich: die Annäherung erfolgt so unauffällig und das Auftauchen und Zuschnappen geht so blitzschnell, da hat man keine Chance.
Jetzt versteht man die Schilder, die gestern am St-Lucia-See vor dem Stehenbleiben beim Spaziergang am See eindringlich warnten. Wir sehen ein riesiges Nilkrokodil, welches älter als hundert Jahre ist.
Weiter geht es zur Schlangenbesichtigung. Ausgewachsene Pythons (manches Exemplar wiegt über 40 Kilo), Grüne und Schwarze Mambas, Speikobras u. v. m. gilt es im Terrarium zu bewundern. Hier zeigt mir unser Führer Leo sein Bein, in welches er vor Jahren von Schlangen gebissen wurde. Nun weiß ich, was Schlangengift in zu hoher Dosis anrichten kann…
Nach Kaffee und Kuchen schauen wir uns noch ein nachgebautes Zulu-Dorf an. Dann nehmen wir in einem Amphitheater Platz und eine Gruppe Zulu gibt uns Einblick in ihre Kultur. Wir erfahren, wie um die Braut geworben wird, die Wahrsagerin befragt und die Hochzeit bestellt wird. Zum Schluß singt die Gruppe noch ein wunderschönes Lied. Dann ist noch ein Fototermin, Trinkgeld wird auch nicht verschmäht. Minuten später sehe ich einen jungen Mann, der eben noch halbnackt und bemalt Urschreie ausstieß, in Jeans und T-Shirt in seinen Golf steigen und nach Hause fahren. Hmm, doch irgendwie kommerzialisiert, aber egal, für Leute wie mich, die das erste Mal und auch nur kurz Afrika erkunden, sicher mehr als ausreichend.
Wir sind froh, als wir uns im klimatisierten Bus bei einem kühlen Wasser von der unsäglichen Schwüle erholen können. Mein Sitznachbar erzählt, daß er fünf Jahre dienstlich in Malaysia weilte und dort das Wetter immer so sei, wenn nicht noch heißer. Der mitgebrachte Schäferhund eines Kollegen hätte das Klima gar nicht vertragen und sei nach zwei Wochen eingegangen. Aber beim Menschen stelle sich nach einem Monat der Körper darauf ein und das Blut werde dünner und dann könne man sogar joggen.
Ich starre ihn ungläubig an. Da berichtet er weiter, daß seine Firma von allen Mitarbeiten verlangte, einmal in der Woche einen Ausdauerlauf zu machen. Und so schleppten sich dutzende ermattete Gestalten durch den Dschungel. Aber gegen Ende der Tortur hätte sie immer der Brauereilaster überholt. Das motivierte die Lebensgeister immer immens, denn am Streckenende gab es dann das wohlverdiente kühle Bier.
Ich bin jedenfalls heilfroh, im Bus zu sitzen. Wir fahren auf einer anderen Route nach Durban zurück. Auch hier das gleiche Bild wie auf allen anderen Autobahnen in Südafrika. Schwarze laufen am Straßenrand entlang, überfüllte Buschtaxis und Pick-Ups mit dicken Chromleisten, auf deren Ladeflächen die Menschen sitzen, liegen und stehen.
Unsere Reiseführerin ist sehr kompetent und weiß interessant zu erzählen. Jetzt erklärt sich auch die ungeheure Menschenansammlung vom Mittag. Ich erzählte ja schon, daß ich in Port Elizabeth viele Leute an einer Bank anstehen sah. Dort, das erfuhren wir nun auf Nachfrage, wurde das südafrikanische Äquivalent unserer Sozialhilfe ausgezahlt. Und da in Südafrika die Geschäfte zeitig schließen (meist 16:30 Uhr) an den Wochenenden geschlossen sind, war nun eben heute, am Montag, die erste Gelegenheit für die Ärmsten der Armen, dieses Geld auszugeben. Mit Bitterkeit erzählt unsere Begleiterin, daß die Armen am liebsten das Geld in Fastfoodketten schleppen anstatt die überall erhältlichen günstigen Lebensmittel zu kaufen und selbst zu kochen (wer Parallelen zu D findet…).
Tatsächlich reiht sich ein „Kentucky Fried Chicken“ an den anderen und alle sind wohl besucht. Die Stadt ist voll, es ist Stau. Am Bahnhof ist ein riesiger freier Markt. Dort gäbe es alles, wird uns erzählt. Und mit Alles ist offensichtlich ALLES gemeint, das sieht man selbst von weitem.
Die verschiedenen Religionen koexistieren auf seltsame Art und Weise. Eine riesige Moschee steht gegenüber des katholischen Friedhofs, dazwischen sieht man hauptsächlich Inder.
Die Stadt ist an vielen Stellen dreckig, niemand räumt den Müll weg. Alle hasten irgendwo hin. Alles wirkt verkommener, verlotterter als im Süden. Und in der Dunkelheit sei es hier auch mittlerweile sehr gefährlich, daher die frühen Schließzeiten von Behörden, Geschäften und Banken.
Trotz des Staus erreichen wir noch einigermaßen pünktlich unser Schiff.
Dann verabschiedet sich Südafrika leicht unschön von uns. Wir benötigen vom Zoll den Ausreisestempel im Paß. So wurde uns dieser am Vortag ausgehändigt und wir müssen durch ein endloses Zollgebäude laufen, wo exakt am fernsten Punkt, den man sich vorstellen kann, ein paar mürrische Beamte hocken und unsere Pässe langsam stempeln. Was das sollte? Keine Ahnung, man hätte das aber auch bedeutend einfacher haben können. Egal, nun heißt es zurück aufs Schiff. Die „Neuen“ haben gerade die Seerettungsübung hinter sich und laufen leicht orientierungslos über die Gänge.
Das Schiff soll eigentlich 18:00 Uhr auslaufen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzögern sich aber irgendwelche Formalitäten und erst gegen 23:00 Uhr taucht der Hafenmeister auf und wir können endlich ablegen.
So sitzen wir erst auf dem Oberdeck und beobachten in der Ferne ein unheimliches Wetterleuchten, aus dem quasi pausenlos Blitze zucken. Dazu frischt der Wind auf. Obwohl es sehr heiß und feucht ist, schafft es die steife Brise, uns abzukühlen.
Zum Abendbrot bekam unser Tisch Verstärkung durch ein nettes Ehepaar vom Niederrhein. Diese fuhren auch schon länger mit und wollten an einen netten Tisch. Nun, das hatten sie wohl erreicht, denn wir verstanden uns ja alle bisher blendend. Obersteward Edgar hatte da wieder ein gutes Gespür.
Abends gab es in der Hanse-Bar bei Daniela noch einen Absacker. Unser nächstes Ziel sollte Galets auf Reunion sein. Dazwischen lagen aber noch 1427 Seemeilen (2643 Kilometer) Wasser des Indischen Ozeans, 29 Grad warm.
So sieht mein Afrikasouvenir aus.
Und das ist das bemalte Straußenei.
Das Gepäck der Abreisenden ist vor dem Schiff aufgereiht.
Blick vom Hafen auf Durban.
Das Rathaus? von Durban. Jedenfalls ein schönes Gebäude
Blick ins Land der 1000 Täler.
Das Krokodil hier ist noch ganz klein.
Unser Guide erklärt uns Krokodile an praktischen Beispielen.
Das ist eine Mamba. Ich glaube, in diesem Falle ist es eine Grüne Mamba.
Der Autor dieses Berichts schwitzend im Krokopark.
Das Land der 1000 Täler „Elfriede, dat sieht ja aus wie bei uns im Sauerland“, hörte ich jmd. rufen.
Verflixt, ich wollte doch keine Vögel mehr fotografieren, aber irgendwie ist das noch drin.
Zulu führen uns ihre Tänze und Rituale vor. Die vollschlanken Damen im Hintergrund sind die Zauberin und ihre Gehilfin (in rot).
Eine „originale“ Hütte.
Das ist das Auto, mit dem der junge Zulu nach getaner Touribespaßung entschwinden wird.
Eines der allgegenwärtigen, überfüllten Taxis.
Der christliche Friedhof mitten im Stadtzentrum.
In Durban kennt man Obama und es ist dreckig.
Szene aus dem staugeplagten Zentrum, Nähe Busbahnhof.
Gruß aus der Heimat. Die „Hamburg“ hat ebenfalls im Hafen festgemacht.
Das habe ich vorher noch nie gesehen – mobile Telefonzellen.
Heftige Gewitter im Norden Durbans.
Feb 282009