Ein Kunde hat sich im hiesigen Mädchenmarkt einen Packard-Bell-Rechner aufschwatzen lassen. Obwohl er nur meinte „ich brauche was Gescheites für mein Büro“, wurde ihm folgende Höllenmaschine geliefert (die ich nun bürotauglich machen soll):
– Core 2 Quad (Kentsfield) mit 2.400 MHz
– 3 GB RAM
– DL-Brenner
– DVD-ROM
– Kartenleser
– Fernsehkarte mit Fernbedienung
– 2 x nvidia 8800 GS SLI oder so
– 3 bunte blaue Lüfter
– Sichtfenster
– eine 500er SATA-HDD
– superschweres Gehäuse mit fettem Netzteil
Wer es genauer wissen will, der klicke hier.
Vorinstalliert war ein Vixta Home Premium.
Vista brauchte das erste Mal nur 20 Minuten, um sich nach einem Neustart bereit zu melden. Beim Hochfahren war immer nervig, daß er je zweimal für mehr als 10 Sekunden einen völlig schwarzen Bildschirm zeigt und man nicht weiß, was nun gerade los ist. Aber irgendwann poppten zig Fenster auf, Updates werden gemacht, Nutzereingaben werden gefordert. Irgendwann aber war es so etwas Ähnliches wie fertig. Das war deutlich nach einer halben Stunde. Egal. Was zeigte der Task-Manager? Man klicke hier.
Also haben es die Profis von Packard Bell tatsächlich geschafft, ein jungfräuliches System auf 1,2 GB RAM-Nutzung hochzuprügeln.
Wie mir Mittester Marc sicher bestätigen kann, fühlte sich das ganze System lahm an. Mein 2 Jahre alter Athlon 64X2 geht fühlbar energischer und flüssiger an die Arbeit. Und ich begreife auch bis jetzt nicht, daß bei der QuadCore-Maschine die Festplattenlampe quasi nie stillsteht. Und auch nicht, daß die Platte nur 18 MB/s schreibt bei großen Dateien bzw. knapp 2 MB/s bei Kleinen.
Abgesehen davon sind beide optische Laufwerke unerträglich laut, die Platte lahm und sehr laut und die Front eine Fehlkonstruktion, denn die Abdeckklappe ist sehr leichtgängig und sehr schwer. Wenn man also eine Schublade offen hat oder gar eine Chipkarte im Schacht stecken hat, ist die Chance recht hoch, diese mit der Klappe zu vernichten. Deshalb lagen der Packung auch gleich 3 gelbe Zettel mit Warnhinweisen zu diesem Problem bei. Weitere gelbe Zettel warnten vor Antistatik und Bedienungsfehlern.
Ich entfernte mal die ganze sinnfreien Testversionen, die mir Packard Bell spendierte. Was ich mit Google Desktop Bell-Edition soll, mit GDATA-Virenscannertestversionen, nervigen drittklassigen Firewalls, Kodak-Photogelumpe, Demoversionen von Telespielen und dergleichen weiß ich nicht. Auch nervte überall Alice mit Angeboten für tolles DSL. Was soll das? Nach Abschalten der Wasserfläche und aller sinnlosen Autostartprogramme brauchte die Maschine dann nur noch 860 MB RAM im Leerlauf. Spürbar schneller wurde er aber auch nicht. Dafür klickte ich aber mindestens hundert Mal die Warenmeldungen weg. Vista- die Entdeckung der Langsamkeit … Reiki – Entschleunigung oder was?
Wie auch immer. Sicher zaubert er beeindruckende Benchmarks bei Gaga-Spielen. Aber für die tägliche Arbeit ist er irgendwie zu laut und Dank des überfetteten Vista (und der lahmen dauerarbeitenden Festplatte) zäh im Handling.
Bonbon: ich wollte XP pro. installieren und… BINGO, die Hälfte der Geräte wird nicht erkannt und es gibt keinen XP-Treiber (zumindest auf der Herstellerseite). Vista only!
Also die 2 Wiederherstellungs-DVDs in die gröhlenden DVD-Laufwerke gesteckt und gewartet, bis das originale kaputtkonfigurierte Vista mit seinen 45.677 Dateien in 8788 Unterverzeichnissen sich wieder auf der Platte fett gemacht hatte. Immerhin ist aber ein Firefox 2.0.0.3 vorinstalliert, wie ich staunend feststellte.
Nun stecke ich in einem Dilemma. Der Kunde freut sich natürlich über den schönen (und auch sehr preisintensiven) Rechner. Aber guten Gewissens kann ich ihm die Maschine nicht ins Büro stellen. Sie ist laut, überfrachtet und paßt auch nicht in sein XP-Firmennetz. Sowas gehört eben bei einem Spielefreak ins Kinderzimmer und nirgendwo anders hin.
Am liebsten würde ich die Kiste zurückbringen und ihm einen soliden Bürorechner in der 500-EUR-Klasse hinstellen. Und für das Restgeld einen zweiten großen TFT anschließen. Mal sehen, was dabei herauskommt…