…es her, daß ich am Nachmittag auf dem Infoscreen der Münchener U-Bahn lesen muß, daß bei einem Zugunglück in Deutschland 100 Menschen ums Leben kamen.
Ich weiß noch wie damals, daß ich dieser Meldung erst keinen Glauben schenken wollte. Doch kein ICE? Und schon gar nicht in Deutschland! Solche Unglücke passieren doch sonst nur in Ländern der Dritten Welt.
…diesen ganzen Rußfiltermist mit Gelassenheit erduldet habe. Nachdem also die Autos so wenig Abgase wie noch nie zuvor in ihrer Geschichte erzeugten, wurden auf einmal Rußpartikel als Achse des Bösen entdeckt. Selbstverständlich nur bei PKW, nicht etwa bei (osteuropäischen) Lastern, Flugzeugen, Schiffen oder Dieselloks. Alle Nachgenannten haben keine Filter und verbrauchen um Größenordnungen mehr und meist auch deutlich mieseren Diesel als ein moderner PKW.
So muß aber nach heutiger Rechtssprechung ein Diesel-Audi Bj. 1999, der 6 Liter Diesel Durchschnittsverbrauch hat, wegen hoher Abgaswerte mit roter Plakette rumfahren. Mein PKW hatte bei Bestellung im Februar 2002 den niedrigsten Abgaswert im Lande und galt als Vorzeigeumweltschoner. Als er dann drei Monate später vom Fließband lief, war auf einmal eine Novelle durch den Bundestag und das Auto von Euro 4 auf Euro 3 zurückgestuft. Und damit wird er nun von allen Medien nur abfällig als „Stinker“ bezeichnet, obwohl hinten nur lauwarme Luft herauskommt und der VW-Vorstand sich damals nicht entblödete zu berichten „das ein Selbstmörder eher verhungere als an den Angasen einzugehen“.
Nun habe ich also einen „Stinker“, für den ich 330 EUR Steuern im Jahr löhne, der aber immerhin noch eine gelbe Plakette bekommt. Dafür verbrauche ich auch heute noch keine 7 Liter auf 100 Kilometer. Vergleichbare Benziner gönnen sich bei vergleichbarer straffer Fahrweise locker das Doppelte, werden aber steuerlich bevorzugt und mit grüner Plakette belohnt.
Die Nachrüstung mit einem Rußfilter, die ich sogar letztes Jahr in Erwägung zog, stellt sich nun als Farce heraus. Die Filteranlagen kosten ein Schweinegeld nd mindern die Leistung bei erhöhtem Verbrauch. Sonst haben die meisten Filter keine Funktion. Bis heute haben die Hersteller keinen Ersatz dafür. Deswegen erwägt der Staat, die ja quasi umsonst gewährte Förderung rückgängig zu machen.
Also hat ein Dieselfahrer, der letztes Jahr besten Gewissens für teuer Geld einen Filter installieren ließ nicht nur weniger Leistung und höheren Verbrauch, sondern muß jetzt im Zweifel auch noch die 300 EUR Subvension zurückzahlen.
Immerhin macht er sich gratis zum Gespött aller Nachbarn. Und das nicht nur wegen des irrsinnig hohen Dieselpreises.
Nächsten Mittwoch geht es los. Da bereise ich Hamburg und Berlin und kehre auf dem Rückweg bei Muttern ein.
Wer (auf Teilstücken) mit will, der melde sich.
… unangenehme Tatsache anspricht, daß er ein Stasispitzel war, dann muß natürlich sein mittlerweile ja Parteigenosse Oskar Lafontaine für ihn in die Bresche springen und von der Kanzlerin fordern, Frau Birthler des Amtes zu entheben.
Nun wird das freilich nicht geschehen, aber kann denn Volksschädling und Verräter Lafontaine nicht mal sein Schandmaul halten bzw. könnte die seriöse Presse ihn mal gründlich mit Nicht(be)achtung strafen?
Wie man bsp. hier lesen kann, lebt nun offiziell kein Mensch mehr (in Deutschland), der aktiv am I. Weltkrieg teilgenommen hat. Daran kann man einmal mehr erkennen, daß das alles noch gar nicht soo lange her ist. Wahnsinn, wenn man überlegt, was alles seitdem auf unserer Welt, die damals noch viel größer und viel weniger bevölkert war, passiert ist.
Man bestelle im Internet:
2 Karten zu 8.00 EUR pro Person + Gebühren = 17,80 EUR
Dann kaufe man
185 Gramm Gummitierchen u. ä., 1 Menü III (Nachos, Bier), 2 Eisbecher = 17,60 EUR
und bezahle bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus = 5,80 EUR
Macht zusammen: 41,20 EUR. Ohne Spritkosten für die 30 Kilometer Fahrt.
Und dafür kann man dann aber in einem riesigen Kinosaal den neuen „Indiana Jones“ sehen.
Wir waren exakt vier Personen. Da sich um uns ein Kartenabreißer, ein Verkäufer, eine Eisverkäuferin und der Filmvorführer kümmerten, stimmte die Parität.
Zum Film selber lese man einschlägige Kritiken. Ich sag mal nichts dazu.
Montag, 07.08.2006 – Seetag
Wunderschönes Wetter begleitet uns bis zum Abend. Wir haben 22 Grad, auffrischenden, warmen Wind und leichten Seegang mit Dünung, durch die die Arielle sich auf- und abschwingend durchpflügt. Bei solchem Wetter wird natürlich draußen gefrühstückt. Dann fangen wir an, unsere zahlreichen Klamotten zu packen, wir mußten ja alles von -10 Grad bis +40 Grad für legere und feierliche Anlässe Geeignete mitschleppen. Dann erledigen wir die letzten Formalitäten, bezahlen unsere Bordrechnung und werfen die Beurteilungsbögen ein. Bis zum Mittagessen ist noch satt Zeit für einen anständigen Skat, den ich gewinne (nicht das erste Mal auf dieser Reise).
An Deck macht sich langsam eine wehmütige Abschiedsstimmung bemerkbar. Dazu paßt auch der sich am Abend zunehmend mit Wolken verhängende Himmel.
Gegen 16:00 Uhr wird aus allen Beurteilungsbögen ein 250-Euro-Reisegutschein gezogen. Reisebegleiterin Conny zieht die Karten und Jerry liest über die Bordsprechanlage die Ergebnisse vor. Da Jerry Pole ist, betont er Vokale hart. Folgende Handlung ergibt sich nun, die wir vor allem über die Bordsprechanlage mitbekommen:
Erste Ziehung: dieser Bogen enthält keinen Namen und ist somit ungültig.
Zweite Ziehung: auch hier ist kein Name eingetragen – ungültig.
Dritte Ziehung:
Jerry: Ah! Weiblich! Kabine: … Bäh 70. Name: Groß. Ist hier zufällig Frau Groß?
Schweigen aus der Menge
Jerry: Ist hier irgendwo Frau Groß aus Bäh 70? Wie? Der Ehemann? Aha! Heißen Sie Groß? Haben Sie Kabine Bäh 70? Nein? Nein? Ähh? Wie? Aber… Nun, Sie können nicht gewinnen, weil sie nicht weiblich sind und nicht Kabine Bäh 70 haben.
(Allgemeines Kichern und Staunen)
Jetzt meldet sich eine 82jährige Frau Groß aus Kabine Bäh, ähh, B 70 und nimmt ihren Gutschein entgegen.
Wenn das keine animatorisch, reaktionssichere Glanzleistung war.
Nach dem Abendessen sind alle Bars wohlgefüllt und man rekapituliert die Reisehöhepunkte, tauscht Adressen aus und organisiert wie meine Mutter bereits die folgende Reise. Irgendwann zerstreuen sich die Pulks, letzte Spaziergänger schauen aufs weite Meer und bald kehrt Ruhe ein für unsere letzte Nacht an Bord.
Dienstag, 08.08.2006 – Bremerhaven – Heimreise
Schon kurz vor 7:00 Uhr hat die Arielle am geschichtsträchtigen und berühmten Columbuskaje festgemacht. Nach einiger Wartezeit gehen wir von Bord. Der Passagierhafen ähnelt sehr einem modernen Flughafen mit all seinen Rollbändern, Koffersortieranlagen und Wartehallen. Nur die Einreisekontrolle ist selbstverständlich nicht mit dem Flughafenbetrieb vergleichbar, fällt sie doch bei uns komplett aus. Wir finden schnell unsere zahlreichen Koffer und unseren Bus, der uns ohne irgendetwas Nennenswertes wieder nach Hause bringt. Ein fantastischer Urlaub ist damit vorbei.
Zum Abschluß noch etwas Statistik. Unser Schiff hat in den letzten 15 Tagen eine Strecke von 4.517 Seemeilen (8.366 Kilometern) zurückgelegt. Auf der Fahrt wurden laut Proviantmeister verzehrt:
28.800 Eier,
18 Tonnen Gemüse,
12 Tonnen Fisch,
16 Tonnen Früchte,
10 Tonnen Salat,
28 Tonnen Fleisch,
12.000 Liter Bier und
3.200 Flaschen Wein.
Ich hoffe, allen Blog-Lesern hat mein Bericht Kurzweil bereitet und vielleicht sogar neugierig auf eine Seereise gemacht. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen, habe ich doch in den letzten Wochen die eine oder andere frühe und späte Stunde für den Bericht geopfert. Deswegen hatte ich mich auch so lange vor dem Verfassen gedrückt. Viel mehr Bild-, Video- und Anschauungsmaterial kann man gerne bei mir zu Hause besichtigen, man spreche mich nur darauf an.
Autor auf dem Sonnendeck.
Gutes Beispiel für prohibitive Preise. Bei den Bordfotografen waren die Veränderungen der Welt durch die digitale Fotografie noch nicht angekommen.
Unsere Lieblingskellnerin, die uns immer zuverlässig mit Getränken versorgte.
Die Arielle auf ihrem Weg nach Bremerhaven. Blick Richtung Heimat.
Die Arielle auf ihrem Weg nach Bremerhaven. Blick zurück Richtung Norwegen.
Ein Mitbringsel: ein Lavastein, auf den ich trat, als ich in der blauen Lagune auf Island badete.
Das Meer. Ich kann mich einfach nicht daran sattsehen.
Nochmal eine letzte Erinnerung: meine Mutter und ich am Schiffsheck. Hinter uns die Einfahrt in den Storfjord.
Sonntag, 06.08.2006 – Bergen
134 Seemeilen (248 Kilometer) haben wir seit Geiranger bewältigt. Und wieder liegen wir in unmittelbarer Nähe der Mona Lisa. Diesmal verzichten wir auf geführte (Bus-)touren und laufen, da der Hafen von Bergen quasi neben dem Zentrum liegt, in die Stadt. Als erstes sehen wir das Weltkulturerbe, die Bryggen ausgiebig an. Mitten in dem Wust aus Holzgebäuden finden wir den bisher besten Souvenirladen der Reise. Und so erstehen wir Musik (Das zweite Album der Gruppe Lumsk namens Troll, norwegisch mythischer Darkrock vom Feinsten), Bücher (Sagen über Odin, die Edda auf englisch), ein großes Poster mit den nordischen Göttern (hängt in Mutters Büro) und ein wunderschönes Cape, welches den Neid aller mitreisenden Damen erweckt. Anschließend schlendern wir über den offensichtlich bedeutenden Fischmarkt, denn hier gibt es offensichtlich alles, was man aus dem Meer holen und verzehren kann. So seltsame Fische hab ich bisher nur in Naturfilmen gesehen. Was es leider nicht gibt, sind Sofakissen aus Seehundfell. Es gibt schon welche, aber die sind häßlich und teuer. Tja, ich hätte eben doch in Tromso zugreifen sollen. Egal, wir wandern etwas durch die Stadt, bewundern Fassaden, gehen am Rathaus, Theater, Springbrunnen und diversen Denkmälern vorbei und schlendern auf Umwegen gemächlich wieder zum Schiff zurück. Vier Stunden dauerte der Ausflug, dann waren wir nämlich fußlahm. Die Vorherssage des Reiseführers von gestern stimmt nicht, die Sonne scheint. Also hocken alle Wiederkehrer folgerichtig auf dem Sonnendeck und lassen sich die Sonne auf den Pelz brennen. Mittlerweile hat der Kreuzfahrereffekt eingesetzt, d. h. alle Mitreisenden reden spontan miteinander über Gott und die Welt, so daß ein Nickerchen unmöglich ist. Als die Arielle sich am Abend auf den Rückweg nach Deutschland macht, kommt der Geiranger Reiseführer doch noch zu seinem Recht, denn es beginnt zu regnen.
Am Abend findet das große Galadinner statt. Wenn es schon immer reichlich und gut zu essen gab, dann wird das heute noch einmal locker überboten. Wir schwelgen in Luxus. Nach dem Abschiedsgesang der Kellner gehen wir in den Pub und schnattern dort mit diesem und jenem bis weit nach Mitternacht.
Aus den fetten Hansezeiten gut erhalten und restauriert: die Bryggen.
Das findet man in keinem Nordseerestaurant: solch prall mit frischen Meeresfrüchten gefüllte Baguettes für wenig Geld.
Seltsame Wesen bevölkern das Meer. Hier kann man einen Teufelsfisch in voller Größe schaudernd bewundern und kaufen.
Der Händler pult Skorpionkrabbenbeine. Im Vordergrund liegt ein Stück Walfleisch. Unser Skatfreund Uwe aß einen Wal-Hamburger und fand den Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig (zäh, tranig)
Blick vom Fischmarkt zum Ankerplatz unseres Schiffes.
In den Bryggenhäuserschluchten von Bergen.
Blick ins Villenviertel von Bergen.
Als wir ablegen, regnet es in Bergen.
Dr. Gregor Gysi hat sich also von seinen linken Freunden von den Vorwürfen freisprechen lassen, ein inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit namens Notar gewesen zu sein.
Dann ist ja alles gut und die Welt wieder in Ordnung.
Sonnabend, 05.08.2006 – Geiranger
Heute wird draußen und zeitig gefrühstückt. Nicht, weil das Wetter so toll ist, noch sind 13 Grad, sondern, weil wir geruhsam durch einen typischen norwegischen Fjord gleiten. Für diesen muß sich Slartibartfaß besonders Mühe gegeben haben. Unser, doch eher üppig großes Schiff wirkt zwischen den kilometerhohen Felssteilen wie ein Spielzeug. Wasserfälle stürzen beidseits nieder und ab und zu kann man in schwindelerregender Höhe auch ein Haus oder eine Scheune erblicken. Rätselhaft, wie man dort hingelangen soll. Der anfänglich sichtbehindernde Nebel wird schnell von der Sonne aufgefressen und hinter der nächsten Biegung bei den 7 Schwestern und dem Freier (poetische Namen für 8 Wasserfälle, die sich gegenüberliegen) ankert die „Mona Lisa“, das Kreuzfahrtschiff, welches kürzlich durch sein wiederholtes Aufgrundlaufen in die Schlagzeilen geriet. Wir winken den Mona-Lisa-Reisenden eifrig zurück. Kurz darauf liegen wir vor dem Örtchen Geiranger auf Reede. Stolze 547 Seemeilen (1.013 Kilometer) haben wir seit Tromso zurückgelegt. Statt der geplanten 11:00 Uhr ist es erst 08:45 Uhr. Gewitzt durch die im Sommer täglich einlaufenden Kreuzfahrschiffe aus aller Welt stellt das aber für die Geiranger kein Problem dar, denn binnen weniger Minuten sind ausreichend Busse und Reiseführer bereitgestellt. Wir werden (das erste und einzige Mal auf dieser Tour) ausgetendert. Auch heute gehen wir getrennte Wege, meine Mutter ist per Bus Richtung Adlerklippe und Dalsnippa unterwegs und ich gehöre zu einer kleinen Schar wackerer Wandersleute, die etwas im Gebirge wandern wollen.
Gesagt – getan, ein Bus bringt uns an den Anfang eines Wanderweges. Unser kleiner Pulk setzt sich bergauf in Marsch. Unser Reiseführer heißt Norbert und ist ein deutscher Student. Er geht diese und ähnliche Touren im Sommer wöchentlich viermal. Kein Wunder, daß er fit wie ein Turnschuh ist und die Hänge hoch- und runterläuft wie eine Gemse. Schnell sind wir über 500 Höhenmeter. Der Aufstieg ist nicht kompliziert, wohl aber steil. Da es das Wetter zu gut mit uns meint, es sollen noch 28 Grad werden, schwitzen wir alle wie verrückt. Ein uns entgegenkommendes wanderndes Ehepaar wird ob seiner knappen Bekleidung nicht belächelt sondern beneidet. Bald fallen auch bei uns mehr und mehr Hüllen, allzu heiß wird uns beim Aufstieg zu unserem Ziel, einem gewaltig tosendem Wasserfall in knapp 1.000 Metern Höhe. Schließlich hatten wir gegen Mittag den Aufstieg bewältigt und ruhten uns erst einmal aus, bevor ein paar Wagemutige, mich eingeschlossen, sich auf die Innenseite des Wasserfalls begeben. Gefährlich war es nicht, das eiskalte Wasser sorgt für die dringend benötigte Abkühlung. Wir wandern zu einer Berghütte, in der es Kaffee, Kuchen und einen kleinen Bericht über Geiranger gibt. Wir erfahren, daß bei einem Lawinenunglück in den 1960er Jahren der Betreiber der Hütte und sein Sohn verschüttet wurden. Bei der Rettungsaktion kamen dann noch 7 weitere Geiranger ums Leben. Wenn man sich vor Augen führt, daß damals im Winter keine 70 Leute dort wohnten, dann waren auf einen Schlag 12% der Bevölkerung tot. Kein Wunder, daß in nordischen Ländern Menschenleben höher bewertet werden als in bspw. Südostasien.
Für einige Unentwegte bietet Norbert noch eine halbstündige Zusatzwanderung zu einem Aussichtspunkt an. Nur wenige sind zu erschöpft für diese kleine Tour, dafür verpassen sie aber auch etwas.
So sehen wir auf einmal, ich kann meinen Augen kaum trauen, zwei Lamas, die sich um den Fortbestand ihrer Art kümmern. Damit kann man ja mitten in Norwegen nun wirklich nicht rechnen. Wir sind aber alle amüsiert und wandern schwätzend zum Aussichtspunkt weiter. Mit einem Ehepaar, welches mit Sohn und Tochter gemeinsam die Reise unternimmt (alle vier wandern mit), komme ich intensiver ins Gespräch. Es stellt sich heraus, daß sie ein Kaff weiter ebenfalls in Rheinhessen wohnen. Die Welt ist eben doch ein Dorf.
Unser Schiff, welches stolz im Fjord ankert, wird von oben ausgiebig fotografiert und wir machen uns auf den Heimweg. Mittlerweile ist es bereits 16:30 Uhr. Ein Glück, daß wir so zeitig ankamen, so hatten wir einen echten, ausführlichen Wandertag. Ich bin begeistert.
Kaum an Bord, legt die Arielle schon ab. Ich eile, frisch geduscht, an Deck und verlasse es keine Minute, während wir gemächlich die über 80 Kilometer zum freien Meer zurücklegen. Diese Stunden waren mit die schönsten der Reise und sicher auch Höhepunkte in meinem Leben. Die Farbspiele, die die sinkende Sonne auf die Bergkuppen und das Wasser malt, die rohe, rauhe und unberührte Naturpracht der Bergriesen, das kristallklare Wasser des Fjords, die Wasserfälle und dazu passend das herrliche Wetter prägen sich mir für mein ganzes Leben ein.
22:00 Uhr findet noch ein Galadinner im großen Restaurant statt. Wir haben auf dem Sonnendeck zu Abend gegessen, um ja nichts von der Fjordausfahrt zu verpassen, und sind nicht hungrig. Dennoch eile ich kurz runter ins Restaurant, um ein paar Bilder zu schießen. Ich bequatsche die Reiseleiterin so lange, bis mir erlaubt wird, als Erster Bilder vom ungestürmten Büffet zu machen. Gegessen habe ich dann aber doch nichts, ich war ja noch satt vom Abendbrot.
Wir sind noch lange draußen und bewundern die schroffe und abwechslungsreiche Küstenlinie Norwegens. Unterdessen berichtet meine Mutter von ihrem Ausflug:
Ihre Reise führte zuerst zur Adlerkehre. Der erste Halt wurde am Berg Dalsnibba eingelegt. Der Reiseführer war auch ein Deutscher, diesmal ein Franke. Am Fuße des Dalsnibba ist ein herrlicher See, der unverschämt kobaltblau funkelt. Der Reiseführer berichtet, daß die Farbe daher rührt, daß das Seewasser viel Kobalt enthält. Aha, daher also!
Die liebliche Alm neben dem See wird durch einen Verein in ihrem prächtigem Zustand erhalten. Der Reiseführer spart nicht mit witzigen Geschichtchen. So befindet sich im Nachbartal der Jungfernstein. Deiser heißt so, weil er in seiner Mitte ein Loch von 50 Zentimetern Durchmesser hat. Wenn nun, nach der Kirmes, die Mädels nicht mehr durch den Stein schlüpfen können, dann wird das Aufgebot bestellt.
Weiter ging die Reise über eine private Mautstraße, die fast ausschließlich als Schotterpiste angelegt ist. Acht Jahre dauerte der Bau dieser Straße, die meisten Arbeiten konnten nur von Hand ausgeführt werden. Auch bei „meiner“ Straße machte uns der Reisebegleiter auf die Sprengbohrungen aufmerksam, durch die in den Fels die Straße getrieben wurde. Ein Glück, daß im späten 19. Jahrhundert im Nachbarland Schweden Herr Nobel das Dynamit erfand.
Aber zurück zur heutigen Mautstraße; sie ist furchterregend steil und übelkeitserregend, fast allen Reisenden wurde blümerant zumute. Satte 25 Minuten benötigte der Bus, dessen Fahrer Roy, wie alle anderen Busfahrer dieser Region auch, für diese Strecke eine extra Schulung (jährlich muß ein Leitsungsnachweis erbracht werden) erhielt. Rekord fürs Mountainbike 2006: 1 Stunde und 6 Minuten, ein Jogger brauchte dazu nur 23 Minuten länger als der Radfahrer.
Es gibt sogar einen Witz über die Strecke:
Ein schwedischer Gastarbeiter fuhr diese Mautstraße immer rückwärts hinauf. Darauf angesprochen, warum er das täte, antwortete er „Da oben ist immer so viel los, da kann man nicht wenden.“ Eines Tages nun fährt der Schwede die Strecke rückwärts herunter? „Aja, heute war oben alles leer, da konnte ich wenden.“
An einem herrlichen Aussichtspunkt zur Fjordseite ist eine riesige Hochzeitsgesellschaft zu Gange. Das Paar ist in Tracht. Weiter geht es über 11 gewaltige Kehren zur Adlerkehre. Auch hier ist der Ausblick atemberaubend.
Ihr Reiseführer verabschiedet sich mit dem Versprechen, daß es am folgend Tag in Bergen, unserem nächsten Ziel, regnen wird.
Schauen wir mal…
Die Mona Lisa ankert auch in Geiranger.
Eine Karte vom Geiranger-Fjord. Zum Vergrößern aufs Bild klicken. Die rot eingemalte Fläche bin ich abgewandert.
Die Liste aller Kreuzfahrtschiffe, die 2006 in Geiranger Station machen. Ohne diese Schiffe wäre das ein gottverlassenes Fleckchen Nichts. So finden ca. 1.000 Leute, die meisten davon Gastarbeiter, Arbeit.
Der Ort Geiranger. Im Hintergrund ein riesiglanger Wasserfall.
Die Arielle auf Reede im Geiranger-Fjord.
Holländer, die sind überall, aber auch ein Italiener aus Turin schaffte es nach Norwegen.
An dieser Stelle beginnt unsere Wanderung. Zu unseren Füßen das Örtchen und unser Schiff.
Hoch hinaus. So weit sind wir schon gewandert.
Und noch weiter geht es aufwärts.
Das ist unser Ziel: ein Wasserfall.
Diese beiden Norweger haben die passende Bekleidung für diesen heißen Tag.
Am Ziel: erst einmal ausruhen. Im Hintergrund schneebedeckte Berge.
Was hab ich geschwitzt.
Unser Ziel ist erreicht.
Norwegische Bergziegen.
Der Mann in rot ist Reiseführer Norbert. Und ja, die Lamas machen tatsächlich das, was man denkt.
Unser Schiff aus der Vogelperspektive.
Der Geiranger-Fjord. Am rechten Rand kann man die Serpentinen erkennen, die den Berg erklimmen.
Norwegische Hochzeitstracht.
Bild auf dem Dalsnibba.
Der Prinzenwasserfall. Also für mich sieht das eher wie eine Schnapsflasche aus.
Die sieben Schwestern sind gegenüber des Prinzen, aber momentan etwas wasserarm.
Ausfahrt aus dem Geiranger-Fjord.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Weitere Bilder der malerischen Fjordlandschaft im Abendlicht.
Drei Mitglieder des Reiseveranstalters vor dem Avalon- Restaurant.
Feisters Abend-Diner mit allem Schnickschnack. Obwohl niemand Hunger gehabt haben kann, war das Buffet nach 40 Minuten leer.