Okt 072010
 

Am dritten Oktober kümmerte ich mich, im Gegensatz zu unserem Neubundespräsidenten nicht um Muselmanen, sondern weilte am ehemaligen Todesstreifen zwischen Selmsdorf und Schlutup und schauderte bei dem Gedanken, was mir vor 21 oder mehr Jahren passiert wäre, wenn ich an diese Stelle hätte gehen wollen.
Beide Orte hatten groß aufgetafelt, es gab die üblichen Freßbuden, aber auch NDR-Radio und Fernsehbeiträge. Die Stimmung war nachdenklich bis ausgelassen, es gab viele Gespräche bspw. mit einem Busfahrer, der damals bei der Maueröffnung vor Ort war. Interessant war auch das einzige mobile Glockenspiel Deutschlands. Man glaubt gar nicht, wie es scheppert, wenn der Laster mit den 1,8 Tonnen Glocken über einen Bordstein fährt.
Welch Glück, daß ich zu so einem bedeutendem Datum an einem der Orte war, wo die deutsche Einheit am greifbarsten ist.
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Im ehemaligen Zollgebäude des Lübecker Ortsteiles Schlutup wird gefeiert. Davor eine Bude, die Hasseröder Bier anbietet, welch Sinnbild der Deutschen Einheit.

 Posted by at 9:15 pm
Okt 062010
 

Da haben wir aber mal eine schöne Ablenkung vom Volkszorn in Stuttgart. Und auch gleich wieder eine weitere Entmündigung des Bürgers. Aus der schwammig formulierten StVO leiten seit kurzem die hohen Richter keine Winterreifenpflicht ab.
Nun will Verkehrsminister Ramsauer noch dieses Jahr ein Gesetz basteln, welches die Winterreifen vorschreiben soll.
Ich könnte schon wieder aufschreien vor Wut. Wieder einmal wird ohne Sinn und Verstand dem autofahrenden Bürger irgendein teurer Mist aufgebürdet. Und es ist jetzt schon klar, daß dieses Gesetz, so es denn kommt, mehr Fehler als Funktionen enthält und handwerklich unter aller Sau sein wird. ja sein muß!
Ich stelle fest: verantwortungsbewußte, mitdenkende Autofahrer, die bundesweit unterwegs sind, können in dieser Frage seit Jahrzehnten durchaus selbständig handeln. Dazu zähle auch ich mich. Wenn es warm ist, fahre ich Sommerreifen, wenn es kalt ist fahre ich Winterreifen. Wenn das Wetter sehr schlecht ist, vermeide ich Fahrten, wenn ich sie nicht vermeiden kann, dann fahre ich nur mit den passenden Reifen. Das gebietet schon die Logik und der Selbstschutz. Die Versicherungen bestrafen Fehlverhalten schon ausreichend genug, da brauche ich nicht noch einen Gesetzgeber, der von der Reifenlobby gesteuert nun befiehlt, daß von Oktober bis Ostern oder so die ganze Republik winterbereift zu sein hat.
Winterreifen haben einen deutlich höheren Verschleiß und höheren Abrieb (Feinstaub!) und sollten nur dort gefahren werden, wo Frost und Schnee und Gelände sie auch nötig machen. Und wenn wie im momentanen Oktober die Temperaturen zwischen 12 und 22 Grad schwanken, ergeben per Gesetz vorgeschriebene Winterreifen gar keinen Sinn.
Wenn man den letzten Winter mal außen vor läßt, sind in meiner Ecke Winterreifen für Wenigfahrer nicht nötig. Hier schneit es normalerweise 3 Tage im Jahr ein paar Flocken und extreme, langanhaltende Kälte sind eher die Ausnahme. Keine Ausnahme hingegen sind schon sehr warme Tage im Februar. Und wer Ende März hierzulande noch mit Winterreifen fährt, den erkennt man daran, daß er hinter sich schwarze Abriebstreifen herzieht. Bewohner gebirgigerer Gegenden werden da sicher andere Erfahrungen haben, Vielfahrer auch, doch diese Vielfalt eben kann kein Gesetz erfassen, es nivelliert.
Fazit: Weniger ist mehr, statt noch mehr teuren Regulierungen überlaßt es doch dem Bürger, sich für Bereifung zu entscheiden. Wer im Schnee mit Sommerreifen scheitert, macht sich lächerlich und bekommt im Unfallfall nichts von seiner Versicherung. Wer im Sommer Winterreifen fährt, der wird durch hohen Verschleiß und hohe Spritkosten bestraft. Und wer Ganzjahresreifen fährt, hat aus beiden Welten Nachteile und Vorteile. Auch er wird aber von seiner Versicherung fallengelassen, wenn er bei Schnee kollidiert.
Schlimm ist nur, daß leichtsinnige Verweigerer richtiger Autoschuhe egoistisch andere gefährden und für Staus sorgen. Doch diese Zeitgenossen wird auch das Winterreifenpflichtgesetz nicht zu besseren Menschen machen und besser wird unser aller Leben dadurch auch nicht, eben nur noch mehr reguliert, noch ein Stück unfreier, noch ein Stück teurer.
Also Herr Ramsauer, keine Sau durchs Dorf jagen, sondern mal was Vernünftiges machen, Schilderwald ausdünnen, Verschleppungen an BAB-Baustellen ahnden, rollende Lager auf die Schiene verlagern, Richtwerte nicht mehr an Enten und Käfern messen, es gibt mittlerweile Autos, die technisch besser sind und und und…

 Posted by at 8:39 am
Okt 052010
 

Und ich habe gerade zwei Werke der Weltliteratur in Arbeit. Da wäre zum ersten Franz Kafkas Proceß, doch dazu in einem spätereren Beitrag mehr.
Und gestern im Auto zu Ende gehört: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Beides bereute ich in keinster Weise. Alexander Solschenizyns Werk von 1962 hinterließ einen bleibenden Eindruck und Herrn K.s Probleme sind meinen durchaus ebenbürtig.
Von daher werde ich mich wohl demnächst einmal auch an andere große Werke wagen, solange es nicht Ulysses ist…

 Posted by at 8:04 pm
Sep 302010
 

… verstarb gestern im Alter von 85. Ich möchte hier keine Laudatio halten, das sei anderen Menschen vorbehalten. Viele mögen sich an ihn, wenn überhaupt, noch an ihn erinnern als dandyhaften Millionär an der Seite von Roger Moore in der Fernsehserie „Die Zwei“.
Doch zu seinen Ehren, zu seiner Erinnerung sah ich mir gerade den Film Manche mögen’s heiß an. Wer den Film kennt, der kann an dieser Stelle mit Lesen aufhören.
Doch wem dieser Film, nicht sagt, der schaue ihn sich unbedingt an, gerne auch bei mir. Dieses Werk ist nicht umsonst unter den Top 100 der besten Filme aller Zeiten. Und das völlig berechtigt. Und das als schwarz-weiß-Film ohne tolle Effekte. Ja, 1959 gab es noch Geschichten, die so raffiniert verfilmt wurden, daß man sie auch problemlos zwei Vierteljahrhunderte später noch 100% genießen kann, darüber sollte ein Mädchen einmal nachdenken.
Daher an dieser Stelle ein Appell an alle Nichtkenner des Films: Schaubefehl! Jederzeit gerne bei mir.

 Posted by at 8:45 pm
Sep 292010
 

Ende Juli lud ich Ware in mein Auto ein, welche ich im Mediamarkt kaufte. Als ich das letzte Paket vom (Unterflur-) Einkaufswägelchen ins Auto wuchtete, kullerte das nunmehr leere Wägelchen gemächlich Richtung nächstes Auto. Da ich schlecht deswegen das schwere Paket mit 500 Euro teurer Technik fallenlassen konnte, wuchtete ich es in den Kofferraum und ging zu meinem Wägelchen, welches an einem benachbarten Autos Stoßstange zum Stehen kam. Es war für mich an diesem Auto keinerlei Schaden sichtbar; wie auch, denn was soll ein leerer Einkaufswagen, der gemächlich ein paar Meter über einen ebenen Parkplatz rollert und an einer Stoßstange anhält schon für einen Schaden anrichten? Der ganze Vorfall besaß für mich keinerlei Wichtigkeit oder Schöpfungshöhe, um weiter Gedanken daran zu verschwenden.
Mitte August erhielt ich nun einen Anruf von der für meinen Wohnbezirk zuständigen Polizeistelle Mainz-Lerchenberg. Eine junge Polizistin erklärte mir, sie ermittle in einer Fahrerfluchtsache, ob ich das Kennzeichen sowieso und einen PKW sowieso hätte und dann und dann dort und dort gewesen wäre. Sie besitze Fotos einer verkratzten Stoßstange und es müsse nun gegen mich eine Ermittlung geführt werden und ich solle am Montag dann und dann aufs Revier kommen.
Geschockt, wann habe ich schon mal mit der Polizei zu tun, überlegte ich so lange, bis mir obenbeschriebene Episode wieder einfiel. Da mußte also ein besorgter Bürger alles beobachtet, mein Nummernschild notiert und die Sache bei der Polizei zur Anzeige gebracht haben.
Gewitzt durch diverse Erfahrungen mit den staatlichen Organen, befragte ich befreundete Anwälte, wie ich mich in dieser Sache zu verhalten hätte. Diese meinten, ich brauche nicht zur Polizei zu gehen und solle erst einmal abwarten.
Lange mußte ich nicht warten, ich erhielt relativ rasch einen Befragungsbogen zur Stellungnahme. Dort schrieb ich wahrheitsgemäß, daß ich mir keiner Schuld oder Handlung bewußt sei und dachte, damit sei die Sache erledigt.
Pustekuchen!
Ende August bekam ich folgendes Schreiben:
Schriebs
Straftat? Tatzeit, Tatort? Hinreichender Tatverdacht? Hey, ich habe nichts gemacht und nichts gemerkt was soll das denn. Ok, immer mit der Ruhe, die Sache ist wegen fehlendem öffentlichen Interesse eingestellt, wenn, ja wenn…
Schriebs
Wie bitte?!? 400 EUR für nix? Ich beschloß, mich zu wehren. Doch mehrere, teils ausführliche Gespräche mit verschiedenen Anwälten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis führten dazu (Hauptgründe: Zeit, Ärger, Anwaltskosten, Akteneinsichtsgebühren usw.), daß ich mich heute zähneknirschend als kultureller Spender betätigte und vorhin von meinem sauer verdienten Geld 400 EUR abzwackte. Für nichts! Und der BlockwartTyp, der mich denunzierte, hat nun seine Freude. Der Autofahrer dessen Stoßstange „beschädigt“ ist, ist übrigens außen vor.
Der kann mich jetzt theoretisch zivilrechtlich verklagen und in einem anzustrengenden Verfahren auf die Ersetzung des Schadens klagen. Doch es gibt ja keinen Schaden, zumindest keinen von mir verursachten Schaden.
Übrig bleibt also das schale Gefühl, daß ein „aufrechter“ Bürger jemanden wegen nichts denunziert und man in den Mühlen der Staatsanwaltschaft hängenbleibt und zu völlig überzogenen Zahlungen genötigt wird. Ich wette, daß ein solches Verfahren gegen Nichtnormalbürger gar nicht erst eröffnet worden wären.
Ich jedenfalls überlege mir jetzt, eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen, denn damit lohnt es sich nämlich wieder, sich gegen solche Auswüchse des modernen (und offensichtlich armen) Rechtsstaates zu wehren.
Übrigens wurde mir vor einigen Jahren in Osnabrück der Fahrerspiegel (in Wagenfarbe lackiert, beheizbar, elektrisch) abgefahren. Ich rief die Polizei, die sagte „wegen solcher Kleinigkeiten komme man nicht.“ Klar, damals hatten sie noch Räuber zu fangen.

 Posted by at 7:30 pm
Sep 282010
 

Ich verweise mal auf ein Stück sequentieller Kunst.
Warum?
Nun, wer sich die Mühe machte, alles seitenverkehrt zu lesen, der gehe in Gruppe 1.
In Gruppe 2 gehören alle, die sich keiner Mühe unterwarfen und aufgaben.
In Gruppe 3 gehen die Pfiffigen, die einen Handspiegel holten oder die Seite extra noch einmal im Notebook öffneten und zum Spiegel eilten.
In der letzten Gruppe finde ich mich wieder. Ich machte einen Bildschirmschnappschuß, den ich im Irfanviewer mit H horizontal spiegelte. 😎

 Posted by at 9:36 pm
Sep 282010
 

Statistiken nach dem Studium sind cool. Von daher auch von mir eine kleine Nachlese. So ein Studium kostet ja bekanntlich Geld. Ich bezahlte für meine 10 Semester 2.000 EUR Studentenbeitrag und nochmals um die 5.000 EUR an Unternehmerbeitrag. Dazu kommen die pro Jahr 90 x gefahrenen 30 Kilometer, also gesamt auch mehr als 5.000 Kilometer.

Ganz schön viel Zeit und Geld gehen für ein Studium drauf. Da möchte man, auch angesichts der momentanen Armutsdebatten, meinen, daß sich die ach so armen Studenten im Internet um günstige Fachliteratur kümmern.
Fehlanzeige!
Ich präsentiere eine Tabelle, aus der ersichtlich wird, was ich für ein gutes Dutzend aktueller Standardfachbücher erlöste.

Fachbuchverkauf

Die beiden in der vierten Spalte grau unterlegten Erlöse sind sogar je um 85 Cent höher, da die Käufer mir das Porto bezahlten.

Ich versichere an dieser Stelle, daß alle Bücher in einem sehr guten Zustand waren und in aktueller, maximal vorletzter Auflage vorlagen. Alle Billigwerke und Selbstbeweihräucherungen von lokalen Professoren hatte ich selbstverständlich aussortiert.

Natürlich verkaufte ich die Bücher in erster Linie aus sozialen Gründen. Junge Menschen sollten günstig an Studienliteratur gelangen. Ich bot alle Bücher versandkostenfrei zur abgerundeten Hälfte des Neupreises und weniger zum Sofortkauf an. Die dadurch entstehenden Gebühren hätte ich mir sparen können, niemand zog diese Option. Das teuerste Buch überhaupt, welches mich 2009 fette 90 EUR kostete und das heute immer noch nicht wesentlich günstiger zu haben ist, wurde sogar gänzlich verschmäht.

Abgesehen davon bereitet eBay wirklich keinen Spaß mehr. Erstmal die doofen Fragen. Hey, wenn ich die ISBN eines Buches angebe, die Auflage und vom Titel auch noch ein selbstgescanntes Foto bereitstelle, dann muß man mich nicht noch fragen, welche Auflage das Buch hat. Dazu die endlosen nervigen Mehls mit tausend erhobenen Zeigefingern und Entmündigungen. Und warum die Leute dann auch anderthalb Wochen zur Überweisung oder Paypal-Zahlung(!) von den paar Quieksern benötigen bzw. es bis heute nicht auf die Reihe bekamen, mir einen EUR zukommen zu lassen, ist mir auch ein Rätsel. Sei’s drum, ich hätte es ja nicht machen müssen.

Dennoch frustrierend, wenn man dann ein 1-EUR-Buch in eine Verpackung steckt, per Lineal und Küchenwaage eine 0,85 EUR-Büchersendung ermittelt und diese dann zwei Tage später zurückkommt und mit 0,55 EUR nachfrankiert werden muß, weil irgendwas nicht der Vorschrift entsprach. Komischerweise kamen die anderen, identisch verpackten und frankierten Sendungen aber an. Klar hatte ich „von der Post zu Kontrollzwecken leicht zu öffnen“ kreativ interpretiert, aber ich wollte nun ganz bestimmt nicht auch noch teure Buchversandtaschen kaufen.
Nicht zu erwähnen brauche ich an dieser Stelle, daß der Empfänger dann auch noch nervte, wo die Sendung bleibe.
Auch nicht lustig ist es, wenn das fette Fachbuch 1031 Gramm wiegt und somit für eine Büchersendung zu schwer wird. Und natürlich betraf das mehrere Werke. Bis auf eines, das wog nur 956 Gramm. Und natürlich hatte ich keine Verpackung, die weniger als 44 Gramm samt Marke wiegt…

Zu meinem Glück fehlt mir jetzt eigentlich nur noch das Finanzamt, welches feststellt, daß ich mit so vielen Auktionen eigentlich ein gewerblicher eBayer sei und mir noch 19% meines kargen Gewinns vereinnahmt. Und dann klagen sofort irgendwelche Abmahndeppen, weil ich eine der 1.000.0000 AGBs übersah oder flahcs interpretierte…

Der Leser merkt es schon…viel Frust, doch so schlimm war es eigentlich nicht, wie beschrieben.

Dennoch mache ich so eine Aktion NIE WIEDER!

 Posted by at 7:26 pm