Da haben wir aber mal eine schöne Ablenkung vom Volkszorn in Stuttgart. Und auch gleich wieder eine weitere Entmündigung des Bürgers. Aus der schwammig formulierten StVO leiten seit kurzem die hohen Richter keine Winterreifenpflicht ab.
Nun will Verkehrsminister Ramsauer noch dieses Jahr ein Gesetz basteln, welches die Winterreifen vorschreiben soll.
Ich könnte schon wieder aufschreien vor Wut. Wieder einmal wird ohne Sinn und Verstand dem autofahrenden Bürger irgendein teurer Mist aufgebürdet. Und es ist jetzt schon klar, daß dieses Gesetz, so es denn kommt, mehr Fehler als Funktionen enthält und handwerklich unter aller Sau sein wird. ja sein muß!
Ich stelle fest: verantwortungsbewußte, mitdenkende Autofahrer, die bundesweit unterwegs sind, können in dieser Frage seit Jahrzehnten durchaus selbständig handeln. Dazu zähle auch ich mich. Wenn es warm ist, fahre ich Sommerreifen, wenn es kalt ist fahre ich Winterreifen. Wenn das Wetter sehr schlecht ist, vermeide ich Fahrten, wenn ich sie nicht vermeiden kann, dann fahre ich nur mit den passenden Reifen. Das gebietet schon die Logik und der Selbstschutz. Die Versicherungen bestrafen Fehlverhalten schon ausreichend genug, da brauche ich nicht noch einen Gesetzgeber, der von der Reifenlobby gesteuert nun befiehlt, daß von Oktober bis Ostern oder so die ganze Republik winterbereift zu sein hat.
Winterreifen haben einen deutlich höheren Verschleiß und höheren Abrieb (Feinstaub!) und sollten nur dort gefahren werden, wo Frost und Schnee und Gelände sie auch nötig machen. Und wenn wie im momentanen Oktober die Temperaturen zwischen 12 und 22 Grad schwanken, ergeben per Gesetz vorgeschriebene Winterreifen gar keinen Sinn.
Wenn man den letzten Winter mal außen vor läßt, sind in meiner Ecke Winterreifen für Wenigfahrer nicht nötig. Hier schneit es normalerweise 3 Tage im Jahr ein paar Flocken und extreme, langanhaltende Kälte sind eher die Ausnahme. Keine Ausnahme hingegen sind schon sehr warme Tage im Februar. Und wer Ende März hierzulande noch mit Winterreifen fährt, den erkennt man daran, daß er hinter sich schwarze Abriebstreifen herzieht. Bewohner gebirgigerer Gegenden werden da sicher andere Erfahrungen haben, Vielfahrer auch, doch diese Vielfalt eben kann kein Gesetz erfassen, es nivelliert.
Fazit: Weniger ist mehr, statt noch mehr teuren Regulierungen überlaßt es doch dem Bürger, sich für Bereifung zu entscheiden. Wer im Schnee mit Sommerreifen scheitert, macht sich lächerlich und bekommt im Unfallfall nichts von seiner Versicherung. Wer im Sommer Winterreifen fährt, der wird durch hohen Verschleiß und hohe Spritkosten bestraft. Und wer Ganzjahresreifen fährt, hat aus beiden Welten Nachteile und Vorteile. Auch er wird aber von seiner Versicherung fallengelassen, wenn er bei Schnee kollidiert.
Schlimm ist nur, daß leichtsinnige Verweigerer richtiger Autoschuhe egoistisch andere gefährden und für Staus sorgen. Doch diese Zeitgenossen wird auch das Winterreifenpflichtgesetz nicht zu besseren Menschen machen und besser wird unser aller Leben dadurch auch nicht, eben nur noch mehr reguliert, noch ein Stück unfreier, noch ein Stück teurer.
Also Herr Ramsauer, keine Sau durchs Dorf jagen, sondern mal was Vernünftiges machen, Schilderwald ausdünnen, Verschleppungen an BAB-Baustellen ahnden, rollende Lager auf die Schiene verlagern, Richtwerte nicht mehr an Enten und Käfern messen, es gibt mittlerweile Autos, die technisch besser sind und und und…
Okt 062010