Donnerstag, 27.06.06 – Seetag
Die Orkney-Inseln liegen hinter uns und die Arielle ist auf dem Weg nach Island. Die zurückzulegende Strecke beträgt 680 Seemeilen (1259 Kilometer).
Der Seegang nimmt immer mehr zu. Die Schar der Gäste dünnt merklich aus und das Bordpersonal legt flächendeckend Tüten aus. Mir bereitet das hin- und herwankende Schiff nur Freude. Also bis Seestärke sieben, das weiß ich jetzt definitiv, bin ich wohl voll seetauglich. Ansonsten ist es leicht bewölkt bei 16 Grad.
Da heute nicht allzuviel zu berichten ist, an dieser Stelle ein paar Worte zum Schiff und zum Tagesablauf:
Die Arielle wurde für Kreuzfahrten von Amerikanern in der Karibik konzipiert. So erklären sich die überaus zahlreichen Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien. Freilich nützen die uns später im hohen Norden eher nichts. Hier der Deckplan der Arielle (klicken zum Vergrößern).
Meine Kabine war A87 auf dem Adria Deck. Es war das erste Mal. daß ich eine Innenkabine belegte und ich war begeistert. So gut und so viel wie auf dieser Reise schlief ich wohl nur als Baby. Meine Mutter berichtete Ähnliches. Tip für Kreuzfahrtneulinge: Die besten Kabinen sind immer in der Mitte, da schwankt das Schiff am wenigsten. Und nie Kabinen nehmen, wo Außenpromenaden sind. Denn dann starren einem immer nonstop alle Mitreisenden in die Kabine, abgesehen vom Krach. Da auf deutschen Kreuzfahrten keine Trennung nach der Kabinenklasse vorgenommen wird (bei Briten und Amis ist das üblich), ist es also egal, ob man für 500 EUR zu viert „bei den Ratten“ in Kielnähe liegt, eine günstige Innenkabine belegt oder auf dem Promenadendeck die 5.000-EUR-Suite gebucht hat. Essen, Ausflüge und Service sind für alle gleich.
Apropos Essen: Gewicht halten ist eher problematisch. Man bekommt eigentlich den ganzen Tag, sozusagen nonstop, alle möglichen Leckereien in allen Formen, Farben und Größen angeboten, so daß man kaum widerstehen kann. Kreuzfahrtgewitzt wie ich war, nahm ich meist im Bistro ein frugales Mahl, manchmal ließen wir uns aber auch über eine Stunde im großen Restaurant zum Frühstück mit Bedienung Zeit. Mittag gab es als Buffet im Bistro und in lockerer Form mit Bedienung im Restaurant. Das Abendbrot wurde in zwei Sitzungen gericht und war meist pompös. Selbstverständlich gab es auch Kaffee und Kuchen, diverse Snacks, Pizzen usw. jederzeit kostenlos. Als Beispiel hier eine Abendkarte des Tages:
Der Tag vergeht also geruhsam mit Essen, Lesen (Harry Potter and the order of the phoenix), Quatschen, Einkaufen, Informationsveranstaltungen mit anschließender Ausflugsbuchung, Essen, Mittagsschlaf, Drink trinken, Essen usw..
Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gibt es in Fülle, denn so ein Kreuzfahrtschiff ist eine schwimmende Stadt. Hier gibt es eine Einkaufsstraße, Kino, Apotheke, Casino, Friseur, Massage, Internetsurfstationen (allerdings mit prohibitiven Preisen von 2 EUR pro Kil
obyte (sic!)), Fotogeschäft, ein Hospital, Saunen, Spielzimmer, Bibliothek, Muckibude usw.
Täglich gibt es diverse Unterhaltungs- und Sportprogramme, Infoveranstaltungen… Doch am interessantesten sind sicher die zahllosen netten Plaudereien, Schwätzereien, Fachsimpeleien, tiefschürfenden Gespräche mit den anderen Kreuzfahrtteilnehmern.
Den Abend genießen wir wieder unsere „Showtime“ im Restaurant und beenden ihn mit einem Absacker in der Bar.
Sturm im Pool, wenig später mußte er wegen Seestärke 7 abgelassen werden.
Unser Abendbrottisch, an dem ein Herr aus Berlin und ein Herr aus Münster saßen, die ohne Gemahlin Urlaub machten.