Freitag, 04.08.2006 – Seetag
Heute werden wir wieder den Polarkreis überqueren. Auch das kalte und trübe Wetter hat nun ein Ende. Schon am Vormittag strahlt ein blauer Himmel und freundliche 23 Grad lassen die Sonnendecks bald proppevoll sein. Als Überraschung gibt der Kapitän 6 Fässer Freibier aus. So etwas hebt natürlich immer die Laune. Und wir lassen uns nicht lumpen, so schnell, wie die Fässer leer sind, kann man kaum schauen. Offensichtlich hat Stimmung doch etwas mit dem Wetter zu tun, denn es wird ausgelassen getanzt und gesungen.
Das Mittagessen ließen wir an dem Tag ausfallen und schauten stattdessen im Reisebüro nach, wo sich Mutti für die nächste Tour bei Transocean zusätzliche 10% Rabatt für eine künftige Reise sichert. Danach trinken wir noch irgendwo einen Kaffee und bekommen mit, wie sich am Nachbartisch eine Frau darüber aufregt, daß auf dieser Reise alle Ossis 50% Rabatt bekamen. Also die Impertinenz und Dummheit stirbt sicher niemals aus. Später stellt sich heraus, daß sie die mehr als 100 mitreisenden Schweizer, die einen gewissen Gruppenrabatt über ihr Reisebüro bekamen, mit Ossis verwechselt haben muß und auch mit der Umrechnung Schweizer Franken in Euro so ihre Probleme hatte. Wenn man also keine Ahnung hat, soll man einfach mal seine dumme Klappe halten.
Gegen Mittag finden Führungen durch die Räume des Schiffs und über die Brücke statt. Da schließe ich mich natürlich gerne an und kann so auch mal in die Bereiche schauen, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Blöderweise habe ich aber den Chip des Fotoapparat in der Kabine gelassen, so daß mir nur zum wenige Bilder von der Brücke gelingen (interner Pufferspeicher von 16 Megabyte ist nicht allzuviel).
Nachmittags verkrieche ich mich sonnenbrillenbewehrt mit Harry Potter an einen angenehm schattigen Tisch und lasse mir ab und zu ein eiskaltes Getränk reichen, das Leben ist schön. Bestimmt fünfmal muß ich die Lektüre unterbrechen, um mit mehr oder weniger jugendlichen Reisenden etwas über Harry Potter zu fachsimpeln.
Nachmittags findet sich dann unsere Skatrunde wieder zusammen, ja das ist Urlaub wie ich ihn mag.
17:45 Uhr teilt uns ein Mitspieler (ein ehemaliger Handelsschiffahrer) lapidar mit, daß das Wetter gleich umschwingen werde. Anzeichen waren für Laien nicht erkennbar. Und doch hatten wir keine 10 Minuten später statt Sonnenschein dicksten Nebel mit eiskaltem Wind. Sehr beeindruckend. Wir flüchten ins Bistro und spielen unverzagt weiter.
Kleiner Exkurs zum Thema Schiff:
Wenn ich etwas an Schiffen liebe, dann ist es das ständig vorhandene, tiefe, sonore, Brummeln der Schiffshauptmaschine. Nach wenigen Stunden hat man sich daran gewöhnt und wenn man von Bord geht, vermißt man es recht lange. Und kehrt man auf ein großes Schiff zurück ist dieses Geräusch sofort wieder vertraut wie ein alter Freund.
Auch das sanfte Auf und Ab, was ja vielen Reisenden Unwohlsein bereitet, ist für mich beruhigend. Das Schaukeln und das Brummen sorgten wohl hauptsächlich dafür, daß ich auf Schiffen immer schlafen kann wie ein Baby. Nicht nur tief und fest, sondern auch unanständig lange. Und nicht nur mir geht es da so. Insofern ist das schon einmal sehr erholsam.
Ende des Exkurses.
Der Abend wird diesmal im Irish Pub bei Kilkenny und Guinness und auch einem Pfefferwodka (irgendwie ist Pfefferwodka ein idealer Kreuzfahrtschnaps) beschlossen, in dem heute auch angenehme Livemusik vom Klavier ertönt.
Freibier!
Wohl gefülltes Sonnendeck bei herrlichem Wetter.
Sommer, Sonne, Sonnenbrand. Die Arielle bietet tatsächlich auf drei Ebenen Plätze zum Sonnen, da gibt es kein Gedränge und keinen Ärger.
Antennenwald und Radar auf der Brücke.
Auf der Brücke des Schiffs.
So sieht der Steuermann das Meer.
Mai 242008