Nov 162009
 

Ich hatte ja angekündigt, auch zu den Ergebnissen der letzten Landtagswahlen Stellung zu nehmen. Fangen wir an! Und zwar mit dem schönsten und witzigsten Wahlergebnis, welches im kleinen Saarland entstand. Dort hatte sich jeder fünfte Saarländer aus heimatlichen Gefühlen heraus dazu hinreißen lassen, und Oskar Lafontaine und damit auch seine Partei „die Linke“ zu wählen. 3% mehr wollten die SPD an der Macht, knapp 10% wählten Liberale und knapp 6% setzten ihr Kreuz für die Grünen.
Die stärkste Kraft im Lande wurde die CDU mit 34,5%, was zwar mehr als ein Drittel aller Stimmen ist, gegenüber der 2004er-Wahl aber einen herben Verlust von 13% bedeutet.
Sofort wurde in der Presse laut nach rot-rot-grün geschrieen und keine andere Meinung geduldet. Nun ist das Saarland nicht das wichtigste Bundesland, eher das Gegenteil, dennoch hätte es mir sehr gestunken, wenn Lafontaine in seiner Heimat wieder sein Unwesen hätte treiben können. Innerlich rechnete ich aber schon damit und war schwer enttäuscht von meinen südlichen Nachbarn. Doch siehe! es kam anders, die CDU kann nun mit der FDP und, man merke auf, mit den Grünen zusammen, den Sozis und noch Linkeren eine Nase drehen, eine Koalition, wie sie erstmalig so in Deutschland zustande kam. Ich hoffe, daß es der neuen Regierung gelingt, das Saarland aus seiner tiefen Krise in eine bessere Zeit zu führen und freue mich diebisch, daß Herr Lafontaine unsanft auf den Boden der Tatsachen geführt wurde. Bravo, liebe Saarländer.
Und noch einmal Bravo!, liebe Thüringer. Allerdings nicht die Wähler, denn die sorgten mit ihrem seltsamen Wahlverhalten für schwierige Koalitionsverhandlungen.
So wählten mehr als 27% die Linken, die CDU bekam keine 4% mehr als die Kommunisten, die SPD fast 10% weniger! Grüne und Liberale hatten zu wenig Stimmen, um Zünglein an der Waage zu sein, höchstens die Grünen wären als Füllmasse in einer rot-rot-grünen Koalition tauglich gewesen.
Lange Zeit sah es so aus, genau wie im Saarland, daß die Linke die Macht im Freistaat ergreift. Doch letztendlich hatte Herr Christoph Matschie, SPD, soviel Charakter und Ehre im Leib, und gab einer großen Koalition mit der CDU, die dazu endlich den unsäglichen Herrn Althaus entsorgte, den Vorzug vor einer Koalition mit den Linken, die nicht einmal einen Thüringer an die Spitze gewählt hatten, sondern sich mit einem miesen Westimport zufriedengaben.
Herr Matschie hatte also nicht vergessen, daß er vor 20 Jahren von der Stasi verfolgt und verraten wurde und er schwere Repressalien erleiden mußte. Das ist dem Manne hoch anzurechnen, doch mit solcher Aufrichtigkeit kann er wahrscheinlich kaum noch Karriere in seiner Partei machen.
Im Laufe der Woche dann noch eine letzte Nachlese, die zur Landtagswahl in Brandenburg.

 Posted by at 8:30 pm

  4 Responses to “Wahlnachlese – Landtagswahlen I”

  1. Für den nächsten Teil: Denk dran – Blogs sind öffentlich; strafrechlich Relevantes äussert man da besser nicht 🙂

  2. Die CDU bekam in Thüringen keine 4% mehr?
    Hast Du dich vertippt oder habe ich da was flasch verstanden?

  3. @Bodo: Er meint, daß die CDU nur etwas über 3% mehr (= keine 4% mehr) als die Ex-SED bekam.

  4. Aaah, ja. Danke.
    (Fuß auf der Leitung)

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