Eine gute Woche und ein paar tausend Kilometer später bin ich wieder zu Hause. Hier des Reiseberichts erster Teil:
Donnerstag, 07.06.2012
Nach einem Kurzbesuch bei meiner Großtante in der Nähe von Kassel fahre ich nach Kassel, um dort einen Freund aufzupicken. Wir fahren nach Halle/Saale und beziehen ein Hotel, welches direkt gegenüber eines Bordells liegt. Verstörend ist zudem, daß das Bordell auch so heißt. Also nicht Etablissement, Villa XY oder Privatclub, sondern wirklich Bordell.
Nach Hotelbezug geghen wir bei schwül-heißem Wetter die guten 2 Kilometer in die Hallenser Innenstadt und beschließen, beim Schad, uns um das leibliche Wohl zu kümmern. Wir sitzen draußen, es gibt das obligatorische Würzfleisch mit Worcestersauce aus dem VEB excellent Dresden (es gibt keine Bessere!), für mich Hirschbraten und meinen Begleiter eine halbe Ente. Dazu ein, zwei, oder auch drei Glas des hauseigenen Bieres, das Leben ist schön. Nachdem ein dritter Mann dazustieß, verlagern wir zum Ort der Begrüßung, der satte 120 Meter entfernt liegt.
Und Überraschung, es ist schon wieder das Diebels, in dem ich erst kürzlich war! Und ich saß sogar am gleichen Tisch.
Doch dieses Mal waren wir nicht zu zweit, sondern binnen kurzer Zeit tummelten sich mehr als 30 Freunde und Bekannte in der Lokalität. Bis auf die seltsame „Musik“, die ein DJ auflegte und eben das Diebels war alles perfekt und wir verließen den Ort des Geschehens erst nach 2:00 Uhr, um wiederum zu Fuß zum immer noch 2 Kilometer entfernten Hotel zurückzukehren.
Freitag, 08.06.2012
Sachsen-Anhalt ist das Land der Frühaufsteher. Ein Frühaufsteher hielt es in der Tat für nötig, 7:30 Uhr direkt unter meinem Fenster mit einem lauten Gerät Gras zu schneiden. Damit war die karge Nachtruhe (es war heiß und stickig) endgültig vorbei. Im Zimmer funktionierte die Toilettenspülung nicht, was ich glücklicherweise bemerkte, bevor es zu spät war. Dennoch hoffe ich da auf eine Preisminderung.
Nach dem gemeinsamen Frühstück, setzte sich der radelwillige Troß in Bewegung. An der Radtour, weswegen wir uns in Halle trafen, konnte ich leider nicht teilnehmen, stand doch eine große Familienfeier ins Haus. Aber den ersten Programmpunkt, den Besuch der Lutherstadt Eisleben, konnte ich noch miterleben.
So fuhr ich nach Eisleben und schaute mir dort Kirchen und Geburts- und Sterbehaus des Herren M. Luther an. Nach so viel Kultur brauchte ich eine Pause. Glücklicherweise standen am Fuße des Marktplatzes runde und eckige Tische. Zuerst gab es am runden Tisch einen Erdbeereisbecher, dann an den eckigen Würzfleisch mit Worcestersauce aus dem VEB excellent Dresden und, ähh, Bratkartoffeln und Sülze.
Alles übrigens zu sehr zivilen Preisen, hierzulande bekomme ich sicher nicht einen Eisbecher, ein Glas Sekt und ein Bier für 7,25 EUR.
Eine weitere Premiere gab es für mich in Eisleben, denn ich erwarb mein Parkticket mittels SMS, was erstaunlich einfach und gut klappte. Schuld daran war mein leerer Kleingeldbeutel, denn ich hatte alles an Eislebener Abiturienten gespendet, die in großer Fröhlichkeit und Anzahl die Innenstadt unsicher machten.
Am frühen Nachmittag war das Kapitel Eisleben abgeschlossen, die Radler zogen weiter gen Wettin und ich reiste die restlichen 100 Kilometer in den Harz ins malerische Ilsenburg, wo ich im dortigen Berghotel nach einer Runde im Pool mir eine späte Mittagsruhe gönnte.
Detail aus dem Hallenser Gasthaus Schad. Praktisch jeder, der in der DDR-Kulturszene wichtig war, war hier.
Blick vom Café auf den Eislebener Markt.
Blick vom Lutherdenkmal zu Café (rechts mit runden Tischen) und Restaurant (links mit eckigen Tischen).