So mehrfach zu lesen und hören an diesem Wochenende.
So läßt die ostanatolische Familie, fernab jeder Zivilisation ihre Kinder Fatma (15), Memed (14) und Hylia (11) und Hasan Ali (6) mit abgehackten Hühnerköpfen auf der Straße spielen. Und Nachbarn jammern in Zeitungen wie Hürriyet, sowas wie BILD und Stürmer zusammen auf türkisch, solche tollen Sätze wie: „Nehmt meine Frauen, laßt mir die Hühner!“.
Da erhebt sich bei mir die Frage, wer angesichts solcher Meldungen noch ernsthaft über einen EU-Beitritt der Türkei nachdenkt. Abgesehen davon, daß man hier Grenzbestimmungen macht, für die jeder Grundschüler schlechte Noten bekäme, so sollte auch dieser Aspekt einmal zum Nachdenken anregen.
…sein für 12. Millionen Euro sanierter Amtssitz vom Bundesbauminister übergeben.
Solche Meldungen freuen mich. Hoffentlich haben, außer den polnischen Restauratoren, nur deutsche Firmen mit im Inlande lebenden Mitarbeitern einen Gutteil dieser Steuergelder erhalten. Das würde mich noch mehr freuen.
An einem kommenden Tag der offenen Tür würde ich mir jedenfalls gerne das Ergebnis bewundernd anschauen.
…in der Freien und Hansestadt Hamburg darüber nachgedacht wird, die Schulstruktur drastisch zu reformieren.
Aus den momentan sechs(!) verschiedenen Schulformen Haupt-, Real-, integrierte Haupt- und Real- sowie Gesamtschule, Gymnasium und Aufbaugymnasium soll, nach sächsischem Vorbild, welches eine recht genaue Kopie des DDR-Systems darstellt, ein zweigliedriges System, bestehend aus Mittelschule und Gymnasium, entstehen.
Prinzipiell jubel auch ich über solch vernünftig klingenden Gedanken. Doch glaube ich erst daran, wenn es tatsächlich so weit ist. Meinen Segen haben die Hamburger jedenfalls und lange überfällig war so ein Schritt allemal.
Bei der Gelegenheit könnte man sich auch einmal über Mindestbildungsinhalte unterhalten. Es ist sicher nicht zuviel verlangt, wenn ein junger Mensch nach Absolvierung der Schule lesen, schreiben und rechnen kann und auch noch weiß, in welchem Land er wohnt und wer es regiert.
Denn offensichtlich (europäische Studien und vielfache, eigene Erfahrungen) leisten sehr viele deutsche Schulen nicht einmal diese Selbstverständlichkeiten mehr, wegen derer sie einstmals geschaffen wurden.
Man nehme:
– einen Einkauf im heimischen Supermarkt
– einen motivierten Schnippel- und Kochwilligen
– ein Rezept aus einer Internetdatenbank
Voila!
Hier ist das Ergebnis:
Weihnachten 2004 weilte ich im schönen Kolberg an der Ostsee. Dort kauft eich eine todschicken und auch für polnische Verhältnisse teuren Pullover; rostfarben, herrlicher Kragen, feinste Schurwolle, superbequem, ein echter Hingucker.
Was ist nun daran die Dummheit?
Ganz einfach: ich war unaufmerksam und tat ihn in die normale Wäsche. Nun ist er zwar immer noch rostfarben, aber fasst sich nicht mehr bequem an. Und vor allen Dingen ist er nur noch halb so groß wie vorher.
Woher bekomme ich jetzt nur einen adäquaten Ersatz?
…listet die Internationale Filmdatenbank auf ihren Seiten.
Nachdem Tim in seinem Blog die ihm bekannten Filme listete, möchtete ich dem nicht nachstehen und dies an dieser Stelle auch machen.
Und hier ist sie also, die Liste aller Filme aus der Topliste, die ich in meinem Leben schon sah.
001 The Godfather (1972)
003 The Godfather: Part II (1974)
004 The Lord of the Rings: The Return of the King (2003)
005 Shichinin no samurai (1954)
006 Schindler’s List (1993)
007 Casablanca (1942)
008 Star Wars (1977)
009 Pulp Fiction (1994)
010 Star Wars: Episode V – The Empire Strikes Back (1980)
011 Buono, il brutto, il cattivo, Il (1966)
012 One Flew Over the Cuckoo’s Nest (1975)
013 The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring (2001)
014 Rear Window (1954)
015 The Lord of the Rings: The Two Towers (2002)
017 The Usual Suspects (1995)
018 Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964)
019 Raiders of the Lost Ark (1981)
020 12 Angry Men (1957)
021 Citizen Kane (1941)
023 C’era una volta il West (1968)
024 Psycho (1960)
025 Goodfellas (1990)
026 North by Northwest (1959)
027 Fabuleux destin d’Amélie Poulain, Le (2001)
028 The Silence of the Lambs (1991)
029 Lawrence of Arabia (1962)
030 It’s a Wonderful Life (1946)
031 Sunset Blvd. (1950)
032 American Beauty (1999)
034 The Matrix (1999)
036 Vertigo (1958)
037 Apocalypse Now (1979)
039 Taxi Driver (1976)
040 To Kill a Mockingbird (1962)
042 The Pianist (2002)
043 Se7en (1995)
044 The Third Man (1949)
045 Léon (1994)
048 Boot, Das (1981)
052 Monty Python and the Holy Grail (1975)
054 The Maltese Falcon (1941)
055 L.A. Confidential (1997)
056 M (1931)
058 The Bridge on the River Kwai (1957)
059 Modern Times (1936)
060 Singin‘ in the Rain (1952)
061 The Treasure of the Sierra Madre (1948)
063 Alien (1979)
064 A Clockwork Orange (1971)
068 Double Indemnity (1944)
069 Some Like It Hot (1959)
070 Reservoir Dogs (1992)
073 Metropolis (1927)
075 The Incredibles (2004)
076 The Shining (1980)
077 Amadeus (1984)
079 The Great Escape (1963)
080 Aliens (1986)
083 On the Waterfront (1954)
084 Rebecca (1940)
086 2001: A Space Odyssey (1968)
089 The Apartment (1960)
090 Sjunde inseglet, Det (1957)
091 The Wizard of Oz (1939)
092 Jaws (1975)
093 Strangers on a Train (1951)
094 The Great Dictator (1940)
096 Braveheart (1995)
098 Finding Nemo (2003)
100 Forrest Gump (1994)
101 Blade Runner (1982)
103 Full Metal Jacket (1987)
105 Terminator 2: Judgment Day (1991)
106 The Big Sleep (1946)
108 Notorious (1946)
109 High Noon (1952)
112 The Elephant Man (1980)
113 Once Upon a Time in America (1984)
114 The Sixth Sense (1999)
116 Star Wars: Episode VI – Return of the Jedi (1983)
117 Ladri di biciclette (1948)
124 Duck Soup (1933)
125 Ben-Hur (1959)
128 The Graduate (1967)
129 Butch Cassidy and the Sundance Kid (1969)
133 Lola rennt (1998)
134 Indiana Jones and the Last Crusade (1989)
135 Back to the Future (1985)
137 Life of Brian (1979)
138 Platoon (1986)
139 Salaire de la peur, Le (1953)
141 The African Queen (1951)
142 The Gold Rush (1925)
143 The Philadelphia Story (1940)
152 Gladiator (2000)
153 The Adventures of Robin Hood (1938)
155 Per qualche dollaro in più (1965)
156 Shadow of a Doubt (1943)
158 Die Hard (1988)
159 Gandhi (1982)
160 Gone with the Wind (1939)
161 Shrek (2001)
164 Witness for the Prosecution (1957)
166 Festen (1998)
170 Stand by Me (1986)
172 Stalag 17 (1953)
175 The Wild Bunch (1969)
177 Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922)
180 Bringing Up Baby (1938)
181 Spartacus (1960)
182 Arsenic and Old Lace (1944)
185 The Day the Earth Stood Still (1951)
186 Kabinett des Doktor Caligari, Das (1920)
187 His Girl Friday (1940)
189 Toy Story (1995)
191 Groundhog Day (1993)
192 Monsters, Inc. (2001)
196 Young Frankenstein (1974)
200 Belle et la bête, La (1946)
201 Twelve Monkeys (1995)
202 Roman Holiday (1953)
203 The Man Who Shot Liberty Valance (1962)
211 The Lady Vanishes (1938)
213 Charade (1963)
214 The Terminator (1984)
215 Strada, La (1954)
218 King Kong (1933)
219 Heat (1995)
220 Bride of Frankenstein (1935)
222 A Night at the Opera (1935)
223 Bronenosets Potyomkin (1925)
224 Lost in Translation (2003)
225 All the President’s Men (1976)
226 In the Heat of the Night (1967)
227 Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl (2003)
228 Mulholland Dr. (2001)
229 Scarface (1983)
230 Bonnie and Clyde (1967)
232 Rosemary’s Baby (1968)
236 Rain Man (1988)
237 Frankenstein (1931)
240 The Thing (1982)
243 Doctor Zhivago (1965)
245 Planet of the Apes (1968)
247 Passion de Jeanne d’Arc, La (1928)
248 Who’s Afraid of Virginia Woolf? (1966)
249 Network (1976)
Ganz schön viel Filme kenne ich, nämlich 147. Einige Schlüsse zog ich beim Erstellen meiner Liste. Neue „Blockbuster“ sind leider durch Abstimmungswellen viel zu hoch plaziert bzw. viel zu viel vertreten. So bleiben Tarkowskis Werke oder aber auch so mancher Kubrick, Truffaut usw. auf der Strecke.
Daß Werke aus der größten Filmfabrik der Welt (Indien) nicht vertreten sind, ist der westlichen Ausrichtung der Seite geschuldet und für mich nicht störend.
Fast alle älteren Filme sah ich als Kind/Jugendlicher im Fernsehen, welches damals nur 2 oder 3 Programme sendete und diese auch nicht 24 Stunden Flimmerware sendeten.
Also war durch die Beschränktheit der Programme die Auswahl zwar geringer, dennoch der Filmfaktor aber höher.
Klar, wenn die ARD Samstag nach dem Wort zum Sonntag einen Spätfilm ausstrahlte, dann war das eben DER Spätfilm, den quasi alle Nachtmenschen sahen.
Und wenn die ARD einmal im Monat zu dieser Zeit einen Katastrophen- bzw. Weltuntergangsfilm aus den 60er bzw. 70er Jahren sendete, dann hatte man eben im Laufe von fünf Jahren auch so 30, 40 davon gesehen und, das ist der Qualitätsunterschied, auch verinnerlicht und gemerkt.
Ich kenne heute noch alle diese Filme wie Poseidon, Magma am Himmel, ein Riß in der Erde, das China Syndrom usw., obwohl ich die garantiert das letzte Mal eben vor einem Vierteljahrhundert sah.
Das bezweifel ich bei diverser moderner Hollywoodmassenware sehr stark.
Mehr ist eben nicht immer unbedingt mehr.
Marc verwendet in seinem Blog schon wieder das doofe Adjektiv, das vor kurzem noch, völlig zu Recht, sein Dasein in Schulklassen fristete, deren Insassen die Höhen und Tiefen der Pubertät durchlebten und sich konvulsivisch zuckend kaputtlachen, wenn in einem beliebigen Satz Wörter wie Sack, Hügel, Pfeife, Grotte usw. genannt werden.
Dank der bescheuerten Werbung von Saturn und der BLOED-Zeitung und sicher auch dem Deppenfernsehen wählen nun seit mehreren Monaten alle Bundesdeutschen fast ausschließlich dieses Adjektiv.
Passend dazu mal die Liste meiner Lieder, die dieses Wort auch enthalten.
* Die Fantastischen Vier – Die 4. Dimension [04] Zu geil für diese Welt
* Joint Venture – Wilde Geile Nächte Voller Heißem Ying U
* Bruce und Bongo – Geil (das war meine Jugend!!!!)
* Cappuccino – Männer Sind Geil
* Christian, der Nominator – es ist geil ein Arschloch zu sein (nicht zu unterbieten in dieser Auswahl)
* J. Geils Band – Centerfold (Naja, passt nicht so richtig :-))
* J. Geils Band – Freeze Frame
* Jansen And Kowalski – wie geil ist das denn (huch, wie verirrte sich das denn zu mir?)
* Juli – Geile Zeit
Und zum Abschluß noch ein passendes Bild zum Thema, welches ich total witzig finde; was aber politisch sicher nicht korrekt ist. Das ist mir an dieser Stelle aber einmal völlig schnurzpiepegal.
Gestern lese ich:
„Taliban köpfen Lehrer, da dieser Mädchen unterrichtete.“
Heute lese ich:
„Selbstmordanschlag auf US-Botschafter.“
Hallo? Soviel ich weiß, haben wir seit Jahren immens viele Steuergeld kostende und uns nicht zu den olympischen Spielen als Sicherungskräfte gegen (afghanische) Terroristen helfende, deutsche Soldaten in diesem arg gebeutelten Land. Was machen die eigentlich? Und wieso wird nicht über „unsere Jungs an der Front“ berichtet (außer, wenn mal wieder welche den „Taliban“ abgeballert wurden)?
Beschränkt sich das Verplempern unserer Steuergelder etwa nur auf die Bewachung der Drogenfelder der lokalen Mafia oder wird doch noch humanitäre Hilfe geleistet, die sonst eh $Hilfeorganisation übernommen hätte?
Mal Tacheles geredet: entweder wir halten dort Ruhe und Ordnung, dann will ich aber sowas wie obige Meldungen nicht mehr sehen oder wir verkrümeln uns aus dem Land, bauen einen hohen Zaun drum und schauen alle sieben Jahre nach, wer und was die Selbstverfleischung im Namen Allahs überlebte.
Oder, wie es mein Freund Theo etwas blumiger formulierte „’nen großen Arsch drüberschieben und zusche*“.
Nur mal wieder zur Auffrischung. Die Berliner Verkehrsbetriebe werde ich zeitlebens boykottieren und bei jedem, der es wissen will und auch bei jedem, der es nicht wissen will, madig machen.
Wieso hasse ich die BVG?
Es war im Juli 2005, da hatte ich dienstlich in Berlin zu tun. Da ich noch etwas Zeit bis zum Rückflug hatte, beschloß ich, mit der U-Bahn noch einen kleinen Abstecher ins Zentrum zu machen.
Ich ging zur U-Bahnstation in Tempelhof, löste am Automaten ein Ticket zu 2,25 Euro und stieg in die Bahn, die Richtung Mitte fuhr.
Während der Fahrt fand eine Fahrkartenkontrolle statt, bei der nichts Außergewöhnliches festzustellen war.
An meiner Station stieg ich aus und wurde von einem Herrn angesprochen. Zwei weitere Männer, alle als Kontrolleure der BVG gekennzeichnet standen um mich herum.
Erst nach einigen Sekunden begriff ich, daß es die Kontrolleure aus meiner U-Bahn waren und sie nochmal mein Ticket sehen wollten. Das zeigte ich den Leuten auch, es war ja schließlich, meiner Meinung nach, alles in Ordnung.
Nicht aber nach Meinung der Kontrolleure.
Berlins Tarifsystem, daß mir logischerweise völlig unbekannt ist, weile ich doch eher selten in der Hauptstadt und bin dann im PKW unterwegs, ist in mehrere Tarifzonen aufgeteilt.
Wie auch immer, ich hatte eine falsche Tarifzone gewählt. Die von mir gewählte Zone B zu 2,25 EUR berechtigt zum Fahren in die Peripherie von Potsdam bis Prenzlau, ich hätte aber den Tarif A wählen müssen zu 2,00 EUR, damit ich in der Innenstadt fahren kann.
Langer Rede – kurzer Sinn: nach längerer Debatte drei gegen einen gab ich nach und zahlte eine Strafe in Höhe von 40 EUR dafür, daß ich statt 2,00 EUR 2,25 EUR bezahlte.
Die Zeit drängte eben und ich dachte, diese Sache mit Vernunft mit einem Vorgesetzten dieser drei finster aussehenden Halbgewalkten zu klären.
So schrieb ich auch sofort, wieder zu Hause angekommen, an die BVG einen höflichen, aber bestimmten Brief, indem ich den Sachverhalt schilderte und um Klärung bat.
Hintergedanke war, daß man einem Geschäftsreisenden und Normalbürger nicht mit so einem peinlichen Vorfall den Berlinbesuch verdirbt.
Ein paar Wochen nach dem Brief erhielt ich tatsächlich am Abend einen Anruf von einem BVG-Fuzzi.
Dummerweise redeten wir völlig aneinander vorbei. Ich wollte eigentlich nur eine Entschuldigung und evt. sowas wie ein Gratisticket für den nächsten Berlinbesuch oder irgendein Souvenir. Die 40 Euro hatte ich gedanklich schon abgeschrieben.
Der Typ faselte aber irgendetwas von Zivilprozeß und erklärte mir minutiös das Tarifsystem und warum ich nicht im Recht sei, bis ich nach 20 Minuten entnervt aufgab und nochmals ein Schreiben verfaßte, in dem ich konkret um Entschuldigung bat.
Anderthalb Monate später kamen zwei lapidare Standardschreiben mit Textbausteinen und faksimilierter Unterschrift von beiden Beschwerdestellen, an die ich geschrieben hatte.
Die haben es also nicht nötig. Schon wieder über mein Mißgeschick lachend, schloß ich dieses traurige Kapitel deutscher Obrigkeitskultur ab.
Dem Faß den Boden schlug aber die Geschichte eines Kollegen aus:
Der berichtete, daß in den 1990er Jahren, als er noch in Berlin wohnte, von einem auswärtigen Freund besucht wurde.
Dieser fuhr per U-Bahn zu ihm. Die U-Bahn blieb nun zwischen zwei Stationen stecken und nach einer halben Stunde stiegen alle Passagiere aus und mußten zu Fuß dem Zugführer in die Freiheit hinterhertappen.
Als er nach über einer Stunde endlich wieder in einer fahrenden U-Bahn saß, wurde er kontrolliert und zu 60 Mark Geldstrafe verdonnert, da die Fahrzeit von einer Stunde überschritten war. Klagen des Opfers hatten bis heute keinen Erfolg.
So gesehen ist meine Geschichte regelrecht harmlos, trägt aber nicht gerade dazu bei, die Berliner Verkehrsbetriebe zu mögen.
Zu Weihnachten erhielt ich von meiner Versicherungstante eine wunderschöne Weinflasche mit Hinterglasmotiv. Nun ist das ein Moselwein und normalerweise kann man auf dieser Art Flaschen immer irgendwelche Burgen, Landschaften und Schlösser rund um die Mosel bewundern.
Meine Flasche aber gehört zu einer Sonderedition und stellt die Frauenkirche zu Dresden dar. (Ja, ich weiß, auch im Raum Dresden bemüht man sich Wein anzubauen, aber der ist einfach nur sauer Punkt!) Der Text auf der Flasche lautet:
„Die Frauenkirche ist eines der bekanntesten Kuppelbauwerke der Barockzeit und das Wahrzeichen Dresdens.
Ihr Bau begann 1726 durch den Architekten Georg Bähr. Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde sie wieder aufgebaut und erstrahlt heute im neuen Glanz.“
Auch in meine Augen stahl sich der Glanz, überwältigten mich doch beim Lesen dieses lapidaren Textes die Gefühle.
In wenigen, schnöden und banalen Worten wird eine Realität bestätigt, eine Normalität erzeugt, die mir den Atem stocken ließ.
Dazu muß man wissen, daß mich und die Dresdener Frauenkirche seit einigen Jahren einiges verbindet.
Zur Stadt Dresden hatte ich früher nie eine Beziehung. Als Oberschüler war ich mit meiner Klasse im Zentrum (sozialistisch grau und häßlich), im Museum (war interessant, aber nicht für pubertierende Schüler) und im Ballett (’schwules Rumgehüppe‘ für jemanden, der schon in St. Petersburg (damals noch Leningrad) im Kirow-Theater Ballett bestaunen durfte), nach dem Abitur hielt ich mich einmal kurz auf dem Bahnhof auf der Durchreise auf und somit sagte mir die Stadt exakt nichts, zumal die DDR-Führung immer die sozialistische Rolle der Stadt rauskehrte und die Gegend als „Tal der Ahnungslosen (das bedeutete, dort konnte kein Westfernsehen empfangen werden)“ verpönt war.
Die Stadt brachte mir das erste Mal ein guter Freund und gebürtiger Dresdner näher, mit dem ich zusammen in Marburg studierte. Seine Erzählungen, gerade über die Zerbombung der einstmals schönsten Stadt Deutschlands vom 13. bis 15. Februar 1945, kurz vor Kriegsende, bei der, gerne verschwiegen, genausoviele Menschen den Tod fanden wie bei den Atombombenabwurfen von Hiroshima und Nagasaki zusammen, ließen mich anders über diese arg gebeutelte Stadt denken.
1995, da war schon unter hoher Pressebeachtung der Grundstein gelegt worden, machte ich, als ich einmal der Nähe Dresdens war, einen Besuch der Innenstadt und sah erstmals bewußt die Ruinen, die sortierten Sandsteine auf Hochregalen und das düster und leer wirkende Stadtzentrum. Spontan spendete ich damals 20 DM, das war viel Geld für einen Studenten.
Das sollte nicht die letzte Spende sein, denn immer, wenn es mich später in die Elbestadt verschlug, gab ich gerne etwas. Nun bin ich eigentlich nicht so der Spendertyp, ich weiß es nicht, warum ich immer beim Anblick der Ruine der Frauenkirche die Brieftasche zückte.
Irgendwann entdeckte ich auf irgendeinem Flohmarkt eine Schallplatte, die ich für 4,50 Euro erwarb. Auf der Schallplatte befindet sich Orgelmusik von Bach, Böhm, Reger und Micheelsen, gespielt von Hanns Ander-Donath auf der Silbermannorgel der Frauenkirche zu Dresden, aufgenommen im Jahre 1944.
Ich weiß nicht, wie oft ich mir seitdem diese Schallplatte anhörte, rational ist es jedenfalls nicht, sich knisternde Monoaufnahmen fraglicher Qualität auf einer Anlage anzuhören, die sonst eher Klänge im Dolby Theatersound wiederzugeben gewohnt ist. Aber auch das prägte sicher zu einem guten Teil mein Verhältnis zur neuen Frauenkirche.
Ab 2001 weilte ich öfter und regelmäßiger in der sächsischen Landeshauptstadt, da dort mein damaliger Arbeitgeber eine Niederlassung wiedereröffnete, und konnte mich so vom Fortschritt überzeugen.
Auch meine Mutter machte ich zum Dresdenfreund, indem ich sie überredete, mit mir die Stadt zu besuchen.
Am 15. September 2001 bestaunte ich die Baufortschritte erneut, es war auf der Rückreise von der Hochzeit meines besten Freundes, der sich stilgerecht die Festung Königsstein als Hochzeitzsort gewählt hatte.
Logisch, wohnt er doch im Südbadischen und stannt seine Frau aus Niedersachsen.
Auch im August 2002, noch während der sogenannten Jahrhundertflut, hatte ich in Dresden beruflich zu tun und konnte mir unmittelbar ein Bild davon machen. Am meisten Angst hatte ich an diesem Tag um die Frauenkirche. Ich befürchtete, daß die Bauarbeiten stagnieren würden, das immense Schäden entstünden und damit das ganze Projekt scheitern würde. Wieder gab ich Geld und das nicht zuwenig. Wenige Tage später besuchte ich wiederum mit meiner Mutter nochmals die Stadt und bestaunte den Eifer bei den Aufräumungsarbeiten. Trotz des fauligen Gestanks gingen wir zur Frauenkirche und begutachteten „fachmännisch“ die dortigen Schäden und fuhren beruhigt wieder heim.
Mein letzter Besuch der Stadt war am Reformationstag, dem 31. Oktober 2005. Exakt einen Tag vorher hatte die Weihung stattgefunden und während meines Besuchs, der mir ein inneres Bedürfnis war und garnicht richtig geplant, fand in der Frauenkirche der Festakt zum Reformationstag statt.
Wir besuchten an diesem Tage noch die Gemäldegalerie und waren überwältigt.
Dresden hat sein Herz wieder. Die Stadt sieht wieder so aus, als ob sie irgendwann einmal wieder die Perle an der Elbe werden kann.
Allen Kritikern, die bemängeln, daß damit ein Kriegsmahnmal verloren geht, lache ich ins Gesicht. Es gibt im Lande weiß Gott genug Denkmäler und Dresden hat unter den sozialistischen Zweck- und Plattenbauten noch genug zu leiden. Und jeder Dresdener weiß auch ohne die Ruine der Frauenkirche, was am 14. Februar 1945 in der Höllenglut der englischen Aktion Thunderclap, die der britische Fliegergeneral Arthur Harris (der Bomber-Harris) geschah.
Ich konnte mich jedenfalls an der in voller Pracht erstrahlten Frauenkirche nicht satt sehen und war stolz darauf, auch einen, wenn auch nur winzigen, Beitrag zu ihrem Wiederaufbau geleistet zu haben. Voll Demut und Ehrfurcht stand ich in der zugigen Kälte und merkwürdige Gedanken schwirrten in meinem Kopf. So fühlt man sich wohl, wenn man unmittelbar einem wichtigen Ereignis beiwohnt und damit zu einem Zeitzeugen wird.