Der Kapitän löste sein Versprechen ein, die MS Astor hatte die fünfstündige Verspätung von Kapstadt wieder herausgefahren und lag 8:00 Uhr im Hafen von Port Elizabeth, der „freundlichen Stadt“.
Es war bedeckt und die Temperatur betrug 25 Grad. Wir präparierten nach dem Frühstück unsere Fotoapparate (Akkus und Ersatzakku geladen und verstaut, Speicherkarten leer, Linsen sauber?) und sprühten uns mit Mückenschutzmittel ein. Die Kleidungsstücke waren bereits imprägniert und so konnte es losgehen zu unserem ersten Landausflug. Im modernen, klimatisierten Bus begrüßten uns unser Busfahrer David, ein Xhosa und unser Reiseführer, ein Herr mit dem herrlichen Namen Bob Schlumpf, der in Südafrika geboren und dort, nach 20jährigen Intermezzo in seiner Urheimat Schweiz, wieder gelandet war.
Herr Schlumpf zeigte uns viele Sehenswürdigkeiten der Innenstadt, darunter das Denkmal für den hier ermordeten Bürgerrechtler Biko und natürlich auch das noch nicht fertige WM-Stadion. Mir fiel dabei eine riesige Menschenschlange vor der Bank auf. Was es damit auf sich hat, erkläre ich im Berichtteil 7 – Durban. Dann sahen wir die vielen Autowerke und das gigantische neue Hafenprojekt in der Peripherie und auf der einstündigen Busfahrt auf der Autobahn Richtung Norden bewunderten wir die berghohen Dünen zum Ozean und die karge Savannenlandschaft, auf denen vielen Milchkühen grasten. Herr Schlumpf wußte allerlei über Sitten, Gebräuche, Flora und Fauna und berichtete auch Sachen, die man sicher nicht im Reiseführer findet, wie bspw. Probleme mit der Armut und den Zuwanderern aus dem Norden.
Nach kurzweiliger Fahrt, auf der uns, wie auch auf allen anschließenden Ausflügen, kostenlos gekühltes Mineralwasser gereicht wurde (ein großes Lob an den südafrikanischen Veranstalter Akon), erreichten wir unser Ziel, den privaten Kwantu Tierpark. Kwantu ist Xhosa für „Der Ort an dem man gerne zusammen ist.“
Nun, es war auf jeden Fall ein Ort, an dem man gerne war. Wir erfrischten uns kurz, bekamen einen tollen Fruchtcocktail und bestiegen dann in Zehnergruppen rechtsgelenkte Landrover, die uns in den nächsten Stunden durch die weiträumige Landschaft fuhren. Ich nahm ganz hinten rechts Platz, so hatte ich einen idealen Platz für die Fotosafari. Unser Fahrer zeigte uns erst ein paar Raubtiere in einem separaten Gehege und dann ging es über Stock und Stein durch die karge und über eine siebenmonatige Dürre gezeichnete Landschaft. Das erste (große) Tier, das ich in freier Landschaft bewundern konnte war ein … Elefant! Doch, man mag es kaum glauben, der rannte so schnell durchs Unterholz und war dabei so gut getarnt, daß mir kein Foto gelang. Womit wir beim Thema wären. Natürlich war das eine Fotosafari, also nicht Abknallen von Wild, was aber auch selbstverständlich für sehr gutes Geld angeboten wird. Wie fotografiert man nun aus einem schaukelndem Gefährt sich schnell bewegende Wildtiere? Nun, die Antwort darauf freute jeden Vertreter von Canon, Nikon, Sony und Co..
Was nämlich meine Mitreisenden aus der Fototasche zauberten, das war bewundernswert: nagelneue Kompaktkameras des oberen Preisbereiches und digitale und analoge Spiegelreflexkameras mit potenten Teleobjektiven waren die Norm. Da zerstreuten sich meine Bedenken sehr schnell, ob meine, mir von einem sehr netten Zeitgenossen geliehene, Canon 400D mit Tamron-Tele und Zusatzbatteriefach angeberisch wirken würde sehr schnell, war das doch nur gemittelter Standard.
Und so eine Kamera war durchaus nötig. Niemals hätte ich sonst solch Schnappschüsse erzielen können wie unten zu sehen.
An dieser Stelle nochmal mein Dank an den edlen Verleiher der EOS.
Wir durchstreiften nun lange Zeit die ausgedörrten Landschaften. Unser wortkarger Fahrer stand per Funk in Kontakt mit anderen Fahrzeugen. Nach einer halben Stunde endlich sahen wir die ersten kleineren Herden von Zebras. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Hier eine Liste aller in freier Wildbahn beobachteter Tiere:
– Zebra, Strauß, Kudu, Gnu, Elefant, Schildkröte, Warzenschweine, Admiralsvogel, Giraffe, Nashorn, Impala, Springbock
Für einen wie mich, der noch nie vorher aus Europa rauskam, war das schon mehr als beeindruckend, diese Tier in freier Wildbahn erleben zu dürfen. So schoß ich reichlich Bilder, von denen einige wenige unten gezeigt werden. Interessenten werde ich gerne mehr Bilder und diese in deutlich besserer Qualität präsentieren als anschließend an diesen Beitrag. Chip-Karten sind eben doch besser zu handhaben als Geweihe und Felle.
Schließlich fand die erste (Foto-)safari meines Lebens (viel zu früh) ihr Ende und wir kehrten zum Stützpunkt zurück. Dort bekamen wir ein hervorragendes Buffet, von dem mir besonders der süß angemachte Rote-Beete-Salat imponierte.
Den herrlichen Ausflug krönte eine Aufführung junger Xhosa, die uns ihre Kultur auf nette und freundliche Art näherbrachten. Besonders bewunderten wir einen jungen Mann (er hatte gerade seine Initiation hinter sich), der fehlerfrei jedes Wort und jeden Satz in jeder Sprache sofot nachsprechen konnte. Er gab uns auch ein Beispiel jener legendären Klicksprache, die man aus den „Die Götter müssen verrückt sein“-Filmen kennt.
Gesättigt vom tollen Essen und tollen Eindrücken traten wir schließlich die Rückfahrt an. Herr Schlumpf nutzte die Stunde, die der Bus zum Schiff benötigte, um uns noch viele weitere interessante Details über die Xhosa, die Landschaft und das Leben im Süden Afrikas näherzubringen. Es ist nicht hoch genug zu schätzen, wenn man einen guten und kompetenten Reisebegleiter hat. In dieser Beziehung hatten wir heute (und auch in Zukunft) Glück.
Erschöpft, dreckig und hundertprozentig glücklich waren wir gegen 18:00 Uhr wieder an Bord. Nun schnell geduscht und landfein (also schiffsfein) gemacht. Nach dem Abendbrot fand in der Lounge ein Vortrag von Dr. Reinhard Radtke, dem beim ZDF angestellten Tierfilmer, zum Thema „Naturdokumentation im Fernsehen“ statt, dem ich mit Interesse folgte.
Damit ging ein ereignisreicher Tag zu Ende. Zufrieden sank ich ins Bett und ließ mich von der Astor die 147 Seemeilen (272 km) Richtung East London fahren.
Das ist unser Fahrer. Sein Name ist ebenfalls David.
Auf solchen Jeeps werden wir durch die Landschaft kutschiert.
Diese Löwenjungen sind hinter Gittern.
Fremde Landschaft.
Mein erstes Tier in freier Wildbahn – ein Impala. Unser erster Mercedes W124 hatte die Farbe „impalabraun“.
Eine Zebraherde.
Gott sei Dank war es leicht diesig. So hatten wir eine angenehme Safari in dieser trockenen Landschaft.
Ein Elefantenbaum.
Gnudung ist ein Palindrom. Das sind Erzeuger desselben.
Ein Admiralsvogel.
Zebras, Springböcke und Gnus in trauter Gemeinschaft.
Ein Antilopenbock beäugt mich mißtrauisch.
Eine Netzgiraffe.
Drei Nashörner.
Dieser Tisch löste bei allen bisherigen Betrachtern der Fotos in Deutschland „Ahhs und Ohhs“ aus. Beim Fotografieren fiel er niemanden auf.
Junge Xhosa kommen, um uns Europäern traditionelle Tänze und Gesänge darzubieten.
Feb 242009