Jul. 252009
 

Vor ca. 10 Jahren wurde Herr K. Mitglied der Internetgemeinde. Grund dafür war die Einführung einer so genannten Flatrate zu damals ungeheuer günstigen 79 DM (das sind 40,40 EUR). Herrn K., einem internetaffinen aber auch kostenbewußten Bürger, war klar, daß er nun erstmalig zu kalkulierbaren Kosten und ohne den ständig mitlaufenden Gebührenzähler in die Welt von E-Mail, Usenet und bunten Klickbildern eintauchen konnte.
Doch 79 DM waren schon verdammt viel Geld für das Betrachten der (damals) marginalen Inhalte und das Lesen und Schreiben von Posts und Mehls.
Was konnte man denn 1999 noch im Netz mit einer Flatrate anfangen? Chatten hatte wenig Sinn, da man alleine auf weiter Flur war, Onlinespiele waren Fehlanzeige usw.
Abgesehen davon hatte Herr K. nur eine ISDN-Flatrate und mit maximal 8 kB/s konnte man damals nicht die Wurst vom Teller ziehen.
Doch die Internetgemeinde wuchs ständig und war findig. Schnell machte eine Software namens Napster Furore, die auch Herr K. noch intensiv und aktiv kennen und schätzen lernte.
2001 gab es dann nicht nur breitbandigen Zugang zum Internet sondern auch, ungefähr zur Zeit des Sterbens von Napster, DAS Produkt für den weltmännischen Musikfreund. Audiogalaxy war klein, schnell, webbasiert, fernwartbar und fand jede, aber auch jede Musik auf dem Globus. Jede noch so abstruse Maxiversion, jeder Bootleg, jeder Livemitschnitt eines Fans, jede obskure B-Seite oder jedes Demoband fand man dort und hatte es auch irgendwann auf der heimischen Platte. In dieser schönen Zeitschuf sich Herr K. den soliden Grundstein zu seiner mittlerweile doch recht üppigen Musiksammlung.
2002 hatte die Audiogalaxy ein schnelles, juristisch indiziertes Ende.
Doch dank Breitband und ständig wachsender Nutzerzahl wurden nun schon lange keine Musiktitel im MP3-Format mehr getauscht, sondern ganze Alben, ja Diskografien fand man an entsprechenden Stellen. Durch die Zunahme des breitbandigen Internets (und durch immer günsigere und immer größere Festplatten) waren nun selbst Spielfilme, Telespiele usw. überall im Netz kostenlos zu finden. Dabei spielten eMule und zunehmend auch Torrent-Klienten eine wesentliche Rolle.
Klar, daß sich die Rechteinhaber nach einer Besinnungsphase, sich nicht mehr bieten ließen, daß die Internetgemeinde einen einfachen, funktionierenden, blöderweise aber sehr gut funktionierenden und dazu auch prosperierenden Weg entdeckt hatte, sich relevante Medieninhalte im Netz zuzuspielen.
Herr K. hatte nun den eMule für ältere Daten und eine Bittorrent-Software für aktuelle Filme und Serien am Laufen. Aus DSL wurde DSL 1000, wurde DSL 2000 und schlußendlich DSL 6000.
DSL 16000 ist seit über einem Jahr in Herrn Ks. Wohngegend verfügbar, aber von ihm nie beauftragt worden, denn mittlerweile waren alle relevanten Inhalte schon auf Herrn Ks. Festplatten und DSL 16000 benutzen bekanntlicherweise nur kinderschändende Raubmörderkopierer oder so.
So weit, so gut; einige Jahre blieb die Situation gleich.
Doch dann entdeckten unlautere aber dennoch findige Juristen, daß man selbst oder gerade im Internet Geld verdienen kann, anstatt anständig zu arbeiten. Zuerst verklagte man Amazon und eBay, dann irgendwelche Webseitenbetreiber mit irgendwelchem Kokolores und kürzlich entdeckten die Juristen auch, daß man mit sogenannten Urheberrechtsverletzungsklagen massig Geld scheffeln kann. Vorbild waren wieder einmal die Amis mit ihrem beknackten Rechtssystem und es kostete einige Jahre fachliche und vor allem Lobbyarbeit, um das BGB und andere einheimische Gesetze entsprechend fehlzuinterpretieren und die arglose und meist völlig unkundige Politik und diverse OLG vor den Karren zu spannen.
Herr K. bekam nun mit, wie in seinem Umfeld in immer kürzeren Abständen unmündige Kinder, ahnungslose Teenager, unbedarfte Nutzer, Handwerksbetriebe und größere Firmen mit WLAN für >1.000 Personen identisch vorformulierte Schreiben von Abmahnkanzleien erhielten, in denen sie zur Zahlung von rund 1.000 Euro genötigt wurden.
Deshalb entschloß sich Herr K. nach reiflicher Überlegung mit sofortiger Wirkung von allen P2P-Programmen zu trennen und auf Frau von der Leyen zu hören und sich ab sofort zu benehmen.
Herr K. stellte mir noch einen Screenshot seiner eMule-Statistik vor, ehe er in die Schweiz auswanderte und nun in den Berner Alpen Ziegen züchtet.
Esel

 Posted by at 12:59 am

  One Response to “Ende einer Ära – eine rein fiktive Geschichte”

  1. Ich schick dir gern aktuelle Simpsons-Flogen auf CD.

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