Jan 182007
 

Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich die Werke Stanislaw Lems sehr schätze.
Lem machte sich vor über einem halben Jahrhundert schon in literarisch überspitzter und verfremdeter Form Gedanken über die Ethik und Moralvorstellungen einer zukünftigen Menschheit. Was dem Leser bis in den 1980er Jahre noch wie ein kafkaesker Alptraum oder überzogene Philosophiererei erschien, ist in den letzten Jahren erschreckend oft von der Realität eingeholt worden.
Damit meine ich nicht einmal die von ihm zielsicher vorhergesehene und sicherlich auch erschreckende totale Überwachung durch staatsmachtliche Gebilde, sondern eher die Veränderung der Moral bezüglich der medizinischen-biologischen Revolutionen der letzten Jahre.
War man in meiner Jugend noch moralisch verwirrt ob des Gedankens an eine Herztransplantation, so häufen sich heutzutage Meldungen aus aller Welt, die das klassische Denken ad absurdum führen und Lems Prognosen eine erschreckende Aktualität bescheinigen.
Zwei Beispiele:
Heute im SpOn gelesen: Das Sperma, welches vor Jahren einem Toten entnommen wurde, darf nun zur „Zeugung“ eines „Sohnes“ verwendet werden. Die Großeltern zahlen die Austrägerin ihres Enkels.
Dagegen verblasst die Meldung aus Australien (das war vor ein paar Jahren), in der ein Gericht einer Witwe erlaubte, sich vom (immerhin zu Lebzeiten des Mannes gespendeten Sperma) künstlich befruchten zu lassen.
Man denke nur einmal an das erbrechtliche Desaster.
Empfehlenswerte und unterhaltsame Lektüre (nicht nur) zu diesem Thema findet man auch in den beiden Büchern des Autors Gert Prokop „Wer stielt schon Unterschenkel?“ und „Der Samenbankraub“.

 Posted by at 10:36 pm

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