Mittwoch, 02.08.2006 – Nordkap und Honningsvag
Satte 570 Seemeilen (1055 Kilometer) hat die Arielle seit Ny Alesund stramm Richtung Süden (naja, Südsüdost) zurückgelegt. Als wir gegen 20:30 Uhr das Nordkap von der Seeseite her bestaunen, wird uns erst einmal klar, in welcher Einöde und in welche fernem Punkt wir uns noch gestern befunden haben. Unser Schiff läuft im Hafen von Honningsvag ein und ich kann das „richtige“ Norwegen auf der Liste besuchter Länder der Erde abhaken.
Per Bus geht es auf abenteuerlichen, aber super ausgebauten Serpentinenstraßen zum Nordkap. Wir sehen sehr viele Rentiere, die einfach so frei in der Gegend herumstehen und grasen. Bei einem Kurzhalt dürfen wir auch einen echten Ureinwohner nebst Zelt und Rentier bestaunen. Da ich Depp meine Brieftasche in der Kabine liegenließ, kann ich kein Souvenir kaufen. Dabei hätte sich der Brieföffner aus Rentierhorn gut in meiner Wohnung gemacht.
Unser Bus fährt mutterseelenallein weiter gen Nordkap. Gegen Mitternacht sehen wir auf einmal wie aus dem Boden gestampft Gebäude und riesige Parkplatzflächen, die zu meinem großen Erstaunen proppevoll sind. Kennzeichen aller europäischen Länder sind zu sehen. Man sieht Fußgänger, Radfahrer, Wohnmobile, PKWs und Busse in stattlicher Anzahl. Dabei waren wir doch vor zwei Minuten noch ganz alleine und auf unserer Straße tummelten sich Rentiere. Nun gut. Unsere Straße endet eben in Honningsvag und danach geht es schlicht und ergreifend nicht weiter.
Wir haben übrigens das erste Mal seit vier Tagen so etwas Ähnliches wie Dämmerung, denn am Nordkap geht die Sonne um 23:37 Uhr unter, um 01:19 Uhr wieder aufzugehen. So richtig dunkel kann es da freilich nicht werden. Mit zahllosen anderen Besuchern schauen wir gen Norden, wo wir in 1.000 Kilometern Entfernung nun Svalbard wissen, bewundern den Globus und die geographischen Angaben, erfahren einiges über die Natur und die Geschichte. Zweifelloser Höhepunkt ist der Besuch eines 220-Grad-Panoramakinos, in dem uns ein eindrucksvoller Film über Spitzbergen und seine Flora und Fauna gezeigt wird. Leider ist unser Aufenthalt zeitlich sehr beschränkt. Doch beim Einsteigen in die Busse zieht urplötzlich dicker Nebel auf, so daß man sowieso nichts mehr sehen kann und ich nur staunen kann, daß wir unser Schiff tatsächlich wiederfinden.
Gegen 2:00 Uhr betreten wir wieder das Schiff und ab geht es ins Bett.
Unsere tägliche, kleine Freude: die Kellner geben ein Ständchen mit Zugabe. Auf dem Bild sieht man den Gesangsmeister mit Strohhut.
Blick auf das Nordkap vom Schiff aus.
Superverwackeltes Bild eines Lappen mit seinem Rentier.
Öltanks in Honningsvag. Sieht zwar nicht schön aus, aber wo sonst soll man an diesen Steilen und schroffen Küstenlinien Platz für Zivilisationsgüter haben?
Zwar nicht scharf, aber aussagekräftig: solche Buskolonnen begrüßen uns meistens bei der Landung am Kai. Busunternehmer (und Fremdenführer) müssen Kreuzfahrtschiffe abgöttisch lieben.
Blick vom Nordkap in Richtung Nordwest.
Mai 222008