… Festtage war der, gestern mit Muttern den Film „Body Switch – verhexte Küsse“ angeschaut zu haben. Anderthalb Stunden verplemperte Lebenszeit.
Heute habe ich einen Freund mit dem Vorsatz besucht, mir eine Blueray auf seinem Monsterfernseher und seinem heissen Soundsystem anzuschauen.
Gesagt – getan. Nur dauerte es drei Stunden, bis es funktionierte. Vorher stürzte der Film immer nach wenigen Minuten ab. Der (Windows Media)-Rechner mußte danach immer neu gestartet werden, damit er überhaupt wieder bewegte Bilder anzeigen konnte.
Hier der kleine Workaround:
– Firmwareupdate LG-BR-Laufwerk – Neustart
– Erkennen des neuen Laufwerks – Neustart
– Update Abspielsoftware – Neustart
– Codec-Update – kein Neustart (sic!)
– Deinstallation In-CD-Treiber – Neustart
– Update Grafikkartentreiber (den zu finden war ein Drama) – Neustart
Nach diesem Neustart hatten wir noch 640×480 in 16 Farben übrig.
Die Tips, irgendwelche Aktionen im Ati-Manager vorzunehmen scheiterten an der jämmerlichen Auflösung, bei der kein Fenster sinnvoll bedienbar war.
– Also Treiber deinstallieren – Neustart.
Dann wurde der Treiber nochmals automatisch installiert und zeigte nach erfolgreicher Installation das Bild 20fach an. Alt F4 – Neustart.
Nun rappelte sich das System wieder und zeigte ein gescheites Bild an. Schnell das Abspielprogramm gestartet und dann bange Minuten gewartet.
Was soll ich sagen? Es ging und geht bis jetzt! Da stört es gar nicht, daß das Windowsupdate immer im 10-Minutentakt nach einem Neustart verlangte und dabei den Vollbildmodus beendete. Also noch ein letzter Neustart und schon konnten wir entspannt Kulturfernsehen in allerdings wirklich beeindruckender bester Bild- und Tonqualität erleben. War doch einfach, oder?
…, so lautet der Titel eines spannenden Science-Fiction-Abenteuerromans aus dem Jahre 1959, welchen meine Mutter für gute schulische Leistungen auf der Oberschule erhielt.
Schon als Knabe las ich dieses packend Werk gerne und so ist es nicht verwunderlich, daß ich dieses Buch nun hier in Olm habe. Kürzlich geriet es mir in die Hände und ich fing begierig an, es zu lesen. Doch was war das? O Schreck! Es ist wohl schon eine Weile her, daß ich es las. Zum Inhalt:
Fleißige und geniale, deutsche Ingenieure (vom kürzlich vergeigten Krieg liest man kein Wort) entdecken Ultrasymet, einen Werkstoff 72mal härter als fester als der beste Schwedenstahl. Der Grundstoff für Ultrasymet liegt in der Wüste. Also bauen die Deutschen mit den algerischen Freunden (Algerien ist eine sozialistische Republik) ein Versuchswerk in der Sahara auf.
Das paßt einem schwedischen Stahltrustbeitzer überhaupt nicht in Konzept und so spionieren seine Agenten dem armen Professor hinterher und unbedarfte Berber werden von französischen Armeeehemaligen und unwissenden Scheichs zum Sturm auf das Werk überredet. Aber dank der überlegenen Technik…
Egal, aus heutiger Sicht liest sich das hanebüchen. Vor allem die Beschränktheit und die naive Technikgläubigkeit, was Zukunftsvisionen angeht, ist erstaunlich.
So begeistert man sich auf der einen Seite für Ultraschall, Atomkraft, Düsenmaschinen, hat aber auf der anderen Seite noch Kreide und Rechenschieber allgegenwärtig.
Dennoch las ich das Buch mit wohlwollendem Schmunzeln und entsann mich meiner Kindheit, als ich über die Geschichte noch staunen konnte.
Herzhaft auflachen mußte ich allerdings bei folgendem Abschnitt, in dem der Autor noch etwas hilflos den Sozialismus und seine Vorzüge preist:
[Alle dreihundert Werksangehörigen sind in der großen Halle versammelt]
Professor Thamud drehte sich unerwartet zu Grant, schüttelte ihm kräftig beide Hände und sagte laut:
„Ich danke im Namen aller unseren Freunden.“
Er wandte sich wieder den Arbeitern zu.
„Auf der gestrigen Sitzung der Werkleitung wurde beschlossen, folgende Mitarbeiter für hervorragende Leistungen auszuzeichnen“ – er schlug eine Mappe auf – „das Kollektiv des Bauleiters Al Habschi. Die Negerbrigade Sieben…“ Thamud las eine lange Reihe Namen. Hohe Geldprämien und Urlaub waren der Lohn…(1)
Tatsächlich zieht sich die Klassifizierung durchs ganze Buch. Die Deutschen sind die Herren, die Algerier werden gutmütig für gehobenere Aufgaben angeleitet und die Neger schleppen schwitzend die Steine.
Aber beneidenswert ist die Qualität der Ausführung des Buches. Ich konnte keinen Satz- oder Druckfehler entdecken. Und das wiederum ohne Computer…
(1) Heinz Vieweg: Ultrasymet bleibt geheim, Verlag Neues Leben Berlin, 1959, S. 181
… immer noch existent und immer noch prohibitiv teuer.
…Fakten. Hier ein Schnappschuß eines Onlinefragebogens.
… gelandet im internationalen Vergleich von schulischen Leistungen. Der Hype um die OECD-Studie, die früher mal PISA hieß und dann IGLU und nun VERA artet meiner Meinung nach in MIST aus.
Viel zu detailverliebt und zahlenlastig kommt sie daher und zieht Schlüsse, die niemanden, der bis 10 zählen kann auch nur mäßig überraschen.
Soso, überwiegend von der SPD-regierte Länder schneiden deutlich schlechter ab als die traditionell konservativen Länder. Und in Schulen, in denen jeder dritte Schüler aus einem fernen Land stammt, sind vor allem die Leseergebnisse schlecht. Und so geht es weiter. Überraschend ist da wenig.
Doch was hilft so eine Studie, wenn es nur etwas Aktionismus gibt und keine Konsequenzen gezogen werden?
Bildung sollte Landessache und nicht Ländersache sein. Bundeseinheitliche Lehrmaterialien und Leistungskontrollen würden genauso hilfreich sein wie der Verzicht auf die Festlegung der weiteren schulischen Laufbahn in der vierten Klasse oder etwas frischer Wind in den Lehrerzimmern.
Ich möchte ja nicht wesentlich mehr, als das ein junger Mensch nach Absolvierung seiner Schulpflicht Lesen, Schreiben, Schwimmen und Rechnen kann, aufgeklärt ist und vielleicht noch weiß, wer Goethe, Beethoven und Einstein waren. Und daß er nicht denkt, daß Hitler der Vorgänger von Kohl war. Kann eigentlich nicht so schwer sein, ist es offenkundig aber.
Naja, die Studie heißt jetzt anders (VERA), nichtsdestoweniger werden in Bälde in Europa mal wieder die verglichenen Leistungen der Schüler veröffentlicht. In Deutschland hat man nach viel nichtsbringenden Aktionismus endlich ein heilendes Rezept gefunden. Man wird nämlich die ungeliebten, alles nach unten ziehenden Hauptschulen erst gar nicht an dem Test teilnehmen lassen.
Solche fähigen Kultusminister sollten Beispiel geben.
So kann zum Beispiel der Finanzminister diverse Landesbanken aus der Statistik nehmen und – schwupps – ist die Bankenkrise nur noch halb so schlimm. Und bei Mängeln an den Radreifen lassen wir doch einfach mal den ICE3 weg, dann sieht die Statistik auch sofort freundlicher aus. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Schon arm, daß man deutsche Schulen nach us-amerikanischem „Vorbild“ zu reinen Verwahranstalten verkommen ließ. Und nicht nur Hauptschulen sind betroffen. Ein glaubwürdiger junger Gymnasiallehrer berichtete mir kürzlich aus dem Norden von Rheinland-Pfalz, daß er in einer 10. Klasse im Fach Biologie feststellen mußte, daß bisher noch kein Aufklärungsunterricht stattgefunden hatte. „Als das dran war, war der Lehrer krank“, hieß es aus der Klasse.
So heißt daß Buch, welches mir meine Nachbarn zum Geburtstag schenkten. Gestern, pünktlich zum Jahrestag des Mauerfalls, der übrigens in der von mir gelesenen Presse keinerlei Erwähnung fand, beendete ich das fast tausendseitige Werk. Damit ich dies schaffen konnte, war in der Nacht vom Freitag zum Samstag eine Nachtschicht nötig, in der ich in über 5 Stunden einige hundert Seiten schaffte.
Da hatte ich aber auch nach schwerfallendem Start Feuer gefangen und konnte die Augen nicht mehr vom Text abwenden.
Das autobiographisch gefärbte Werk Tellkampfs reißt mit. Mich noch im Besonderen, ähneln sich doch die Schicksale seines Protagonisten Christian und mein eigenes ziemlich.
Der Autor ist kein Jahr jünger als ich, das Elternhaus und der Freundeskreis sind vergleichbar und somit ergeben sich unheimlich viele Parallelen in Schul- und vor allem auch Armeezeit.
Somit holen mich beim Lesen erschreckend viele Erinnerungen ein, es überwogen die der unangenehmen Art.
Uwe Tellkamp versteht es hervorragend, in epischer Breite oder messerscharfer Kürze Details zu beschreiben, die mir den Schlaf raubten, aber mir auch Kraft geben, vehement gegen jedwede Verklärung und jedwedes Schönreden der untergegangenen DDR mit Vehemenz vorzugehen.
Ich steigere mich sogar in die Behauptung, daß ich, wenn ich erkenne, daß aktiv an der Restauration dieser unmenschlichen, undemokratischen Verhältnisse gearbeitet wird, ich diese mit allen gebotenen Mitteln bekämpfen werde.
Unter diesem Aspekt rechne ich es der hessischen SPD sehr hoch an, am vergangenen Montag ein deutliches Signal gesetzt hat. Ich verstand dieses Signal nämlich so: „Keine Kommunisten im Westen. Nicht mit uns!“
Wer weiß, vielleicht war es dieser Wahltag, der die weitere Zukunft SPD rettet…
Aber ich bin abgeschweift. Ich möchte keine Rezession zu dem Werk geben, daß können FAZ, Zeit, Süddeutsche usw. sicherlich besser und in gewählteren Worten als ich.
Ich möchte nur allen, die diesen Blogeintrag lesen und die mich kennen, die Lektüre dieses Werkes dringend ans Herz legen. Beißen Sie sich bzw. beißt euch durch die ersten 54 Seiten, laßt das kursiv geschriebene langsam setzen und wirken.
Dann packt einen der Roman und zeigt einem Wißbegierigen als bislang einziges Buch, wie die späte DDR in ihrer ganzen Wirklichkeit war.
Man erwarte um Gottes Willen kein Ossigejammer und keine Klischeerfüllungen; nein, man erwarte eine schonungslose und geradezu detailversessene Sezierung der grauen, nach Braunkohle stinkenden, Realität. In deren Tristesse trifft man auf viele hochinteressante Menschen, von denen die meisten diktaturüblich zwei Gesichter haben, eins für die Öffentlichkeit und eins für den Freundes- und Familienkreis.
Dieses Buch gibt Kraft, gibt Wut, gibt Hoffnung, gibt Stolz und läßt einen über bestimmte heutige Befindlichkeiten und Sorgen wieder müde lächeln.
Große Literatur zu einer Epoche, die so fern scheint und die ich als junger Mann in fast allen beschrieben Facetten genauso kennenlernte.
Zum Schluß noch einmal mein Fanal: Unbedingt dieses Buch lesen. Bei Unklarheiten zu bestimmten Worten, Begriffen darf ich gerne gefragt werden.
Um Gottes Willen nein! Das kostet doch nur kostbare Steuergelder und ändert nichts zum Besseren. Kann denn nicht mal jemand an die Kinder denken?