Letzte Woche hatte ich in Leipzig in Sachsen zu tun. Ich machte Zwischenstation in Haneu. Das ist nicht etwa flashc geschrieben, sondern die gängige Abkürzung für ein scheußliches Riesenplattenbaugebiet Halle-Neustadt.
Dort haustwohnt eine junge Verwandte, der ich einen Tisch und drei Stühle vorbeibrachte, die ich übrig hatte.
Abgesehen von der schieren Größe der Wohnung beeindruckte mich der Mietpreis. Man kann dort eine Zweizimmerwohnung mit Balkon (60 qm) für 350 EUR /Monat mieten. Warmmiete selbstverständlich…
Nach der Möbellieferung, HALT!, ich muß noch von der Fahrt berichten!
Ich hatte an diesem Tag einen Banktermin, der kurz nach 15:00 Uhr zu Ende war. Dann begab ich mich auf die Reise nach Halle/Saale via A5/A7 und A38.
Die Fahrt verlief zunächst langweilig. Die Strecke war frei, das Wetter schön, doch waren die Autobahnen wohlgefüllt und voller Laster. Man kam recht gut vorwärts, aber schnelles Fahren war Fehlanzeige. Das änderte sich 50 Kilometer nach dem Abzweig Drammetal. Jetzt war die A38 leer und man konnte endlich einmal das Auto ausfahren.
Genau das hatte ein Skoda Oktavia RS in candy-weiß vor, der mich mit Lichthupe auf die rechte Spur nötigte. Damit war mein sportlicher Ehrgeiz geweckt. Mein alter Skoda ist schließlich alles andere als untermotorisiert und ich hatte das Geschleiche auch satt. Also heftete ich mich an die Fersen des jüngeren und kleineren Kollegen. Mehr als 100 Kilometer fuhr ich dem Oktavia mit quasi Maximalgeschwindigkeit hinterher. Letzlich hatte ich beinahe einen Krampf im rechten Bein. Der Oktavia-Fahrer machte kompromißlos Tempo und bewegte seinen Wagen offensichtlich mit Vollgas-Anschlag. Meine Tachonadel sank selten unter die 230er-Marke und manchmal stieg sogar die Kühlwassertemperatur über 90 Grad. Aber mein Motor schnurrte und dachte gar nicht daran, sich vom jungen Kollegen abhängen zu lassen. Wir fuhren also gemeinsam völlig vorschriftsmäßig, aber eben in freigegebenen Bereichen, derer es auf der BAB 38 viele gibt, was die Maschine lieferte. Die Gesichter der zahlreich überholten Fahrer von 5er BMWs, Mercedes E-Klassen, Phaetons und diverser Diesel-A6 sprach Bände. Seit wann fuhren die Tschechenautos den Platzhirschen _deutlich_ davon?
Die RasereiFahrt machte uns einen Riesenspaß. Ca. 25 Kilometer vor Halle ließ mich der RS-Fahrer überholen und auch ich machte unserem Gespann sicher keine Schande.
Am Abzweig Halle, wo ich die Autobahn verlassen mußte, fuhren wir eine Weile parallel und winkten uns dabei oft fröhlich zu – Das war mal eine schöne Fahrt!
Allerdings auch teuer erkauft. Ich benötigte für die Strecke von 410 Kilometern zwar nur 2:55 Stunden , aber auch beinahe meinen gesamten Tankinhalt… Doch egal, wer weiß, wie lange man solche rasanten Fahrten noch machen darf.
Doch zurück zum Möbelliefern. Natürlich nutze ich die Möglichkeit, mit meiner lieben Verwandten noch Essen zu gehen. Dazu fuhren wir in die, mittlerweile wirklich sehenswerte, Innenstadt von Halle/Saale.
Und was mußte ich dort sehen? Da kommt sowieso keiner drauf, es war eine Demonstration zum kurdischen Neujahr. Mehr als 100 Kopftuchfrauen, Kinder und schnauzbärtige Männer liefen zu eigenartiger Musik am Denkmal Händels vorbei.
Unbeachtet dieser Seltsamkeit gingen wir ins Diebels am Händelhaus, wo eine grausam gepiercte, mittelalte Frau eine überraschenderweise gutschmeckende Erdbeer-Bier-Bowle kredenzte. Ein feistes Schnitzel gab es auch noch.
Dann fuhr ich am späten Abend noch nach Leipzig, wo ich in der Nähe der größten Schwulensauna Deutschlands Nachtquartier bezog.
In Leipzig hatte ich nur wenig Freizeit, versäumte aber nicht, mir die neuen Passagen und das Einkaufsviertel im Bahnhof anzusehen.
Nach zwei Tagen Arbeit in Leipzig fuhr ich am Freitag zurück. In der Gegenrichtung waren mehr als 20 Kilometer Stau, ich kam ohne jedwede Wartezeit und unter dreieinhalb Stunden Fahrtzeit zu Hause an.