…ein junger Mann, der beschloß, das Friseurhandwerk zu erlernen. Nicht ganz zum Meister brachte es der junge Mann, aber hatte dennoch bald berufliche Erfolge.
So bescherte er in den frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ganz uneigennützig einer jungen Dame eine völlig neue Frisur. Kurz wurden die Haare und schwarz statt brünett schillerten sie, als die junge Frau von einer Polizeistreife kontrolliert wurde. Niemals hätten die Beamten auch nur vermutet, daß es sich bei der schick und neu frisierten jungen Frau um sie handeln könne, die wegen Mordes gesuchte Freundin eines weltweit gesuchten Kriminellen.
Dieser Verbrecher war vom damals sehr links angehauchten und heute deutlich rechtsextremen Anwalt verteidigt worden und floh spektakulär mit dessen und seiner Kampfgenossen Hilfe aus dem Anhörungssaal.
Dem armen Anwalt wurde darauf die Zulassung entzogen und er wanderte in den Knast. Ein linker Mitstreiter dieses Knastanwalts verteidigte seinen Kumpel damals gegen die Unbilden des Systems, sein Name ist heute auch nicht ganz unbekannt, es ist ein Gründungsmitglied der Partei der Grünen und heutiges SPD-Mitglied und ein ehemaliger Bundesinnenminister.
Der bald aus dem Bau entlassene Anwalt machte sich nun mit einem weiteren Kumpel, diesmal einem Parteifreund, auf den Weg, seine Partei (SPD) programmatisch zu erneuern. Bald trennten sich ihre Wege. Das weitere Schicksal des Anwaltes soll nicht Thema dieser Geschichte sein, zumal es unschön mit NPD, Volkstum usw. endet.
Doch der junge Friseur vom Anfang der Geschichte soll nicht in Vergessenheit geraten, rückt er doch nun wieder ins Rampenlicht. Mittlerweile in der jungen alten Bundeshauptstadt Berlin mit einem sehr gut gehenden Edelsalon versehen, kümmert er sich nicht uneigennützig um Frisuren von RAF-Führungsspitzen sondern lieber um die ergrauten Schläfen des „Parteifreunds“ von oben.
Wir erinnern uns alle noch an das dümmliche und dünne Ablenkungsskandälchen ob der Frage, ob der Kanzler seine Haare nun färbe oder nicht. Oberste Instanz in diesem Urteil war unser Friseurfreund, der wie das Orakel von Delphi verkündete, er hätte nie des Kanzlers Haare gefärbt.
Nicht nur der Kanzler war mittlerweile ein Kunde des Friseurs, sondern auch eine Fernsehmoderatorin. Am Ende jeder ihrer Wochenendsendungen kann man übrigens in der Rubrik Berater den Namen des Friseurs unserer Geschichte lesen. Und das, obwohl der gemeinsame Hundehaarsalon pleite ging.
Bekannt wurde der Friseur auch durch die medienwirksame Verleihung des Titels „elegantester Mann“. In der Jury saßen u.a. der damals neben solchen Nullen wie Daniel Küblbock auch solche prominenten wie der damals noch amtierende Bundesinnenminister und des Friseurs Busenfreundin Sabine Christiansen. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Und nun, nachdem aus dem Haarskandalkanzler ein Gaskonzernskandalexkanzler wurde, nun kümmert sich der mittlerweile nicht mehr so junge Friseur (ziemlich vergeblich IMO) um die Haare von ihr. Nicht nur das, er ist deshalb sogar Mitglied in der Partei geworden, deren Chefin diese Dame mit den unglücklichen Haaren ist.
Und wer nun immer noch nicht den Namen dieses Zeitzeugen kennt, der mittlerweile, wie kann es anders sein, auch seine Memoiren veröffentlichte, der klicke auf diesen Link. Arg seltsam, daß sich die Wikipedia zu ihm völlig ausschweigt. Die einzige, die einen Kampf in der Art dieses Edelmanns gegen den Promifriseur führt, ist eine Tochter der jungen Frau vom Anfang der Geschichte.
Und wenn der Friseur nicht stirbt, dann richtet er auch noch morgen die Haare der politischen Größen.
Vielen Dank an einen leitenden Mitarbeiter dieser Zeitung, der mich zum Schreiben dieses Artikels inspirierte.
Dez 152005
[…] wiederhole ich an dieser Stelle einmal einen ollen Blogeintrag von 2005 und das, obwohl man über Tote ja nichts Böses sagen […]