Aug 302013
 

Gestern trudelten die Briefwahlunterlagen ein. Nun möchte ich gerne meine Kreuze machen, doch bei welcher Partei? Deshalb nutze ich mein Blog für laute Gedanken, die nicht immer der Weisheit letzter Schluß sein mögen, mir aber beim Denken und Entscheiden helfen können.

Gehen wir der Reihenfolge auf dem Wahlzettel nach:

1. CDU (Frau Groden-Kranich)

Gleich als erstes ein „politisches Strichmädchen“. Nun, ich wähle nicht nur Gesichter und Personen, sondern Parteien und deren Programme und Aussagen.

Früher war ich CDU-Stammwähler und sogar einige Jahre Mitglied. Bei der bayerischen Schwesternpartei zahle ich sogar noch außerbayerischer Gastbeiträge.
Pro: stabile Innen- und Außenpolitik, wenig Änderung, gutes Wirtschaftsklima, so weiterwurschteln wie bisher
Contra: Frau Dr. Merkel ist schon zu lange im Amt und damit abgehoben, machtgeil und abgehoben und hat den Bezug zur Realität eingebüßt. Ein Nachfolger wurde nicht herangezogen bzw. weggemobbt (zu Guttenberg). Die CDU stand früher für christliche Werte (mir als Nichtchrist eher suspekt) und national-konservative Politik. Jetzt bewegt sie sich in einer Wischiwaschiecke und tummelt sich links von der SPD eines Schmidt. Gute und kompetente Leute gibt es zuwenig, das, was nachrückt sind entweder Loser oder Technokraten, aber keine „normalen“ Leute.

Fazit: eigentlich unwählbar, aber was ist die Alternative

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde (Skala von 0 (niemals) bis 5 (sicher): 2

2. SPD (Herr Hartmann)

Nun, ich war noch nie ein Sozi und werde auch nie einer werden.

Pro: sind seit Jahren in meinem Bundesland (Rheinland-Pfalz) fest an der Macht, daher Kontinuität
Contra: was soll ich sagen, SPD! Verräter, keine Linie, kein Charakter, machtgeil, links wie sonstwas, aber gegen echte Linke, ideenarm

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde (Skala von 0 (niemals) bis 5 (sicher): 0

3. FDP (Herr Brüderle)

Irgendwann habe ich sogar mal FDP gewählt, mein Elternhaus war liberal, Gentscher war (vor Jahrzehnten) cool.

Pro: auf dem Papier kümmert man sich um Wettbewerb, Unternehmertum, Steuerentlastung, kann der CDU beim Weiterregieren nützen
Contra: ist eine politische Hure, die mit jedem ins Bett geht, hat ihren Kredit bei der letzten Wahl 100% verspielt. Der jetzige Parteichef hat sich hemmungslos der Pharmaindustrie an den Hals geworfen und die Partei gespalten.

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 1

4. Grüne (Frau Rößner)

Der einzige echte Verdienst der Grünen war, daß sie in den späten 1970er Jahren den anderen Parteien das Umweltthema zwangsverordnete. Doch das ist ein paar Jahrzehnte her. Seitdem bevormunden und gängeln die ehemaligen Anarchos in sehr spießbürgerlicher Art den Normalbürger, also mich.

Pro: Hmmm, ich kenne einen Grünen, der nett ist. Und was Geldabpressen vom Bürger angeht, sind sie halbwegs ehrlich.
Contra: Vor allem die schleichende Entmündigung durch Sprachmanipulation und Vorschreibungen in jeglichen Lebensbereichen (las heute etwas darüber, daß in Freiburg kein Schuß mehr in den Glühwein darf).

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 0

5. Die Linke (Frau Senger-Schäfer)

Für mich als Ex-Ossi im Westen natürlich unwählbar. Auch nach diversen Umbenennungen für mich immer noch SED. Wird sich auch auf meinem Totenbett nicht ändern.

Pro: Denkt, daß früher alles besser war.
Contra: Denkt, daß früher alles besser war.

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 0

6. Piraten (Frau Werner)

Die frischste Partei im Lande. Wird von mir moralisch und finanziell unterstützt.

Pro: Basisdemokratisch, sorgt für Bewegung im Spektrum, unkonventionell, jung, dynamisch…
Contra: erfolglos, nach diversen Parteitagen in der Außenwahrnehmung neben Grünen, Linken und SPD eine weitere linke Partei, Themen wie Drogen sorgen für Unbehagen beim Bürger; bedingungsloses Grundeinkommen sorgt für starke Irritationen.

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 3

7. NPD (ohne Erststimme)

Warum man den Laden 1956 nicht zusammen mit der KPD verboten hat, ist mir schleierhaft. Und wieso es rot-grün in diesem Jahrtausend nicht schaffte noch schleierhafter.

Pro: Würde, wenn sie größere Erfolge erzielen würde (aber bitte unter 50%!) Deutschland wieder politisch zurechtrücken.
Contra: Muß ich da was schreiben?

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 0

8. REP (ohne Erststimme)

Waren sicher mal vor einem Vierteljahrhundert von gewisser Bedeutung, sind aber heute untergegangen und verhindern, daß es ein intellektuelles, rechtes Lager entsteht. So

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 0

Jetzt kommen noch die Parteien ÖDP (Faschoökospinner), MLPD (ewig Gestrige), pro Deutschland (nie gehört), Freie Wähler, Partei der Vernunft und BüSo (alle chancenlos). Mit der Wahscheinlichkeit 0 setze ich dort mein Kreuz.

Einzig die AfD (Platz 11, nur Zweitstimme) verdient noch ein paar Zeilen.
So, wie sie von den Medien verbal (und von diversen „Gutmenschen“ auch tatkräftig) angegangen wird, erregt sie beinahe Mitleid. Doch das reicht nicht, um sie zu wählen. Der oft als einziges Argument gebrauchte „Euroausstieg“ steht ja zentral und unübersehbar im Wahlprogramm bereitet mir Unbehagen.

Wahrscheinlichkeit, daß ich sie wählen werde: 1

Fazit: Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die derzeitige Ausprägung der Demokratie in Deutschland zwangsläufig zu Desinteresse, Neurosen, Radikalität oder Resignation (je nach gusto) führt. Ich bin jedenfalls noch nie so ratlos und lustlos gewesen und kann schon jetzt dem definiertem Gewinner der Wahl, dem Nichtwähler, kopfschüttelnd gratulieren.

Auch der Wahlomat unterstützt meinen Pessivismus; was er ermittelt hat, stimmt nämlich mit obigem Bild nicht sonderlich überein. Das bedeutet ja, daß Parteiprogramme und Wirklichkeit meilenweit auseinanderklaffen.

 Posted by at 4:45 pm

  5 Responses to “Meine Qual mit der Wahl”

  1. Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, daß du gar nicht bzw. absichtlich ungültig wählst?

  2. Ich bekam heute meine Briefwahlunterlagen. Auch wenn die von mir bevorzugte Partei ein zusammengewürfelter Haufen Schwachköpfe zu sein scheint (nein, ich rede natürlich nicht von der NPD), werde ich ihr auch diesmal wieder meine Stimmen geben, da ich deren frische Ideen und die Fachkompetenz vereinzelter Mitglieder im Bundestag vertreten wissen möchte.

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