Aug 132009
 

Am Vormittag zeigte uns Marinko ein Lipizzanergestüt und sein mit fetten Pflaumenbäumen (Mmmmh, Slibowitz) dicht bestandenes Grundstück, während seine Frau uns ein regionaltypisches Mittagessen bereitete.
Am Nachmittag brachen wir zu fünft (der Sohn schloß sich uns an) zu einer Rundfahrt durchs westliche Slawonien auf. Diese Region war im Bürgerkrieg 1991-1995 von der sogenannten „Republik Serbische Krajina“ besetzt und einer der Hauptschauplätze des Krieges. Wir besichtigten viele Dörfer, die kroatisch, serbisch, deutsch und ungarisch gegründet worden waren. Überall sah man noch Spuren des Krieges wie Minenfelder, Einschußlöcher, leerstehende Häuser aber auch verbitterte Blicke.
Marinko, der in der kroatischen Armee, einige Zeit am Krieg aktiv teilnahm, zeigte uns viele Originalschauplätze und beschrieb uns, was damals stattfand.
Viele dieser Details sind zu grausam, um sie zu glauben oder gar in einem Bog niederzuschreiben, so daß ich hier nicht weiter ins Detail gehen werde. Als dort Serben gegen Kroaten kämpften, war gerade die deutsche Wiedervereinigung in vollem Gange und ich widmete der Jugoslawienkrise jaum Aufmerksamkeit und verstand nicht einmal die Ursache des Konflikts. Dieser Nachmittag änderte das gründlich. Wer sich für das Thema interessiert, kann sich gerne mit mir darüber unterhalten.
Durch immer noch nicht beräumte Minenfelder ging die Reise weiter nach Vukovar an der Donau, wo man auf der gegenüberliegenden Flußseite lautstark feiernde Serben sehen konnte. Bei 36 Grad im Schatten machten wir hier eine Rast, aßen ein leckeres Eis (die Kosovo-Albaner verstehen sich gut darauf) und beobachteten noch eine Hochzeit. Dann ging es weiter an die Schauplätze und heutigen Gedankstätten des Massakers von Vukovar. Unser Ausflug endete in Ilok, wo wir das Franziskanerkloster besichtigten. Zum geplanten Abendessen in einem wunderschönen Ausflugslokal an der Donau kam es nicht; allen war der Appetit vergangen. So aßen wir zu Hause Reste vom leckeren Mittag (gefüllte Paprikaschoten und Melone) und saßen noch eine Weile gemeinsam beim Bier.
Nachts konnten Jens und ich kaum einschlafen, nicht nur wegen der Hitze, sondern vor allem wegen der Gedanken an den Krieg und seine unglaublichen Greuel, auf die nicht einmal die Nazis im II. Weltkrieg kamen.
Ein Glück, daß wir bisher von so etwas verschont blieben.
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Auf diesem Lipizzanergestüt war die englische Königin schon zweimal zum Pferdekauf.
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Unser Auto parkt an Marinkos Riesengrundstück im slawonischen Hochland.
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Hier nicht pinkeln gehen, das Schild warnt vor Minen.
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Ein gestoppter T-80 der serbischen Armee.
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Blick über die Donau auf die serbische Seite.
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Das Gefallenendenkmal an der Vukamündung.
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Eine wunderschöne Statue des Dichters Marko Marulic.
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Der kriegsgeschädigte Wasserturm von Vukovar.
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Die Gedenkstätte für ein Massaker, bei dem Serben hunderte Kriegsverletzte samt Schwestern und Ärzten umbrachten.
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Blick vom Kloster auf die Brücke nach Serbien. Rechterhand beginnt bereits Bosnien.
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Sonnenuntergang an der Donau.

 Posted by at 9:33 pm

  One Response to “Bericht Südeuropaurlaub Sommer 2009 – Teil 2”

  1. „extra viele“ Bilder? Das ist für deine verhältnisse unterdurchschnittlich. aber kuhl 🙂

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