Nachdem wir Freitag, den 13. so gut herumgebracht haben, erwartet uns ein Samstag in Daressalam oder Dar-es-Salaam oder wie auch immer man das schreiben mag. Während wir gegen 7:00 Uhr in den Hafen einlaufen, sehen wir schon riesige Menschenmengen an den Ufern stehen, die dort Geschäfte treiben oder auf Fähren warten. Die Astor macht fest und wir bereiten uns auf unseren Ausflug vor.
Wir haben einen Ausflug gebucht, der den vielversprechenden Namen „Baden auf Bongoyo“ trägt. Und gleich nach dem Frühstück geht es los. Mehrere kleine Busse bringen uns ca. 60 Badewillige zum Strand. Die Fahrt durch den Regierungssitz Tansanias ist hochinteressant. Wir sehen das Hafengelände (logisch), fahren durchs quirlige Zentrum und dann Richtung Norden durch „bessere“ Viertel, vorbei an palmengesäumten Straßen mit blitzend weißen Villen, immer den Ozean in Sichtweite. Schließlich gelangen wir am Anleger an. Die Sonne scheint schon erbarmungslos auf uns und wir wissen nun, warum eine Kopfbedeckung unverzichtbarer Kleidungsbestandteil ist. Natürlich bin ich nach meinem Sonnenbranddisaster mit Sonnenblocker eingeschmiert. Darüber habe ich noch mit Nobite einen wirksamen Insektenschutz gelegt.
Unser Ziel Bongoyo ist eine Insel. Um dahin zu gelangen, müssen wir auf ein Schiff. Um zum Schiff zu gelangen gibt es ein Boot. Wir sind 60 Leute. In ein Boot passen 18 Personen. Also geht es los: Boot 1 transportiert 18 Personen aufs Schiff 1: Schiff 1: 18 Leute, Schiff 2: 0 Passagiere. Dann kommt das Boot leer ans Ufer und holt die nächsten 18 ab und fährt zu Schiff 1, das nun 36 Passagiere hat. Schiff 2 ist immer noch leer. Das Boot fährt wieder ans Ufer und holt 18 Leute und fährt wieder zum Schiff 1: das ist nun mit 50 Personen proppevoll und legt ab. Das Boot fährt zum Schiff 2 und liefert nun seine restlichen 4 Passagiere ab, dann kehrt es ans Ufer zurück. Ich bin Passagier 18, meine Mutter bleibt zurück. Auf Schiff 2 warten wir auf die erneute Wiederkehr des Bootes, auf dem nun auch der komplette Rest unserer Reisegruppe nebst anderen Passagieren ist.
Nun legt auch Schiff 2 ab und tuckert uns gemütlich in einer dreiviertelstündigen Fahrt auf die paradiesische Badeinsel. Das Schiff hatte sicher schon eine Million Seemeilen hinter sich, bevor ich geboren wurde, zumindest klingt der Motor wenig vertrauenerweckend und das Interieur ist schäbig. Aber es gibt eine Kiste, in der sich zwischen Eisblöcken viele Flaschen tummeln. Wir kaufen gerne das überteuerte Lagerbier der Marke „Kilimanjaro“, denn das lange Warten hat uns durstig gemacht. Schließlich nähern wir uns unserem Ziel und das Schiff ankert. Dann holt uns wieder ein Boot ab, welches uns wiederum in Gruppen ans Ufer bringt.
Also ich sehe da noch echtes Rationalisierungs– und Zeiteinsparungspotential beim Transport.
Egal, wir sind endlich da. Strahlender Sonnenschein, türkisblaues Wasser, schneeweißer, mit Palmen gesäumter Strand – ideal. Wir nehmen Platz unter einer offenen Palmhütte. Ohne Schatten würde man in Kürze vergehen vor Hitze. Der Strand ist so heiß, daß man ihn unmöglich barfuß passieren kann. Glücklicherweise haben wir geschlossene Badeschuhe (zum Schutz vor Korallen) und gelangen so problemlos zum Baden. Verängstigt durch meine Sonnenbranderfahrungen gehe ich nur kurze Zeit tauchen und Baden, das aber ziemlich oft. Dazwischen lernen wir junge Engländer und Norweger kennen und in unserem Palmenschatten weilt eine junge Familie. Er ist Niederländer, sie eine Einheimische mit einem kleinen Neugeborenen, welches brav die ganze Zeit schläft. Die stolze Großmutter ist gerade aus den Niederlanden angereist, um den Nachwuchs zu begutachten.
Schließlich gibt es Essen (über Holzkohle gegrillter, frischgefangener Fisch, Huhn, Kokossuppe, Melonen, dazu Getränke aller Art). Wir gehen nochmal Baden und irgendwann mahnen die Reisebegleiter zum Aufbruch. Gewitzt durch die Erfahrungen der Hinfahrt, drängeln wir uns als Erste aufs Boot, welches uns zu Schiff 2 fährt. Das Schiff legt ab, nachdem es nochmals ein Boot mit 18 Leuten annahm und nimmt Kurs auf Daressalam. Dort, nach einer herrlichen Dreiviertelstunde Fahrt übers glasklare Wasser angekommen, erfahren wir, daß Schiff 1 nicht mehr fährt, da die Besatzung keine Lust mehr hatte. Also muß unser Schiff 2 nochmal fahren, um die verbliebenen Urlauber von der Insel zu holen. Dazu müssen wieder die Boote jeweils mit 18… wir sind froh, schon am Bus zu sein. Dieser fährt uns auch in aller Ruhe durch die Stadt zurück zum Hafen. Wir sehen wieder tolle Villen mit ihren fast waagerecht liegenden Satellitenschüsseln, Mietskasernen, schäbige Hinterhöfe, gut gekleidete Menschen, Touristen, im Schatten Lungernde, schicke Vorgärten und verkommene Brachflächen.
Schließlich sind wir wieder an der Landebrücke der Astor. Dort werden gerade 2 massive Holzschnitzereien ausgeladen, die wenig später das Foyer an der Rezeption zieren werden.
Das Abendbrot im Restaurant lassen wir heute zum zweiten Mal (das erste Mal war es am Abend, als wir auf Mauritius verfrüht ablegten) ausfallen und essen stattdessen nur etwas am Buffet. Dann setzen wir uns auf unsere Stammplätze auf dem Lido-Deck und werten mit unseren Bordbekanntschaften den Tag aus. Außerdem warten wir natürlich auf den Höhepunkt des Abends. Frau Wohlenberg hatte es nämlich organisieren können, „ihre“ Massai an Bord zu bitten. Und in der Tat: gegen 21:00 Uhr betraten viele Angehörige der großen und stolzen Massai das Lido-Deck. Sie waren mit einem Bus aus dem Busch geholt worden. Niemand von Ihnen hatte vorher das Meer je gesehen. Keiner kannte ein so riesiges Schiff. Die Frauen wollten gar nicht mehr aus den Erfrischungsräumen heraus, denn sie bewunderten sich in den Ganzkörperspiegeln. Und die Bordküche war glücklich über so gute Esser. Freilich, Kartoffeln aßen sie ein paar, das Gemüse ließen sie liegen, aber jeder stopfte wohl ein Kilo Fleisch in sich hinein.
Wohl gesättigt und gut gelaunt, führte uns der „Maped“-Chor, so sein Name, dann diverse Lieder seines Repertoires vor und spielte gar einige Sketche aus dem Leben der Massai vor.
Die gute Laune griff auf die Astorpassagiere und die Besatzung über. Wir sangen, gröhlten und tanzten mit diesen lebensfrohen Menschen, daß es eine Freude war. Leider mußten wir unsere Gäste irgendwann auch einmal in Ruhe lassen. In dieser kurzen Zeit erfuhren wir viel über das Schicksal der Massai, ihre Kultur, ihr Leben und ihre Probleme. Beispielsweise wurde ihnen trotz Einladung und Beglaubigungsschreiben der Zutritt zum Hafen verwehrt; erst der Kapitän konnte die Hafenbehörden überreden. Gegen 23:00 Uhr gingen die Massai wieder von Bord. Die Astor konnte noch nicht ablegen, denn das Flugzeug mit unserer Reisegruppe, die zwei Tage im Kruger-Nationalpark waren, hatte etwas Verspätung. So legten wir mit einer halben Stunde Verspätung ab und verließen Daressalam, welches insgesamt einen guten Eindruck bei mir hinterließ.
Blick aus dem Kabinenfenster nach dem Aufstehen. Abertausende Menschen am Busbahnhof.
Der Hafen von Daressalam im Morgendunst.
Ein Blick auf unsere Boote bzw. Schiffe. Links das Transportboot, dann Schiff 1 und Schiff 2.
Das ist unser Strandbereich vom Schiff aus gesehen.
Auch hier überrascht uns eine vielfältige Unterwasserwelt.
Dieses Bild konnte ich mir nicht verkneifen. Der Untertitel „Unterschied: erste und dritte Welt“ drängt sich da auf.
Ein Blick auf unser Essen.
Auch heute haben wir wieder Traumwetter.
Der Bayerische Rundfunkt dreht an dieser Stelle das Kapitel „Abreise in Dubai“.
Auch in Tansania zu sehen: Bilder vom neuen US-Präsidenten.
Nicht die Reklame interessiert hier, sondern die liegende Satellitenschüssel links im Bild.
Eine Hochzeit.
Der Hafen am Abend.
Die Massai mögen ja einer uralten Tradition huldigen, doch wenn das Mobiltelefon klingelt, wird sogar die Touristenbespaßung unterbrochen.
Interessantes Schuhwerk.
Die berühmten Sprünge der Massai.
Zwei erschöpfte Massai stellen sich meiner Kamera.
Mrz 082009