Im Gegensatz zum letztenmal hatte ich heute den Apparat dabei.
Da trifft man schon man auf Piraten, wenn man auf der Elbe schippert und wird nicht einmal geentert…
Siena, was kann es noch Schöneres geben? Nun, bspw. Florenz. Wir beschlossen spontan, dieser Stadt einen Kurzbesuch abzustatten und zu schauen, warum da jährlich Millionen hinpilgern.
Da Florenz keine 70 Kilometer von Siena entfernt ist, waren wir auch ruckzuck da. Von einem Plateau zeigte sich die vom Arno durchflossene Stadt in ihrer morgendlichen Schönheit. Einmütig beschlossen wir ob des Panoramas, auf jeden Fall noch einmal Florenz zu besuchen, dann aber direkt ein paar Tage exklusiv dafür einzuplanen. Es erschien uns kulturlos, mal schnell über den Markt zu rennen oder so, das wäre einer Stadt wie Florenz unwürdig. So brachen wir auf, um an unser letztes Ziel dieses Kurzurlaubs zu gelangen, das Dorf Tirol in der Nähe von Meran.
Eigentlich hatte ich geplant, noch Pisa zu tangieren und über den Comer See und St. Moritz nach Deutschland zu fahren, aber die Arbeit rief immer lauter nach uns beiden. Das gebuchte Hotel in Como hatten wir von Süditalien aus telefonisch storniert.
Da der Gardasee auf dem Weg liegt und die Brennerautobahn Richtung Norden auf Grund der Ferien in Italien zu verstopfen drohte, wählten wir den westlichen Weg um den Gardasee und fuhren gemächlich Stunde um Stunde um dieses herrliche Gewässer. In Limone sul Garda machten wir Kaffeepause. Danach überließ mir Jens das Steuer, damit ich uns ins mir aus vorigen Urlauben bekannte Tirol chauffieren konnte.
Das Hotel, welches ich von Siena aus telefonisch gebucht hatte, erwies sich als Traum. Riesige Zimmer, wunderbarer Bergblick, alles neu, alles sauber, alles durchdacht und über das gute Essen in Südtirol muß man sowieso kein Wort verlieren, wer da war, weiß, was ich meine; wer Südtirol noch nicht kennt, der muß unbedingt hinfahren und die Gastfreundschaft und die herrliche Landschaft genießen.
Wir plantschten im Pool und aßen auf der Terrasse ausgiebig und lange zu Abend. Als es dunkel wurde, begann es zu regnen.
Es regnete die ganze Nacht durch, ich schlief wie ein Baby bei dem beruhigen Getrommel.
Morgens war es stark bewölkt, der Regen hatte aufgehört. Wir frühstückten in aller Ruhe, ich kaufte noch ein paar Flaschen Wein und dann begann die Heimreise.
Wir wählten als Heimfahrweg den Jaufenpaß, damit das Auto auch mal was zu tun hat. Oben auf über 2.000 Metern Höhe herrschten bei dichtem Nebel und üblen Wind 8 Grad, das war nichts für mich, der ich in kurzen Hosen unterwegs war.
Eigentlich wollten wir den Kauf eines zweiten Pickerls meiden, denn unser erstes war am Vortag abgelaufen. Doch da in Innsbruck icht nur mieses Wetter war, sondern auch perfektes Verkehrschaos, in dem wir mehr als eine Stunde feststeckten, wählten wir dann doch lieber die Autobahn, die 7,70 EUR machten auf die Reise das Kraut auch nicht mehr fett.
Bis zur Ankunft in Jensens Heimat hatten wir noch oft scheußlichges Wetter, aber auch sonnige Abschnitte. Der Wunsch, den Wagen, der ja nun nach nicht einmal drei Wochen Existenz schon 5.500 Kilometer zurückgelegt hatte, auszufahren, ließ sich so kaum erfüllen, nur einmal zeigte die Nadel kurz über 240 km/h. Gegen 17:00 Uhr war die Reise für Jens zu Ende.
kurze Statistik:
Dauer: 11 Tage
gefahrene Kilometer: 5.100
Gesamtkosten inkl. Sprit, Maut, Hotel, Essen usw.:rund 700 Euro pro Nase
besuchte Länder: 4
besuchte Städte: 12
Fazit: für so eine spontan geplante Reise haben wir viel erlebt, hat alles prima geklappt und es war sogar ein Erholungseffekt zu spüren. Südtirol ist traumhaft schön. Italien ist wunderschön und mit Kultur reich gesegnet und verlangt ein Wiederkommen, Kroatien ist nicht umsonst ein Geheimtip unter Bade- und Naturfreunden und bietet auch sonst viel und wird mich auch nicht das letzte Mal gesehen haben. Nochmals vielen Dank an den Fahrer Jens und unsere Gastgeber und nicht zuletzt auch Dank an die Blogleser, die bis hier durchhielten und über deren zahlreiche Kommentare ich mich sehr freue.
Florenz sehen und…
… sich vor diesem Panorama fotografiern lassen.
Eine Replik des berühmten David.
30 Grad da draußen und nur 6,5 Liter Durchschnittsverbrauch auf norditalienischen Autobahnen.
Wir überqueren Italiens größten Fluß, den Po.
Am Gardasee.
Unser Hotel im Dorf Tirol.
Blick aus meinem Zimmer auf Dorf Tirol und Meran.
Mein Zimmer.
8,5 Grad auf dem Jaufenpaß, brrrr.
Innsbruck bei Regen.
Schnappschuß auf der Autobahn.
Was kommt nach einem ereignisarmen Tag? Richtig, ein ereignisreicherer! Wir standen zeitig auf, aßen das karge Frühstück, ich bezahlte das Hotel und gab dem Portier die am Morgen geschriebenen Ansichtskarten zum Frankieren und Versenden. Nun, frankieren war wohl nicht so sein Ding aber versandt hat er mindestens eine, wie das folgende Bild beweist.
Da es noch sehr zeitig war, hielten sich die Temperaturen noch im Rahmen und wir beschlossen, den Vesuv, Europas einzigen aktiven Festlandsvulkan unsere Aufwartung zu machen.
Dummerweise war der Aufgang zum Kegel noch geschlossen. Warten wollten wir nicht in der bereits sengend werdenden Hitze. So fuhren wir flugs nach Pompeji. Ein geschäftstüchtiger Italiener lotste uns auf einen überteuerten, aber schön schattigen Parkplatz und verkaufte uns auch gleich ein Buch über die Ausgrabungen der 79 durch einen Vulkanausbruch vernichteten Stadt.
Und dann streiften wir den ganzen Vormittag durch die Ruinen, lasen Schilder, stellten uns vor, wie damals das Leben war…
Pompeji war ein echter kultureller Höhepunkt unserer Tour und ist auch ein Ort, den ich gerne wieder besuchen möchte.
Unsere Idee, mit Blick auf Capri in Sorrento Mittag zu essen, hatten an diesem Samstag auch noch viele andere, so daß wir nach einer knappen Stunde Stau uns umentschieden und Richtung Norden brausten, zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Siena in der Toskana.
Siena hatte ich mir bei der Planung der Route und der dazugehörenden Hotelbestellung spontan ausgesucht und meine Wahl war … weise. Ich kenne ja schon viele schöne Städte wie Brügge oder St. Petersburg. Aber Siena war überraschend schön. Überraschend gut erhalten und einfach nur toll. Ich konnte mich vor Begeisterung gar nicht mehr einbekommen.
Doch der Reihe nach. Wir kamen am späten Nachmittag in Siena an. Das Hotel war bald gefunden und trotz gleichen Preises deutlich besser in der Ausstattung. Auch war der Pool hier benutzbar, was wir sofort praktisch erprobten.
Dann ging es in die Altstadt. Beim Aufstieg gab es schon die erste Überraschung. Gerade als ich jammern wollte und keine Lust verspürte in der sengenden Hitze noch hundert Meter höher zu kraxeln, bot uns Siena eine Rolltreppenkaskade an, die uns ins Zentrum beförderte.
Wir bestaunten als erstes den gewaltigen Dom, an dem ich offenkundig diverse italienische Meister ausgetobt hatten, leckten ein Eis und flanierten durch die engen Gassen. Dann, endlich, kamen wir auf dem Piazza del Campo an, der Attraktion der Stadt schlechthin.
Wir umrundeten in aller Ruhe den riesigen Platz, sahen einer Hochzeitsgesellschaft zu und nahmen schließlich vor einem der zahlreichen Restaurants zum Abendessen Platz.
Eine kurze Regenhusche, bei der in Windeseile riesige Schirme über uns aufgespannt wurden, brachte sogar etwas Abkühlung in die mediterrane Hitze. Irgendwann wurde es dunkel und wir kehrten langsam, die mittlerweile ruhigere Altstadt kreuz und quer durchstreifend, zurück zum Hotel. Siena – ich komme wieder!
Die Bucht von Neapel vom Vesuv aus im Morgendunst.
Der kaputte Vesuvgipfel. Leider war geschlossen, so daß wir hier nicht weiterkamen.
In den Straßen von Pompeji. Der Schicksalsberg ist immer dominant.
Ausgegrabener Abguß eines Pompejiers.
Im Vorbeifahren fotografiert – Montecassino.
Bilder von Siena, ist es nicht wunderschön dort?.
Rückblick auf die Oberstadt.
Der Palio fand dieses Jahr eine Woche nach unserem Dasein statt. Sieger wurde nach langjähriger Abstinez in einem packenden Endkampf die Contrade Civetta.
So etwas muss natürlich dokumentiert werden – auch Italien hat Windows und auch dort stürzt es ab.
Zwei schöne Ferientage mit langem Baden an schönen Stränden lagen hinter uns. Nun hieß es, sich gen Norden zu wenden und die 1.900 Kilometer nach Deutschland in Etappen zurückzufahren.
Das erste Zwischenziel war nur 400 Kilometer entfernt, der Ort Herkulaneum am Fuße des Vesuv in der Nähe von Neapel. Dort hatte ich via Internet ein Hotel gebucht.
Nach dem Abschied von unseren Gastgebern, denen an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt sei, füllten wir unsere Wasserflaschen an der Quelle und fuhren gemächlich gen Norden. Da wir Zeit ohne Ende hatten, wählten wir eine Route über das Küstengebiet von der Provinz Salerno und zuckelten auf abenteuerlichen Wegen immer die Küstenlinie hoch und runter. Unser Ziel war eigentlich die Amalfiküste, aber schon auf dem Weg dahin hatten wir genug Gelegenheit, schroffe Felsen, herrliche Buchten und üppige Vegetation zu bewundern.
Unterwegs aßen wir noch eine Kleinigkeit und kamen schließlich gegen 17:30 Uhr im Hotel an.
Das Hotel erwies sich als leicht in die Jahre gekommen und hatte nur noch den Charme der 1970er Jahre zu bieten, aber mir war das egal. Leider wurden die drei zum Hotel gehörenden Pools gerade gechlort, so daß wir mit einer Dusche vorlieb nehmen mußten. Abendbrot fiel aus, wir hatten die letzten Tage schon genug.
Wir genossen auf dem Balkon einen herrlichen Sonnenuntergang und dann war der Tag auch schon vorbei. Mein Begleiter war müde und zu nichts mehr zu motivieren. Ich nutzte das vorhandene LAN aus und konnte ein paar Sachen im Netz bearbeiten und recherchieren und auch nach einer Woche Abstinenz meine Web-2.0-Kontakte pflegen.
Bald war es Mitternacht und damit endete dieser ereignisarme Tag.
Alltägliches Bild in Filadelfia – Wasserzapfen.
In Kampanien unterwegs.
Das erste Bild vom angesprengten Kegel des Vesuv.
Im Hotel.
Sonnenuntergang an der Küste von Neapel.
Das erste Mal konnte ich ausschlafen, das erste Mal seit Tagen war am Morgen keine unerträgliche Hitze. Im Gegenteil, es waren kaum 22 Grad und sogar ein paar Regentropfen konnte man spüren.
Nun ja, zum Badengehen war dieses Wetter weniger geeignet, aber mein Optimismus trog nicht. Ich schlug vor, an die „kalte“ , also die ionische, Seite des Mittelmeeres zu fahren. Und als wir dort eintrafen, schien in der Tat die Sonne und es war ausreichend warm. „Kalt“ mag den Einheimischen das Wasser erscheinen, für mich, der ich nur die Ostsee kenne, war das Wasser badewannenwarm. Und herrlich klar war es dazu auch noch. Und schöne Wellen waren. Und durchaus auch mal höhere Wellen. Und das Wasser war so weich, so tragend, einfach nur ein Genuß. Wir waren insgesamt 7 Personen am Strand, ich stellte selbstverständlich den Imwasserbleibenrekord auf, denn ich war sicher mehr als 5 Stunden darin. Auf Grund diverser unangenehmer Erfahrungen mit Sonnenbrand im Winter hatte ich Sonnencreme dabei und benutzte sie sogar.
Deswegen fiel der Sonnenbrand des Tages nur moderat aus und ich schäle mich momentan kaum mehr…
Mittags gingen alle essen, nur ich hatte keinen Hunger und paßte auf unser Gepäck auf. Ansonsten schwamm ich den Strand auf und ab und besuchte auch die verankerten Boote. Einj wunderbarer und entspannender Urlaubstag.
Als die Sonne unterzugehen begann, brachen wir in einen südlich gelegenen Ort auf. Dort war gerade ein Volksfest und ein großer Rummel war aufgebaut. Doch noch war alles menschenleer, wie auch das Lokal „Don Pedro“, in dem wir ein hervorragdendes Abendmahl zu uns nahmen. Doch zwischen Vorspeise und Hauptgang füllte sich das Lokal binnen Minuten und war ruckzuck brechendvoll. Auch war der Strand samt Rummel und Eislaufbahn (sic!) gut frequentiert. La dolce vita!
Spät kamen wir zu Hause an, sanken müde in unsere Betten… um wenig später, nämlich 6:30 Uhr wieder geweckt zu werden, denn nun sollte es auf die tyrrhennische Seite zum Baden gehen und rechtzeitiges Kommen sichert gute Plätze.
Heute waren wir 8 Personen. Wir fuhren über Pizzo nach Tropea mit seinen interessanten bebauten Felsen und schlugen gleich drei Sonnenschirme auf. Das Wasser war hier tatsächlich noch einen Tick wärmer, auf Grund der Brandung auch nicht so klar. Aber die Wellen waren eindeutig besser und ich wurde nicht müde, in ihnen herumzuplanschen.
Offensichtlich konnten die meisten Strandbesucher nicht oder nur mäßig schwimmen, so daß man 10 Meter vom Strand weg für sich alleine war. Ich umschwamm die Felskette, kletterte in Grotten und ließ mich von meterhohen Brandungswellen umherwerfen, einfach nur traumhaft. Dafür hatte sich die weite Anreise gelohnt!
Das Mittagessen fand diesmal nicht in einem Lokal statt, wir hatten alles dabei. Unter den neidischen Blicken der Strandnachbarn wurden aus den Kühltaschen Brötchen, Salami, Käse, Mortadella, Tomaten, Pfirsiche, Pflaumen und Bier ausgepackt und brüderlich geteilt. Dazu hatten wir, wie am Vortag einen großen Wasserbehälter dabei, der am Morgen mit frischen Quellwasser gefüllt worden war. Dieses Quellwasser ist eine der tollsten Sachen, die es in der Gegend gibt. Überall findet man Trinkwasserquellen, an denen die Anwohner Trinkwasser für zu Hause zapfen. Und das Wasser war hervorragend, ich habe bestimmt 5 Liter oder so davon genossen.
Am späten Nachmittag versperrten die nahegelegenen Felsen so langsam die Sonne. Außerdem begann ein DJ mit einer unerträglich miesen Anlage unerträglich laute „Musik“ über den Strand zu verbreiten, das machte das Weggehen durchaus leichter.
Eine neue Erfahrung für mich war, daß der Strand ständig von irgendwelchen Nordafrikanern, Albanern usw. abgelaufen wurde, die aktuelle Kinofilme, MP3-CDs, „echte“ Gucci-Taschen, aber auch diversen Tand wie Sonnenbrillen, Strandhüte usw. anboten. Aber auch Wahrsagen, Henna-Tätowierungen, Negerfrisuren oder chinesische Massage wurden feilgeboten und offenkundig gerne vom Strandpublikum angenommen.
Auf dem Rückweg vom zweiten Strandtag pausierten wir noch in Pizzo, wo es Tartuffo und Eis gab. Dann kauften wir noch Lebensmittel und Olivenölkanister. Am Abend waren wir zu schlapp, um nochmal in die Stadt zu fahren. So aßen wir zu Hause, hatten aber auch hier zahlreichen Besuch. Ich sah mit dem Familienoberhaupt die überaus spannende Lottoziehung, waren doch gerade 140 Millionen Euro im Jackpot. Wie man ahnen kann, gewannen wir nichts. Nach Mitternacht hatten wir das kleine Bierfaß geleert und konnten wiederum müde und glücklich ins Bett sinken.
Mitten in den Wolken. So geht es einem, wenn man in 500 Metern Höhe wohnt.
Wir überholen ein seltsames Gefährt, welches Spittelkram an den Strand fährt, um es an die Touristen zu verhökern.
Unser Strand von oben.
Am Strand.
Am Boden des Wassers liegen Steine. Ich konnte leider nicht mehr unter Wasser fotografieren, meine Kamera hatte einen äußeren Schaden.
Nochmals ein Blick auf die Bucht von Soverato im Sonnenuntergang.
Die Felswand von Tropea.
Unser Badestrand samt Liegeplatz aus dem Weltraum gesehen.
Tropea.
Strand mit Brandung.
Der Strand von Tropea mit schöner Kulisse.
Oben 7 Liter Wasser – unten eisgekühltes Bier und Lebensmittel.
Blick auf die Altstadt von Pizzo.
Melonen sind dort gigantisch groß und kosten nix.
Zwei Eintrittskarten für ein Konzert des Rocksängers Nek. Hätten wir noch einen Tag mehr gehabt, wären wir auch hingegangen.
In der Nacht hatte die Fähre die gut 200 Kilometer Adriawasser durchfahren. Eigentlich wollte ich ja nicht von Dubrovnik abfahren sondern von Durres, aber da spielte die Auslandsversicherung nicht mit. Schade, dann eben das nächste Mal, denn wer kann schon von sich behaupten in Montenegro oder gar Albanien gewesen zu sein?
Nach dem Frühstück warteten wir auf die Ausschiffung. Ich beobachtete an Deck, wie im 20-Minutenabstand Fähren aus allen Anrainerstaaten festmachten. Endlich, gegen 9:00 Uhr konnten wir die Fähre verlassen und begannen unsere 350 Kilometer lange Etappe zu meinen kalabresischen Nachbarn. Die Sonne sengte, die Autobahn war eine einzige Baustelle, dafür aber erfreulicherweise komplett mautfrei. Nach gemächlicher Fahrt, vorbei an oleandergeschmückten Trassen, immer das Meer in Sicht, standen wir gegen 14:00 Uhr bei meinen Nachbarn vor der Tür. Diese waren aber zum Einkauf, so daß wir die Gelegenheit nutzten und gleich wieder ans Meer fuhren, um zu baden. Einigermaßen erfrischt kehrten wir zurück und nun waren auch die Bewohner anwesend und empfingen uns herzlich. Bei einem kühlen Bier auf der Terrasse wurde die bisherige Reise ausgewertet und die neue Reise geplant. Unser Ankommen sprach sich schnell rum und diverse Verwandte, Nachbarn kamen zur Begrüßung vorbei. Eine kurze Fahrt in die nähere Umgebung fiel kurzerhand aus, denn die Autobatterie des Fiats mußte nach so langem Stand erst geladen werden. Nach einem üppigen Abendmahl ging es ins Städtchen und wir flanierten über die örtliche Meile. Selbst ich traf den einen oder anderen Bekannten, denn viele Verwandte meiner Nachbarn, die in Deutschland arbeiten, verbrachten ebenfalls die Ferien in der alten Heimat.
Wir genossen den herrlichen Blick über die Bucht von Lamezia und bestaunten das Getümmel.
Weit nach Mitternacht kehrten wir ins Quartier zurück und sanken erschöpft in die Betten.
Fähren im Hafen von Bari.
Unsere Fähre am Bug geöffnet.
Am Zwischenziel – nur war noch keiner da.
Jens badet am Strand von Pizzo.
Kaum zu bewältigendes Pensum? Nun, die Karte macht die Strecke ersichtlich, es sind um die 800 Kilometer zurückzulegen. An den Plitvicer Seen wollen wir ja auch einige Zeit bleiben und abends wartet die Fähre sicher nicht auf uns.
Wir hatten uns bei unserer Planung nämlich um einen Tag verplant und die Fähre einen Tag zu früh gebucht. So konnten wir nicht an den Seen übernachten sondern mußten die gesamte Strecke bis Dubrovnik an einem Tag bewältigen.
Gut war, daß wir in Varazdin zeitig aufbrachen. So waren wir, trotz einer Stunde sinnlosen Staus gegen Mittag an der Attraktion Kroatiens, den herrlichen Plitvicer Seen.
Doch zuerst mußte der Eintritt gemeistert werden. Hier war das einzige Mal, daß ich mich an den Sozialismus erinnert fühlte. Hunderte Touristen aus aller Welt schwenkten ihr gutes Geld und wollten in den Park und was fanden sie vor? Ein Kassenhäuschen mit einer einsamen Kassiererin, alle Hinweistafeln nur auf kroatisch und akzeptiert wurde nur einheimische Währung in bar. Da tröstete es auch nicht, daß es am Parkeingang noch ein Kassenhaus ohne ewig lange Schlange gab. Doch nicht verzagen. Wir nutzten das Anstehen zum Mittagessen und der Park entschädigte reichlich für alle Unannehmlichkeiten.
Wer die Verfilmung von Karl Mays „Der Schatz im Silbersee“ sah, der kennt dieses herrliche Stück Natur schon, wer nicht, der schaue unten einige der Bilder an. Es war einfach nur traumhaft und alle schrieen ständig „Ahh!“ und „Ohh“. Apropos Karl May: die anschließende, ca. 100 Kilometer lange Fahrt zur Autobahn, führte uns durch zahlreiche „Prärien“, „Llanos“ und weitere Westernlandschaften, in denen in den 1960er Jahren die zahlreichen und beliebten Indianer-Filme mit Pierre Brice, Lex Barker usw. gedreht wurden.
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir die Autobahn und erhaschten erste Blick auf die Adria. Aber noch lagen zahllose Kilometer vor uns, die meisten davon auf Pisten, bei denen das Navi Durchschnittstempi von 30 km/h ausrechnete. Der Blick auf die Uhr wurde obligatorisch.
Doch dann kam die Überraschung. Weder die Karte noch die beiden Navis verzeichneten die letzten Kilometer Autobahn, die uns 50 Kilometer näher an Dubrovnik brachten, als geplant. Somit sparten wir viel Zeit ein und konnten nun begeistert bewundern, wie die einstmals gottverlassene Gegend durch die Lebensader Autobahn an die Zivilisation angeschlossen wurde. Nur eine Stunde mußten wir uns über schmale Gebirgsstraßen mit fragwürdigem Seitenschutz quälen, bis wir schließlich nach Neum kamen, eine seltsame Kriegslösung, die Bosnien seinen einzigen Zugang zum Meer eröffnet.
Mit Bosnien und Herzegowina hatte ich nun nach Kroatien und Slowenien das dritte Neuland bereist. Damit habe ich nun mehr als 30 Länder in Europa und Afrika bereist.
Ruckzuck waren die drei Kilometer Bosnien durchquert und wir waren wieder in Kroatien, rein technisch nun in einer Exklave. Ruckzuck waren wir auf der neuen Brücke, die uns in die herrliche Stadt Dubrovnik führte, welche uns mit ihrem südländischen Charme sofort gefangen nahm. Das konnte auch die unsinnige Eincheckprozedur nicht verhindern. Das Büro, in dem man sich als Fährgast seine Papiere anholen konnte, befand sich nicht etwa am Hafen im üppigen Touristenbürogebäude, sondern irgendwo auf der anderen Straßenseite. Ein Schild in einer gängigen Sprache wäre nicht schlecht gewesen, aber egal. Durch die unverhoffte Autobahn hatten wir noch reichlich Zeit und schlenderten zwei Stunden durchs abendliche Dubrovnik, welches mir ausnehmend gut gefiel. Dort kann man gerne noch einmal hinfahren. Leider waren wir erst in der Dämmerung in der Altstadt, so daß ich keine Bilder liefern kann.
Gegen 23:00 Uhr legte unsere Fähre ab. Wir aßen noch eine Kleinigkeit und verschliefen dann die nächtliche Überfahrt ins italienische Bari in einer der besseren Kabinen des heftig schwankenden und nach Öl stinkenden kroatischen Seelenverkäufers.
Warten auf die Eintrittskarten.
So klar ist das Wasser überall.
Überall Wasserfälle.
Überall glasklares Wasser.
Und trotz des vielen Wassers schwitzten wir, denn baden gehen ist nicht gestattet.
Praktisch, so eine wasserdichte Kamera. Und lustig, wie die Leute entsetzt schauen, wenn man Fotos macht.
Nette Filmlandschaften.
So waren die Temperaturen die letzten Tage immer.
Die nigelnagelneue, nirgendwo eingezeichnete und leere Autobahn.
An den Beschriftungen erkennt man schon, daß wir ziemlich weit weg sind und Gegenden in der Nähe sind, wo man nicht unbedingt hinmöchte.
Die Grenze zu Bosnien-Herzegowina.
Neum ist so etwas wie ein Monaco an der Adria.
Mond über der Festung von Dubrovnik. Dahinter tobt das Leben mit eindeutig südlichen Flair.
Blick in die Kabine der Fähre.
Mittlerweile ist der 2. August, ein Sonntag, und es ist schon am frühen Morgen unerträglich heiß. So fahren wir nach einem üppigen Frühstück im gut gekühlten Auto zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Varazdin im Norden. Da der Weg über die Autobahn zu großen Teilen deckungsgleich wäre mit unserer Hinreiseroute, beschließen wir, die knapp 300 Kilometer über die direkte Landstraße zu fahren. Wir benutzen teils abenteuerliche Pisten, quälen uns durch endlos lange staubige und immer gleich aussehende Dörfer, müssen immer wieder an der Eisenbahnschranke den gleichen Zug queren lassen und kommen schließlich nach schier endloser Fahrerei in den industrialisierten Teil des Landes, der bei Koprivnica beginnt. Die Segnungen der westlichen Technik sind hier zahlreich vertreten, so daß wir unserem verdreckten Auto seine erste Wäsche gönnen. Das Auto wird gewaschen, unterbodengepflegt, gewachst und ein eifriger Helfer poliert die Scheiben, die Türholme und schwärzt sogar die Reifen. Der ganze Spaß kostet 36 Kuna, also rund 5 Euro. Danach sieht das Auto aus wie neu und das im übertragenen Sinne und nicht, weil es erst zwei Wochen alt ist.
AM frühen Nachmittag treffen wir bei Dado ein. Dado wuchs im Rhein-Main-Gebiet auf und ging letztes Jahr nach Kroatien, wo er als Abteilungsleiter einer großen Handelskette im Verhältnis deutlich mehr Geld bekommt als in Deutschland.
Er freute sich sehr, endlich wieder einmal deutsch reden zu können, zeigte uns sein Haus, stellte uns seine Haustiere vor und nach einem Begrüßungsbier, welches hierzulande in 2 Liter fassenden Plastikflaschen daherkommt, bereitete er für uns auf dem Holzofen eine lokale Spezialität namens Kotlovina. Dabei „halfen“ seine beiden verschmusten Hunde Quentin (ein unbändiger Collie) und Britta (von der wunderschönen einheimischen Rasse Tornjak). Das Essen mundete hervorragend und wurde restlos verputzt, obwohl mehr als genug bereitet wurde.
Um nicht Fett anzusetzen, fuhren wir an die nahegelegene Drau, in deren überaus klaren und warmen Wasser wir eine Stunde vergnügt plantschten. Ha, das erste Mal seit Tagen schwitzte ich nicht mehr, welch eine Wohltat!
Der Abend endete bei gemütlichem Plausch recht zeitig, denn um 6:00 Uhr mußte Dado auf Arbeit sein und das bei einer Arbeitsstelle, die 80 Kilometer entfernt ist. Uns sollte es nur recht sein, konnten wir so auch zeitig aufbrechen, denn für den nächsten Tag stand ein kaum zu bewältigendes Kilometerpensum auf dem Plan.
Kartenausschnitt von Nordostkroatien.
So sah am Anfang die Piste aus. Aber keine Sorge, sie wird nur neu asphaltiert.
Diese Bahn verfolgte uns eine Stunde lang.
Unser geputztes Auto vor Dados Haus.
Quentin und Britta assistieren beim Zubereiten der Kotlovina.
Baden in der Drau.
Dado und Jens in der Drau.
Darf ich vorstellen: Figaro Bartholomäus Rembrandt.
Am Vormittag zeigte uns Marinko ein Lipizzanergestüt und sein mit fetten Pflaumenbäumen (Mmmmh, Slibowitz) dicht bestandenes Grundstück, während seine Frau uns ein regionaltypisches Mittagessen bereitete.
Am Nachmittag brachen wir zu fünft (der Sohn schloß sich uns an) zu einer Rundfahrt durchs westliche Slawonien auf. Diese Region war im Bürgerkrieg 1991-1995 von der sogenannten „Republik Serbische Krajina“ besetzt und einer der Hauptschauplätze des Krieges. Wir besichtigten viele Dörfer, die kroatisch, serbisch, deutsch und ungarisch gegründet worden waren. Überall sah man noch Spuren des Krieges wie Minenfelder, Einschußlöcher, leerstehende Häuser aber auch verbitterte Blicke.
Marinko, der in der kroatischen Armee, einige Zeit am Krieg aktiv teilnahm, zeigte uns viele Originalschauplätze und beschrieb uns, was damals stattfand.
Viele dieser Details sind zu grausam, um sie zu glauben oder gar in einem Bog niederzuschreiben, so daß ich hier nicht weiter ins Detail gehen werde. Als dort Serben gegen Kroaten kämpften, war gerade die deutsche Wiedervereinigung in vollem Gange und ich widmete der Jugoslawienkrise jaum Aufmerksamkeit und verstand nicht einmal die Ursache des Konflikts. Dieser Nachmittag änderte das gründlich. Wer sich für das Thema interessiert, kann sich gerne mit mir darüber unterhalten.
Durch immer noch nicht beräumte Minenfelder ging die Reise weiter nach Vukovar an der Donau, wo man auf der gegenüberliegenden Flußseite lautstark feiernde Serben sehen konnte. Bei 36 Grad im Schatten machten wir hier eine Rast, aßen ein leckeres Eis (die Kosovo-Albaner verstehen sich gut darauf) und beobachteten noch eine Hochzeit. Dann ging es weiter an die Schauplätze und heutigen Gedankstätten des Massakers von Vukovar. Unser Ausflug endete in Ilok, wo wir das Franziskanerkloster besichtigten. Zum geplanten Abendessen in einem wunderschönen Ausflugslokal an der Donau kam es nicht; allen war der Appetit vergangen. So aßen wir zu Hause Reste vom leckeren Mittag (gefüllte Paprikaschoten und Melone) und saßen noch eine Weile gemeinsam beim Bier.
Nachts konnten Jens und ich kaum einschlafen, nicht nur wegen der Hitze, sondern vor allem wegen der Gedanken an den Krieg und seine unglaublichen Greuel, auf die nicht einmal die Nazis im II. Weltkrieg kamen.
Ein Glück, daß wir bisher von so etwas verschont blieben.
Auf diesem Lipizzanergestüt war die englische Königin schon zweimal zum Pferdekauf.
Unser Auto parkt an Marinkos Riesengrundstück im slawonischen Hochland.
Hier nicht pinkeln gehen, das Schild warnt vor Minen.
Ein gestoppter T-80 der serbischen Armee.
Blick über die Donau auf die serbische Seite.
Das Gefallenendenkmal an der Vukamündung.
Eine wunderschöne Statue des Dichters Marko Marulic.
Der kriegsgeschädigte Wasserturm von Vukovar.
Die Gedenkstätte für ein Massaker, bei dem Serben hunderte Kriegsverletzte samt Schwestern und Ärzten umbrachten.
Blick vom Kloster auf die Brücke nach Serbien. Rechterhand beginnt bereits Bosnien.
Sonnenuntergang an der Donau.