Mrz 062009
 

Noch stampft die MS „Astor“ ihrem Ziel entgegen. Nach dem Frühstück gebe ich dem Drängen der Frauen nach und gehe endlich wegen meines Sonnenbrands zum Bordarzt. Dieser stellt am Rücken Verbrennungen II. Grades fest und behandelt mich mit irgendwelchem Teufelszeug und gibt mir noch 2 Tuben Salbe mit, die ich ab da brav flächendeckend auf den Körper auftrage.
Auf meine bange Frage, ob ich in vier Tagen wieder Baden gehen kann, antwortet er: „als Arzt erhalten sie ein striktes Nein, als Mitreisender gehen sie schwimmen, aber schützen Sie sich diesmal mit Sonnenblocker und T-Shirt“.
Er bestellt mich für den übernächsten Tag nochmal und ich bin entlassen.
Eben ist der Lotse an Bord gekommen. Unser Bordlektor, Herr Siegel, hat ebenfalls auf der Brücke Stellung bezogen und kommentiert die Schiffsbewegungen und gibt Infos zur Insel. Schließlich hat sich die Astor durch die Korallenbänke und Sandbänke geschlichen und liegt direkt vor der Hauptstadt Mamoudzou auf Reede.
Heute haben wir das erste Mal keinen Ausflug geplant und beschließen, auf eigene Faust die Insel zu erkunden. Mayotte ist die Komoreninsel, die sich nicht der islamischen Republik anschloß, sondern sich in einer Volksabstimmung für den Verbleib bei Frankreich aussprach. So betraten wir EU-Überseeterritorium, der Euro war Währung und die Beschilderung war, wenn nicht französisch, dann wenigstens englisch.
Die Zugehörigkeit zur EU war der Schaden der Insel nicht, alles sieht auf den ersten Blick ordentlich aus und offenkundig sind die Menschen wohlhabender als auf Madagaskar. Rikschas muß hier keiner von Hand ziehen.
Am Hafen beschwatzt uns ein schlitzohriger Einheimischer auf deutsch, mit ihm eine Tour zu unternehmen. Wir tun uns mit einem Stuttgarter Paar zusammen und nehmen ein Großraumtaxi mit dem Einheimischen als Reiseführer. Nun stellt sich heraus, daß dieser uns zwar prima am Anlegeplatz werben konnte, er aber von Land, Leuten, Pflanzen und Getier übgerhaupt keine Ahnung hat. Dafür ist der Fahrer recht bewandert. Doch er kann sich nur in seiner Heimatsprache und einem schrecklichen Französisch verständlich machen, welches aber unser Schlitzohr wenigstens getreu übersetzt.
Wir fahren aus Mamoudzou heraus, passieren einige kleine Dörfer und halten an einem wunderschönen Strand, der von gewaltigen Affenbrotbäumen gesäumt ist. Dort schauen wir den Fischern und Badegästen zu. Dann fahren wir weiter, immer an der Küste entlang mit atemberaubenden Blicken auf die 600 Meter hohen Vulkankegel. Schließlich erreichen wir unser Zwischenziel. Der Stuttgarter war clever und hat den schönsten Strand und das feinste Hotel gewählt.
So sitzen wir wenig später an einem weißen Traumstrand unter Palmen und genießen einen eiskalten Drink. Dann bestaunen wir noch die zahlreichen freilebenden Makis, meine Mutter kauft sich einen Gürtel, den sie schon seit Jahren sucht und wir fahren bei 33 Grad im Schatten, der mittlerweile glücklicherweise dank Wolken vorhanden ist, wieder zur Anlegestelle zurück. Da wir die Fenster sperrangelweit geöffnet haben und öfter auch mal langsame Fahrzeuge zu passieren sind, bekommen wir auch Geräusche und Gerüche mit. Schließlich wachsen auf den Komoren neben Vanille, Safran, Zimt, Nelken, Muskat und vielen anderen Pflanzen auch Pfefferschoten. Das kann man riechen. Am deutlichsten nimmt man den Geruch der Ylang-Ylang wahr. Jetzt weiß ich also, wo diejenigen landen, die man dahin wünscht „wo der Pfeffer wächst“.
Mehrfach sehen wir Frauen, die die hier typischen weißen Schönheitsmasken tragen, ein exotischer Anblick.
Nach dem Rücktendern machen wir uns frisch. Die Astor lichtet die Anker und nimmt Kurs auf die großen Komoren, die nördlichste Insel der Gruppe. Dann eröffnet der Kapitän den Markttag in der Lounge und wieder können wir indische, mexikanische und bayerische Küche in Hülle und Fülle genießen.
Der Abend klingt aus mit Sternenhimmel und einem kitschigen Vollmond.
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Die Insel Mayotte taucht am Horizont auf.
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Aus einem Eisblock wird vom Carver eine Figur herausgeschält.
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Ein Adler. Man sieht dem Künstler, wie immer, keine Gemütsregung an.
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Wir sind auf jeden Fall zwischen dem südlichen Wendekreis und dem Äquator, wenn man sich den Schatten betrachtet.
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Jetzt kann man schon Korallenatolle und vorgelagerte Inselchen und Vulkane erkennen.
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Der Autor am Fuße eines gigantischen Affenbrotbaumes.
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Unser unkundiger Begleiter – er hat 10 Jahre in Deutschland bei Siemens und BMW in München gearbeitet.
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An einem schönen Strand wird trainiert, gebadet, gefischt.
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Unser Taxifahrer, das Auto sieht zwar neu aus, hat aber schon rundum kaputte Stoßdämpfer, ein Tribut an die Straßen.
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Am traumhaft schönen Strand im Süden der Insel.
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Strand, Sonne, Palmen, Drink, was will man mehr?
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Ein Maki posiert vor der Kamera. Hier leben Dutzende dieser Tiere.
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Der Mount Chongui ist 594 Meter hoch.
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Witzig sehen sie aus, diese Affenbrotbäume.
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Badende Kinder am Strand.

 Posted by at 11:13 am
Mrz 052009
 

Da unser morgiges Ziel, die Komoreninsel Mayotte, von Madagaskar 700 Seemeilen (1296 Kilometer) entfernt ist, ist heute wieder ein Seetag. Heute weht nur ein lauer Wind, es sind knapp 30 Grad und es ist leicht bewölkt, ideales Wetter also, um beispielsweise einen zünftigen Frühschoppen einzunehmen. Schon nach dem Frühstück nahmen wir an unserem Stammplatz auf dem Lido-Deck Platz. Unsere Mitreisenden Christina und Gitte hielten uns schon immer Plätze frei. Gegen 11:00 Uhr kam der Kapitän und gab 1, 2, 3, 4, viele Biere aus. Niemand sagte nein. Die aus zwei Tschechen bestehende Band sang ausnahmsweise mal keine englischen und deutschen Hits in fragwürdiger Qualität, sondern besann sich ihrer Wurzeln und trumpfte mit Polkas und echter Volksmusik auf. Die Stimmung war ausgezeichnet. Selbst über die Witzchen des Bauchredners konnten wir nach einigen Bieren herzhaft lachen. Die Reiseleiter alberten herum uns warfen sich gegenseitig in den Pool, der Kapitän und seine Mannen stießen mit allen an und hielten sich auch nicht zurück. Dazu bayerisches Essen, es war Urlaub pur. Das mußte selbst das BR-Vitalteam feststellen.
Apropos Vital-Team. Die Querelen waren mittlerweile beigelegt. Das Feuer, was viele Stammgäste der Kreuzfahrtleitung gegeben hatten, sicher aber auch der entspannende Aufenthalt auf dem Schiff, hatte die Wogen geglättet. So fanden nun die seltsamen Veranstaltungen mit Themen wie Sonnenyoga, Beziehungsführerschein, Detox von Körper und Geist und erotische Phantasiereisen nur noch geringe bis keine Beachtung.
An Bord war es heute so schön, daß ich mich als „Eisenarsch“ bewährte und brav von 8:45 Uhr bis ca. 17:00 Uhr nonstop auf dem Lido-Deck verharrte. Treu mit mir hielt es die Gitte aus, wir beide verstanden uns prächtig, als ob wir uns schon Jahre kannten.
Gegen Abend dann sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Dann noch ab in den Pool und landfein fürs Abendbrot gemacht. Am Abend hatte Gaststar Angelika Milster ihren Auftritt. Diesem wohnte ich allerdings nicht bei, sondern nutze die Zeit, meinen immer schlimmer werdenden Sonnenbrand zu pflegen und die Fotos zu sortieren bzw. die Fotoapparate wieder schußbereit zu machen.
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Unser Stammtisch, immer schön im Schatten.
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Uns geht es allen prima.
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Hier kann man gut sehen, daß für mich der Sonne zuviel war .
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Der wichtigste Mann des Tages, unser Kellner Georgi aus Bulgarien. Recht kann man Frau Milster sehen, es ist die Dame mit dem „chiquen“ Hut.
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Meine Mutter macht Platz für den Schnappschuß von einer Dame, die schon mehr als 2.000 Bordnächte angesammelt hat.
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Der Bauchredner Eddy in seinem Element.
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Die Kreuzfahrtleitung schaut amüsiert dem Treiben zu.
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Die Kreuzfahrtleiter wurden in den Pool geworfen.
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Ein schöner Sonnenuntergang. Wie man unschwer erkennt, dampfen wir Richtung Westen mit leichtem Nordeinschlag.
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Nochmals der Sonnenuntergang.
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Die Basketballer haben ihr Spiel gerade beendet.

 Posted by at 11:46 pm
Mrz 052009
 

Madagaskar, das war der ursprüngliche Aufhänger der Reise gewesen. Eine riesige Insel mit vielen endemischen Pflanzen und Tieren, wenn das kein Urlaubsziel ist, was dann?
Ohne Murren zahlte ich das sündhaft teure Visum, ließ Impfungen über mich ergehen, von den Kosten der Reise ganz zu schweigen. Selbst daß die Nachrichten momentan in der Hauptstadt Unruhen mit Toten melden, ließ mich kalt, war sie doch mehr als 200 Kilometer von unserem Hafen in Tamatave entfernt.
Nun endlich war ich am Ziel meiner Träume angekommen. Doch schon das Studium der Hafeninformation stimmte nachdenklich. Ich hatte peinlicherweise bis dato nicht gewußt, daß Madagaskar eines der ärmsten Länder der Welt ist. Nun, das sollte ich gleich live und in Farbe erleben. Doch erstmal gingen wir von Bord. Die arme Astor hatte gut gelitten in den letzten Tagen und überall war unter abgeplatzer Farbe der Rost schon fleißig am Nagen. Doch im Moment des Feststellens eilten schon eifrige Besatzungsmitglieder mit großen Farbeimern herbei bzw. seilten sich am Rumpf ab, um die Schäden auszubessern.
Um 8:00 Uhr begann unser Ausflug zum Botanischen Garten und Tierpark Ivoloina. Wir bestiegen einen zum Bus umfunktionierten altersschwachen Transporter. Jetzt wußten wir endlich, wie sich die Menschen in den überall zu sehenden Massentaxis fühlen. Glücklicherweise saß ich vorn neben dem Fahrer, der leider keine gängige Sprache beherrschte. Es gab für zwei solcher Gefährte nur einen Reiseführer, ja, hier war es nicht so perfekt organisiert, wie bisher gewohnt. Unser Begleiter sprach ein leidliches Englisch. Wir hielten alle 10 Minuten an, dann rannte er in den anderen Bus, damit die dortigen Insassen auch etwas erfuhren. Improvisation ist eben alles.
Als erstes fielen mir die zahllosen Rikschas auf. Nicht etwa nur Fahrradrikschas, nein, solche, bei denen sich ein Mensch wie ein Pferd an die Deichsel hängt und dann im Laufschritt seinen Passagier durchs Getümmel befördert. Ich war gelinde gesagt geschockt. Ich dachte, so etwas sei vor 100 Jahren ausgestorben.
Auf Nachfrage erfuhr ich, daß eine Fahrt mit einer Rikscha umgerechnet 0,50 EUR/Stunde kostet, unvorstellbar! Wir passierten das Zentrum, es wimmelte von Menschen. Unser Fahrer steuerte mit stoischer Ruhe und manch sanftem Hupen durch ein Chaos von Fußgängern, Rikschas aller Art, Fahrrädern, Mofas, Kleinwagen und seltenen Lastern. Fast alle Autos stammten offensichtlich noch aus der französischen Kolonialzeit. Ich schloß recht häufig die Augen, um den Zusammenstoß nicht sehen zu müssen, doch wie durch ein Wunder kamen wir ohne Blessuren durchs Gewühle, Respekt.
Nach der Passage einer schönen Palmenallee wurde es ländlicher. Überall rannten junge Hühner herum, die noch zu dürr zum Schlachten waren, es standen Buckelrinder am Rain und aus erbärmlichen Hütten wurden allerlei Sachen wie Obst, Autobatterien, Töpfe und Mittagessen feilgeboten.
Am Abzweig zum Botanischen Garten mußten wir warten, da die Parkplätze überfüllt waren. Von einer Brücke schauten wir herunter auf den großen Fluß Ivoloina, nach dem der Park benannt wurde. Ich traute meinen Augen kaum. Ein Mann tauchte in der Flußmitte nach Sand, den er mit einem ollen Behälter in einen Einbaum schöpfte. Am Ufer waren Sandhaufen zu sehen, die von einem halben Dutzend Kinder mit irgendwelchen Schaufeln auf einen LKW geschippt wurden. Primärindustrie vom Primitivsten.
Voll Schreck dachte ich daran, wieviel hundert „Arbeitsplätze“ ein einziger Sandbagger vernichten würde.
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Wir mußten auf dem Weg zum Garten noch eine schlaglochübersäte Straße durch ein Dorf nehmen. Dort waren beinahe alle Leute damit beschäftigt, aus, mit großen Handwagen herbeigeschleppten, großen Steinen mit einem Hammer Schotter herzustellen.
Deutlich zu sehen war, daß Madagaskar nach seinem Sozialismusexperiment nun ein Bevölkerungsproblem hat. Ich habe den ganzen Tag nicht einen alten Menschen gesehen. 75 % der Bevölkerung sind arbeitslos. Über 60% der Einwohner sind unter 20 Jahre alt, berichtete unser Reiseführer. Im Schnitt habe jedes Paar 6 Kinder. Die Bevölkerung explodiere, man käme mit dem Bau von Schulen und der Ausbildung von Lehrern schlicht und ergreifend nicht nach. Mittlerweile müßte man sogar Reis, das Hauptnahrungsmittel der Bewohner, aus Südostasien einführen. Und das in einem riesigen Land, in dem selbst ein Spazierstock ausschlägt, wenn man ihn in die Erde steckt und in dem man auf Grund des Klimas drei Ernten im Jahr einfahren kann.
Wie soll man diese Probleme in den Griff bekommen? Nun, Tourismus mag ein kleiner Beitrag sein, aber da muß sich auch noch viel zum Besseren wenden.
Bestürzt von der bitteren Armut, kamen wir am Naturpark an. Dort sahen wir exotische Pflanzen, wie Vanille-, Lampenputzer- und Affenbrotbäume. Dazwischen erfreuten uns immer wieder Lemuren, die innerhalb und außerhalb von Käfigen ihre Spiele trieben. Wir bestaunten die Chamälions bei ihren Tarnungen und sahen allerlei weiteres Getier.
Die Temperaturen stiegen auf 35 Grad. Bei nahezu 100% Luftfeuchtigkeit sahen wir alle recht zerstört aus, als wir den tollen Naturpark verließen. Zurück ging es wieder vorbei an den Hütten. Ich schaute in so manche hinein, in ihnen war – nichts. Nichts, außer einer Kochstelle.
Gegen Mittag erreichten wir wieder die Stadt. Die Kinder hatten gerade Schulschluß und liefen lachend in ihren Schuluniformen nach Hause. Wenige Minuten vorher sahen wir halbnackte Kinder und junge Mütter mit Baby auf dem Rücken beim Steineklopfen und dann diese Bilder, unglaublich diese Gegensätze.
Der Bus hielt auf dem großen Marktplatz, sofort wurden wir von dutzenden Frauen und Kindern massiv angebettelt: „Monsieur, money, Mister money, Monsieur, Monsieur money.“ murmelten sie endlos. Ich hatte so etwas ja noch nie erlebt und wußte nicht, was ich machen sollte. Glücklicherweise verscheuchte der Fahrer, der sich offensichtlich seiner Landsleute schämte, die Bettler. Unfaßbare Armut überall – und ich hatte bis vor wenigen Stunden nicht geahnt, auf was ich mich da einlasse. Völlig zerstört (Kleidung, Frisur und Glaube an die Welt) ging ich wieder an Bord. Der Appetit aufs Mittagessen war einem gründlich vergangen. Die Bilder gingen einem nicht aus dem Kopf. So eine tolle Pflanzenwelt, so eine Blütenpracht und dann überall diese bittere Armut und ein offenkundiges Unvermögen, diese zu bekämpfen.
Am Abend war das auch Hauptthema beim Essen und anschließendem Beisammensein. Nach solchen Eindrücken ändern sich durchaus Vorurteile, Meinungen und relativieren sich Jammereien und Finanzkrisen.
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Solche nützlichen Informationen bekamen wir immer für jeden Hafen.
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Rikschas.
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Ein Armeeangehöriger an der schönen Palmenallee.
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Auf der Straße unterwegs.
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Ein typisches Dorf mit Astortouristen.
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Aus Steinen mach Schotter.
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Frauen waschen Geschirr und Wäsche im Fluß. Sie wirken glücklich, oder?
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Ein Mann befüllt einen Einbaum mit Sand vom Grund des Flusses.
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Kinder schippen Sand auf einen LKW.
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Üppige, prachtvolle Natur an allen Ecken und Enden.
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Dieser Lemur lebt außerhalb des Käfigs.
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Unser Reiseführer Er hat neun Brüder und eine Schwester.
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Ein schöner Schnappschuß von einer der zahlreichen Schildkröten des Parks.
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Nicht nur Chamäleons können sich gut tarnen, auch Eidechsen können das prima.
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Wunderbar getarntes Chamäleon.
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Wir überholen eine kleine Herde Buckelrinder. Man achte auf den herrlichen Schatten.
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Der große Marktplatz von Tamatave.
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Die Astor im Hafen von Tamatave.
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Zurück über provisorisch verlegte Gleise.

 Posted by at 10:46 am
Mrz 042009
 

Es ist Sonntag, der 08. Februar. Tatsächlich war die See in der Nacht deutlich rauher als vorgestern. Die Wellen klatschten wütend an das Kabinenfenster (AVI, 9 Megabyte) und wogten sich schaumig und gischtbedeckt in schwindelerregende Höhen. Da der Aufenthalt auf den rutschigen, heftig schwankenden Außendecks zu gefährlich war, wurden diese gesperrt. Dennoch war es warm draußen. 28 Grad meldete das Bordfernsehen. Nur die gemeldete Windstärke 7 konnte keiner recht glauben, es war dann auch tatsächlich Windstärke 10. Wie uns dann Bordlektor Herr Siegel an der Wetterkarte ausführlich erklärte, waren wir im Ausläufer eines kleinen Zyklons unterwegs, der zwei Tage zuvor noch keinem aufgefallen war. Er erklärte uns auch anschaulich die Wind- und Seestärken nach Beaufort. Da diese nach Sicht bestimmt werden, schauten wir gemeinsam nach außen und stellten einmütig Seestärke 9 fest. Dabei ist es nicht einfach, dem hochinteressanten Vortrag des Lektors zu folgen, welcher nicht umsonst auf dem Fußboden Platz genommen hat. Man muß sich mit beiden Händen am Schiff festhalten. Jetzt weiß man auch, warum an allen möglichen und unmöglichen Stellen auf dem Schiff Festhaltegelegenheiten angebracht sind. Und man nahm sich den Kreuzfahrerspruch zu Herzen: „Eine Hand fürs Schiff, eine Hand für sich.“ Bei den Swimmingpools wurde das Wasser abgelassen, denn sie wären sonst von allein leergeschwappt. Ja, das war mal Seegang vom Feinsten. Die alten Kreuzfahrthasen trafen sich 11:00 Uhr zum Skatturnier und spielten mit unbewegter Miene ihre Serie herunter, ohne sich von Brechern, Gischt usw. auch nur im Geringsten beeindrucken zu lassen. Und ich wurde wiederum Zweiter mit nur zwei Punkten Rückstand zum Ersten. Nach dem Mittag besuchten wir den Diavortrag über Madagaskar in der Lounge. Auch hier war dem Wetter Respekt gezollt die Technik war nicht mehr erhöht aufgebaut, da ja die Lounge am Bug ist und dort die Auf- und Abschwankungen respektable Werte erreichten. Es war lustig, sich zu bewegen, denn jeder Schritt brachte einen irgendwohin, nur nicht dorthin, wohin man wollte.
Am Nachmittag beruhigte sich die See etwas und ich folgte der Einladung des Club Columbus. Dort wurde ich vom Status „weiß (<17 Bordnächte)“ in den Status „Bronze (<50 Bordnächte)“ erhoben und bekam von Hoteldirektor, Kreuzfahrtdirektor und Kapitän persönlich die Plakette überreicht und die Hand geschüttelt. Also nur zur Kenntnisnahme: ich bin jetzt wichtig! 😉
Abends gab es eine Minifolter für mich. Mein ganzer sonnenverbrannter Körper brannte wie Feuer, so daß selbst das Pusten auf die Brusthaare schmerzte. Dennoch probierte ich mehrere Polo-Shirts aus der Herrenboutique an, waren diese doch heute im Angebot. Das gekaufte Shirt habe ich mir also mit Schmerzen verdient.
Abends gab es wieder ein Kapitäns-Abendessen. Und wieder übertrafen sich die Köche bei der Zubereitung leckerer Speisen. Ich frage mich nur, wie die das bei dem starken Seegang hinbekommen. Da muß es doch noch schwerer sein, als es sonst schon ist, raffinierteste Speisen zuzubereiten.
Nach dem Abendessen verkroch ich mich in die Kabine, um meinem Körper Gelegenheit zu geben, den Sonnenbrand zu bekämpfen.
Schlaf
Der sonnenverbrannte Autor schläft.

 Posted by at 9:37 am
Mrz 032009
 

Nach so „anstrengenden“ Seetagen bzw. nach solchen Ausflügen wie bisher sollte heute einmal die reine Erholung im Vordergrund stehen. So bestiegen wir morgens halb 9 Uhr einen Bus, der uns quer über die Insel, vorbei an endlosen Zuckerrohrplantagen und einem Ort mit dem witzigen Namen Pampelmuse zum Anleger für die Ile aux Cerfs.
Diese Insel ist eine echte Trauminsel für den Touristen und erfüllt alle Klischees von der Südsee.
Also rasch übergesetzt, eine der für uns reservierten Liegen in Beschlag genommen und ab ins türkisfarbene, kristallklare Wasser.
Für jemanden wie mich, der nur die Nord- und Ostsee kennt, war das eine Sensation. Ich habe doch nicht geahnt, daß es nur einen Meter vom Ufer weg unter Wasser vor Leben nur so wimmelt! Jetzt verstehe ich auch, warum die Leute zum Schnorcheln verreisen.
Nach dem Baden erkundeten wir die kleine Insel. Es war bedeckt, keine Sonne schien und die Temperaturen waren angenehm, dazu wehte ein milder Wind. Ein Ferienparadies. Und wieder stürzte ich mich ins Meer, um mit meiner unterwassertauglichen Kamera Bilder zu machen. Zum Mittag gab es ein edles Büffet mit vielen einheimischen Gerichten. Es gab Kokossuppe, Bataten, Curryhühnchen, auf Holzkohle gebratenen Fisch, frisches Obst und vieles mehr.
Natürlich durfte auch ein zünftiger Cocktail mit weißem und braunem Rum aus heimischer Produktion unter Palmen nicht fehlen. Und wieder ging es zum Baden, einfach herrlich. Leider mußten wir am Nachmittag dieses Ferienparadies verlassen. Kaum auf Mauritius angelangt und im Bus sitzend, fing es in Strömen zu regnen an, das nenne ich Timing.
Der Rückweg führte uns nicht mitten durchs Land, sondern an der Ostküste auf der Autobahn zurück nach Port Louis. Auf Hin- und Rückfahrt wurden wir sehr liebenswert und ausführlich mit den Eigenheiten, religiösen Bräuchen und Marotten der Inselbewohner vertraut gemacht. Da am nächsten Tag (Sonntag) ein hohes hinduistisches Fest stattfinden sollte, sahen wir viele Pilgerer. Und die zahlreichen Tempelchen in den Vorgärten und großen Tempel waren schon herausgeputzt.
Wieder an Bord, dann geduscht und festgestellt, daß ich die afrikanische Sonne völlig unterschätzt hatte. Ich war am ganzen Körper glühendheiß und krebsrot. 100 % selbst Schuld.
19:00 Uhr sollte die Astor ablegen. Die Hafenverwaltung riet uns aber, so schnell es geht abzulegen, da ein Unwetter nahte. Da alle Passagiere an Bord waren, legten wir schon 17:15 Uhr ab und machten uns auf den 476 Seemeilen (882 Kilometer) langen Weg nach Madagaskar.
Meine Mutter bekam ein Gespräch zwischen dem zweiten Offizier und dem Stubenmädchen mit (bereiten Sie sich auf eine stürmische Nacht vor, es wird noch schlimmer als gestern). Na, das waren ja Aussichten!
Am Abend fand ein Vortrag mit Frau Angelika Wohlenberg zum Thema „Die Massai – ein bedrohtes Volk“ statt. Dazu an späterer Stelle mehr.
Erschöpft und sonnenverbrannt ging ich ins Bett. Die Uhren wurden wieder eine Stunde zurückgestellt, also ab jetzt nur noch Deutschland + 3 Stunden.
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Unsere sympathische, einheimische Reisebegleiterin.
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Strand der Insel mit Blick auf Mauritius mit seinen Vulkanhöhen.
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Am Stand der Hirscheninsel, so die wörtliche Übersetzung. Natürlich gab es hier nie Hirsche.
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Der einsame Wanderer am Horizont bin ich.
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Das war der erste Blick unter Wasser.
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Fische ohne Ende.
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Ein schöner, bunter Fisch.
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Angler im Mangrovengebiet.
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Hindutempel im Regen.

 Posted by at 7:47 pm
Mrz 022009
 

Uiuiui, war das eine Nacht. Teilweise mußte man sich festhalten, um nicht aus dem Bett zu fallen. Das Schiff schlingerte manchmal heftig und querlaufende Wellen schlugen an den Schiffskörper, daß man dachte, man wäre gerade über einen Wal gefahren.
Dazu hob und senkte sich das Schiff anständig. Eine Beschreibung für Nichtseefahrer: man stelle sich die Fahrt in einem Expreßlift vor: drei Etagen aufwärts, zwei Etagen freier Fall, blitzschnell zwei Etagen aufwärts, kurze Pause, dann drei Etagen freier Fall. Und das fünfmal die Minute. Und das stundenlang am Stück. Ohne Pause. Hier ein kurzes Video (10 Megabyte) aus der Kabine, die nebenbei bemerkt 6 Meter über der Wasserlinie liegt.
Also an Bord hätte ich das nicht wagen dürfen, aber hier kann ich es ja aussprechen: ich hätte gerne noch mehr davon gehabt, denn mir machte das einen Riesenspaß.
Die alten Kreuzfahrthasen fanden das auch toll. Sie kannten die probaten Mittel gegen Übelkeit, nämlich wenig trinken, moderat essen und Pfefferwodka trinken. Den Seekranken, die sich beim Bordarzt eine Spritze geben ließen, ging es auch schnell wieder gut. Doch bei den Mahlzeiten und Veranstaltungen war doch deutlich mehr Platz. Auch von der Besatzung fehlten einige vertraute Gesichter. Also starker Seegang mag abschreckend sein, ich mochte ihn.
Leider konnte man nicht lange draußen bleiben, denn die überall sprühende Gischt versalzte einem rasch Hemd und Haut. Dennoch war ich lange auf dem Oberdeck und ließ mir Windstärke 8 um die Ohren wehen. Dabei zog es mir beinahe mein Shirt aus, das hatte ich auch noch nie erlebt. Ich zog mir trockene Sachen an, wir besuchten den Vortrag des Fotoexperten und nahmen auch am Skatturnier teil.Und wieder machte ich nur den zweiten Platz, verflixt.
Abends war am schönsten das Baden im Pool. Dank des Seegangs hatten wir ein tolles Wellenbad, mal stand man nur knietief im Wasser, im nächsten Moment schlugen einem die Wellen überm Kopf zusammen. Dann gegen 20:00 Uhr, wir hatten nebenbei bemerkt die Uhr schon wieder eine Stunde vorgestellt, so daß uns Deutschland nunmehr vier Stunden hinterherlief, liefen wir endlich in den Port Louis auf Mauritius ein. Spätestens nun wußte jeder, was die Redensart mit „in einen sicheren Hafen einlaufen“ bedeutet. Das vierzigstündige Nonstopschaukeln verwandelte sich nach dem Anlegen in ein sanftes Wogen.
Der kulturelle Höhepunkt des Abends wurde gesetzt von Herrn Michael David. Dieser Künstler schaffte es, mit seiner Harfe Werke von Händel, Duke Ellington und selbst Dave Brubecks „Take Five“ überzeugend und intensiv darzubieten, einfach toll. Nach diesem schönen Konzert ging es ab ins Bett, denn am morgigen Tag war ein Ganztagesausflug geplant. Und der sollte 8:15 Uhr beginnen, also nach deutscher Zeit 04:15 Uhr.
Seegang
Seegang
Seegang
Seegang

 Posted by at 7:39 pm
Mrz 012009
 

Der dritte Seetag. Wieder ist die Uhr eine Stunde vorgestellt, mittlerweile sind wir Deutschland drei Stunden voraus. Und wieder erwartet uns ein schöner Seetag. Es ist windig, es sind 30 Grad, die See ist rauh. Wir haben mittlerweile die eine oder andere Reisebekanntschaft geschlossen. Man trifft sich auf dem Lido-Deck und redet über Gott und die Welt. Die meisten sind echte Globetrotter und kennen die Welt wie ihre Westentasche, ich kann nur staunen. So müssen wir aufpassen, daß wir Veranstaltungen nicht verpassen. Es wird ja immer viel angeboten, nur so richtig Interesse wird bei mir nicht allzuoft geweckt. Was interessieren mich schon Bildtürme malen, Specksteine bearbeiten, Beziehungsführerscheine, Sonnen-Yoga und ein Tanzkurs? Aber die Diavorträge vom Lektor, die Tips vom Fotografen oder die Ausflugsvorschläge interessieren mich. Und natürlich die Skatturniere. Aber heute ist keins, denn der Bayerische Rundfunk hat sämtliche Räume belegt, grmpfl.
Heute gehe ich das erste Mal in die Lounge zum Kaffee, ich habe ja Zeit ohne Ende. Dann, am späten Nachmittag die schlechte Nachricht: auf Grund schweren Unwetters kann die MS Astor Reunion nicht anlaufen, der Hafen ist gesperrt und die Behörden verweigern allen Schiffen die Einfahrt.
Also heißt es, noch einen weiteren Tag auf dem Wasser zu verbringen und direkt auf Mauritius zu landen.
Sehr, sehr schade, denn ich hatte ein Ticket für einen Ganztagesausflug. Das beinhaltete eine Inselrundfahrt. Das wäre meine erste Vulkaninsel gewesen. Tröstlich ist, daß in unserer durchgestylten Zeit, bei der alles Jahre voraus geplant und sekundengenau abgerechnet ist, eben doch nicht alles so perfekt ist. Diesmal macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Daß schlechtes Wetter wird, erkenne ich wenig später an den überall im Schiff verteilten Spucktüten. Auch daß in der Kabine die Flaschen und der Fernseher auf dem Fußboden stehen, läßt Vermutungen zu. Tatsächlich wird die See etwas schwerer. So Seegang 6 dürfte es schon sein. Glücklicherweise bin ich, genau wie meine Mutter, danke für das Erbgut, jemand, der völlig unempfindlich gegen Seekrankheit ist.
Am späten Abend wird es schwierig, sich auf dem Schiff zu bewegen. Egal, draußen wird wieder der Mond bewundert, der nun schon grell strahlt und oft hinter rasenden Wolken verschwindet, um wenig später wieder sein unwirkliches Licht auf die See zu spiegeln. Traumhaft, ich kann mich kaum losreißen von dem Naturschauspiel.
rauhe See
Reunion ex
Reunionticket

 Posted by at 10:24 pm
Mrz 012009
 

Der zweite Seetag in Folge. Es wurde wärmer, windiger und die See auch schwerer. Aber nichts tat der guten Laune Abbruch. Wir flanierten durchs Schiff, ich hatte endlich einmal Zeit, die bereits mehr als 1.500 entstandenen Fotos auf dem glücklicherweise mitgebrachten Notebook zu sortieren und braverweise schrieben wir auch an Freunde und Verwandte Urlaubskarten. Mittlerweile trudeln diese Stück für Stück ein.
Ferner besuchten wir Vorträge zum Thema Fotografieren (50% der Funktionen meiner Digitalkamera sind überflüssig – nur welche?) und ließen uns vom Lektor zahlreiche tropische Pflanzen wie die Jackfrucht, Rambutan und die Duriansfrucht und deren Früchte erklären. Zur Duriansfrucht blieb mir der Spruch im Gedächtnis:

Tastes like heaven, stinks like hell.

Man beachte den Wikipediaartikel dazu.
Das Vitalprogramm des Bayerischen Rundfunks interessierte mich überhaupt nicht, dazu gab es aber zahlreiche Veranstaltungen.
Gegen 19:00 Uhr ging die Sonne unter und ein wunderschöner, ruhiger Seetag ging dem Ende zu. Pool – Abendessen – Bar – zunehmenden Mond schauen – Nachtruhe.
See
Das Meer. Schon wieder das Meer. Ich kann mich daran nicht sattsehen. Wir sahen übrigens auf hoher See exakt kein einziges anderes Schiff. Das war auf der vielbefahrenen Ostsee anders.
Jo auf Lido
Der Autor auf dem Lido-Deck. Rechts am Tisch sitzen die BR-Chefs.
Sonnenuntergang
Sonnenuntergang hinter Wolken.
Mond
Ja, der Mond nimmt auf der Südhalbkugel andersrum zu als bei uns. Hatte ich vorher nicht gewußt, aber ein bißchen Nachdenken hätte einem schon weitergeholfen. Wie die Sonnenuhren. Die gehen nämlich auf der Südhalbkugel… genau, seitenverkehrt.
Sonnenuntergang verpasst
Das Kamerateam des Bayerischen Rundfunks will den Sonnenuntergang aufnehmen, kam aber – zu spät.

 Posted by at 9:44 pm
Mrz 012009
 

Mein Gott, mehr als 2.500 Kilometer Wasserweg am Stück liegen vor uns, das ist ja schon eine halbe Atlantiküberquerung. Mein bisheriger Rekord steht bei knapp 1.800 Kilometern, das war die Strecke von Nordisland nach Spitzbergen.
Was macht man nun die ganze Zeit auf so einem Schiff? Nun, erst einmal gibt es ja die Mahlzeiten. Wir haben, so oft es ging, immer schön in aller Ruhe ein ausführliches Frühstück genossen. Selten im Restaurant, meistens im Überseeclub. Es gab für mich meist Fruchtquark mit Backpflaumen, vom Eierkoch ein feines Rührei mit Speck, Omelette oder Spiegelei, ein frisches Brötchen mit Käse/Salami und als krönenden Abschluß holte ich mir frisch vom Carver geschnippelte Mangos, Papayas, Ananas und Melonen. Der kostenlose Frühstückssekt, ein Alleinstellungsmerkmal des Schiffs, wurde ignoriert. Zum Trinken gab es immer Tee/Kaffee und tropische Säfte.
Normalerweise frühstücke ich gar nicht oder eben eine halbe Scheibe Toast. Insofern ist meine Essenswahl schon außergewöhnlich. Dank solchen Frühstücks fiel es nicht schwer, das Mittagessen auszulassen, was wir dann auch oft taten. Das nachmittägliche Kuchenbuffet, von allen Mitreisenden hochgelobt, habe ich nicht ein einziges Mal in Anspruch genommen. Abendbrot gab es immer recht spät gegen 20:00 Uhr. Das war insofern nicht schlimm, als wir ja Richtung Osten fuhren und jeden Tag die Uhr eine Stunde vorstellten. Für ewig Hungrige trugen die Kellner nach 23:00 Uhr immer noch diverse Leckereien wie Hühnchenteile, überbackenen Käse, Toast usw. durch die Gemeinschaftsräume.
Trotz aller beschriebenen Verlockungen, habe ich mein vorhandenes (Über-)gewicht gehalten oder gar ein wenig reduziert. Darauf bin ich beinahe stolz.
Doch nun zum heutigen Tag.
Wir wollten uns in der Lounge über die bevorstehenden Inseln und die Ausflugsangebote informieren. Vorher war die Vorstellung der neuen Besatzung, in Durban hatten wir einen neuen Kapitän und Kreuzfahrtleiter u.a. an Bord genommen.
Was dann folgte, war ein Trauerspiel. In Durban waren nämlich auch 100 Leute des BR-Vitalteams zugestiegen. Der Bayerische Rundfunk bietet wohl den Hörern des 1. Programms seit einigen Jahren sogenannte Vitalreisen (PDF des BR) an. Die Idee dazu hatte und die Leitung obliegt Herrn Gaitanides, von allen liebevoll Toto genannt.
Diese stellten sich und ihr Programm nun ebenfalls vor. Diese Vorstellung geriet zur Farce.
Man stelle sich nur vor: viele Mitreisende sind jahrelange Stammgäste. Nun kommen irgendwelche Neulinge an und wollen die Regie des Tagesablaufes an sich reißen. Dazu peinliche Selbstbeweihräucherung, dummes Geschwätz (Bsp. es wird ein neues Radioprogramm auf die Beine gestellt; Zielgruppe: Menschen, die 55 – 110 Jahre alt sind; empfangbar ausschließlich über Livestream via Internet, digitales Kabel oder DAB, das Radio der Zukunft…) und Geduze und die Vorstellung nahm kein Ende, dabei wollten wir doch nur Infos über Reunion und Mauritius erhalten!
Leider war die Hoteldirektorin schon gegangen, sie hätte die Situation unter Kontrolle bringen können. So verließen viele Gäste (wir eingeschlossen), von den „Bayern“ als „übrige Mitreisende“ oder „die anderen Passagiere“ bezeichnet, erzürnt diese Veranstaltung. Ja, das war von allen Seiten äußerst ungeschickt, das hätte man besser regeln können. Doch dazu später etwas mehr.
Viel mehr passierte heute an Bord gar nicht. Draußen schien die Sonne, es waren um die 30 Grad, es wehte ein kräftiger Seewind, das Meer wogte vor sich hin. Wir erholten uns auf den hinteren Decks, knüpften nette Kontakte, führten schöne Gespräche, werteten die letzten Ausflüge aus und ließen es uns gut gehen. Und natürlich wurde auch im Innenpool gebadet. Abends war dann Captain’s Dinner, also gab es noch feineres Essen in festlicher Stimmung. Danach trafen wir uns noch in der Hansebar, wo der Tag mit einem Gin Tonic ausgeläutet wurde. Doch am schönsten war wieder zum Schluß auf dem obersten Deck zu stehen und den mittlerweile fast vollen Mond und die zahllosen, grell funkelnden südlichen Sterne inmitten der hier besonders riesig wirkenden Milchstraße zu bewundern.
Sonnenuntergang

 Posted by at 4:30 pm
Feb 282009
 

In Durban endet für viele Passagiere der Urlaub. Wir verabschieden uns beim Frühstück von mancher Reisebekanntschaft und genießen dann auf dem Sonnendeck den wunderschönen, sonnigen Vormittag. Dann haben wir das erste Mal auf unserer Reise echte Zeit, mal an Land zu gehen und uns um Souvenirs zu kümmern. Nach dem Bestaunen der vielen Stände im Hafengelände entscheide ich mich für ein sehr kitschiges, aber auch sehr afrikanisches Souvenir – ein aus Ebenholz geschnitzes Brett in Afrikaform mit den Trophäen der „Big Five“ versehen.
Die „Big Five“, das sind Büffel, Elefant, Leopard, Löwe und Nashorn, also die fünf begehrtesten Jagdziele auf früheren Safaris. Wobei es in den privaten Wildgebieten auch heute – freilich gegen sehr gutes Geld – problemlos möglich ist zu jagen.
Nicht weniger klischeehaft, aber deutlich feiner (und auch teurer) ist mein zweites Souvenir, ein bemaltes Straußenei, welches auf einem Ebenholzsockel mit geschnitzten Elefanten steht. Darauf gemalt sind der Kontinent, die Big Five und Paare verschiedener schwarzer Völker.
Meine Mutter wurde schwach bei den schönen, wunderbaren Ketten mit Perlen und natürlich dem einheimischen Tigerauge.
Bevor die neuen Passagiere an Bord gehen, fahren wir mit dem Bus in das „Tal der 1000 Hügel“. Wir verlassen das Hafengelände, auf dem in endlosen Reihen ladenneue Militärfahrzeuge ihrer Bestimmung harren, fahren durch das quirlige und völlig überfüllte Zentrum, wo man im Gegensatz zu den vorigen Städten keinen einzigen Weißen mehr entdecken kann, dann klettert der Bus auf 800 Meter Höhe hoch und wir erreichen unser Ausflugsziel, den Phezulu-Park auf dem Bothas Hill.
Doch wer auf Abkühlung hoffte war getrogen. Während es am Meer angenehm sommerlich war, erschlägt uns hier bei über 30 Grad eine vor Feuchtigkeit dampfende Tropenathmosphäre. Hier merke ich das erste Mal richtig, was afrikanische Hitze bedeutet. Die nächsten Wochen wird sich das nicht ändern, sondern nur manifestieren, denn ab jetzt heißt es bis zum Abflug unabänderlich jeden Morgen um 7:00 Uhr: Lufttemperatur: 28 Grad – Wassertemperatur: 29 Grad.
Akklimatisieren gelingt nicht, so warte ich, bis ich wenigstens gleichmäßig durchgeschwitzt bin und dann lassen wir uns von einem jungen, kräftig gebaute Mann durch die umfangreiche und gutbestückte Krokodilsfarm führen und lernen allerlei über diese Urweltechsen. Der Ranger zieht zwei Meter lange Krokodile neckisch am Schwanz und rettet seinen Arm spielerisch um Sekundenbruchteile vorm zuschnappenden Maul des so behandelten Krokodils. Als er uns dann aber zeigt, wie Krokodile Beute machen, benutzt er doch lieber eine sehr lange Stange. Und tatsächlich: die Annäherung erfolgt so unauffällig und das Auftauchen und Zuschnappen geht so blitzschnell, da hat man keine Chance.
Jetzt versteht man die Schilder, die gestern am St-Lucia-See vor dem Stehenbleiben beim Spaziergang am See eindringlich warnten. Wir sehen ein riesiges Nilkrokodil, welches älter als hundert Jahre ist.
Weiter geht es zur Schlangenbesichtigung. Ausgewachsene Pythons (manches Exemplar wiegt über 40 Kilo), Grüne und Schwarze Mambas, Speikobras u. v. m. gilt es im Terrarium zu bewundern. Hier zeigt mir unser Führer Leo sein Bein, in welches er vor Jahren von Schlangen gebissen wurde. Nun weiß ich, was Schlangengift in zu hoher Dosis anrichten kann…
Nach Kaffee und Kuchen schauen wir uns noch ein nachgebautes Zulu-Dorf an. Dann nehmen wir in einem Amphitheater Platz und eine Gruppe Zulu gibt uns Einblick in ihre Kultur. Wir erfahren, wie um die Braut geworben wird, die Wahrsagerin befragt und die Hochzeit bestellt wird. Zum Schluß singt die Gruppe noch ein wunderschönes Lied. Dann ist noch ein Fototermin, Trinkgeld wird auch nicht verschmäht. Minuten später sehe ich einen jungen Mann, der eben noch halbnackt und bemalt Urschreie ausstieß, in Jeans und T-Shirt in seinen Golf steigen und nach Hause fahren. Hmm, doch irgendwie kommerzialisiert, aber egal, für Leute wie mich, die das erste Mal und auch nur kurz Afrika erkunden, sicher mehr als ausreichend.
Wir sind froh, als wir uns im klimatisierten Bus bei einem kühlen Wasser von der unsäglichen Schwüle erholen können. Mein Sitznachbar erzählt, daß er fünf Jahre dienstlich in Malaysia weilte und dort das Wetter immer so sei, wenn nicht noch heißer. Der mitgebrachte Schäferhund eines Kollegen hätte das Klima gar nicht vertragen und sei nach zwei Wochen eingegangen. Aber beim Menschen stelle sich nach einem Monat der Körper darauf ein und das Blut werde dünner und dann könne man sogar joggen.
Ich starre ihn ungläubig an. Da berichtet er weiter, daß seine Firma von allen Mitarbeiten verlangte, einmal in der Woche einen Ausdauerlauf zu machen. Und so schleppten sich dutzende ermattete Gestalten durch den Dschungel. Aber gegen Ende der Tortur hätte sie immer der Brauereilaster überholt. Das motivierte die Lebensgeister immer immens, denn am Streckenende gab es dann das wohlverdiente kühle Bier.
Ich bin jedenfalls heilfroh, im Bus zu sitzen. Wir fahren auf einer anderen Route nach Durban zurück. Auch hier das gleiche Bild wie auf allen anderen Autobahnen in Südafrika. Schwarze laufen am Straßenrand entlang, überfüllte Buschtaxis und Pick-Ups mit dicken Chromleisten, auf deren Ladeflächen die Menschen sitzen, liegen und stehen.
Unsere Reiseführerin ist sehr kompetent und weiß interessant zu erzählen. Jetzt erklärt sich auch die ungeheure Menschenansammlung vom Mittag. Ich erzählte ja schon, daß ich in Port Elizabeth viele Leute an einer Bank anstehen sah. Dort, das erfuhren wir nun auf Nachfrage, wurde das südafrikanische Äquivalent unserer Sozialhilfe ausgezahlt. Und da in Südafrika die Geschäfte zeitig schließen (meist 16:30 Uhr) an den Wochenenden geschlossen sind, war nun eben heute, am Montag, die erste Gelegenheit für die Ärmsten der Armen, dieses Geld auszugeben. Mit Bitterkeit erzählt unsere Begleiterin, daß die Armen am liebsten das Geld in Fastfoodketten schleppen anstatt die überall erhältlichen günstigen Lebensmittel zu kaufen und selbst zu kochen (wer Parallelen zu D findet…).
Tatsächlich reiht sich ein „Kentucky Fried Chicken“ an den anderen und alle sind wohl besucht. Die Stadt ist voll, es ist Stau. Am Bahnhof ist ein riesiger freier Markt. Dort gäbe es alles, wird uns erzählt. Und mit Alles ist offensichtlich ALLES gemeint, das sieht man selbst von weitem.
Die verschiedenen Religionen koexistieren auf seltsame Art und Weise. Eine riesige Moschee steht gegenüber des katholischen Friedhofs, dazwischen sieht man hauptsächlich Inder.
Die Stadt ist an vielen Stellen dreckig, niemand räumt den Müll weg. Alle hasten irgendwo hin. Alles wirkt verkommener, verlotterter als im Süden. Und in der Dunkelheit sei es hier auch mittlerweile sehr gefährlich, daher die frühen Schließzeiten von Behörden, Geschäften und Banken.
Trotz des Staus erreichen wir noch einigermaßen pünktlich unser Schiff.
Dann verabschiedet sich Südafrika leicht unschön von uns. Wir benötigen vom Zoll den Ausreisestempel im Paß. So wurde uns dieser am Vortag ausgehändigt und wir müssen durch ein endloses Zollgebäude laufen, wo exakt am fernsten Punkt, den man sich vorstellen kann, ein paar mürrische Beamte hocken und unsere Pässe langsam stempeln. Was das sollte? Keine Ahnung, man hätte das aber auch bedeutend einfacher haben können. Egal, nun heißt es zurück aufs Schiff. Die „Neuen“ haben gerade die Seerettungsübung hinter sich und laufen leicht orientierungslos über die Gänge.
Das Schiff soll eigentlich 18:00 Uhr auslaufen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzögern sich aber irgendwelche Formalitäten und erst gegen 23:00 Uhr taucht der Hafenmeister auf und wir können endlich ablegen.
So sitzen wir erst auf dem Oberdeck und beobachten in der Ferne ein unheimliches Wetterleuchten, aus dem quasi pausenlos Blitze zucken. Dazu frischt der Wind auf. Obwohl es sehr heiß und feucht ist, schafft es die steife Brise, uns abzukühlen.
Zum Abendbrot bekam unser Tisch Verstärkung durch ein nettes Ehepaar vom Niederrhein. Diese fuhren auch schon länger mit und wollten an einen netten Tisch. Nun, das hatten sie wohl erreicht, denn wir verstanden uns ja alle bisher blendend. Obersteward Edgar hatte da wieder ein gutes Gespür.
Abends gab es in der Hanse-Bar bei Daniela noch einen Absacker. Unser nächstes Ziel sollte Galets auf Reunion sein. Dazwischen lagen aber noch 1427 Seemeilen (2643 Kilometer) Wasser des Indischen Ozeans, 29 Grad warm.
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So sieht mein Afrikasouvenir aus.
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Und das ist das bemalte Straußenei.
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Das Gepäck der Abreisenden ist vor dem Schiff aufgereiht.
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Blick vom Hafen auf Durban.
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Das Rathaus? von Durban. Jedenfalls ein schönes Gebäude
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Blick ins Land der 1000 Täler.
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Das Krokodil hier ist noch ganz klein.
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Unser Guide erklärt uns Krokodile an praktischen Beispielen.
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Das ist eine Mamba. Ich glaube, in diesem Falle ist es eine Grüne Mamba.
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Der Autor dieses Berichts schwitzend im Krokopark.
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Das Land der 1000 Täler „Elfriede, dat sieht ja aus wie bei uns im Sauerland“, hörte ich jmd. rufen.
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Verflixt, ich wollte doch keine Vögel mehr fotografieren, aber irgendwie ist das noch drin.
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Zulu führen uns ihre Tänze und Rituale vor. Die vollschlanken Damen im Hintergrund sind die Zauberin und ihre Gehilfin (in rot).
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Eine „originale“ Hütte.
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Das ist das Auto, mit dem der junge Zulu nach getaner Touribespaßung entschwinden wird.
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Eines der allgegenwärtigen, überfüllten Taxis.
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Der christliche Friedhof mitten im Stadtzentrum.
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In Durban kennt man Obama und es ist dreckig.
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Szene aus dem staugeplagten Zentrum, Nähe Busbahnhof.
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Gruß aus der Heimat. Die „Hamburg“ hat ebenfalls im Hafen festgemacht.
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Das habe ich vorher noch nie gesehen – mobile Telefonzellen.
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Heftige Gewitter im Norden Durbans.

 Posted by at 11:31 am